Projekt: Piraten-Film

Max Keiser versucht mit seinem Erfindungsreichtum der Art und Weise, wie Filme finanziert werden, eine neue Richtung zu geben. Licht an für eine Kurzvorstellung…

Von Lars Schall

Seit geraumer Zeit verfolge ich mit recht regem Interesse die Entwicklung eines neuen Projekts von Max Keiser (http://www.maxkeiser.com/), dem Erfinder der sogenannten “Virtual Specialist“-Technologie, der ersten und einzigen patentierten Technologie für “Continuous Double Auction“ (CDA), und ehemaligen CEO und Co-Gründer von HSX Holdings/Hollywood Stock Exchange. Dieses Crowdfund-Projekti, für das ein Patent beantragt wurde:

http://www.freshpatents.com/-dt20100204ptan20100030683.php,

nennt sich “Pirate my Film“ (http://piratemyfilm.com/), und es könnte die Art, wie jedenfalls kleinere Filme finanziert werden, äußerst positiv verändern.

Für die nachfolgenden Zeilen setzte ich mich mit Max Keiser in der ägyptischen Hauptstadt Kairo in Verbindung, wo er dieser Tage weilte, um vor Ort von der dortigen Volkserhebung zu berichten. Die erste Frage, die ich stellte, lautete:  „Was ist die grundlegend neuartige Idee hinter ‚Pirate my Film‘?“

„Es ist eine Crowdfunding-Börse, die ich im Jahr 2000 zu entwerfen begann. 2004 beantragte ich das Patent. Die Idee ist, durch Crowdfunding bestimmte Medienprojekte zu finanzieren – in einer Weise, die eine Börse nachahmt -, aber auch, um eine Einnahmequelle für die Menschen bereitzustellen, die Aktienbeteiligungen in den Eigentumsgegenständen erwerben. Das sind keine SEC-Wertpapiere oder ,Aktien‘, sondern eine neue Klasse von Wertpapieren, die ich erfunden habe – sie ermöglichen eine gesteigerte Form der Interaktivität, als das sonst grundsätzlich beim kommerziellen Handel gegeben ist.“

Es dürfte auf der Hand liegen und keine weiteren Erklärungen brauchen, dass das Filmmedium von der Kostenseite her betrachtet die intensivste Kunst- bzw. Medienform ist, und die Beispiele für Filmprojekte, die letzten Endes an der Finanzierungsfrage scheiterten, sind Legion. Die Kostenbedeutung zu minimieren könnte demnach heißen, den Zugang zum Film zu „demokratisieren“, und dadurch: die Ergebnisse jeweils eigenständiger und kreativer zu gestalten.

Insofern wollte ich von Keiser als nächstes in Erfahrung gebracht bekommen: „Als jemand, der wie Sie mit der Filmindustrie bestens vertraut ist, denken Sie, dass Ihre Erfindung die Art, wie zumindest kleinere Filme finanziert und produziert werden, revolutionieren könnte? Und ist das tatsächlich Ihr Anspruch mit PMF?“

Hierzu gab mir Max Keiser eine sehr ausführliche Antwort: „Revolutionen sind in diesem Jahr das große Thema. Ich bin ein wenig vertraut mit Revolutionen, weil HSX sowohl:

– die Prognosemärkte

als auch:

– die virtuellen Währungen

revolutionierte. Beide werden in meinem Patent für die ,Virtual Specialist‘-Technologie erwähnt – das sind wesentlich revolutionärere Ideen gewesen. Und der Grund, warum ich mich so entschieden zu Fragen der normalen Wirtschaft äußern kann, ist der, weil ich viele der virtuellen wirtschaftlichen Technologien, die an ihre Stelle getreten sind, erfunden habe.

Die Zielgruppe für dieses Projekt sind mehr die Technologie-Leute und Menschen, die sich an sozialen Netzwerken beteiligen. Hollywood – das die konservativste Stadt der Welt darstellt – hasst jede Herausforderung für ihr Monopol-Modell. Ich weiß das sehr gut einzuschätzen, insofern ich erlebte, wie Insider meine Firma HSX völlig an die Wand fuhren. Und das sahen wir sich wiederholen, als Cantor Fitzgerald über HSX versuchte, eine Box-Office-Terminbörse zu starten – Hollywood veranlasste sogleich den US-Kongress dazu, ein Gesetz zu verabschieden, das Box-Office-Terminkontrakte verbot. Dies hier ist eine Angelegenheit, die das Spiel verändern wird, und deswegen wird die Branche ihr Widerstand leisten.“

Für eine unabhängige Einschätzung kontaktierte ich Chris Smith, den Regisseur und Produzenten von gefeierten Filmen wie “American Movie“ (1999), “The Yes Men“ (2003) und “Collapse“ (2009). Smith besaß leider kaum Zeit, um sich mit “Pirate my Film“ allzu gründlich vertraut zu machen, da er eine längere Reise vorbereiten muss; sagte aber: „Es scheint, als ob das für Leute, die auf diesem Budget-Level arbeiten, sehr wohl Sinn ergeben könnte.“

In der Tat geht es bei “Pirate my Film“ um eher bescheidene Budgets, die mit Hollywood-Verhältnissen nichts zu tun haben. Daher musste die nächste Frage an Max Keiser lauten: „Wo ist die tatsächliche Herausforderung für Hollywood, von der Sie gesprochen haben? Dies sind doch sehr kleine Budgets, um die es hier geht.“

Max Keiser: „Das System kann jede Art von Budgetgröße finanzieren. Die derzeitigen Budgetgrößen spiegeln die Größe der Benutzergemeinde wieder. Bei meiner früheren Unternehmung HSX.com haben wir es auf 2 Millionen Nutzer gebracht. 2 Millionen Nutzer auf PMF könnten leicht einen Film finanzieren, der 20 Millionen Dollar kostet.“

Um einmal zu schauen, wie das alles vonstatten geht, meldete ich bei PMF ein eigenes Filmprojekt an, an dessen Entwicklung ich in der Tat arbeite. Dieses Projekt ist einzusehen unter:

http://piratemyfilm.com/projects/237.

Freilich, mit den dort angegebenen $ 5000 wird sich gewiss keine große Kinoproduktion in die Wege leiten lassen; aber das eine oder andere Detail von dem, was ich vorhabe, könnte gleichwohl dadurch beglichen werden.

Wenn sich genug „Aktionäre“ für dieses oder ein anderes Projekt finden lassen, so erreicht es denn eine 100 %-ige Finanzierungsstufe, erhält vom Administrator grünes Licht, und sodann können die Produzenten die bereitgestellten Gelder der Nutzer einsammeln, um an die Tat zu schreiten.

Abschließend hatte ich noch drei weitere Fragen an Max Keiser, und zwar:

„Wenn die Budgets höher und relevanter werden würden, könnten Sie mit regulatorischen Schwierigkeiten konfrontiert werden (wegen des Wertpapiergesetzes zum Beispiel), denn dies ist ja eine Börse für Aktien?“

Max Keiser. „Wir verwenden die Worte Börse und Aktien metaphorisch – noch einmal: das sind keine SEC-Wertpapiere.“

„Was macht Sie so optimistisch, dass Ihre Erfindung in der Realität funktionieren wird?“

Max Keiser: „Beim Crowdfunding handelt es sich um eine mittlerweile bereits etablierte Industrie – Kickstarter.com (das eine Website ist, die an den Start ging, nachdem mein ursprünglicher Prototyp ans Netz ging) hat beispielsweise eine Marktbewertung von mehreren Millionen Dollar.“

„Und wann bekommen wir die erste Produktion als Resultat von ‚Pirate my Film‘ zu sehen?“

Max Keiser: „Der Film, den Stacy Herbert produziert hat, ‚Hot Spots Dublin‘, sollte in wenigen Wochen zur Verfügung stehen.“

Warten wir also noch ein wenig ab, bald ist es soweit.

Quelle:

iVgl. hierzu beispielsweise „Projektfinanzierung durch Spenden – Das Crowdfunding-Konzept“, veröffentlicht am 23. Februar 2011 unter: http://www.bsozd.com/?p=482839

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