Intervention in Libyen: Neocons 1, zivilisierte Welt 0

Der kanadische Investmentmanager Marshall Auerback geht davon aus, dass es beim Krieg in Libyen darum geht, dass “Exxon und Chevron nicht vor Total kapitulieren müssen.“ Doch während man in Libyen mit der Sicherung von Öl im Sinn in den Krieg zieht, wird das soziale Sicherheitsnetz in den USA wahrscheinlich noch mehr gekürzt werden.


Von Marshall Auerback, Übersetzung Lars Schall

Es ist keine Frage, dass die steigenden Ölpreise ein mögliches kurzfristiges Problem für eine globale Wirtschaft sind, die immer noch durch eine hohe Verschuldung des privaten Sektors gekennzeichnet ist. In der Tat hat der Anstieg wahrscheinlich weitgehend die Vorteile der Steuersenkungen, die von Präsident Obama in der „lahmen Enten“-Phase des Kongresses im letzten Jahr eingeführt wurden, eliminiert. Das ist ein Problem. Manche argumentieren, dass Kriege dazu neigen, stimulierende Wirkung zu haben, wenn sie groß und zerstörerisch genug sind, aber dies ist kein Grund, in einen Krieg einzutreten. Tatsächlich kann ich mir keine weniger moralische Rechtfertigung für die Bombardierung einer souveränen Nation, die uns nicht angegriffen hat, vorstellen, nur damit Exxon und Chevron nicht vor Total kapitulieren müssen. Aber diese Idee kann in der Tat Teil dessen sein, was die Politik bei Krieg # 3 antreibt. Und nun zieht die Arabische Liga ihre frühere Unterstützung zurück, womöglich spürend, was die wahren Ziele des Westens sein könnten.

Die Moral von der Geschichte? Nie beim Teppich-Verkauf mit echten Teppich-Verkäufern konkurrieren. Wie Pepe Escobar gestern hinwies:

„Libyen ist die größte Öl-Wirtschaft in Afrika, vor Nigeria und Algerien. Es hält mindestens 46,5 Milliarden Barrel nachgewiesener Ölreserven (10 mal so viel wie die von Ägypten). Das sind 3,5% der globalen Gesamtmenge. Libyen erzeugt zwischen 1,4 und 1,7 Millionen Barrel Öl pro Tag, aber will 3 Millionen Barrel erreichen. Sein Öl ist sehr geschätzt, vor allem mit seinen ultra-niedrigen Produktionskosten von rund 1,00 $ pro Barrel.

Als Gaddafi westlichen Ölkonzernen drohte, meinte er, dass die Show schon bald für die französische Total, die italienische ENI, British Petroleum (BP), Spanisch Repsol, ExxonMobil, Chevron, Occidental Petroleum, Hess und Conoco Phillips vorbei sein würde – wenn auch nicht für die China National Petroleum Corp (CNPC). China schätzt Libyen als wesentlich zur Sicherung seiner Energieversorgung ein. China bekommt 11% der libyschen Öl-Exporte. CNPC hat still und leise nicht weniger als 30.000 chinesische Arbeiter (im Vergleich zu 40 Arbeitern von BP) repatriiert.“

Also macht es Sinn, die Intervention in Libyen durch das Prisma der „Great Game“-Politik des Öls zu betrachten. In jedem Fall bekommt das Pentagon weiterhin Gelegenheit, seine Rolle als neuer globaler Energiesicherheitschutz-Zar neu zu definieren. Damit wird die weitere Verschwendung in Milliardenhöhe im Interessen des Versailles am Potomac gerechtfertigt, da wir nicht die libyschen Ölfelder an Total abtreten. Folglich sind Kürzungen bei der Verteidigung nun wahrscheinlich vom Tisch. Neocons 1, zivilisierte Welt 0.

Natürlich werden die Defizit-Falken weiter darauf drängen, dass wir es uns nicht „leisten“ können, derartige Ausgaben zu unterhalten. Also wird der nächste Schritt sein, beim Gesundheitswesen und der Sozialversicherung einzusparen. Wenn das geschieht, wird es zusammen mit dem schlecht konzipierten Schwerpunkt auf Sparmaßnahmen in der Eurozone zu einer eine weit größeren Bedrohung für die Weltwirtschaft.

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