Der Wahnsinn, der Methode hat

Es waren einmal die Jahre von ungefähr 1998 bis 2012, und dem nach außen hin mächtigsten Land der Welt ging es gar nicht gut. Damit das nicht jeder sogleich mitbekam auf eben jenem Erdenrund, sah sich dieses mächtige Land, dem wir von hier an den Namen U.S.A. geben wollen, dazu veranlasst, sich sehr viel Geld zu borgen, um seinen bisherigen “way of life“ noch ein wenig länger pflegen zu können. Das Land der zusehends begrenzter werdenden Möglichkeiten.

Von Lars Schall

Der Wahnsinn, der Methode hat

Es waren einmal die Jahre von ungefähr 1998 bis 2012, und dem nach außen hin mächtigsten Land der Welt ging es gar nicht gut. Damit das nicht jeder sogleich mitbekam auf eben jenem Erdenrund, sah sich dieses mächtige Land, dem wir von hier an den Namen U.S.A. geben wollen, dazu veranlasst, sich sehr viel Geld zu borgen, um seinen bisherigen “way of life“ noch ein wenig länger pflegen zu können.

Wie aber kam dieses mächtige Land der U.S.A. in jene Bredouille, sich Geld borgen zu müssen, und von wem?

Zur Frage, von wem sich der Bundesstaat der USA Finanzierungsmittel leiht (die er eigentlich via dem US-Kongress selber – schuldenfrei – schöpfen könnte): das ist im Wesentlichen die quasi-private US-Notenbank Federal Reserve. Wer jedoch ist das eigentlich und wie kam dieses Federal Reserve System im Jahre 1913 zustande? Zur Klärung möchte ich meinen Artikel “Die privaten Herren der (Welt-)Geldschöpfung“ empfehlen, in dem ich solchen Fragen im Detail nachgehe:

http://www.larsschall.com/2010/11/02/die-privaten-herren-der-welt-geldschopfung/.

Ferner möchte ich auf ein Interview mit dem  Wirtschaftswissenschaftler Prof. Bernd Senf hinweisen, „Vom exponentiellen Wahnsinn des Geldsystems“, erschienen unter:

http://www.larsschall.com/2010/11/03/vom-exponentiellen-wahnsinn-des-geldsystems/.

In diesem ausführlichen Interview, das er mir gegen Ende letzten Jahres gab, zeigt Professor Senf auf, wo ein aus dem Nichts und durch Schulden geschöpftes Geld hin treibt: in eine stets beschleunigte Zerstörung. „Exponentielles Wachstum kennen wir in anderen Zusammenhängen als Krebs. Da ist es das Wachstum eines Tumors in einem nicht mehr entsprechend wachsenden Organismus. Auf einer solchen Grundlage beruht das bestehende Geldsystem.“

Die Blanche-Dubois-Wirtschaft“

Schon lange lebten die U.S.A., wie man so gerne sagt, über ihre Verhältnisse: sie gaben mehr Geld aus, als sie tatsächlich besaßen. Dieses Verhalten reichte vom kleinen Tellerwäscher, der davon träumte, Millionär zu werden, bis hin zum großen Staat, der stets mehr Dinge auf seiner Einkaufsliste stehen hatte, als er sich eigentlich mit seinem Haushaltsgeld hätte leisten können. Letzteres führte über die Jahre zu immer größeren Außenhandelsbilanzdefiziten: die U.S.A. fuhren seit Anfang der 1980er Jahre mehr Waren in ihr Land ein als sie ausfuhren. Zugleich stiegen durch dieses Ungleichgewicht die Zahlungsforderungen bzw. -verpflichtungen, da die Ausgaben entsprechend höher waren als die Einnahmen.1

Hand in Hand ging diese Entwicklung mit dem Trend, dass die U.S.A. in zunehmendem Maße solche Arbeiten, die bisher in ihren eigenen Landesgrenzen getätigt wurden, in Drittländer verlagerten, in denen weniger Löhne für diese Arbeiten gezahlt und weniger strikte Umweltstandards berücksichtigt werden mussten. Für die einzelnen Unternehmen, die solcherart handelten, und die Banken, die an diesen Unternehmen beteiligt waren, rechnete sich dieses Vorgehen ausgezeichnet; für den Staat und seine Menschen dagegen weniger. Die Produkte nämlich, die nunmehr im Ausland hergestellt wurden, mussten ja schließlich wieder importiert werden, damit man sie auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kaufen konnte. Außerdem besaßen die Menschen, die in den U.S.A. zuvor in Brot und Arbeit waren, weniger Einkünfte. Viele von ihnen mussten zwei, drei Jobs gleichzeitig verrichten, nur um das gleiche Einkommen zu erzielen, auf das sie zuvor mit einem einzigen Job kamen.

Begünstigend für die U.S.A. war, dass ihr Zahlungsmittel, der Dollar, die Reservewährung der Welt darstellt. Viele andere Länder halten große Dollarbestände in der Hinterhand und natürlich sind diese Länder daran interessiert, dass der Wert dieser Bestände nicht nach unten tendiert. Auch kommt es dem Ansehen des Dollar sehr entgegen, dass der wichtigste Rohstoff der Welt, das Erdöl, in ebenjener Währung gehandelt wird, ja, in der Tiefe gebohrt ist das sogar der Grund, warum der US-Dollar seit den 1970er Jahren überhaupt die Reservewährung der Welt darstellt. Das Erdöl ist immerhin derjenige Stoff, aus der wir einen großen Teil unserer Energie beziehen – und ohne Energie lässt sich auf dieser Welt schlechterdings erdenklich wenig industriell produzieren. Energie ist das Herzstück wirtschaftlichen Wachstums. Die Physiker definieren Energie nicht umsonst als die Fähigkeit, Arbeit verrichten zu können.

Das oben erklärte Handelsdefizit der U.S.A. hätte eigentlich zur Folge haben müssen, dass der Dollar abgewertet worden wäre. Doch dem geschah erst einmal nur in geringem Umfang. Dies hatte damit zu tun, dass weit über die Hälfte allen Kapitals, das in der Welt unterwegs ist, in die U.S.A. floss und dafür sorgte, dass die Dollarnachfrage recht stabil blieb. Es gibt da nämlich Volkswirtschaften auf der Welt, allen voran die deutsche, die daran interessiert sind, möglichst große Exportüberschüsse in ihren Handelsbilanzen wieder zu finden. Diese Volkswirtschaften sind essentiell abhängig davon, dass sie sehr viele Waren und Güter im Ausland absetzen, insbesondere auf stabiler Dollarbasis in den U.S.A. selbst. Ein schwacher Dollar ist Gift für solche Exportnationen, insofern sich ihre Produkte durch den Währungs-Wechselkurs verteuern und dieses wiederum zu Einbußen bei den betreffenden Unternehmen führt. Ergo hegen diese Nationen wirtschaftlich gesehen hohe Sympathien für die U.S.A. Hieraus erklärt sich auch, warum jene Nationen das Handelsdefizit dieses Landes weitestgehend tolerieren: weil sie genau wissen, dass ihre heimischen Märkte in sich zusammenbrechen würden, wenn es das Handelsdefizit der U.S.A. plötzlich nicht mehr gäbe.

Gleichwohl ist das alles nicht sonderlich gesund, insofern sich die U.S.A. auf exponentielle, d. h.: beschleunigende Weise zusehends höhere Geldmengen leihen müssen, da ja irgendwie das wachsende Handelsdefizit bezahlt werden möchte. Außerdem werfen die Kredite, die die U.S.A. in den Jahren zuvor aufgenommen haben, weitere Kosten auf, und zwar besonders dadurch, dass auf diese Kredite Zinsen und deren Kapitalisierung: die Zinseszinsen fällig werden.

Lassen wir uns die Auswirkungen des letztgenannten Punktes so erklären: „Nehmen wir an, Sie zahlen 100 Dollar auf ein Bankkonto ein, das sechs Prozent Zinsen abwirft, und lassen dieses Geld dann für Ihre Kinder oder Enkel liegen. Nach dem ersten Jahr gehörten Ihnen 106 Dollar und nach dem zweiten 112,36 Dollar. Nach zwölf Jahren hätte sich Ihr Konto etwa verdoppelt, und in hundert Jahren wäre es auf 33 930 Dollar angewachsen. Leider wachsen die Schuldzinsen auf dieselbe Weise: Wenn Sie einen Kredit über 100 Dollar zu sechs Prozent Zinsen aufnehmen und nicht zurückzahlen, würden sich Ihre Schulden mit der Zeit auf die gleiche Summe erhöhen.“2

Es gibt Menschen, die dieses System der beschleunigten Verschuldung durch ansteigende Zinslasten allein schon deswegen gutheißen, weil es ihnen wie ein Stimulus sui generis dünkt: Wer mehr Zinslasten zu tragen hat, der muss auch mehr produzieren, um durch den Verkaufserlös bzw. die darauf erhobenen Steuern seine Zinslasten bedienen zu können. Allerdings stellt sich die Frage: „wie stark kann eine Wirtschaft auf Dauer real wachsen? Oder betrachtet aus Sicht der Geldanleger: Was würde es bedeuten, wenn Geldvermögen jährlich um fünf Prozent Zins und Zinseszins anwachsen würden? Schon nach einigen Jahrzehnten kommt man in astronomische Größenordnungen hinein – sowohl bei den Geldvermögen als auch entsprechend bei der Verschuldung. Dies kann nicht mehr wirklich erwirtschaftet werden. Man könnte sagen: Der Teil, den das Geldvermögen von den Schuldnern fordert, frisst einen immer größeren Teil des Sozialproduktes auf.“3

Schauen wir uns vor diesem Hintergrund nunmehr genauere, recht märchenhaft anmutende Zahlen bezüglich des kontinuierlich anwachsenden Außenhandelsbilanzdefizits der U.S.A. an, bei der die Ein- und Ausfuhren gegeneinander verrechnet werden: Von Beginn der 1990er Jahre bis 2000 belief sich die aufklaffende Handelslücke bei durchschnittlich ca. -150 Milliarden US-Dollar. Im Jahre 2001 machte sie einen gewaltigen Sprung nach oben: – 386 Mrd. 2002: – 474 Mrd. 2003: – 531 Mrd. 2004 kletterte sie auf -666 Mrd., was einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von damals 5,7 Prozentpunkten entsprach. 2005 übertraf sie die -700-Milliarden-Grenze und 2006 auch noch spielend leicht die von -750 Milliarden.4

In Rechnung zu setzen ist bei alledem, dass jeder einzelne von der Administration Bush vorgelegte US-Haushalt  – recht logischer Weise – auch defizitär war: 2004 zum Beispiel betrug das Minus knapp 480 Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu: in diesem Jahr, 2011, müssen die U.S.A. allein für aufgelaufene Zinsen über 420 Milliarden U.S. Dollar Schulden bedienen.

Auf die Dauer kann das nicht tragfähig sein, auch unter dem Titel „Wahnsinn“ nicht. Irgendwo muss hier rein mathematisch der Punkt überschritten werden, der berühmt-berüchtigte “point of no return“, an dem beide Seiten der Medaille: die U.S.A. hier, die restliche Welt dort, das Spiel nicht mehr weiter treiben können. Die Handlungsfähigkeit des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten wird durch den Anteil dessen, was von den Zinslasten der Kredite gefressen wird, die zur Ernährung des chronisch wachsenden Handelsdefizits aufgenommen werden müssen, immer geringer. Gehen dann auch noch die Wachstumsraten des Sozialproduktes insgesamt runter, wird der Spielraum noch kleiner. Was bei einer Rezession passiert, sehen wir seit Ende 2008.

Und was die übrige industrialisierte Welt angeht, allen vorweg die Exportnationen Deutschland und China, so profitierten sie lange Zeit vom Handelsbilanzdefizit der U.S.A. – und gaben dem Affen gerne Zucker, um ihrerseits Handelsbilanzüberschüsse zu produzieren. Ihre Zahlen sind aber mittlerweile auch eindeutig rückläufig, was den Willen, Gelder vorzustrecken, nicht sonderlich hebt.

Insgesamt betrachtet haben sich seit Beginn der 1990er Jahre die Leistungsbilanzungleichgewichte weltweit vergrößert. Die bis zuletzt am dauerhaftesten gestiegenen Überschüsse erzielten die Nettoexporteure von Energierohstoffen: „Russland sowie die OPEC-Staaten (weisen) infolge der stark gestiegenen Öl- und Rohstoffpreise seit dem Jahr 2000 kräftig zunehmende Überschüsse auf. War ihre Leistungsbilanz in den 1990er Jahren noch annähernd ausgeglichen, so lag der Überschuss im Jahr 2005 bei rund 275 Mrd. US-Dollar.“5

Fast schon unnötig zu erwähnen, dass diese Nationen in den letzten Jahren an einem stabilen Dollar interessiert waren.

Konstatieren wir ferner, dass wir es mit einem System der gegenseitigen Abhängigkeiten zu tun haben, für das dauerhaft eigentlich nur Shakespeare in Frage kommt: „Und hat’s auch Methode, so ist es doch Wahnsinn.“

Gesetzten Falles, es ist übers Ganze gesehen Wahnsinn, womit wir uns beschäftigen, dann ließ sich der Wahnsinn im Februar 2003, kurz bevor die U.S.A. den extrem kostspieligen Irak-Krieg vom Zaune brachen, in diese „Vom-Fuße-auf-den-Kopf“-Verhältnisse rücken:

The U.S. has gone from being the net creditor of the world to the world’s greatest debtor nation. In the recent past, foreigners have used their excess dollars generated by the balance of trade deficits to buy around 15% of America’s stocks and about 40% of its Treasuries. America consumes 6% of the world’s savings to finance its deficit.”6

Begleitet bzw. begründet wurde der methodische Wahnsinn mit dem systemimmanenten Wachstumszwang und den gegenseitigen Abhängigkeiten, ohne sie unter dem Aspekt der „Gesundheit“ wirklich einmal in Frage zu stellen. Exemplarisch dünkt hierfür diese Analyse, die Klaus Friedrich als Chefvolkswirt der Allianz-Gruppe und der Dresdner Bank unter der Überschrift „Handelsdefizit als Waffe“ im Februar 2002 für „Die Welt“ schrieb:

„Das US-Handelsdefizit wird häufig als Schwäche interpretiert. Es ist jedoch ein wichtiges Instrument der Machtprojektion. Schließlich erhöht der in Amerika generierte Importsog ja nicht nur die Wachstumschancen auf der ganzen Welt. Er leistet auch einen Beitrag zur Harmonisierung brüchiger internationaler Beziehungen. Auf lange Sicht könnten die US-Importe zu einem ebenso wirkungsvollen Instrument werden wie das US-Militär.

Die Konjunkturkrise hat vor Augen geführt, dass nur eines mehr zu fürchten ist als eine übermächtige US-Wirtschaft – nämlich eine, die am Boden liegt. Der Grund: 2001 kauften die USA Waren im Wert von 1,24 Billiarden Dollar ein – erstaunliche sechs Prozent der 21,4 Billiarden Dollar an Waren und Dienstleistungen, die in der restlichen Welt produziert wurden. Damit hängen weltweit fast sechs von hundert Arbeitsplätzen direkt von den USA ab. Das hat eine enorme Auswirkung auf die globalen Machtbeziehungen. Die Abhängigkeit vom US-Verbraucher gibt den USA ein Machtinstrument in die Hand, das sich mit dem Begriff ,Abschreckung durch Import‘ umschreiben lässt. Kaum ein Land der Welt wird – aus rationalem Eigeninteresse – den Amerikanern Böses wünschen, wenn der eigene Wohlstand derart stark vom Wachstum der US-Wirtschaft abhängt.“7

Unter dem hier implizit mitschwingenden Aspekt „Wirtschaft als Form des Krieges mit anderen Mitteln“, machte der Wahnsinn wohl Sinn. Gleichwohl handelte es sich um keinen „gesunden“ Krieg. Krieg, der stattfindet, um dem System des Wachstumszwanges genüge zu tun, erinnert eher an den Befund, den Edward Abbey einst der Welt ins Notizbuch schrieb: “Growth for the sake of growth is the ideology of the cancer cell.“

Und mit dem von Klaus Friedrich vorgebrachte Argument: „Kaum ein Land der Welt wird – aus rationalem Eigeninteresse – den Amerikanern Böses wünschen, wenn der eigene Wohlstand derart stark vom Wachstum der US-Wirtschaft abhängt“, ist der Kern der „Blanche-Dubois-Wirtschaft“ berührt, die der amerikanische Politikwissenschaftler Chalmers Johnson mit Rückgriff auf den überaus geschätzten Marshall Auerback im Jahre 2007, d. h. nachdem manch realer Krieg stattfand, so erklärte:

Marshall Auerback is a financial analyst whom I admire who refers to the United States as a ‘Blanche Dubois economy.’ Blanche Dubois, of course, was the leading character in Tennessee Williams‘ play, ‘A Streetcar Named Desire,’ and she said, ‘I’ve always depended upon the kindness of strangers.’ We’re also increasingly dependent on the kindness of strangers, and there are not many of them left that much care, any more than they were for Blanche. I figure if the United States did start to go down, it would not elicit any more tears than the collapse of the Soviet Union did, in the world at large today.”8

Der kanadische Investionsmanager Marshall Auerback, der in den U.S.A. lebt,  erklärte mir zur „Blanche-Dubois-Wirtschaft“ auf Nachfrage für diesen Artikel exklusiv dieses:

Well, we depend on the „kindness of strangers“ in the sense that they are doing us a favour when they ship their output to us which, if we truly understood how our modern monetary system works, would allow us to cut taxes further. We now want to weaken the dollar and depress domestic wages to export our output (in effect adopting the German model). It’s wrong. There is an alternative that allows the US consumer to enjoy the enormous benefits of low cost imports and also makes good jobs available for all Americans willing and able to work. That alternative is to keep Federal taxes low enough so Americans have enough take home pay to buy all the goods and services we can produce at full employment levels AND everything the world wants to sell to us. This in fact is exactly what happened in 2000 when unemployment was under 4%, while net imports were $380 billion. We had what most considered a ‘red hot’ labor market with jobs for all, as well as the benefit of consuming $380 billion more in imports than we exported, along with very low inflation and a high standard of living due in part to the low cost imports.

The reason we had such a good economy in 2000 was because private sector debt grew at a record 7% of GDP, supplying the spending power we needed to keep us fully employed and also able to buy all of those imports. But as soon as private sector debt expansion reached its limits and that source of spending power faded, the right Federal policy response would have been to cut Federal taxes to sustain American spending power. That wasn’t done until 2003- two long years after the recession had taken hold. The economy again improved, and unemployment came down even as imports increased. However, when private sector debt again collapsed in 2008, the Federal government again failed to cut taxes or increase spending to sustain the US consumer’s spending power. The stimulus package that was passed almost a year later in 2009 was far too small and spread out over too many years. Consequently, unemployment continued to rise, reaching an unthinkable high of 16.9% (people looking for full time work who can’t find it) in March 2010.

The problem is we are conducting Federal policy on the mistaken belief that the Federal government must get the dollars it spends through taxes, and what it doesn’t get from taxes it must borrow in the market place, and leave the debts for our children to pay back. It is this errant belief that has resulted in a policy of enormous, self imposed fiscal drag that has devastated our economy.“

Marshall Auerback schlug zur Untermauerung seiner Argumentation vor, dass wir an dieser Stelle diesen „interessanten Goldklumpen hinzufügen“ sollten, wie er sich ausdrückte, den Altbundeskanzler Helmut Schmidt dem Handelsblatt diktierte:

Handelsblatt: I remember you saying many times, if the Germans keep the D-Mark we will make ourselves unpopular with the rest of the world; our banks and our currency would be the Number 1, all the other countries would be against us and that was why we should have the euro to embed us in a larger European undertaking. It’s all rather ironic, because people are saying that Germany has profited a great deal from the euro because the D-Mark has been kept down and this helps German exports …

Schmidt: I ask myself whether this profit really is a profit? I wonder whether running perpetual current account surpluses really amounts to a profit. In the long run it is not a profit.

Handelsblatt: Because in the long run these assets will have to be written down because people won’t pay them back …

Schmidt: Yes – it means that you sell goods and what you get back is just paper money and later on it will be devalued and you will have to write it off. So you are withholding from your own nation goods that otherwise they would like to consume.

Bush Tax Cuts

Nehmen wir noch weitere Begleiterscheinungen des Wahnsinns ins Auge, wobei sich Wirtschaft, Politik, Krieg und (Medien-) Kultur ziemlich munter vermischen, bis ein toxischer Trunk dabei herauskommt, der für die U.S.A. und die übrige Welt übers Ganze schwer verdaulich ausfällt.

Wie bereits erwähnt, entwickelte sich der US-Haushalt unter Präsident George W. Bush kontinuierlich defizitär: Jedes einzelne Haushaltsjahr war in diesem Sinne ein Rekordjahr. Ein nicht unwesentlicher Teil dieses „Problems“, wenn man es denn so bezeichnen möchte, ging darauf zurück, dass der damalige “leader of the free world“ erhebliche Steuererleichtungen gerade nicht zugunsten der großen Allgemeinheit der US-amerikanischen Öffentlichkeit einführte (wie es Marshall Auerback oben für vernünftig erachtete), sondern zugunsten der absolut obersten Einkommensschicht. Des Weiteren wurden etliche Groß-Unternehmen als „steuerbefreit“ behandelt. Das führte zu einem ungeheuren Vermögenszuwachs in Kreisen derer, die man „die oberen Zehntausend“ oder auch „das Establishment“ zu nennen pflegt. Des Weiteren führte es dazu, dass die so genannte Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinanderklaffte als sie es nicht ohnehin schon tat.

„Statt zum Teil dringend benötigte Wohlfahrtsprogramme für die Unterschicht aufzulegen, alimentiert die Bundespolitik stattdessen über Steuersenkungen und Subventionen das wohlhabende Bürgertum in den USA. Die Nutznießer sind Millionen von Amerikanern im oberen Drittel der Einkommenspyramide: Unternehmer, Manager, hoch bezahlte Spezialisten der Industrie und Offiziere der Streitkräfte. Die Verteilungswirkungen in der amerikanischen Gesellschaft sind längst deutlich erkennbar: 1979 verfügten die Spitzenverdiener in den USA (ein Prozent der Erwerbsbevölkerung) über ein Nettoeinkommen, das halb so hoch war wie das Nettoeinkommen der unteren 40 Prozent der Einkommensbezieher zusammen; im Jahr 2000 verdiente das eine Prozent an der Spitze netto bereits ebenso viel wie die unteren 40 Prozent zusammen.“9

In dieser Einkommensentwicklung, die durch die so genannten Bush Tax Cuts noch einmal einen mächtigen Schub bekommen hat, sieht der kanadische Autor und Ex-Diplomat Peter Dale Scott Gefahren für Amerikas Demokratie heraufziehen, indem er unter Verwendung von Kevin Phillips Werk “Wealth and Democracy“ (2002) und Analysen des Ökonomen Paul Krugman (2006) schreibt:

Past periods of wealth disparity, notably in the Gilded Age, have been followed by reform movements that compressed the income gap. But, as Phillips has warned, the type of reforms that have followed past excesses of wealth in politics must happen again soon, or they may not happen at all: ’As the twenty-first century gets underway, the imbalance of wealth and democracy in the United States is unsustainable….Either democracy must be renewed, with politics brought back to life, or wealth is likely to cement a new and less democratic regime – plutocracy by some other name.’

Economist Paul Krugman has transmitted statistics for the staggering increases in income for America’s most wealthy: ‘A new research paper by Ian Dew-Becker and Robert Gordon of Northwestern University, Where Did the Productivity Growth Go?, gives the details. Between 1972 and 2001, the wage and salary income of Americans at the 90th percentile of the income distribution rose only 34 percent, or about 1 percent per year.…But income at the 99th percentile rose 87 percent; income at the 99.9th percentile rose 181 percent; and income at the 99.99th percentile rose 497 percent.’ Many of these increases are marked by the transfer rather than the creation of wealth and derive from what Phillips has called the ‘financialization’ of America: the ‘process whereby financial services, broadly construed, take over the dominant economic, cultural, and political role in a national economy.’”10

Freilich sind diese prozentualen Diskrepanzen Konsequenz des Finanzsystems selbst. Lassen wir uns dies exklusiv von Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger erklären. Professor Berger hat in Frankreich und den U.S.A. Ökonomie und Philosophie studiert. Im Anschluss daran hat er mit einem Forschungsauftrag der Max-Planck-Gesellschaft an der Freien Universität Berlin und an der Technischen Universität Berlin zum Dr. phil. in Philosophie und zum Dr. rer. pol. in Volkswirtschaftslehre promoviert. Danach war er für 20 Jahre als leitender Manager in Europa und Übersee tätig.

Wohl an, hier ein Auszug aus einem Interview, das mir Professor Wolfgang Berger gab:

Herr Professor Berger, wir befinden uns global in einer so genannten „Finanzkrise“. Benennt dieser oft bemühte Terminus das Problem eigentlich zutreffend oder wäre es nicht eher angebracht von einer systemimmanenten Schuldenkrise zu sprechen?

Wir können schon bei „Finanzkrise“ bleiben, denn die Schulden, die zunächst einigen Immobilienkäufern in den USA, später vielen systemrelevanten Banken und jetzt den meisten öffentlichen Haushalten weltweit über den Kopf wachsen, sind in unserer Finanzordnung notwendig. Stellen Sie sich einmal vor, alle könnten und würden ihre Schulden plötzlich zurückzahlen und ganz schuldenfrei sein. Dann hätten wir eine Systemkrise, die alles in den Schatten stellen würde, was wir bisher erlebt haben. Als Bill Clinton den Bundeshaushalt der USA ausgeglichen hatte, hat der damalige Notenbankchef Alan Greenspan ihn dafür kritisiert und zu bedenken gegeben, dass die Pensionsfonds nicht mehr wüssten, wo sie ihr Geld anlegen sollten, wenn der Staat sich nicht mehr verschuldet.

Als das Grundübel hinter dieser Entwicklung machen Sie das Phänomen des Zinses aus. Warum ist die Verzinsung, die allgemein als notwendig angesehen wird, damit das Geld als Kredit zur Verfügung steht, so schlimm?

In unserem System ist der Zins absolut notwendig. Wenn er niedrig ist wie z. Z. schafft er allein es nicht einmal, die Geldvermögen wieder in den Kreislauf zu locken, damit sie von den Banken als Kredit vergeben werden können. Wir brauchen außerdem noch die Inflation, die das Geld entwertet. Praktisch alle Notenbanken der Welt produzieren absichtlich Inflation. Ohne Zins und Inflation, würden die Geldvermögen kaum wieder angelegt werden, denn jede Anlage ist mit einem Risiko verbunden und wie wir gesehen haben, können auch Banken in Konkurs gehen. Ob die Staaten bei der nächsten Bankenkrise noch in der Lage sein werden, die Banken zu retten, ist fraglich. Der Zins ist Systembestandteil, und er hat Nebenwirkungen, die deshalb auch Systembestandteil sind – schreckliche Nebenwirkungen.

Welche „Nebenwirkungen“ meinen Sie? Das müssen Sie näher erklären.

Weil Geldvermögen sich verzinsen, wachsen sie und zwar exponentiell. Wir alle haben in der Schule gelernt, was eine Exponentialfunktion ist, und trotzdem sehen die meisten nicht, was das praktisch bedeutet: Die Verdoppelung in einem bestimmten Zeitraum, dessen Dauer von der Höhe des Zinses abhängt. Damit Sie es sich vorstellen können: Falten Sie ein Blatt Ihrer Tageszeitung, dann haben Sie zwei Lagen. Mit jedem weiteren Faltvorgang verdoppelt sich die Zahl der Papierlagen: nach zwei Mal sind es vier, nach sechs Mal 64, nach zehn Mal 1.024, nach 42 Mal 350.000 – und das ist schon die Entfernung von der Erde zum Mond. Statt Ihre Zeitung zu falten, können Sie auch immer die Zahl der 500-Euro-Scheine verdoppeln, die Sie stapeln. Auch dann reicht der Stapel bis zum Mond. Das ist die eine Seite der Medaille.

Und nun zur anderen Seite: Diese sich exponentiell erhöhenden Geldvermögen werden verzinst. Sie können aber nur verzinst werden, wenn es Schuldner gibt, die die Zinsen zahlen. Das ist der umgekehrte Stapel von 500-Euro-Schuldscheinen, die in ein Erdloch gepackt werden müssten, das den Planeten durchbohrt. Die exponentiell steigende Verschuldung von irgendjemandem ist also systembedingt notwendig. Und wenn Privatleute oder Unternehmen das nicht übernehmen wollen oder können, müssen es die öffentlichen Haushalte tun. Wenn sie sich weigern, bricht das System zusammen. In den Fachkreisen der Ökonomen, in der Politik und der Öffentlichkeit – vielleicht von Herrn Greenspan abgesehen – gibt es kaum jemand, der diesen einfachen Zusammenhang sieht.

Des Weiteren behaupten Sie, dass nur diejenigen, deren Zinseinkommen höher als ihr Arbeitseinkommen liegt, Gewinner des Systems sind. Wer sind denn diese Glücklichen im Großen und Ganzen? Und als was fungiert hier der große Rest?

Wenn Sie ein Produkt kaufen – z. B. den Computer, mit dem Sie dieses Interview lesen – hat dieses Produkt und jedes seiner Teile eine lange Reihe von Wertschöpfungsstufen durchlaufen, bevor Sie es benutzen können. Das gilt für jedes Produkt und für jede Dienstleistung, sei es ein Getränk, ein Fahrzeug, eine Reise, eine ärztliche Behandlung, ein Medikament, eine Fernsehsendung oder die Geschwindigkeitskontrolle der Polizei. In jeder dieser Stufen sind für Zwischenschritte Investitionen erforderlich, die finanziert werden müssen und immer gehen diese Investitionen mit ihren Zinsen in die Kalkulation ein und damit in den Preis. Würden die Zinsen in den Endpreis nicht hineinkalkuliert, könnte das Unternehmen, in dem die betreffende Wertschöpfungsstufe erstellt wird, nicht überleben. Wir müssen die Zinsanteile in der Kalkulation aus allen Wertschöpfungsstufen zusammenzählen und erhalten dann den Zinsanteil im Endprodukt. Im Durchschnitt aller Endpreise kommen wir dabei auf ungefähr 40 Prozent. Bei Getränken ist es weniger (ca. 30 Prozent), bei Mieten und Immobienekäufen mehr (75 bis 80 Prozent).

Weiterhin ist bekannt, dass z. B. in Deutschland der Schuldendienst der zweithöchste Posten im Bundeshaushalt ist und wir unsere Steuern (auch die Mehrwertsteuer, die jeden unserer Einkäufe verteuert) an zweiter Stelle für Zinsen zahlen. Wir können also ganz grob gerechnet davon ausgehen, dass wir mit jedem Euro, den wir ausgeben, die Hälfte für Zinsen zahlen und nur die andere Hälfte für das Produkt oder die Dienstleistung. Wenn Sie also im Monat netto 3.000 Euro verdienen und sie vollständig ausgeben, zahlen Sie davon ungefähr 1.500 Euro Zinsen. Wenn Sie auf frühere Ersparnisse monatlich 1.500 Euro Zinsen kassieren, haben Sie also noch immer nichts gewonnen. Nur am Rande: Um monatlich 1.500 Euro (im Jahr 18.000 Euro) Zinsen zu bekommen, müssen Sie zum gegenwärtigen Ausgabesatz von Bundesanleihen (ca. drei Prozent) 600.000 Euro angelegt haben – deutlich mehr als eine halbe Million. Und ich bin sicher, dass die wenigen Leute, die soviel Geld „auf der hohen Kante“ haben, sich nicht darüber im Klaren sind, dass sie noch immer nicht zu den Gewinnern des Systems gehören. Die Verlierer machen weit mehr als 90 Prozent der Bevölkerung aus und von ihnen (also von „unten“) gibt es eine ständige Umverteilung nach „oben“ – zu den wenigen Gewinnern, deren Zinseinkünfte die Zinsausgaben deutlich übersteigen.

Follow the Money

Mit diesen Ausführuingen von Prof. Dr. Dr. Berger im informellen Hintergrund, möchte ich erwähnen, dass der US-amerikanische Soziologe James Petras in seinem 2007 erschienenen Aufsatz “Who Rules America?” darauf aufmerksam macht, dass “2% of the households own 80% of the world’s assets. Within this small elite, a fraction embedded in financial capital owns and controls the bulk of the world’s assets and organizes and facilitates further concentration of conglomerates.”

Darüber hinaus schreibt Petras hinsichtlich des Trends, das produzierende Gewerbe der U.S.A. in Drittländer zu verlagern:

While US manufacturing sector has declined relative to ‘finance capital’, many of the major investment institutions have shifted to the new financial ‘growth sectors.’ Concomitantly, the converted sectors of the ruling class will shift their policies toward greater liberalization and deregulation, thus severely weakening the rear-guard demands of the uncompetitive manufacturing sector. Equally important within the declining economic sectors of the RC, drastic structural changes may ensue, to regain profitable returns and retain influence and power. Foremost of these changes is relocation of production overseas to low wage, low tax, non-union locations, the introduction of IT technology designed to reduce labor costs and increase productivity, and diversification of economic activity to incorporate lucrative financial ‘services’.”

All das trägt nicht dazu bei, dass die unteren und mittleren Einkommensgruppen gestärkt werden. Allerdings wird diese Vorgehensweise sehr viel verständlicher, wenn man sich anschaut, wer im Sinne von “follow the money“ in der Tat davon profitiert:

”During this transitional period of rapid and all-encompassing changes in the ruling class, enormous financial opportunities have opened up throughout the world. As a result of political tensions within the ‘governing class’, key policymakers are drawn directly from the most representative institutions of Wall Street. Key economic policies, especially those which are most relevant to the RC, tend to be overwhelmingly in the hands of tried and experienced top leaders from Wall Street.

Within the financial ruling class, political leadership….come from the public and private equity banks, namely Wall Street – especially Goldman Sachs, Blackstone, the Carlyle Group and others. They organize and fund both major parties and their electoral campaigns. They pressure, negotiate and draw up the most comprehensive and favorable legislation on global strategies (liberalization and deregulation) and sectoral policies (reductions in taxes, government pressure on countries like China to ‘open’ their financial services to foreign penetration and so on). They pressure the government to ‘bailout’ bankrupt and failed speculative firms and to balance the budget by lowering social expenditures instead of raising taxes on speculative ‘windfall’ profits….These private equity banks are involved in every sector of the economy, in every region of the world economy and increasingly speculate in the conglomerates which are acquired. Much of the investment funds now in the hands of US investment banks, hedge funds and other sectors of the financial ruling class originated in profits extracted from workers in the manufacturing and service sector.”i

Eine weitere Konsequenz dieser einseitigen Geldanhäufung von unten nach oben ist das Verflachen der politischen Meinungsvielfalt in den U.S.A., insofern es dort, mehr als irgendwo sonst in der westlichen Welt, sowohl im TV- als auch im Zeitungs- und Radio-Medienbereich in den letzten 30 Jahren zu buchstäblich kaum übersehenden/-hörenden „massiven Konzentrationprozessen“ gekommen ist: „Aus einem klassischen Polypol“, so erklärt der deutsche Ökonom Folker Hellmeyer, „dem Kennzeichen eines perfekten Marktes, wurden in der Tendenz Oligopole.“11

Lassen wir uns die Dinge ein wenig genauer erklären und nehmen zur Kenntnis:

„Ein Polypol ist das Gegenteil eines Monopols. Viele Marktteilnehmer mit vielen unterschiedlichen, also heterogenen Interessen kennzeichnen das Polypol. Damit ist das Medienpolypol beispielsweise auch Ausdruck der vielschichtigen Zusammensetzung einer Bevölkerung und ihrer gesellschaftspolitischen Unterteilung mit allen ihren positiven Seiten, aber auch Problemen. Alle Facetten und Interpretationen von Informationen und Nachrichten sind vertreten. Investigativer Journalismus, beispielsweise nach dem Vorbild der Watergate-Affäre, bis hin zum oberflächlichen Sensationsjournalismus sind Kennzeichen eines solchen Polypols.

Durch Konzentrationbestrebungen im Mediensektor kann die Meinungsvielfalt und damit die Meinungsfreiheit Schaden nehmen. Das gilt insbesondere dann, wenn Medienzaren sich einer bestimmten politischen Grundausrichtung verschreiben.

Kriegsberichterstattung sieht dann nicht mehr wie im Vietnamkrieg aus. Seinerzeit fanden die hässlichen und inhumanen Seiten des Krieges in den Medien ein angemessenes Echo. Heute wird Kriegsberichterstattung ,eingebettet’. Ich verweise auf die Darstellung des Irakfeldzugs durch Fox-News und andere vom Pentagon eingebettete Medienunternehmen. Aber auch im Rahmen der Zweitverwertung durch andere Sender wurden diese Bilder der Weltöffentlichkeit präsentiert. Damit sollte das Image eines sauberen Kriegs mit bestenfalls marginalen Kolleteralschäden in die Öffentlichkeit getragen werden.“12

Hellmeyer bezeichnet die Performance des US-amerikanischen Mainstream-Journalismus im Irakkrieg als „freiwillige Zensur oder Betäubung, um dem Anspruch der US-Politik gerecht zu werden. ’Embedded Journalism’, also eingebetteter Journalismus, ist nichts anderes als billige Propaganda, die das Ziel hat, eine sachliche und angemessene Diskussion auf breiter Ebene zu verhindern.“13

Hierzu gehört freilich auch die Diskussion vor dem Waffengang – und als Mundrohr der US-Regierungspropaganda betätigte sich nicht nur Fox-News, sondern auch eine völlig unkritische New York Times. Die zugrunde liegende Gemeinsamkeit von Fox-News/Newscorp und der New York Times Company? Es sind börsennotierte Unternehmen. Das hat Folgen, denn was, wenn die Wahrheit den Geschäftsinteressen schadet? Den eigenen, wie überhaupt dem übergeordneten Geschäftsklima, mit denen sie zusammenhängen? Geht das Wohlergehen partikularer Interessen vor dem Wohlergehen aller? Und steht die Wahrheit nicht aufgrund einer solchen Konstellation von vornherein immerzu zur Disposition – einerlei ob nun vor, während oder nach einem Krieg?

Und ist nicht Krieg und Zerstörung auch wiederum Teil des „krebsartigen“ Finanzsystems? Noch einmal Professor Wolfgang Berger:

Wie schaut es mit Kriegen und Zerstörungen aus? Das sind doch aus der Sicht der Zinswirtschaft prächtige Dinge, oder?

Wir können leicht errechnen, wann es soweit sein wird, dass alles in der Welt einer Handvoll Superreichen gehört und alle anderen ihnen in einem faktischen Sklavenstand dienen müssen. Das ist eine Situation, die Revolutionen gebiert. Die Geschichte lehrt uns, dass dabei selten etwas Besseres herausgekommen ist. Und bestehende Strukturen und Systeme haben auch immer ein starkes Beharrungsvermögen und tun alles, um zu überdauern. So bleibt als einziger Ausweg, um unser Finanzsystem zu erhalten, Krieg oder eine Krise mit kriegsähnlichen Folgen. Wenn alles zerstört ist, brauchen wir das System nicht zu reformieren. So wie nach dem Zweiten Weltkrieg können wir wieder von vorne anfangen – mit zweistelligen Wachstumsraten, die über dem Zinssatz liegen. Auf dem neuen niedrigen Niveau gibt es wieder etwas zu verteilen und der Zyklus beginnt erneut – bis zum nächsten Krieg oder Crash.

Quellen:

1 siehe für weitere Erläuterungen des Begriffs und der Bedeutung von „Leistungsbilanzdefizite / Handelsbilanzungleichgewichte“ Marcel Tyrell: „Internationales Finanzmanagement I. Zahlungsbilanz und Außenwirtschaftliche Verflechtung“, Universität Trier und Goethe-Universität Frankfurt, unter: http://charta.uni-trier.de/9_ibel/ifmI_ws0405_v6.pdf

2 siehe Richard Heinberg: „Öl-Ende. Die Zukunft der industrialisierten Welt ohne Öl“, Riemann-Verlag, München, 2008, Seite 290, Kapitel: „Physische Wirtschaft und Finanzwirtschaft.“

3 siehe Carsten Kloth: „Wenn die Titanic absäuft, braucht man Rettungsboote“, Interview mit Prof. Werner Senf vom 10. 2. 2009 unter:

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Finanzen-Finanzkrise-Bernd-Senf ;art130,2727660

4 vgl. hierzu die “Annual Reports“ der Bank for International Settlements (BIS) bzw. „Ausgewählte Handelsbilanzen“, Bundeszentrale für politische Bildung, unter: http://www.bpb.de/files/DS5S9E.pdf

5 siehe Jonas Dovern, Carsten-Patrick Meier und Joachim Scheide:Das hohe Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten: Ein Risiko für die Weltwirtschaft und für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland? Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, Prognose-Zentrum, unter: http://www.ifw-kiel.de/pub/kd/2006

6 Bill Fox: “A Bear Case Overview”, 28. Februar 2003, unter: http://www.financialsense.com/fsu/editorials/fox/2003/0228.html

7 Klaus Friedrich: Handelsdefizit als Waffe“, „Die Welt“, 4. Februar 2002.

8 siehe “The Last Days of the American Republic”, Interview mit Chalmers Johnson, “Conversations with History”; Institute of International Studies, University of California Berkeley, 2007, unter: http://www.globetrotter.berkeley.edu/people7/CJohnson/cjohnson07-con6.html

9 siehe Michael Hennes: „Der neue Militärisch-Industrielle Komplex in den USA“, veröffentlicht in „Aus Politik und Zeitgeschichte“, B46/2003, unter: http://www.bpb.de/publikationen/U6A0BW,2,0,Der_neue_Milit%E4risch_Industrielle_Komplex_in_den_USA.html

10 siehe Peter Dale Scott: “The Road to 9/11. Wealth, Empire, and the Future of America”, University of California Press, Berkeley, 2007, Seite 3 bzw. Seite 274 – 275.

i James Petras: Who rules America?”, veröffentlicht am 11. Januar 2007 unter: http://www.petras.lahaine.org/articulo.php?p=1689

11 siehe Folker Hellmeyer: „Endlich Klartext! Ein Blick hinter die Kulissen unseres Finanzsystems“, Finanzbuch Verlag, München, 2008, Seite 20.

12 ebd.

13 ebd., Seite 21.

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