Die Weltwirtschaft brennt, während ihre Führer herum geigen

Die Finanzjournalistin Nomi Prins lässt ihren Blick in der Weltwirtschaft herum schweifen und merkt unter anderem an: “Das globale spekulative Kapital ist schlau, aggressiv, gierig, kurzsichtig, und ja, feige (es muss nicht bleiben, so die Dinge wackelig werden.) Wenn es eine Person wäre, würde es Großmütter und Kinder zu Fall bringen, um als erstes an der Ausgangstür eines brennenden Gebäude zu sein, und würde dann den Verbrennungsopfern die Gesundheitsfürsorge verweigern.“

Von Nomi Prins, Übersetzung Lars Schall

Nomi Prins arbeitete nach ihrem Universitätsstudium der Mathematik und Statistik für Chase Manhattan, Bear Stearns in London und als Managing Director bei Goldman Sachs an der Wall Street. Nachdem sie die Finanzbranche verließ, wurde sie eine herausragende Finanzjournalistin, die drei Bücher geschrieben hat, darunter das sehr zu empfehlende Werk “It Takes a Pillage: Behind The Bailout, Bonuses, and Back Room Deals from Washington to Wall Street”, das im September 2009 bei Wiley veröffentlicht wurde.

Sie ist ein Senior Fellow bei “Demos” (http://www.demos-usa.org/) in New York City, gab zahlreiche Interviews unter anderem auf BBC World, BBC, Russia TV, CNN, CNBC, CSPAN und Fox, und ihre Artikel erscheinen in der New York Times, Fortune, Newsweek, The Nation, The American Prospect sowie dem Guardian in Großbritannien. Ihre Website ist: http://www.nomiprins.com/. Die nachfolgende Übersetzung für LarsSchall.com wurde von Nomi Prins persönlich autorisiert.

Siehe zusätzlich hierzu auch ein ausführliches Exklusiv-Interview mit Nomi Prins, “Wir sind in keiner Erholung“, unter diesem Link:

http://www.larsschall.com/2011/03/05/%E2%80%9Ewir-sind-in-keiner-erholung/.

China ist in keinster Weise ein Panazee (“Panacea“ = Universalheilmittel) der wirtschaftlichen Gleichheit oder perfekten Politik. Es hat einen schnell wachsenden Anteil an Milliardären und macht fast ein Drittel des weltweiten Luxusgüterverbrauchs aus, während sein Pro-Kopf-BIP weltweit an 125. Stelle rangiert und 2,8% der Chinesen unterhalb der Armutsgrenze leben (nach „offiziellen“ Statistiken).

Im Gegensatz dazu haben die USA eine offizielle Armutsquote von 14%, obwohl Think Tanks wie das Economic Policy Institute diese Schätzung als zu gering betrachten. Allerdings gab die chinesische Regierung in ihrem letzten 5-Jahres-Wirtschaftsplan zumindest Lippenbekenntnisse darüber ab, wie mit der wachsenden Ungleichheit umgegangen werden soll – durch die Erhöhung bestimmter Löhne um 40%, eine geringere Besteuerung der Armen und eine Erhöhung der Steuern für die Reichen.

Die US-Regierung hat keine solche Strategie, außer in Wahlkampfreden, was durch unsere anämische Wirtschaft reflektiert wird. Stattdessen erleben wir albernes Parteien-Geschwätz über das Defizit und welche Mini-Budget-Änderungen nötig sind, um es in Ordnung zu bringen, wovon das meiste überproportional die Menschen beeinträchtigen würde, die am wenigsten mit seinem Aufblasen zu tun hatten (d. h. Personen, die keine Bank oder einen Hedge-Fonds betreiben.)

Doch wie unsere eigene, wird sich auch die Ungleichheit für China verschlechtern, was letztlich die Wirtschaft destabilisieren wird. Das Ergebnis der Anziehung dieser bedrohlichen, launenhaften Entität, die sich „globales Kapital“ nennt, ist das aufblasen der Wachstumszahlen aufgrund praller Dienstleistungsbranchen und des Bevölkerungswohlstandsgefälles. Je mehr Kapital in einem Land herum schwappt, desto destabilisierender wird es und desto mehr behaupten ihre Führer, dass das nicht der Fall sei.

Das globale spekulative Kapital (die Art, die durch jede größere finanzielle Entität strömt) ist schlau, aggressiv, gierig, kurzsichtig, und ja, feige (es muss nicht bleiben, so die Dinge wackelig werden.) Wenn es eine Person wäre, würde es Großmütter und Kinder zu Fall bringen, um als erstes an der Ausgangstür eines brennenden Gebäude zu sein, und würde dann den Verbrennungsopfern die Gesundheitsfürsorge verweigern. Es hasst Regeln, weshalb es gerne betont, dass die Märkte frei von ihnen sein müssen.

Einzelne Investoren im Silbermarkt sind die neuesten Opfer des Wankelmuts des spekulativen Kapitals. Menschen, die ihr eigenes Geld in Silber investierten, wurden durch Unternehmen, die das Geld anderer Leute liehen oder investierten, ausgelöscht. Die COMEX fand die Anti-Spekulations-Religion, die sie niemals gesucht hatte, als die Rohstoffpreise für Produkte wie Lebensmittel und Treibstoff hochgingen, und hob die Silber-Handelsspannen an. Obwohl diese Steigerungen der vorherrschende Grund für den Silberpreissturz waren, war alles, was sie wirklich taten, dem schnellen Kapital die Chance zu geben, Buchgewinne einzufahren und den Kurs zu wechseln.

Jede Investition unterliegt fundamentalen Kräften, wie Angebot und Nachfrage oder wie sehr die US-Wirtschaftspolitik ihre Währung abwertet. Aber sie unterliegt noch mehr spekulativen Launen, wie die, wer “in“ und wer “out“ ist, wie sehr und wie schnell, sei es nun ein Fonds oder eine ganze Nation.

Das altehrwürdige Schema, bei dem das kontrollierende Kapital gewöhnliche Menschen (oder Regierungen) hereinlegt, sich hinzuzugesellen, ehe es zum Crash kommt oder es über alle Berge verschwindet, hat viele Individuen und Volkswirtschaften verwüstet. Dieses Manöver grassierte besonders während des Crashs von 1929. Die Banken setzten ihr „eigenes“ Kapital ein, das in Wirklichkeit geliehenes Kapital war, um Individuen dazu anzuspornen, dasselbe mit ihren Ersparnissen zu tun. Als sich die Banken herauszogen, wurden die Leute dreifach angespritzt – durch den Verlust ihrer Ersparnisse, durch die Dezimierung ihrer Bankkonten, die die führenden Unternehmen zu spekulativen Zwecken – unter dem Deckmantel der Betreuung ihrer Kunden – eingesetzt hatten, und durch eine wütende Depression, die Arbeitsplätze und Hoffnungen tötete.

Nicht viel hat sich geändert. Matt Taibbis jüngste Untersuchung von Goldman Sachs zeigt, wie grau die Linie ist zwischen Hereinlegen und Hereinlegen der eigene Kunden. Jetzt, da Banken Geld verlieren, belohnen die Regierungen und Zentralbanken sie mit Billionen von Dollar an Subventionen, und das unter dem Vorwand der Hilfe für die Bevölkerung und der Vermeidung von noch größeren Katastrophen. Sie sagen Dinge wie: es braucht Zeit, um die Beschäftigung anzuheben, aber wir dürfen keine Zeit beim Unterstützen unseres Finanzsystems verlieren. Oder: Renten und Lehrer verursachten Budget-Ausfälle, aber wir behalten die überschüssigen Reserven, die von Schulden getragen werden, für die Banken, falls sie sie brauchen, und zahlen darauf Zinsen.

Wir befinden uns in einer anhaltenden globalen Wirtschaftsdepression. Die Zeichen sind überall, auch wenn sie der wirtschaftlichen Führung nicht auffallen, die die privaten Banken und das kurzfristige spekulative Kapital vor den Interessen der Bürger und dem langfristigen Umlaufvermögen stellen. Die Zentralbanken benutzen das zukünftige Geld anderer Leute in Form von Verschuldung, um dies zu tun. Keine Zentralbank hält mehr Staatsschulden als die US-Notenbank Federal Reserve.

Ich hasse es, dies so oft zu wiederholen, aber bis es von jemandem mit einiger Befähigung verstanden wird, der etwas dagegen tun kann, werde ich damit weitermachen. Vor kurzem forderte Fed-Chef Ben Bernanke, der zusammen mit Finanzminister Tim Geithner (und anderen) unsere wachsende Verschuldung und unsere fehlgehende Wirtschaftspolitik ermöglicht, den Kongress zu einer erneuten Anhebung der Schuldenobergrenze auf, oder aber sonst… Der Kerl hält rund $2.5 Billionen an Schulden in seinen Büchern, die für nichts verwendet werden, um der Allgemeinwirtschaft zu helfen. Eine einfache Übertragung würde das Problem mit der Schuldengrenze binnen einer Nanosekunde lösen. Noch einen Schritt weitergehend: ein simpler Austausch der $ 1,5 Billionen an überschüssigen Bankreserven, auf die es von der Fed Zinsen gibt, würde das Gleiche tun. Wie wäre es, statt säumig zu werden, damit, einige Schulden in den Ruhestand zu versetzen? Man denke doch mal außerhalb der Box.

Überall auf der Welt legen die Einrichtungen und Länder mit der meisten Macht Menschen und ganze Nationen herein, während sie ihre Bankensysteme unterstützen. S & P gab bekannt, dass es Portugal herabstufen würde, wenn es nicht mit dem IWF und der EU beim 4-Jahres-78-Milliarden-Euro-Rettungspaket-Programm Ball spielen würde, d. h. öffentliche Programme angreifen würde.

An unsere eigenen Trottel im Kongress erinnernd, die mit Ausgabenkürzungen im Angesicht unzureichender Einnahmen und von Banken verursachten Mega-Schulden herum speien, stellte S & P fest: „Zwei Drittel der geplanten Einsparungen im Haushaltsjahr 2012 [von Portugal]werden voraussichtlich von Kürzungen kommen.“

Einen Höhenflug habend, erklärte der IWF, dass auch Italien eine „Strukturreform“ benötigt, was die Reform des Arbeitsmarktes, weniger öffentliches Eigentum und mehr private Investitionen bedeutet, um „sein Wachstumspotenzial zu entsperren“ (auch bekannt als: mehr spekulatives Kapital bei erster Gelegenheit einladen).

In der Zwischenzeit streiken in Griechenland wieder Tausende von Menschen, da der IWF und die EU weitere Sparmaßnahmen nach dem Bankenrettungspaket diskutieren, das die öffentliche Empörung vor einem Jahr und eine Herabstufung der Bewertung durch S & P provozierte. Die EU sorgt sich weiterhin mehr um die Wiedererlangung des Vertrauens der Investoren in Griechenland, als um die wirtschaftliche Stabilität der Bürger. Dann gibt es noch Irland, dessen letzte Rettungsmaßnahme seine Arbeitslosenquote von 14,5% nicht drückte oder die klaffenden Löcher füllte, die von seinen Banken gegraben wurden.

Kurz gesagt, bleibt das globale „Heilmittel“ für notleidende Volkswirtschaften und den Schulden aufgeblähten Bankensektor, mehr vom Gleichen zu tun, und so zu tun, als ob dies ein anderes Ergebnis erzeugen würde. Dennoch gibt es keine Möglichkeit, dass diese Strategie zu stabileren Volkswirtschaften führen wird. Was wir stattdessen erwarten können, ist eine weiter verbreitete Verschlechterung.

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