James G. Rickards, der Autor von “Currency Wars“, argumentiert, dass sich der US-Dollar, der Euro und der chinesische Yuan in einem Tanz befinden, der sich gen Abwertung bewegt – zunächst gegeneinander und letztlich gegenüber dem Gold.
Von Jim Rickards, Übersetzung Lars Schall
Der nachfolgende Text erschien im englischen Original auf King World News. Die exklusive Übersetzung für Rott&Meyer sowie LarsSchall.com erfolgt durch persönlich gegebene Genehmigung von Jim Rickards.
Zusätzlich zum nachfolgenden Text möchte ich auf zwei ausführliche Interviews von mir mit Jim Rickards hinweisen: “The central banks don’t consider it manipulation, they consider it part of their job“ und: “Die Entwertung gegenüber Gold ist die Inflation“.
Währungsabwertung im Trio
von Jim Rickards
Die anhaltende Finanzkrise in Europa ist die größte Finanz-Geschichte in der Welt von heute und wird täglich behandelt. Die Geschichten sind voll mit Untergangsstimmungen und Prognosen des bevorstehenden Zusammenbruchs der Währung und der Währungsunion. Unserer Ansicht nach sind die Euro-Staatsanleihen in Not und die europäischen Banken sind zumeist zahlungsunfähig, aber das bedeutet nicht, dass die Währung scheitern wird. Die Anleihen, die Banken und die Währung sind drei verschiedene Sachen, und das Scheitern der ersten beiden bedeutet nicht das Scheitern der dritten. Die Gründe dafür ruhen auf der Tatsache, dass die USA, China und Deutschland in ihrem Wunsch nach einem starken Euro vereint sind. Die USA und China benötigen beide einen starken Euro, so dass die Europäer mehr von ihren ausgeführten Waren kaufen können, um das Wachstum aufrecht zu erhalten. Der chinesische Hebel rührt von der Tatsache her, dass sie den europäischen Rentenmarkt mit frischen Einkäufen stützen. Der Hebel der USA rührt von der Tatsache her, dass sie die Dollar-Liquidität bieten, die Europa über Zentralbanken-Swapgeschäfte braucht. Deutschland hat erwiesenermaßen die Fähigkeit, bis in die 1970er Jahre und darüber hinaus zurückreichend, ein Export-Kraftpaket selbst mit einer starken Währung zu bleiben, und ein starker Euro eliminiert beinah den innereuropäischen Wettbewerb. In diesem Sinne ist der Euro der größte Verlierer der Währungskriege.
Die chinesische Wachstumsstory wird als so selbstverständlich genommen, dass die Märkte und Analysten Schwierigkeiten besitzen, sich etwas anderes vorstellen zu können. Tatsächlich aber befindet sich das chinesische Wachstum am Rande des Zusammenbruchs – etwas, dass die Welt und die Märkte noch nicht vollständig eingepreist haben. Das chinesische Wachstum wurde zu etwa 70% durch Investitionen angetrieben, die vor allem von der Kommunistischen Partei getätigt wurden. Zunächst konnte dies effizient sein, da die niedrig hängenden Früchte solch ziemlich produktiver Projekte wie Häfen und Straßen durch den Einsatz von Schulden geerntet werden konnten. Das Ergebnis war eine „Maschine“ der Schuldenherstellung, Infrastrukturentwicklung, Konstruktionen, Arbeitsplätze, Vetternwirtschaft, Bestechung, Schmiergeldzahlungen und neue Projekte, die sich an sich selbst nährten und in immer weniger produktive und sogar Wohlstand zerstörende Projekte wie „Geisterstädte“, Brücken ins Nichts und Hochgeschwindigkeitszüge fortsetzten, die aus den Gleisen fliegen. Dieser Prozess wird gewiss in einem Schulden-Debakel enden und die Führung versteht dies. Sie werden die Investitionen abklingen lassen und Bankschulden abbauen, während sie die Bankreserven erhöhen und Schatten-Kreditgeber abschalten, wenn sie können. Dies wird bestenfalls problematisch und zeitaufwändig sein, und schlimmstenfalls die Gefahr eines Investitionszusammenbruchs und Bankruns heraufbeschwören. In der Zwischenzeit wird der viel gepriesene chinesische Verbraucher feststellen, dass seine Ersparnisse zur Stützung der Bankbilanzen unterdrückt werden, so dass nichts mehr für den Konsum übrig bleibt. Das Ergebnis wird bestenfalls ein Wachstum für die nächsten 10 Jahre von 4% sein, oder im schlimmsten Fall ein Zusammenbruch. In der Zeit könnte China womöglich sogar seine Währung abwerten, entgegen allen Erwartungen der Aufwertung, um dem Wachstum zu helfen. Der kumulative Effekt wird sein, das Wachstum aus Europa und den USA abzuziehen, womit sich die globalen Probleme von zu viel Schulden und nicht genügend Wachstum verschärfen.
Die USA haben kurzfristig vom starken Euro und der Aufwertung des chinesischen Yuan profitiert. Wenn aber das Wachstum in China, wie erwartet, zum Stillstand kommt, werden die Chinesen möglicherweise tatsächlich wieder zur Abwertung der Währung übergehen, und zwar auf Kosten der US-Exporte, was dem Wachstum hier wehtun würde. So sehr die USA und China beide einen starken Euro haben wollen, ein rückläufiges Wachstum in China und eine fortgesetzte Not des Anleihemarkts und der Bankaktien in Europa könnte eine erneute Flucht in die Qualität des US-Dollars beginnen lassen und eine Stärkung des Dollar gegen den Willen der Fed und des US-Finanzministeriums bewirken. Dies wird dem US-Wachstum schaden, da die Nettoexporte in letzter Zeit ein Lichtblick gewesen sind. Wahrscheinlich wird dies auch zu einer dritten Runde der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) unter dem Namen „auf das nominale BIP abzielend“ („targeting Nominal GDP“) führen. Der Schlüssel zur Vorhersage von QE3 ist nicht die Höhe der Zinssätze, sondern die Höhe der Wechselkurse von USD / EUR und USD / CNY, da der Zweck von QE in erster Linie in der Verbilligung des Dollar besteht. Wenn also der Euro stark bleibt, ist QE3 vom Tisch, wenn aber der Euro bei einer Flucht in die Qualität des US-Dollars abstürzt, dann werden wir QE3 sehen. Der Gebrauch von QE3 ist die Geheimwaffe der USA in den Währungskriegen.
Der Schlüssel bei all der oben stehenden Analyse ist, sich vom traditionellen Ansatz des Nachdenkens über „Währungspaare“ wie USD / EUR und USD / CNY zu entfernen und den USD, den EUR und den CNY in einer Dreiecksbeziehung zu sehen. Wenn CNY und EUR beide stark sind, dann sind die USA der Gewinner der Währungskriege und haben einige Aussichten auf Wachstum. Wenn jedoch der CNY bei einem chinesischen Wachstumszusammenbruch abwertet und der EUR aufgrund von Ängsten einer finanziellen Not entwertet, dann wird das Ergebnis ein starker Dollar sein, der die USA zum temporären Verlierer der Währungskriege macht. An diesem Punkt werden die USA ihre Geheimwaffe, das Quantitative Easing, das als nominales BIP-Targeting verkleidet ist, hervorholen, um zurückzuschlagen und den US-Dollar zu verbilligen, damit das Wachstum in den USA bewahrt bleibt. Dies ist die ultimative Sinnlosigkeit von Währungskriegen – sie breitet sich bloß Runde um Runde in einem Abwertungswettbewerb aus. Am Ende werden alle wichtigen Währungen gegenüber dem einzigen Geld auf einmal abwerten, das sich nicht wehren kann – Gold. Das Ergebnis werden deutlich höhere Goldpreise und die globale Rohstoff-Inflation sein, die eine Verbraucher-Inflation auslösen wird – genau das, was die Zentralbanken wollen, um Schulden zu entwerten und um die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zu stimulieren. Wird es funktionieren? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Wenn es funktioniert, sind wir in einer Phase der weltweiten Inflation, die schlimmer ist als die in den 1970er Jahren. Wenn es schiefgeht, kann es einen Zusammenbruch des Glaubens an das Papiergeld durch die Bank weg geben.
Zur Person:
James G. Rickards ist leitender Geschäftsführer von Tangent Capital Partners (http://www.tangentcapital.com/) und von Omnis, Inc. (http://www.omnisinc.com/), wo er auch im Vorstand sitzt. Darüber hinaus dient er als Geschäftsinhaber von Global-I Advisors, LLC, einer Investmentbank, die auf den Zwischenbereich von Kapitalmärkten und Geopolitik spezialisiert ist.
Die Karriere von Herrn Rickards umfasst den Zeitraum seit 1976, in dem er bei der Bildung und dem Wachsen der globalisierten Kapitalmärkte und von komplexen Handelsstrategien im Derivatebereich aktiv teilnahm. Er hat leitende Positionen bei Citibank, RBS Greenwich Capital Markets, Long Term Capital Management, Caxton Associates sowie Optimark eingenommen. Bei der Freilassung von US-Geiseln in Teheran, Iran im Jahre 1981 war er ebenso direkt beteiligt, wie auch beim Börsencrash von 1987 und dem Zusammenbruch von Drexel 1990. Er war der Hauptverhandlungsführer der von der US-Regierung und der NY Fed unterstützten Rettung von LTCM im Jahre 1998.
Herr Rickards ist Lehrbeauftragter an der Northwestern University und der School of Advanced International Studies in Washington DC. Er hat wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Wirtschaftsphysik unter anderem am Los Alamos National Laboratory vorgestellt und Beiträge in Fachzeitschriften zu den Bereichen strategische Studien, kognitive Vielfalt, Netzwerk-Wissenschaft und Risikomanagement veröffentlicht. Er ist Berater von Scharia Capital, Inc., einem Unternehmen, das auf islamische Finanzierung spezialisiert ist, und ebenso Mitglied des Beratergremiums des Ausschusses für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (Committee on Foreign Investment in the United States, CFIUS) des Director of National Intelligence.
Ende 2011 veröffentlichte er bei Portfolio/Penguin das Buch “Currency Wars: The Making of the Next Global Crisis”.
Herr Rickards hat akademische Abschlüsse von der New York University School of Law, der University of Pennsylvania Law School, der School of Advanced International Studies und von der Johns Hopkins University.
Zu den Kunden, die er berät, zählen private Investmentfonds, Investment-Banken und Regierungs-Direktorien. Er besitzt Rechtsanwaltslizenzen für New York und New Jersey sowie für verschiedene Bundesgerichte der USA. Er ist ein gefragter Referent bei Konferenzen von Anwaltskammern und der Industrie in den Bereichen Derivate und Hedgfonds. Er wurde vom Wall Street Journal und auf CNBC, Fox, CNN, NPR und C-SPAN interviewt und steuert Artikel in der New York Times, Financial Times und der Washington Post bei.
James G. Rickards lebt in Connecticut, USA.