Angesichts der Tatsache, dass der Ölpreis in diesen Tagen auf starkes Interesse stößt, ist es passend ein ausführliches Gespräch mit einem der prominentesten Beobachter des Geschäfts des „schwarzen Goldes“ zu haben: F. William Engdahl. In dem folgenden Exklusiv-Interview diskutiert er seine Ansichten über den aktuellen Ölpreis, der Geschichte des Öl-Interessen im 20. Jahrhundert, die wahren Ziele des „War on Terror“, und last but not least Peak Oil.
Von Lars Schall
F. William Engdahl, geboren am 9. August 1944 in Minneapolis, USA, ist ein amerikanisch-deutscher Journalist, Historiker und wirtschaftlicher Forscher. Er wuchs in Texas auf und arbeitete nach einem Studium an der Princeton University und an der Universität von Stockholm als Ökonom und freier Journalist in New York und in Europa. Sein Hauptgebiet der Forschung ist die Geopolitik des Öls. Neben der Erörterung von Öl-und Energiefragen widmet er sich Fragen der Landwirtschaft, GATT, WTO, IWF, Politik und Wirtschaft seit als 30 Jahren, beginnend mit der ersten Öl- und Welt-Kornkrise in den frühen 1970er Jahren.
Er ist Autor des Bestsellers über Öl und Geopolitik, „Century of War: Anglo-American Oil Politics and die New World Order“, veröffentlicht 1992 (auf Deutsch im Kopp-Verlag erschienen.)
Darüber hinaus hat Herr Engdahl folgende Bücher verfasst (ebenfalls auf Deutsch im Kopp-Verlag erhältlich):
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– “Seeds of Destruction. The Hidden Agenda of GMO”, Centre for Research on Globalization Publishing 2007;
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– “Full Spectrum Dominance: Totalitarian Democracy in the New World Order“, Boxboro, MA: Third Millennium Press, 2009;
- – “Gods of Money: Wall Street and the Death of the American Century”, edition.engdahl, 2010.
Er ist redaktioneller und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Michel Chossudovskys “Centre for Research on Globalization“ (www.globalresearch.ca) und hat an zahlreichen internationalen Konferenzen zu geopolitischen, wirtschaftlichen und energiepolitischen Themen gesprochen.
F. William Engdahl lebt bei Frankfurt am Main und kann über seine Website http://www.engdahl.oilgeopolitics.net erreicht werden. Das nachfolgende Gespräch ist die Fortsetzung eines Exklusiv-Interviews in zwei Teilen für Goldseiten.de und LarsSchall.com. Der erste Teil kann hier gefunden werden:
Herr Engdahl, würden Sie sagen, dass das gesamte 20. Jahrhundert, einschließlich der beiden Weltkriege, ohne die Öl-Interessen hinter den Kulissen nicht sauber verstanden werden kann?
FWE: Sicherlich kann ein starkes Argument dafür gemacht werden. Es war nicht das einzige Interesse, aber wie Henry Kissinger in der Mitte der 1970er Jahre gesagt haben soll, als er ohne Zweifel der mächtigste Mann in Washington war: „Wenn man das Öl kontrolliert, kontrolliert man ganze Nationen“ Sogar wenn man bis zum Ersten Weltkrieg zurück geht kann man den Fall belegen, dass die Kontrolle über das Öl im Wesentlichen durch die Angloamerikaner, die britischen und amerikanischen Ölgesellschaften, eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Wie ich ausführlich in meinem neuen Buch, das ich beende, „Oil: The Secret War“, beschreibe, sah in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs eine massive deutsche Westoffensive im März 1918, die von Ludendorff entworfene “Operation Michael“, die britische und französische Kräfte spalten und einen Sieg vor der Ankunft der amerikanischen Truppen in Europa sichern sollte, sehr bedrohlich aus. Der Zusammenbruch der Kerenski-Regierung in Russland und die Unterzeichnung des Vertrages von Brest-Litowsk am 3. März des Jahres 1918 durch die Bolschewiki, brachte Russland aus dem Krieg und ermöglichte Deutschland eine große Zahl von Truppen für die letzte Kampagne in den Westen umzulagern. Die US-Truppen waren noch nicht in Frankreich gelandet, und die deutschen Chancen auf einen militärische Durchbruch waren signifikant.
Im Dezember 1916 hatte die deutsche Armee Rumänien eingenommen, nachdem sich dieses Land mit England gegen Deutschland zusammentat. Im November 1916, Tage vor dem deutschen Angriff, waren britische Militär-Kommandos, die vom britischen Sabotage-Experten Colonel John Norton-Griffiths zusammen mit rumänischen Freiwilligen angeführt wurden, in geheime Mission geschickt worden, um die Ölvorräte und Ölquellen in Ploesti durch Sabotage zu zerstören. Die Sabotage war erfolgreich und erwies sich als ein verheerender Schlag für die Deutschen, die die Kontrolle über das rumänische Öl zu einem strategischen Schwerpunkt ihrer Invasion gemacht hatten. Rumänien war damals Europas führender Produzent von Öl. Trotz intensiver Arbeit war die deutsche Armee nicht in der Lage, die rumänische Öl-Produktion auf ein nötiges Niveau zu bringen, um die Frühjahrsoffensive im Westen 1918 aufrecht zu halten. Das rumänische Öl war wesentlich für die deutsche motorisierte Offensive an der Somme.
Ludendorffs massive Offensive im Westen gegen Frankreich und die alliierten Kräfte kam nach erstaunlichen Fortschritten zum Stillstand. Deutsche Lastwagen, die Verstärkungen für die Schlacht trugen, konnten sich aus Mangel an Brennstoff nicht bewegen. Es war die erste große Schlacht, in der motorisierte Artillerie und Panzer im großen Stil eingesetzt wurden. Die letzte deutsche Offensive kam weitestgehend aus Mangel an Treibstoff für ihre wesentlichen Panzer und Fahrzeuge zum Stillstand. Es war eine neue Art der Kriegführung und Erdöl spielte eine wichtige neue Rolle.
Für ihre Seite waren die französischen und britischen Streitkräfte im vollen Umfang mit dem amerikanischen Öl aus Rockefellers Standard Oil-Tanks beliefert.
Etwas Ähnliches passierte im Zweiten Weltkrieg. Abgesehen von allen Aspekten der Ideologie und der grausamen Politik des Dritten Reiches, sondern nur streng aus militärischer Sicht gesehen, von militärischer Streitkraft, hatte Deutschland nie eine Chance militärisch den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen, weil der deutsche Generalstab erstaunlicher Weise die Lehren aus dem Ersten Weltkrieg ignorierte. Es achtete nicht darauf, ihre strategischen Ölreserven für den Krieg zu einem Zeitpunkt militärisch zu sichern, da Luftwaffe, Panzerwaffe und Seemacht alle von Erdöl angetrieben wurden. Erst sehr spät im Spiel, als Hitler befohlen hatte, Operation Barbarossa Anfang 1941 anfangen zu lassen, hat der Generalstab halbwegs ernsthaft zu versuchen begonnen, Rommel in Nordafrika zu unterstützen. Die Idee war, den Suezkanal zu erfassen und die britische Versorgungslinie der britischen Marine im Persischen Golf zu beseitigen, die durch den Suezkanal ging, und damit die britische Marine zu bedrohen. Aber das meiste Öl, ich glaube fast die Hälfte des Öls, dass die deutsche Wehrmacht während des Krieges heranzog, abgesehen von den synthetischen Ölen, die im Inland produziert wurden, kam aus Rumänien. Und die Unternehmen, die das rumänische Öl besaßen, waren Unternehmen mit Namen wie Standard Oil of New Jersey, Royal Dutch Shell und so weiter.
Ich meine, wenn man nur über reine militärische Strategie redet, kämpft man keinen Krieg, wenn die eigene Feuerkraft von Kraftstoff abhängt, der vom Gegner kontrolliert wird. Ich glaube nicht, dass sie absichtlich ihre Chancen sabotierten. Ich glaube, es war einfach pure Unwissenheit über die Bedeutung von Erdöl-Sicherheit in der modernen Kriegsführung. Sie hatten nicht wirklich diese Dimension militärischer Macht studiert. Sie waren um einen Krieg zurück und sie verloren den Zweiten Weltkrieg, weil sie die Art und Weise, wie die Briten und Franzosen den Ersten Weltkrieg gekämpft hatten, nicht wahrnahmen. Wie Clemenceau nach dem Ersten Weltkrieg sagte: „Die Alliierten sind in einem Meer von Öl zum Sieg geschwommen.“ Und das war sicherlich buchstäblich wahr.
Wie steht der „Krieg gegen den Terror“ am Anfang des 21. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Öl?
FWE: Der „Krieg gegen den Terror“ wurde von der Bush-Administration nach bestimmten dramatischen Ereignissen in New York City und dem Pentagon im September 2001 erklärt. Die meisten Amerikaner machen sich nicht die Mühe, die Punkte zu verbinden und zu fragen: „Nun, wenn so ist, wie die Regierung sagt, dass dieser fiese Charakter, der durch die CIA für den Krieg in Afghanistan gegen die Sowjetunion ausgebildet wurde, Osama bin Laden – wenn er der Bösewicht ist, der hinter diesem Tod und dieser Zerstörung auf amerikanischem Boden steckt, und er versteckt sich in den Höhlen von Tora Bora in Afghanistan, wie kommt es, dass wir plötzlich Osama bin Laden vergessen, ihn in den Höhlen lassen, und unsere Feuerkraft auf Saddam Husseins Irak richten?”
Nun, bereits im Jahr 1998 hatten Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und einige andere prominente Neo-Konservativen einen offenen Brief an Präsident Clinton unterzeichnet, in dem sie einen Regimewechsel mit allen Mitteln im Irak forderten. Saddam Hussein müsse gehen. (xiii) Was war die Situation im Irak? Der Druck der Sanktionen, die im großen und ganzen bilaterale Sanktionen waren, die durch die Vereinigten Staaten und Großbritannien über dem Irak während der gesamten 1990er Jahre verhängt wurden, begann innerhalb der UN-Sicherheitsrat auseinanderzubrechen. Laut später durchgesickerten Informationen finanzierte der Irak durch das „Öl für Lebensmittel“-Programm der Vereinten Nationen im Wesentlichen die Wiederwahl der französischen Reierung unter Jacques Chirac. Daher wurde sämtliche Verkäufe von irakischen Öl für Lebensmittel in der UN-Programm durch die französische Bank BNP Paribas durchgeführt, und das geschah in Euro, unter anderem um die Franzosen zu begünstigen.
Die Erklärung des „Kriegs gegen den Terror“ war wirklich Samuel Huntingtons „Clash of Civilizations“, das Konzept der sogenannten Christenheit gegen den Islam. Bush selbst verwendete den Begriff kurz: „Das ist ein heiliger Kreuzzug“, ehe er daran erinnert wurde, dass die früheren Kreuzzüge im 11. und 12. Jahrhundert nicht gerade ein Höhepunkt in der christlichen Kultur waren, dies waren wilden Plünderungs-Expeditionen in den Nahen Osten. Der “Krieg gegen den Terror” wurde von einigen in Washington als Antwort auf den Verlust des „gottlosen sowjetischen Kommunismus“ als neues „Feindbild“, angesehen, um die Amerikaner zu mobilisieren. Es ist im Wesentlichen ein Krieg, dessen Ziel und Feind nicht definiert sind. Der Terrorismus ist ideal, um ein neues Feindbild zu schaffen.
Das Problem, das das Pentagon nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion besaß, war, dass es keinen Feind übrig hatte. Die Sowjets waren vom Kalten Krieg erschöpft und wehten buchstäblich mit einer weißen Fahne der Kapitulation. Sie sagten: „Okay, Ihr habt das überlegene Wirtschaftssystem, scheint es, wir können nicht mit Euch mithalten. Wir wollen unsere Wirtschaft zu entwickeln; lasst uns mit dieser militärischen Konfrontation aufhören.“ Also demontierte Russland den Warschauer Paktes und begann sein Militär zu verkleinern, mit Ausnahme der Kernwaffen (das ist vielleicht das Einzige, was die Welt heute vor einer globalen Pentagon-Militärherrschaft bewahrt). Aber sei es drum: der „Krieg gegen den Terror“ hatte nichts mit Osama bin Laden zu tun, er war nur ein nützlicher Vorwand. Er hat mit Schaffung eines neuen Feindbildes nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Kommunismus für die leichtgläubige amerikanische Bevölkerung und die der Welt tun. Obwohl außerhalb der Vereinigten Staaten, das kann ich sagen, sind nur sehr wenige Menschen von der US-Argumentation für den „Krieg gegen den Terror“ überzeugt. Sie betrachten dies als Vorwand für militärische Abenteuer überall dort, wo Washington entscheidet.
Warum also ist der Irak das Ziel geworden?
FWE: Weil Saddam Hussein Verträge zur Entwicklung von Iraks riesigen Ölreserven abgeschlossen hatte. Irak hat, wie Sie wissen, die zweitgrößten Quelle von unerschlossenem Öl in der Welt hinter Saudi-Arabien, zumindest so anerkannt von der US-Regierung. Einerlei, ob dies zutrifft oder nicht, es hat sicherlich riesige Reserven an noch unerschlossenem Öl, aber Saddam Hussein hatte mit dem Wirtschaftsembargo der Vereinten Nationen und der US-amerikanischen “Flugverbotszone” nicht die Ressourcen, um das Öl für die Wirtschaft zu entwickeln. Also hatte er Verträge mit der staatlichen chinesischen Ölgesellschaft, dem russischen Ölkonzern und französischen Ölkonzern gemacht, vor allem, um ihnen die Entwicklungsrechte an Öl in einigen der vielversprechendsten unerforschten Gebieten im Irak zu geben.
In einem echten Sinn ist der „Krieg gegen den Terror“ gegen China, Russland und das Potential, wie Brzezinski 1997 in seinem Buch „Die einzige Weltmacht“ erklärte, von Eurasien als Landmasse im Hinblick auf die Geopolitik gerichtet. Das geht zurück auf Sir Halford Mackinder, dem britischen Geographen und seinem berühmten Aufsatz von 1904, „The Geographical Pivot of History“, wo er über Russland und seine Landmasse als „Herzland“ der Welt spricht. Brzezinski und Kissinger sind beide Studenten der Mackinder. Sie reden nicht oft darüber, aber es ist klar, dass sie in der britischen Geopolitik-Strategie geschult wurden. Und die Idee ist: Sie müssen unter allen Umständen eine Kohäsion unter den Großmächten Eurasiens verhindern.
Interessanterweise schufen dann 2001 die Großmächte Eurasiens: Russland, China und die verschiedenen Ländern der ehemaligen Sowjetunion dazwischen, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan und Turkmenistan, die sogenannte Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (Shanghai Cooperation Organization), zunächst als ein Dialogforum für eine mögliche Zusammenarbeit. Es war nicht wie die Europäische Union konzipiert, aber zumindest als Anfang für eine Art Zusammenhalt. Und das stellte den ultimativen Halford Mackinder-Alptraum für die amerikanische Geopolitik dar, weil, wie Brzezinski ganz offen schrieb: Der einzige Ort auf diesem Globus, der die personellen Ressourcen hat, die wissenschaftliche Basis, die industrielle Basis, die Energierohstoffbasis, um eine Herausforderung für die amerikanische Weltmacht zu sein, ist Eurasien. Das ist buchstäblich das, um was es im “Krieg gegen den Terror“ geht.
Warum hat Obama den Krieg in Afghanistan vergrößert? Er hat übrigens den Krieg im Irak nicht verkleinert, sondern nur bestimmte Deals und einige kosmetische Änderungen vorgenommen. Aber er den Krieg in Afghanistan gegen China gerichtet vergrößert.
Die Militärbasen, die die USA still und leise in Afghanistan aufgebaut haben, weit über ein Dutzend, sind überwiegend Luftstützpunkte, beispielsweise die Luftwaffenbasis Manas in Kirgisistan. Und die Luftbasen gibt es für einen Zweck: nicht, um Materialien für den Wiederaufbau der afghanischen Wirtschaft wieder aufzubauen, das Pentagon pfeift darauf – sie sind da, um eine mögliche Eingreiftruppe gegen China in der Zukunft darzustellen. Wie auch die vereinbart militärisch-strategische Zusammenarbeit mit der indischen Regierung, um eine Streitkraft von Indien aus für Pakistan, Afghanistan und den Rand Chinas zu haben.
Der eigentliche Punkt ist die Kontrolle aller strategischen Verkehrsknotenpunkte für den Fluss des Öls aus dem Persischen Golf und aus Afrika nach Eurasien, insbesondere nach China, die Kontrolle der Straße von Malakka, dieser schmale Durchgang in der Nähe von Singapur, und auch die Schaffung von Unruhen in Myanmar, weil die Chinesen dort eine riesige Pipeline bauen, die Myanmar durchläuft, so dass sie Öl aus dem Persischen Golf nach China unter Vermeidung der prekären Straße von Malakka bringen können.
Sie müssen auch bedenken, dass die Orange Revolution in der Ukraine durch das US-Außenministerium finanziert wurde. Das National Endowment for Democracy, NED, das die „farbigen Revolutionen“ in der Ukraine und Georgien organisierte, ist ein von der US-Regierung finanziertes Unternehmen. Das wurde dafür entwickelt, um einen Mann an die Macht zu bringen, Juschtschenko, der persönlich in vertraulichen Verhandlungen zugesagt hatte, die Ukraine in die NATO bringen zu wollen. Das Gleiche in Georgien mit der von den USA orchestrierten Rosa Revolution unter Saakaschwili, der ein Verbrecher ist, aber er ist Washingtons Verbrecher. Sie sagten: „Wir decken Dich, wenn Du Georgien in die NATO bringst.“ Das war wichtig, weil die Pipeline mit den Ölreserven vom Kaspischen Meer, die BP und einige amerikanische Ölfirmen bauten, aus geographischen Gründen durch Tiflis, der Hauptstadt von Georgien, in die Türkei und schließlich in den Mittelmeerhafen Ceyhan laufen musste. Also hing die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline von einer Pro-NATO-Präsidentschaft in Georgien ab.
Herr Engdahl, ein kritische Thema unserer Zeit ist die Peak Oil-Thematik. Sie sagen, dass Peak Oil ein Mythos ist. Wie sind Sie zu diesem Schluss gekommen?
FWE: Ich ging durch eine Evolution in meinem Denken. Während des Irak-Krieges im Jahr 2003 konnte ich einfach nicht begreifen, warum eine US-Regierung die Beziehungen mit seinen engsten europäischen Verbündeten oder Verbündeten auf der ganzen Welt riskierte, dabei alle Vereinbarungen des Völkerrechts und der UN-Regeln und -Verfahren verletzend, um einseitig Krieg gegen den Irak zu erklären (nun gut, Tony Blair war dabei, aber ich glaube, er war dort, weil BP ihm sagte, sie müssten ein Stück des irakischen Öls nach der Invasion abgekommen). Und damals stolperte ich über verschiedene Argumente über das Maximum von Öl. Ich hatte mir gedacht: „Aha, wenn dies der Fall ist, dann könnte das die Antwort sein, dass die USA sicherstellen wollen, dass sie präventiv das Öl für die Zukunft kontrollieren.“
Je mehr ich mich dann damit beschäftigte, desto mehr störten mich die Erläuterungen und die Begründung zu diesem Peak Oil-Argument. Ich ging sogar zu einer internationalen Konferenz der Gesellschaft für das Studium von Peak Oil und Gas, ASPO, in Berlin und traf die meisten der prominenten Namen der so genannten „Peak Oil Bewegung“. Im Nachhinein ist es in gewisser Weise mehr wie ein Religion als eine Bewegung mit einem fördernden Papst namens M. King Hubbert. Aber in jedem Fall fing ich an bestimmte wissenschaftliche Fragen zu stellen, weil ich eine wissenschaftlichere Realität wollte, und ich ging sogar nach Schweden und interviewt den Präsidenten der ASPO, der mir eine detaillierte Dia-Präsentation gab. Er sagte, dass wir im Grunde genommen wüssten, dass Öl ein „fossiler Brennstoff“ und die Menge damit endlich sei im Verhältnis zu dem, was vor 500 Millionen mit Dinosaurier-Überbleibseln, Algen und anderen Pflanzen passierte, die irgendwie durch Vulkanausbrüche oder Erosionen oder Erdbeben unter Boden geschoben und dann irgendwie komprimiert und in das umgewandelt wurden, was wir heute Erdgas nennen, oder in Gas oder sogar in Kohle.
Und dann lenkten mehrere Freunde meine Aufmerksamkeit auf Arbeiten, die in Russland während des Kalten Krieges zur sogenannten abiotischen Theorie der Kohlenwasserstoff-Schöpfung gemacht wurden. Ich traf einige der Russen, die damit über Jahrzehnte gearbeitet hatten, und las ihre wissenschaftlichen Arbeiten. Es waren schwierige Arbeiten, aber sie waren verständlich. Mehr und mehr wurde ich überzeugt, dass das ganze Peak Oil-Geschäft ein Mythos war. In meinem neuen Buch, das ich gerade abschloss, vorläufig mit dem Titel „Oil: The Secret War“ versehen, erörtere ich, wie die britischen und später die amerikanischen Ölkonzerne rund um die Rockefeller-Gruppe seit den Anfängen der Umstellung der Wirtschaft von Kohle auf Erdöl einen Mythos der Ölknappheit kultivierten.
Einfache Frage: welchen Interessen ist damit gedient?
FWE: Die Interessen der Ölkonzerne, ihrer Bankiers und den Machtzirkeln in Großbritannien und den USA Kreise, weil es zu ihrem Vorteil ist, dass niemand sonst eine unabhängige Kontrolle von Energie bekommt. Warum? Weil Energie der Gouverneur ist, über den sie im Wesentlichen die Weltwirtschaft kontrollieren. In Vorbereitung auf dieses Buch und im Zuge meiner Recherchen ging ich zurück zum ursprünglichen Guru der Peak Oil-Bewegung, M. King Hubbard.
Ja.
FWE: Und er war ein recht interessanter Exzentriker, buchstäblich sogar ein führendes Mitglied einer futuristischen technokratischen Gesellschaft in den USA, die zu diesem Zeitpunkt der Nachahmung von Mussolinis Schwarzhemden beschuldigt wurde. King war ein Geologe der Shell Oil Company und als er sein inzwischen berühmtes Papier 1956 anfertigte, das er auf der Jahrestagung der American Petroleum Society vorstellen sollte, gab er es zunächst an seinen Chef bei Shell. Und sein Chef sagte ihm: „Mir ist es egal, was Sie den Geologen in Ihrer Rede sagen, King, solange Sie nicht den Unsinn reden, dass die Ölreserven steigen.“ Natürlich hat er den Unsinn nicht geredet. Aber wenn man sein ursprüngliches Papier von 1956 liest, gibt es keine wissenschaftliche Argumentation, es ist bloße Behauptung. Und die Behauptung beruht komplett auf der Idee, dass Öl ein fossiler Brennstoff ist und beschränkt. Nirgendwo ist das bewiesen.
Nun, die Russen brachten unter dem Mandat von Stalin in den frühen 1950er Jahren die besten geophysikalischen, physikalischen und chemischen Akademiker in Russland und der Ukraine in einem streng geheimen Projekt zusammen, das deswegen als streng geheim klassifiziert wurde, weil es so strategisch war, und sie schauten sich die wissenschaftliche Grundlage an, um zu erklären, was die Ursprünge des Öls waren. Sie sahen sich die Theorie des fossilen Ursprungs an, und nachdem sie tief in der Literatur gegraben hatten, sagten sie, dass dies absolut absurd ist, es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, es gibt keine Kausalität, die demonstriert wurde, es ist nur in amerikanischen Geologielehrbüchern an der Universität behauptet, und weil es so viele Male wiederholt wird, stellt niemand auch nur die Frage, ob Öl ein fossiler Brennstoff ist oder ob Kohle ein fossiler Brennstoff ist, worauf M. King Hubbard enenso in seinem Papier hinwies. Denn um konsistent zu sein, mussten sie sagen, dass Öl, Gas und Kohle allesamt fossile Brennstoffe sind.
Dann hat mir gegenüber jemand das Argument aufgestellt: Wenn man das größte Ölfeld der Welt nehmen würde, Ghawar in Saudi-Arabien, das 1948 entdeckt wurde, und berechnete die Barrel Öl, die Ghawar bis heute produziert hat, und stellte sich dann hypothetisch vor, dass man einen toten Dinosaurier umwandelte, dass man die Biomasse des Dinosauriers nehmen könnte, inklusive Knochen, 100 Prozent, 1 zu 1, und wandelte sie in Erdöl um, was natürlich niemand behaupten würde, dass das möglich ist, aber nur zu vermuten, dass man einen Würfel von komprimierten Dinosaurier-Überbleibseln bräuchte, der 19 Meilen breit, 19 Meilen hoch und 19 Meilen tief ist – um nur dieses eine große Ölfeld in Saudi-Arabien zu berücksichtigen. Ganz zu schweigen von dem Permbecken-Ölfeld in Texas oder den Ölfeldern im Osten von Texas, die riesige Ölfelder sind. Also fing ich dann an, diese Hubbert-Peak-Oil-Hypothese wirklich sehr ernsthaft in Frage zu tellen.
Die Russen, mit denen ich später in Kontakt war, sagten: „Wir denken, es gibt eine andere Herkunft, und wenn man sich Vulkane anschaut, kommt man der Wahrheit näher.“ Ihre Hypothese zu diesem Zeitpunkt war – jetzt ist sie reichlich bewiesen, selbst durch die Carnegie Institution in Washington in unabhängigen Experimenten, wo sie einige der russischen Wissenschaftler hinzubrachten, um sich mit ihnen zu beraten -, ist, dass Öl unter dem Druck und der Temperatur, die im Erdmantel herrschen, entsteht.
Stellen Sie sich vor, dass der Kern der Erde ein riesiger, gigantischer Kernreaktor ist oder wenn man sich den Seitenschnitt eines Vulkans in einem Geologie-Museum ansieht, kann man ein gutes konzeptionelles Bild davon bekommen, und dieser Riesen-Backofen tief im Erdmantel speit bei enormen Temperaturen und Druckverhältnissen ständig Materie aus, und ein Vulkan bricht aus, weil irgendwie der Erde, die ständig in Bewegung ist, die sich ständig minimal im Laufe der Zeit erweitert, Risse und Spalten schafft. Wir sahen das mit tragischen Folgen in der ersten Hälfte des Jahres 2010 in Haiti, wo drei große tektonische Platten kollidieren und über dem Bereich von Port-au-Prince abweichen. Und auch in der Nähe von Kuba – und dies erlaubt diesen Vulkanausbrüchen bis an die Oberfläche zu drücken und Berge oder Vulkane in bestimmten Fällen zu erzeugen. Und wenn man sich die vulkanischen Spur des Feuerrings im Pazifik ansieht und eine Karte der tektonischen Platten, findet man dort eine faszinierende Korrelation vor.
Also sagten die Russen: „Das muss etwas mit der Herkunft von Erdöl zu tun haben.“ Es kommt aus dem tiefen Inneren der Erde und durch diese geophysikalischen Brüche, Risse oder Fehler oder wie auch immer man das nennen möchte – die Russen nennen sie Migrationskanäle – wie man sie im Golf von Mexiko hat. Dort stieß BP offenbar auf einen riesigen MigrationskKanal, der sehr, sehr tief ging, und das hatten sie nicht erwartet, so dass die ganze Sache völlig außer Kontrolle lief – das Öl wird ständig erzeugt, und was man tun muss, ist nachzuschauen, wo es der Oberfläche am nächsten kommt.
Nun, das ist keine einfache Sache, aber es ist sicherlich eine wissenschaftlich fundierte Sache, und wie gesagt: einige sehr strenge, durch Fachleute geprüfte wissenschaftliche Experimente sind durchgeführt worden, die die Schaffung von Kohlenwasserstoffen unter Laborbedingungen unter den Temperatur- und Druckbedingungen zeigen, die man im Erdmantel hat. Dies ist Granitfelsen, von dem wir hier sprechen, es nicht das so genannte Sedimentgestein nahe der Oberfläche, wo die Überreste von Dinosauriern begraben sein sollen, nein, es ist weit, weit tiefer.
Natürlich kann ich verstehen, was Sie gerade gesagt haben, aber würden Sie mit mir darin einig sein: es ist nicht wirklich wichtig, ob Peak Oil real ist oder nicht, denn wenn Peak Oil real ist, dann sinkt das Angebot. Wenn es nicht real ist, aber mit politischer Absicht durchgedrückt wird, dann wird die Versorgung ebenfalls abnehmen.
FWE: Nein, ich denke, das ist eine irreführende Formulierung der Frage, weil Sie davon ausgehen, dass: „wird durchgedrückt” die ganze Welt bedeutet. Das ist einer der Gründe, wie ich in meinem neuen Buch hinweise, dass die gleichen Eliten, dass Steven Rockefeller die „Erd-Charta“ zusammen mit Maurice Strong entwarf, der ein Rockefeller-Schützling ist, dass das einer der Gründe ist, warum die Rockefeller-Fraktion in der anglo-amerikanischen Welt zunehmend begann, den Betrug von der globalen Erwärmung als Hinterhand-Option vorzubereiten, einen „Plan B“ für den Fall, dass der Peak Oil-Mythos nicht mehr glaubwürdig wäre, einfach, damit man Kriege an jedem Teil der Erde hat, um so die Pentagon-Kontrolle zu expandieren – Full Spectrum Dominance, wie sie es nennen.
Nehmen Sie zum Beispiel Darfur im Sudan, wo die Chinesen das angezapft haben, was nach einem riesigen Ölreservoir aussieht, das vom südlichen Sudan bis in den Tschad und nach Kamerun geht, es ist ein riesiges Reservoir und einige Leute denken, es könnte potenziell ein neue Saudi-Arabien werden. Ich kann das nicht sicher sagen, aber ich habe Karten gesehen und es ist offensichtlich enorm. Und das ist eindeutig der Grund, warum plötzlich Colin Powell erklärte, dass die sudanesische Regierung an einem Völkermord in Darfur schuldig sei. Zur gleichen Zeit haben die CIA und Waffenhändler des Todes Waffen an die Regierung des Tschad für ihre Söldner geliefert, um über die Grenze nach Darfur zu gehen und unschuldige Zivilisten zu erschießen, um den Völkermord-Anschuldigungen Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Die globale Erwärmung, denke ich, ist die Hinterhand-Option, wenn man die Welt nicht von der Knappheit aufgrund von Peak Oil überzeugen kann, denn plötzlich werden Ölgigantenfelder links und rechts entdeckt. Zum Beispiel vor de Küste Kubas helfen die Russen den Kubanern ein großes dortiges Feld zu entwickeln. Es sieht so aus, als ob das Karibische Becken, das wahrscheinlich das Gelände einer Meteoriten-Kollision vor Hunderten von Millionen Jahren war, eines der größten potenziellen Ölgebiete auf dem Planeten wäre – und das ist einer der Gründe, warum diese Ölpest im Golf von Mexiko völlig außer Kontrolle geriet, das war kein normales auf Öl stoßen. Aber die USA sind entschlossen, das Karibische Becken zu militarisieren und zu kontrollieren.
Ein weiteres Beispiel ist vor der Küste Brasiliens, riesige Ölfunde. Es tauchen also zu viele dieser Dinge auf, um die Welt davon überzeugt zu halten, dass Peak Oil real ist und dass wir bis zu 300 USD pro Barrel Öl bezahlen, die Lichter ausdrehen und Kerzen anzünden müssen.
Wie ja viele der Peak Oil-Befürworter sagen. Sie sagen: „Kuba ist das Modell, weil sie keine Autoshaben, sie müssen sich auf eine Nicht-Erdöl-Wirtschaft wegen des Embargos verlassen, also müssen wir diese Art von Wirtschaft in den Vereinigten Staaten und Westeuropa übernehmen, um das Ausgehen des Öls zu kompensieren.“ Nun, wenn man darüber nachdenkt, vollbringt die globale Erwärmung das gleiche Ziel für diesen Eliten. Wenn die Welt das Märchen schluckt, dass das Öl aus Transportfahrzeugen oder die CO2-Emissionen aus Kohlekraftwerken die Ursache für den so genannten Treibhauseffekt sind, die so genannten Treibhausgase, und dass dies allmählich zur Erwärmung der Erde gegenüber dem führt, was Al Gore den “Umkipp-Punkt” nennt, und wenn wir den Umkipp-Punkt erreicht haben, dann wird dies das Ende der Straße für die Welt sein.
Nun, kein Klimamodell berücksichtigt den einen großen Einfluss auf das Weltklima: Sonneneruptionen und Sonnenaktivität, unsere Sonne, wie von den wenigen mutigen unabhängigen Wissenschaftlern hingewiesen wurde, deren Karrieren nicht von BP oder Wall Street-Banken gekauft und bezahlt worden sind. Wall Street steuert die neu gegründeten Kohlenstoff-Börsen in Chicago und London – die Chicago Climate Exchange und dier London European Climate Exchange. Sie steuern diese über ICE, die InterContinentalExchange in Atlanta, Georgia, die von der Wall Street geschaffen wurde, um den Derivate-Handel in Dingen wie Öl zu kontrollieren.
Der Peak Oil-Mythos funktioniert somt nicht, und deshalb haben wir diese erneute massive Propaganda-Aufmerksamkeit von den Elite-Medien über die globale Erwärmung als „die größte Bedrohung für die Menschheit“ gesehen. Diese Bedrohung sieht jetzt ein bisschen fragwürdig aus, nachdem wir erlebten, wie die schlimmsten Winter seit hundert Jahren über Europa und Nordamerika fegten.
Es hat also die Idee, dass das Pentagon das Öl überall kontrollieren kann, ihren Höhepunkt überschritten, wenn man es so nennen will. Sie können es einfach nicht kontrollieren. Es gibt zu viel Öl, es gibt zu viele zufällige Entdeckungen, und sie sind überfordert. Das ist die „imperiale Überdehnung“, wie sie Paul Kennedy vor Jahren nannte. (xiv)
Zumindest hat also das amerikanische Imperium – oder das amerikanische Jahrhundert – seinen Höhepunkt erreicht?
FWE: Das ist eine Möglichkeit, um es auszudrücken. Das Projekt, das die amerikanische Hegemonie nach dem 2. Weltkrieg schuf, wurde – siehe da! – von den Rockefellers, der Rockefeller Foundation finanziert und durch den New Yorker Council on Foreign Relations durchgeführt, der zu diesem Zeitpunkt völlig von den Rockefellers beherrscht wurde…
Sie sprechen über die „War and Peace Studies“?
FWE: Ja, und in den „War and Peace Studies“ zogen Isaah Bowman, der einer der Leiter des Projekts war, ein amerikanischer Geograph, und die anderen Teilnehmer das Fazit – und das war im Jahre 1939, das Projekt begann schon, bevor Hitlers Panzer in Polen hineinrollten -, dass es zu einem zweiten Weltkrieg kommt, es wird ein Weltkrieg sein, kein europäischer Krieg. Und Amerika wird aus diesem Krieg als die weltweit führende Macht hervorgehen.
Aber, sagten sie, wir werden nicht den Fehler wie die Briten und die Franzosen machen: Wir werden es nicht ein Imperium nennen. Das amerikanische Volk denkt von sich selbst nicht gerne als Imperialisten wie die Briten. Wir nennen es die Ausweitung der Demokratie und der demokratischen Freiheiten. Wir nennen es die Verbreitung des Systems des freien Unternehmertums in andere Teilen der Welt, und unter diesem Deckmantel werden wir unsere Macht als unangefochtener Supremo auf dem Planeten erbauen. Und das, muss ich sagen, war einer der brillantesten Öffentlichkeitsarbeits-Propaganda-Tricks in der modernen Geschichte, es nicht ein Imperium zu nennen.
Aber de facto ist es das in jedem Sinne des Wortes, die Herrschaft des Pentagon und die Kontrolle ist genauso real wie das britische Empire, sogar noch mehr.
Können Sie uns am Ende erzählen, was Sie in den nächsten Jahren sich entfalten sehen? Wird zum Beispiel das Petrodollar-System komplett beendet werden? Und was glauben Sie wird an den Edelmetallmärkten passieren?
FWE: Was ich sich in den nächsten Jahren entfalten sehe, ist dies: Wir sind – und waren seit, würde ich sagen, etwa den frühen 1970er Jahren – inmitten einer epochalen tektonischen Verschiebung in der globalen politischen Macht, der globalen Machtbalance. Die Zukunft – für die Länder der Europäischen Union als auch für einen Großteil der Welt – liegt in der Zukunft der Völker oder Länder Eurasiens. Im Moment sind die europäischen Eliten klinisch schizophren: die eine Hälfte ihrer Anhänglichkeit klammert sich immer noch verzweifelt an das Atlantik-Bündnis mit den Vereinigten Staaten, die andere Hälfte ihrer Vernunft erkennt rational an, dass die Zukunft im Osten liegt – ob es Russland ist, ob es China ist, ob es die zahlreichen Ländern dazwischen in Zentralasien, im Nahen Osten sowie Teile von Afrika sind.
Europa hat jedes Potenzial, jede Möglichkeit und jede Ressource, um eine wirtschaftliche Renaissance zu schaffen, wie die Welt sie noch nie gesehen hat. Wenn die Europäer ihren Wagen weiter an den NATO-amerikanischen Stern orientieren, dann sind die Aussichten für Europa in der Tat düster.
Was wir mit dem Währungskrieg seit Ende des Jahres 2009 gesehen haben, der Dollar gegen den Euro, wurde just zu dem Zeitpunkt initiiert, als die chinesische Regierung über die Verschiebung großer Währungsreserven aus dem Dollar in andere Währungen sprach – was der Euro bedeutet -, und just zu dem Zeitpunkt, als das Ausmaß der Staatsdefizit- und Staatsverschuldungsdimension derart astronomisch wurde, so weit das Auge nach vorn sehen kann , sowohl unter der Obama- wie auch Bush-Regierung und darüber hinaus, gerade an diesem Punkt, wo der Dollar eine systemische Krise erlebte, siehe da explodierte Griechenland unter den Radarschirmen der Welt-Hedgefonds und Devisenhändler, und diese konzentrierte sich sofort auf die Euro-Frage, und dann stellt sich heraus, dass die Berater der konservativen griechischen Regierung im Zeitraum von 2002, als sie es durch Betrug in die Euro-Zone schafften – etwas, das nie hätte erlaubt werden dürfen, aber wurde – Goldman Sachs war. Goldman Sachs beriet sie bei anspruchsvollen Derivate-Swaps, die es ihnen ermöglichten, ihre Staatsschulden zu verstecken und sich unter den Maastricht-Kriterien zu qualifizieren. Goldman Sachs ist heute noch – während der gesamten griechischen Krise, die Ende 2009 ausgebrochen ist – meinen Informationen nach der Berater der sogenannten sozialdemokratischen Regierung Papandreou. Sie haben also Zugriff auf die sensibelsten Finanzdaten und andere Daten von der griechischen Regierung.
Sie spielen hier eine Trojanisches Pferd-Rolle?
FWE: Es scheint so, dass sie eindeutig eine Trojanische Pferd-Rolle ebenso wie JPMorgan Chase und andere Wall Street-„Gods of Money“-Banken spielen. Der Euro ist im Moment in einer fundamentalen Krise, die geht nicht vorbei. Der Plan ist, diese zu eskalieren – die Soros Fund Management Group und einige der größten Hedgefonds hatten tatsächlich ein Treffen in New York, um dies nach dem, was an die Presse durchsickerte, Anfang 2010 zu besprechen. (iv) Sie können darauf wetten, dass sie einen konzentrierten Angriff auf auf die Eurozonen-Schwachstellen diskutierten – wo ist der nächste Achillesferse? Nun, Irland! Wer ist der Berater der irischen Regierung, da sie töricht diese Blanko-Garantie für die bankrotten irischen Banken gab, die im Wall Street-Casino voll zuschlugen, AIB und so weiter? Nun, es stellt sich heraus, dass N.M. Rothschild aus London der Berater für die 77 Milliarden Euro Schulden ist, die die irische Regierung plötzlich durch die Übernahme der betrügerische Banken in Irland erworben hat.
Die irische Regierung hat, ironischer Weise auf Anraten von Merrill Lynch, die selbst untergingen und herausgekauft werden mussten, die Bankenkrise in eine Staatsschuldenkrise verwandelt. Sehr, sehr anspruchsvoller, geschickter Schachzug.
Die ehemalige irische Regierung ging unglaublich konform mit den Wünschen der internationalen Bankenwelt. George Soros schrieb im Dezember 2010 sogar einen Gastkommentar in der Financial Times, wo er sagte: „Es ist wichtiger, die Banken zu retten, als Staatsschulden zu retten.“ (ivi) Das gibt Ihnen eine Idee, wo Soros steht. Er ist auch ein Verfechter dieser europaweiten und nicht länderspezifischen Euro-Anleihe-Emissionen, der man mit Händen und Füßen widerstehen sollte.
Aber wie dem auch sei: die Zukunft der Euro-Zone und der Europäischen Union befindet sich, meiner Meinung nach, in den nächsten zehn, zwanzig Jahren an einer Kreuzung, und das hängt davon ab, wie sie sich vis-à-vis der Zukunft ihrer Beziehung zu Eurasien und ihrer Beziehung zur NATO und den Vereinigten Staaten entscheiden. Die US-Eliten, die die NATO beherrschen, werden nicht ohne einen großen Kampf aufgeben, das ist klar. Aber das ist der Kampf auf der Agenda, wenn wir eine lebenswerte Welt in den nächsten Jahrzehnten haben wollen.
Nun, in Bezug auf das Petrodollar-System: Ich denke, dass es heute recht einfach gebrochen werden kann, durch bilaterale de facto Tauschgeschäfte zwischen China und Saudi-Arabien oder anderen Öl-Ländern wie dem Iran, zwischen Konsumenten und Produzenten, ohne die Vermittlung der Londoner International Commodity Exchange, der ICE Futures oder der NYMEX in New York oder der Börse in Dubai, die von der NYMEX kontrolliert wird – welche wiederum von Morgan Stanley, Goldman Sachs und den großen Geld-Zentrumsbanken in New York und London gesteuert wird. Wenn die Kontrolle gebrochen werden kann – und es ist ein sehr kompliziertes System, dass das anglo-amerikanische Establishment seit dem 2. Weltkrieg aufgebaut hat, um den Ölpreis zu kontrollieren -, es ist sicherlich möglich, es zu brechen. Das ist eine politische Entscheidung. An diesem Punkt wird Öl aufhören, eine Waffe der geopolitischen finanziellen Kriegsführung zu sein, und wird eine normale Ware, deren Preis über Angebot und Nachfrage bestimmt wird, was er jetzt nicht ist.
Die Edelmetall-Märkte: Wir stehen sehr nahe an einem Ausbruch des Preises sowohl bei Gold als auch bei Silber. Er ist noch nicht passiert, aber er wird es. Sie werden wesentlich höher klettern. Das Problem mit Edelmetallen ist, dass die beiden großen Konkurrenten gegen die Dollar-Hegemonie, wie Sie selbst wissen, China und Russland, lächerlich geringe Reserven von Gold in ihren Zentralbanken haben. Wenn sie zu einem System aus beiden Metallen übergehen, Gold und Silber, könnte das funktionieren. Die Chinesen, glaube ich, und vielleicht auch die Russen, könnten erhebliche Reserven von Silber haben. Chinas Währung basierte einst auf dem Silber-Reserve-System, wie in vielen Ländern der Welt, vor den Opiumkriegen – und die Opium-Kriege wurden von den Briten damals in den 1840er Jahren entworfen, um buchstäblich Silber-Schatzkammer des chinesischen Reiches zu plündern, den Staat in den Bankrott zu treiben und sie in die Handelsabhängigkeit von den Briten zu zwingen.
Okay, eine letzte Frage bezogen auf Silber. Was sind Ihre Gedanken zur Rolle von JP Morgan im Silber-Markt?
FWE: Nun, wenn zum Börsenkrach vom Oktober 1987 zurückgeht, das ist gut dokumentiert und ich weiß es von Freunden, die dort beim Börsenhandel während des 23 %igen Falls beim Dow während dieses einen Tages auf dem Parkett waren: an diesem Punkt setzte sich Greenspan als Vorsitzender der Fed mit JP Morgan zusammen und verwendete JP Morgan als eine Leitung für offenes Scheckbuch-Geld von der Fed, um in den Aktien-Futures-Markt über Chicago zu gehen. Und am nächsten Tag des offenen Handels kauften sie auf den Terminmärkten, als gäbe es kein Morgen, für minimale Mengen an Geld im Vergleich zu den Kosten, um die tatsächlichen Aktien zu kaufen. Und dadurch, dass die Futures hoch getrieben wurden, begannen die zugrunde liegenden Aktienkurse an der New York Stock Exchange hoch zu treiben, und dann begann natürlich die Gerüchteküche: JP Morgan kauft, die Big Boys kaufen, das Schlimmste ist vorbei, dies ist eine Überreaktion, Bla-bla-bla-bla-bla.
Nun, es scheint ziemlich klar, dass JP Morgan Chase heute eine ähnliche Rolle im Silber-Markt spielt, vielleicht einige andere Banken beim Gold. Aber wenn Gold und Silber wirklich zum Ausbruch starten, dann ist es ein neues Ballspiel vis-à-vis dem Dollar, und sie wissen das.
Die Macht der Vereinigten Staaten als einzige Supermacht der Welt ruht auf zwei Säulen – behalten Sie das im Kopf, Lars. Dies wird in der Regel nicht diskutiert, aber es ist wichtig, um zu verstehen, wie das amerikanische Establishment seit dem 2. Weltkrieg funktioniert. Die beiden Säulen sind: Amerika als einzige nicht-herauszufordernde militärische Hegemonialmacht, und die zweite ist der US-Dollar als weltweite Reservewährung. Wenn das weg ist, können Sie den Vereinigten Staaten den Abschiedskuss als eine funktionierende Weltmacht geben. Die Geld-Zentrumsbanken der Wall Street wissen das, ebenso wie die City of London und andere.
Die Deutschen sind meiner Meinung nach noch ein wenig naiv, wie die Macht des Geldes seit dem Zweiten Weltkrieg arbeitet. Deutschland besaß einige sehr anspruchsvolle Ökonomen, zurückgehend auf die Zeit von Friedrich List in den 1820er Jahren. Aber seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, würde ich sagen, hat sich die Qualität des strategischen ökonomischen Denkens in Deutschland deutlich verringert, vor allem nach 1945 und den US-geführten deutschen „Umerziehungs“-Bemühungen.
Wie gut die Berliner Regierung versteht, dass dies ein Währungskrieg gegen den Euro ist, weil der Euro heute die einzige Währung weltweit am Block ist, sicher nicht der chinesische Yuan oder der japanische Yen, der die Hegemonie des Dollar als Reservewährung herausfordern könnte, darüber kann ich nur spekulieren. Die Euro-Herausforderung muss aus dem Spiel eliminiert werden. Das nächste Ziel wird Spanien sein. Wenn sie Spanien knacken können, dann werden sie sich nach Italien bewegen – und dann wird es wirklich in ein kolossales Chaos für den Euro als Alternative zum Dollar eskalieren.
Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Engdahl!
Quellen Teil 2:
xiii Am 26. Januar 1998 veröffentlichte das Project for a New American Century, PNAC, den offenen Brief an Präsident Clinton, in dem PNAC zu einem Regimewechsel im Irak unter Verwendung von US-amerikanischer diplomatischer, politischer und militärischer Macht aufrief, auf ihrer Website unter diesem Link: http://www.newamericancentury.org/iraqclintonletter.htm
xiv Vgl. Paul Kennedy: “The Rise and Fall of the Great Powers“, Random House, 1987.
xv Vgl. Sean O’Grady: “Fear and loathing as the hedge funds take on the euro. Gigantic bets against the euro have fuelled rumours of a hedge fund plot to cash in on the Greek crisis“, veröffentlich auf The Independent am 4. März 2010 unter:
vi Siehe George Soros: “Europe should rescue banks before states“, veröffentlicht auf The Financial Times am 14. Dezember 2010 unter:
http://www.ft.com/cms/s/0/76f69cd8-077a-11e0-8d80-00144feabdc0.html#axzz1GPhGoi7c