Was hat die Backwardation-Bewegung beim Silber zu bedeuten?

Da der Silberpreis weiterhin ein Hoch nach dem anderen erklimmt, während der Markt ohnehin in Backwardation begriffen ist, ergibt sich ein positiver Horizont für langfristige Investoren.

Von Lars Schall

Fangen wir recht von vorne an, um die Begriffe zu klären: Terminmarktkontrakte, wo sie nicht der Spekulation als Wettvehikel dienen, sind dazu da, um sich gegen Preisschwankungen in der Zukunft absichern zu können. Die Preisentwicklung von Terminkontrakten ergibt sich aus den “carry of cost“, womit Kosten für die Lagerung, anfallende Zinsen und Versicherungen gemeint sind. Gehen diese Kosten hoch, steigen die Preise für die in der Zukunft liegenden Termingeschäfte.

In den häufigsten Fällen liegt am Terminmarkt ein Contango („Carry Market“) vor, das heißt: der Kassapreis für die Ware befindet sich unter dem Kurs des Terminkontraktes, der vom Datum der Fälligkeit her am nächsten liegt. Man könnte auch sagen, dass das kurze Ende niedriger als das lange Ende des Marktes bewertet wird. Das ist die Normalsituation, in der das Halten von Positionen mit Kosten verbunden ist. Es kann jedoch auch der Fall eintreten, dass es zum Gegenteil eines Contango kommt, zur Backwardation („Inverted Carry Market“). Dann geht der Kassapreis über den Terminpreis, weil im kurzfristigen Bereich ein  Nachfrageüberhang auftritt, was sofort zu steigenden Preisen bis zur Fälligkeit des Kontraktes führt. Das kann beispielsweise bei einer besonders starken Nachfrage mit gleichzeitiger Angebotsknappheit geschehen. Hier erbringt das Halten der Position Gewinne.

In seinem Buch “Futures, Options and Other Derivatives“, definierte John Hull die Backwardation so, dass sie eine negative kurzfristige Risikoprämie (“Convenience Yield“) für diesen Fall beinhaltet:

“The convenience yield reflects the market’s expectations concerning the future availability of the commodity. The greater the possibility that shortages will occur during the life of the futures contract, the higher the convenience yield.”

Und beim Thema Angebotsengpass sind wir beim Silbermarkt angelangt. Hier liegt derzeit eine Backwardation-Bewegung vor, die mit der Knappheit des Angebots zusammenhängt. Ein aktueller Indikator hierfür ist, worauf Nomi Prins in einem Interview für LarsSchall.com hinwies:

„Zum Beispiel habe ich mir bei dem reduzierten Silberangebot heute die Kataloge auf der Website der US-Münzprägeanstalt angesehen (die US-Mint schafft neue Münzen, von denen manche in Umlauf kommen, und einige andere sind Sammler-Münzen, die nicht in Umlauf kommen, wie die unzirkulierenden American Eagle Silbermünzen). Und sie haben effektiv die Produktion dieser Münzen eingestellt, tatsächlich sagt die US-Mint auf ihrer offiziellen Webseite, dass sie die Produktion der unzirkulierenden American Eagle Silbermünzen nicht wieder aufnehmen werden, bis sie genug Silber haben, um all die verschiedenen Arten von ihnen herstellen zu können, die in der Vergangenheit zum Standard gehörten.

Der US-Mint ist also im Grunde ausreichend Silber ausgegangen, um die Nachfrage der physischen Silber-Investoren und -Spekulanten erfüllen zu können.“i

Auch ist bekannt, dass Sprott Asset Management (http://www.sprott.com/Splash.aspx) zuletzt erhebliche Schwierigkeiten besaß, als es darum ging, physisches Silber für seinen Silber-Trust aufzutreiben. „Es dauerte zehn Wochen, um 15 Millionen Silberunzen zu bekommen“, sagte Eric Sprott in diesem Interview:

Von Ronald Stöferle, dem leitenden Edelmetallanalysten der Erste Group Bank in Wien, wollten wir erfahren, ob er – wie es Eric Sprott in dem obigen Video erklärte – die Backwardation-Bewegung am Silbermarkt positiv einschätzt. Er ließ uns wissen:

„Dies bedeutet, dass Futures mit kurzer Laufzeit teurer sind, als solche mit längerer Laufzeit. Das Halten von Positionen generiert also Gewinne statt Kosten, die Terminstrukturkurve ist naturgemäß der Freund des Long-Investors. Normalerweise handeln Gold und Silber in Contango aufgrund der Kosten für Versicherungen und Lagerungen.

Backwardation tritt hauptsächlich in engen Märkten auf, während Contango ein Barometer für ein Überangebot am Markt ist. Laut Gesprächen mit zahlreichen Marktteilnehmern dürfte der physische Silbermarkt (bei größeren Mengen) aktuell extrem angespannt sein. Das letzte Mal als beispielsweise Gold in Backwardation handelte, lag der Preis bei USD 800 und stieg innerhalb kurzer Zeit auf USD 1000. Insofern ist die Backwardation bei Silber ganz klar positiv zu interpretieren!“

Max Keiser (http://www.maxkeiser.com/), der Initiator der „Crash JP Morgan, kauf Silber“-Kampagne, die darauf angelegt ist, physisches Silber dauerhaft vom Markt zu nehmen, um den Leerverkäufern das Leben möglichst schwer zu machen, antwortete aus Kairo, Ägypten:

“The Silver Liberation Army (SLA) forced the Silver market into backwardation to support the collapse of JPM and enrichment of Silver Vigilantes and Silver Revolutionaries around the world. We will continue to take physical delivery of Silver to keep this market in backwardation indefinitely until JPM stock collapses and Blythe Masters, Jamie Dimon and the rest of the financial terrorists are bleeding margin calls from every orifice.“

Interessant ist auch, was der sehr geschätzte Antal Fekete, Professor für Mathematik, kürzlich bei einer Rede anlässlich des Cambridge House Silver Summits zur Silber-Backwardation sagte. Professor Fekete, der 2008 mit dieser Schrift zur Gold-Backwardation für Aufsehen sorgte:

http://www.professorfekete.com/articles%5CFORWARDTHINKING.pdf,

wird indirekt wie folgt zitiert:

“If you take a look at the basis chart for silver (or gold, for that matter), then you will see a clear downtrend from top contango (a.k.a. full carrying charge) starting in the 1960’s to the present, when it threatens to dip below zero (a.k.a. backwardation). The big question is this: will it be PERMANENT backwardation? If the answer is ‚yes‘, then the outlook for the present international monetary system is very bleak indeed. It will collapse as the monetary metals silver and gold will elbow out the usurper: fiat paper money. As fiat paper fights back, this will be a very messy process, and a lot of people will lose their wealth, some their shirts as well. (…) He thinks that it is foolish to talk about $200 silver, because before that happens, there will be permanent backwardation of silver, meaning that silver is no longer for sale at any price quoted in paper money. You will have to cough up gold or some other ‚hard‘ asset if you want to have silver. That will be the end of paper money as we know it. SILVER IS SILVER, AND PAPER IS PAPER. (At this point, the audience broke out in spontaneous applause). He went on to state that silver will just be money and you will put it down maybe for gold but not fiat. That is how high silver will go in a real backwardation situation. (Again, the audience broke out in applause).“ii

Es könnte sich hier demnach viel mehr abzeichnen, als nur ein bloßer deutlicher Preisanstieg.

Quellen:

i Lars Schall: „Wir sind in keiner Erholung“, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 5. März 2011 unter: http://www.larsschall.com/2011/03/05/%E2%80%9Ewir-sind-in-keiner-erholung/

ii Siehe Kirsty Hogg: “Antal E. Fekete at Cambridge House Phoenix Silver Summit 2011“, veröffentlicht auf 24hgold am 24. Februar 2011 unter:

http://www.24hgold.com/english/news-gold-silver-antal-e-fekete-at-cambridge-house-phoenix-silver-summit-2011.aspx?article=3361071956G10020&redirect=false&contributor=Kirsty+Hogg

 

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