Ich finde es für einen Mann Ihres Formats etwas befremdlich, dass Sie sich aus einem journalistischen Interview und einer semi-privaten Rundmail von mir eine „ziemlich penetrante Werbung“ zusammenstricken. Ein offener Brief.
Von Lars Schall
Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,
ich finde es für einen Mann Ihres Formats etwas befremdlich, dass Sie sich aus einem journalistischen Interview und einer semi-privaten Rundmail von mir eine „ziemlich penetrante Werbung“ zusammenstricken:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=10058,
und Ihren Lesern gegenüber den Eindruck erwecken, ich sei Teil einer prächtig vernetzten Edelmetall-Lobby. Ich darf darauf hinweisen, dass meine übersprudelnden Einnahmen aufgrund solch kumpelhafter Werbetätigkeiten im Dienste des von Ihnen vermuteten Netzwerks nicht einmal dafür ausreichen, mir eine Tüte Kartoffelchips zu kaufen. Ich darf ferner darauf hinweisen, dass meine persönlichen Edelmetallbestände stolze zwei Unzen Silber umfassen, die mir überdies von einem lieben Menschen geschenkt wurden, der es nicht bös‘ mit mir meinte.
Wie immer Sie zu Edelmetallen stehen – für mich ist dies ein interessanter Bereich für investigativen Journalismus, wie ich ihn zu leisten versuche:
http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=15325.
Für einen Hartz-IV-Empfänger, der keinen wie auch immer gearteten Apparat hinter sich hat und dafür in keinster Weise entlohnt wird, finde ich das, was ich tue, bisweilen gar nicht mal sooo schlecht. Als studierter Journalist möchte ich aber in Zweifel ziehen, dass es journalistischer Exzellenz entspricht, eine semi-private Email gänzlich ungefragt in der Öffentlichkeit auszubreiten, um sie als Werbung deklariert falsch darzustellen. Als Synonyme für “penetrant“ könnte man das auch ziemlich
frech, indiskret, plump, taktlos oder gar sekkant
nennen. Für jemanden wie Sie, der mehr oder minder tagtäglich über die großen Medien (völlig zu Recht und zumeist sehr gut) zu Gericht sitzt, gewiss Adjektive, die gerne der jeweiligen Gegenpartei zugeschrieben werden.
Und wenn Sie Rohstoffspekulation anprangern wollen, da habe ich – jedenfalls für einen Hartz-IV-Empfänger – beachtlich viele Interviews mit Experten gemacht, beispielsweise mal herausgepickt:
http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=15610
und:
http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=15538.
Das hat Sie nicht interessiert (zugestanden: muss Sie ja auch nicht), obwohl Ihnen auch diese Sachen zugingen. Nein, Sie greifen beim Gold zu und tun so, als könne die Pro-Edelmetall-Lobby vor Kraft und Einfluss auf die Massen kaum laufen. Hierzu darf ich feststellen, dass in der Massen-Verblödungsmaschine Fernsehen seit Monaten nicht etwa ein Werbespot mit der Aussage “Machen Sie Ihr Geld zu Gold“, sondern mit der Aussage “Machen Sie Ihr Gold zu Geld“ rauf und runter gesendet wird. Hm. Und dass die Edelmetallmärkte (wie die Öl-, Rohstoff-, Aktien- und Währungsmärkte) manipuliert, pardon, “gemanaged“ werden, davon liest, hört und sieht man in den Mainstream-Medien arg wenig bis gar nichts. Hm. Ich habe persönliche Erfahrungen damit gemacht, wie schwer es ist, diese Mauer zu “penetrieren“, und ich denke, dass dieser kleine Zusammenschnitt etwas über die wahren Propaganda-Kräfteverhältnisse aussagt. Da bleibt einem manchmal nur, wie hier, Humor angesichts ausgeprägter “Auro-Phobie“i:
http://www.rottmeyer.de/auro-phobie-die-angst-vor-gold/.
Im Übrigen habe ich mir vorgenommen, dass journalistisch auf kontruktive Weise weiter zu verfolgen: “Pro-Edelmetall-Lobby“ vs “Anti-Edelmetall-Lobby“ – denen ich beiden nicht zugehöre.
Keine Angst, Herr Müller: ich werde Sie fortan nicht weiter mit semi-privaten Rundmails belästigen. Dass Sie überhaupt auf der Liste landeten, hatte, so glaube ich mich entsinnen zu können, etwas mit einem Herrn Galbraith, einem Herrn Henkel, einem Herrn Black und – es folgt ein Tusch: den Ursachen jener Finanzkrise zu tun, die unter anderem nunmehr von mir dreist zur Werbung für Gold missbraucht wird:
http://www.mmnews.de/index2.php?option=com_content&task=view&id=5377&pop=1&page=0&Itemid=70.
Auf den Zug sind Sie ja auch aufgestiegen (natürlich ohne auf den “Werbetexter“ Schall und seine diesbezüglichen “Werbetexte“ zu verweisen – wie man das hätte machen können):
http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=4806
Und erst kürzlich brachten Sie diese Übersetzung auf den NachDenkSeiten:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=9447.
Wenn Sie nun schreiben “…von einem Lars Schall“, so könnte man den Eindruck gewinnen, Sie hätten aus heiterem Himmel die Werbe-Email eines gänzlich unbekannten Edelmetallhändlers bzw. Werbetexters erhalten – was mich gewiss alles in allem in einem denkbar günstigen Licht erscheinen lässt. (Dass Sie in der Zwischenzeit veranlassten, dass das „despektierliche ‚einem‘ herausgenommen wird“, spricht freilich für Sie und Ihre Akkuratesse – und soll hier nachträglich nicht unterschlagen werden!)
Damit genug der Idiosynkrasie. Ihnen und den wirklich beachtlichen NachDenkSeiten entbiete ich ein letztes: Glück auf!
Hochachtungsvoll,
Lars Schall.
Anmerkung:
i Vgl. auch zu “Auro-Phobie“ Lars Schall: “Gold wird weiter gedeihen“, veröffentlicht unter:
http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=16695