DAS WANDERNDE AUGE: Ein Blick durch den Nebel um Syrien

Täuschung und Machtspiele haben im Drama um Syrien Hochkonjunktur, beobachtet der Investigativjournalist Pepe Escobar, wobei Damaskus nicht annähernd so isoliert dasteht, wie der Westen und seine Verbündeten im Persischen Golf das wohl gerne haben würden. Washington betrachtet einen Regimewechsel zunehmend als entscheidend an, um dem Iran zu schaden. Außerdem ziehen langsam aber sicher Truppen, Waffen und Logistik von den Schlachtfeldern Libyens heran.

Von Pepe Escobar, Übersetzung Lars Schall

Der 1954 geborene Pepe Escobar aus Sao Paulo, Brasilien ist einer der herausragendsten Journalisten unserer Zeit. Escobar, der vom früheren CIA-Analysten Ray McGovern schlichtweg “der Beste“ genannt wird, arbeitet für die Asia Times und ist ein Analyst von The Real News. Darüber hinaus ist er der Autor dreier Bücher: Globalistan: How the Globalized World is Dissolving into Liquid War, Red Zone Blues: a snapshot of Baghdad during the surge und Obama does Globalistan.

Er hat von verschiedenen Ländern und Konflikten berichtet, darunter Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran, Zentralasien, U.S.A. und China. Für Asia Times Online ist er als ‘The Roving Eye’, das heißt: “Das Wandernde Auge“ unterwegs, um vor allem geopolitische Weltereignisse, aber auch die Art, wie sie in den Medien präsentiert werden, zu diskutieren. Diese Kolumne übersetzen wir mit freundlicher und ausdrücklicher Autorisierung von Pepe Escobar exklusiv für LarsSchall.com ins Deutsche.

Darüber hinaus möchten wir als Ergänzung auf dieses Interview mit Pepe Escobar auf LarsSchall.com hinweisen:

Shifting Ground for Vital Resources

http://www.larsschall.com/2011/12/27/shifting-ground-for-vital-resources/.

DAS WANDERNDE AUGE

Ein Blick durch den Nebel um Syrien

von Pepe Escobar

Hier ist ein Crash-Kurs zu den „demokratischen“ Machenschaften der Arabischen Liga – die eher die GCC-Liga genannt werden sollte, da die wirkliche Macht in dieser pan-arabischen Organisation von zwei der sechs Monarchien des Persischen Golfs ausgeht, aus denen sich der Golf-Kooperationsrat (Gulf Cooperation Council, GCC) zusammensetzt, welcher auch Golf Konterrevolutionsrat genannt wird: Katar und das Haus Saud.

Im Wesentlichen war es der GCC, der eine Gruppe der Arabischen Liga schuf, um zu beobachten, was in Syrien vor sich geht. Der syrischen Nationalrat – ansässig in den NATO-Mitgliedsländern Türkei und Frankreich – unterstützte sie begeistert. Es ist bezeichnend, dass Syriens Nachbar Libanon das nicht tat.

Als die über 160 Beobachter nach einem Monat ihren Bericht veröffentlichten … Überraschung! Der Bericht folgte nicht der offiziellen Linie der GCC – die besagt, dass die „böse“ Regierung von Bashar al-Assad willkürlich und einseitig seine eigenen Leute tötet, und deshalb sei ein Regimewechsel angebracht.

Der Ministerausschuss der Arabischen Liga hatte den Bericht genehmigt, und zwar mit vier Ja-Stimmen (Algerien, Ägypten, Sudan und GCC-Mitglied Oman) und nur einer Gegenstimme – raten Sie mal, von wem: Katar – das nun den Vorsitz der Arabischen Liga innehat, weil das Emirat den (rotierenden) Vorsitz von der Palästinensischen Autonomiebehörde kaufte.

Der Bericht wurde entweder ignoriert (von westlichen Medien) oder gnadenlos vernichtet – von den arabischen Medien, die praktisch alle durch das Haus Saud oder Katar finanziert werden. Er wurde nicht einmal diskutiert – weil von der GCC verhindert wurde, dass er aus dem Arabischen ins Englische übersetzt und auf der Website der Arabischen Liga veröffentlicht wurde.

Bis er durchsickerte. Hier ist er im vollen Umfang.

Der Bericht ist unnachgiebig. Es gab keine organisierte, tödliche Repression der syrischen Regierung gegen friedliche Demonstranten. Stattdessen weist der Bericht auf zwielichtige bewaffnete Banden hin, die verantwortlich für Hunderte von Todesfällen unter syrischen Zivilisten und mehr als tausend unter der syrischen Armee sind, mit tödlichen Taktiken wie der Bombardierung ziviler Busse, der Bombardierung von Zügen, die Dieselöl transportieren, der Bombardierung von Polizei-Bussen und der Bombardierung von Brücken und Pipelines.

Wieder einmal ist die offizielle NATO-GCC-Version über Syrien die von einem Volksaufstand, der von Kugeln und Panzern zerschlagen wurde. Die BRICS-Mitglieder Russland und China sowie große Teile der Dritten Welt sehen es stattdessen so, dass die syrische Regierung gegen schwer bewaffnete ausländische Söldner kämpft. Der Bericht bestätigt diese Vermutungen weitestgehend.

Der syrische Nationalrat ist im Wesentlichen eine Einrichtung der Muslimbruderschaft, die sowohl mit dem Haus Saud als auch Katar verbunden ist – und von einem unruhigen Israel leise im Hintergrund unterstützt wird. Legitimität besitzt er nicht wirklich. Wie die Freie Syrische Armee hat auch er seine Überläufer und wohlmeinenden Gegner des Assad-Regimes; vor allem aber ist er übersät mit diesen ausländischen Söldnern, die vom GCC bewaffnet wurden, insbesondere salafistischen Banden.

Das NATO-GCC-Gebilde, das in Syrien von der Anwendung seines “One-Size-Fits-All“-Models zur Förderung der “Demokratie“ durch die Bombardierung eines Landes und das Loswerden des sprichwörtlichen bösen Diktators abgehalten wird, wird davon dennoch nicht abgeschreckt werden. Die GCC-Führer des Hauses Saud und Katar blendeten ihren eigenen Bericht unverblümt aus und gingen direkt auf des Pudels Kern los: der Verhängung eines NATO-GCC-Regimewechsels über den UN-Sicherheitsrat.

Daher ist der derzeitige “arabisch geführte Vorstoß zur Sicherung einer friedlichen Beendigung des 10-monatigen Durchgreifens“ in Syrien bei den Vereinten Nationen nichts weniger als ein roher Regimewechsel-Vorstoß. Die üblichen Verdächtigen Washington, London und Paris wurden gezwungen, der realen internationalen Gemeinschaft zu versichern, das dies kein neuerliches Mandat für NATO-Bombardements à la Libyen sei. US-Außenministerin Hillary Clinton bezeichnete es als „einen Weg für einen politischen Übergang, der die Einheit und Institutionen Syriens bewahren würde“.

Die BRICS-Mitglieder Russland und China sehen darin jedoch, was es ist. Und ein weiteres Mitglied der BRICS – Indien – hat neben Pakistan und Südafrika ernsthafte Einwände gegen den Entwurf der UN-Resolution erhoben, mit der das NATO-GCC-Gebilde hausieren geht.

Es wird keine weitere Flugverbotszone im Libyen-Stil geben; schließlich setzt das Assad-Regime keine Mig-Raketen gegen Zivilisten ein. Eine UN-Resolution zum Regimewechsel wird von Russland und China erneut blockiert werden. Selbst das NATO-GCC-Gebilde ist in Unordnung, da jeder Block an Akteuren – Washington, Ankara und das Haus Saud-Doha-Duo – eine andere langfristige geopolitische Agenda hat. Ganz zu schweigen vom entscheidenden syrischen Nachbarn und Handelspartner, dem Irak; Bagdad hat zu Protokoll gegeben, gegen jede Art des Regimewechsel-Schemas zu sein.

Hier ist also ein Vorschlag an das Haus Saud und an Katar: da Ihr so von der Aussicht auf „Demokratie“ in Syrien verführt seid, warum nutzt Ihr nicht all Eure amerikanischen Waffen und marschiert mitten in der Nacht ein – wie Ihr es in Bahrain tatet -, und führt einen Regimewechsel selbst durch?

Ein Blick durch den Nebel

Das Drama um Syrien ist insgesamt weit entfernt davon, der üblichen klaren „Die Guten vs Die Bösen“-Hollywood-Masche zu folgen. Die Aussetzung der Beobachter-Mission der Arabischen Liga; das doppelte Veto von Russland und China im UN-Sicherheitsrat; die zunehmende Gewalt insbesondere in Homs und einigen Vororten von Damaskus: all das führt zu der weit verbreiteten Angst in der sich entwickelnden Welt vor einem vom Westen unterstützten bewaffneten Aufstand, der versuchen wird, das Chaos in Libyen zu replizieren – ein „befreites“ Land, das nunmehr von schwer bewaffneten Milizen beherrscht wird. Das Abgleiten Syriens in den Bürgerkrieg würde die Tür zu einem noch viel schrecklicheren regionalen Flächenbrand öffnen.

Es folgt ein Versuch, durch den Nebel zu blicken.

1. Warum ist das Regime von Bashar al-Assad nicht gestürzt?

Weil die Mehrheit der syrischen Bevölkerung es noch immer unterstützt (55%, nach einer Mitte-Dezember veröffentlichten Umfrage, die von der Qatar Foundation finanziert wurde. Siehe hierzu: „Arabs want Syria’s President Assad to go – opinion poll“ [1], und beachten Sie, wie die Schlagzeile das Ergebnis verzerrt.

Assad kann auf die Armee (es gibt keine Überläufer aus den oberen Rängen) zählen; auf die Geschäftselite und die Mittelschicht in den größten Städten Damaskus und Aleppo; auf säkulare, gut ausgebildete Sunniten; und auf alle Minderheiten – von den Christen hin zu den Kurden und den Drusen. Selbst Syrer, die zugunsten des Regimewechsels eingestellt sind, ohne Hardcore-Islamisten zu sein, lehnen westliche Sanktionen und humanitäre Bombardements im North Atlantic Treaty Organization (NATO)-Stil ab.

2. Ist Assad „isoliert“?

So sehr sich US-Außenministerin Hillary Clinton dies wünschen mag und so sehr das Weiße Haus betont, dass „Assad seine Kampagne des Tötens und der Verbrechen gegen sein eigenes Volk jetzt stoppen“ und „beiseite treten muss“ – nein. Die Befürworter der „internationale Gemeinschaft“ für einen Regimewechsel in Syrien ist das NATO-GCC-Gebilde – oder um es wirklich genau zu sagen: Washington, London und Paris sowie die Öl-Scheich-Marionetten des Persischen Golfs, vor allem das Haus Saud und Katar.

Die Türkei führt ein sehr ambivalentes Spiel auf; sie beherbergt ein Nato-Kommando und Kontroll-Zentrum in der Hatay-Provinz nahe der syrischen Grenze, und bietet Assad gleichzeitig Exil an. Sogar Israel befindet sich in Verlegenheit: es bevorzugt den Teufel, den es kennt, statt ein unberechenbar feindseliges Post-Assad-Regime, das von der Muslimbruderschaft geführt wird.

Assad wird vom Iran unterstützt; von der Regierung in Bagdad (der Irak hat sich geweigert, Sanktionen zu verhängen); von Libanon (dasselbe), und vor allem von Russland (das nicht seinen Marinestützpunkt in Tartus verlieren möchte) und vom Handelspartner China . Dies bedeutet, dass Syriens Wirtschaft nicht abgewürgt werden wird (und darüber hinaus ist das Land an ein Leben unter Sanktionen gewöhnt und muss sich keine Sorgen um seine Staatsverschuldung machen). Die BRICS-Gruppe besteht darauf: die Syrien-Krise muss von den Syrern allein gelöst werden.

3.Was ist das Spiel der Opposition?

Der syrischen Nationalrat (Syrian National Council, SNC), eine Dachorganisation unter Führung des Pariser Exilanten Barhoun Galyan, behauptet, alle oppositionellen Kräfte zu vertreten. Im Inneren Syriens ist seine Glaubwürdigkeit zweifelhaft. Der SNC ist mit der Freien Syrischen Armee (Free Syrian Army, FSA) verbunden – welche sich aus bewaffneten sunnitischen Überläufern zusammensetzt, vor allem aber in bewaffnete Banden fragmentiert ist, von denen einige direkt von Golf-Söldnern infiltriert werden. Selbst der Bericht der Arabischen Liga musste anerkennen, dass die FSA Zivilisten und Sicherheitskräfte tötet und Gebäude, Züge und Pipelines bombardiert.

Die bewaffnete Opposition verfügt über kein zentralen Kommando; sie ist im Wesentlichen lokal und hält keine schweren Waffen. Die zivile Opposition ist gespalten – und hat kein wie auch immer geartetes politisches Programm, abgesehen von „Das Volk will den Sturz des Regimes“.

4. Wie sind die Syrer selbst aufgeteilt?

Diejenigen, die das Regime unterstützen, sehen eine ausländische zionistische/amerikanische Verschwörung – mit der Türkei und Teilen Europas als Statisten -, die darauf aus ist, Syrien aufzubrechen. Und sie sehen die bewaffneten – durch Ausländer infiltrierten – „Terroristen“-Gangs als allein verantwortlich für die schlimmste Gewalt an.

Die Dissidenten und die zersplitterte zivile Opposition war stets friedlich und unbewaffnet. Dann fingen sie an, Schutz durch militärische Überläufer zu erhalten – die ihre leichten Waffen mit sich brachten. Sie alle weisen die Regierungs-Version der Ereignisse als reine Propaganda zurück. Für sie sind die wahren bewaffnete „Terroristen“ die Sabbiha – mörderische paramilitärische Banden, die von der Regierung bezahlt werden. Sabbiha (was „Geister“ bedeutet) werden im Wesentlichen als Alewiten, Christen und Drusen beschrieben. Zumeist sind es Erwachsene, aber auch Jugendliche, die sportliche Sonnenbrille, weiße Turnschuhe und farbige Armbinden tragen. Sie sind bewaffnet mit Messern, Schlagstöcken, und verwenden falschen Namen untereinander. Ihre Führer sind Bodybuilder-Typen, die dunklen Mercedes-Wagen fahren.

Selbst die Großveranstaltungen stehen im Widerstreit. Die Protestkundgebungen (muzaharat) wurden durch das Regime mit Prozessionen (masirat) konfrontiert. Es ist unklar, ob die Leute, die sich ihnen angeschlossen hatten, dazu gezwungene Beamte waren oder durch spontane Entscheidung dazu bewegt wurden. Die staatlichen Medien Syriens stellen die Demonstranten als Agents Provocateur oder Söldner dar und blenden rundweg die Wut derjenigen aus, die unter einem harten Polizeistaat ohne politische Freiheit leben.

Ein zusätzliche Spaltfaktor ist, dass die Todesrate der UN von über 5.000 Menschen (bislang) nicht Pro-Regime und Oppositions-Opfer unterscheidet sowie einfach die über 2.000 toten syrischen Armee-Soldaten ignoriert (deren Begräbnisse praktisch jeden Tag im staatlichen Fernsehen laufen).

5. Was denken die Christen von alledem?

Der christliche Westen – wer nach Schnäppchen im Basar von Damaskus (Souk) zu shoppen beliebte – sollte darauf achten, wie die meisten syrischen Christen die Proteste sehen. Sie befürchten, dass die Sunniten an der Macht gegen die Minderheiten vorgehen werden (nicht nur gegen sie selbst, sondern auch gegen die Drusen und Alewiten). Sie betrachten die Mehrheit der Sunniten als „ignorante“ und „rückständige“ islamische Fanatiker ohne die geringste Ahnung von Demokratie, Menschenrechten oder einem langsamen, ausgehandelten Weg hin zur Demokratie.

Dieser Haufen Analphabeten lebt laut ihnen in der Peripherie, besitzt keinen Respekt (oder ein Verständnis) für das Leben in der Großstadt, unterstützt die von bewaffneten Banden verursachte Gewalt und will einen islamischen Staat (was übrigens im Wesentlichen das ist, was das Haus Saud für Syrien möchte). Die weltlichen Sunniten kritisieren die Christen ihrerseits, indem sie betonen, dass die meisten Sunniten Geschäftsleute und Unternehmer sind, die liberale Ideen vertreten – und sicherlich keinen islamischen Staat wollen. Es muss betont werden, dass die Opposition Glaubens übergreifend ist – sie schließt auch Christen und sogar Alewiten mit ein.

6. Was ist die Strategie des Westens auf dem Boden?

Borzou Daragahi von der Financial Times hat gerade eben erst bestätigt, dass die Milizen in Misrata, Libyen den Tod von drei libyschen de-facto-Söldnern in Syrien bekanntgegeben haben. Diese Agenten der libysche Übergangsnationalrats sind in zusammen mit Waffen, die aus Gaddafis Lagerhäusern gestohlen wurden, mit freundlicher Unterstützung von NATO-Frachtflugzeugen gelandet.

Wie Asia Times Online berichtet hat, haben französisch und britische Spezialeinheiten seit Monaten Kämpfer in Iskenderun, im Süden der Türkei, ausgebildet. Die Central Intelligence Agency ist an Informationsbeschaffung und Kommunikation beteiligt.

Die FSA verwendet die ultra-poröse syrisch-türkische Grenze nach Belieben. Die Türkei hat mehrere Flüchtlingslager errichtet. Ankara beherbergt Chefs sowohl des SNC als auch der FSA. Ferner gibt es die jordanischen Front – die Verbindung zu dem stark islamistischen (und zurückgebliebenen) Daraa. Die syrisch-jordanische Grenze ist jedoch übersät mit Minen und schwer bewacht, was einen 200-Kilometer langen Umweg in der Mitte der Wüste impliziert.

Die meisten der FSA-Kämpfern pendeln von Libanon hin und her. Die bevorzugte Schmuggelroute verläuft vom nördlichen Bekaa-Tal im Libanon hin zu den Oppositions-Festungen Homs und Hama, die sunnitische Bevölkerungsmehrheiten haben. Es gibt weiteren Weg vom zentralen Bekaa-Tal nach Süden in Richtung der Vorstadt von Damaskus (das erklärt, wie die beiden Festungen beliefert werden). Aber das Ganze ist sehr gefährlich, weil der syrische Verbündete, die Hisbollah, im Bekaa-Tal sehr stark ist.

7. Wer gewinnt?

Assad hat versprochen – einmal mehr an diesem Dienstag gegenüber dem russischen Außenminister Sergej Lawrow -, dass es eine neue Verfassung geben wird und nationale Wahlen bis zum Sommer. Halbherzige oder nicht, dies ist ein Reform-Versuch.

Dennoch haben die üblichen, unbenannten „Regierungsbeamten“ bereits auf CNN durchsickern lassen, dass das Weiße Haus das Pentagon gebeten hat, Kriegsspielszenarien für eine direkte militärische Intervention der USA zugunsten der Aufständischen zu simulieren. Eine NATO-GCC-Intervention unter Umgehung der UN bleibt also eine solide Möglichkeit; eine Operation unter falscher Flagge, die dem Assad-Regime die Schuld zuschiebt, könnte der perfekte Casus Belli sein.

8. Und was ist mit der Syrien-Iran-Verbindung?

Syrien ist entscheidend für die iranische Einfluss-Sphäre in Südwest-Asien/der östlichen Flanke der arabischen Nation. Die BRICS-Mitglieder Russland und China wollen den Status quo beibehalten – weil er eine regionale Machtbalance bedeutet, der die amerikanische Hegemonie festnagelt. Für China sind ununterbrochene iranischen Lieferungen von Öl und Gas eine Frage der extremen nationalen Sicherheit. Oben drauf: sollten die USA im Nahen Osten gebunden sein, wird der von der Obama-Administration / dem Pentagon viel beschworene “Schwenk“ in Richtung Asien und insbesondere hin zum Südchinesischen Meer viel länger dauern.

Der Großteil der Eliten in Washington sieht den Regimewechsel in Syrien als eine entscheidende Möglichkeit an, um dem Iran wehzutun. Das geht also weit über Syrien hinaus. Es geht darum, das iranische Regime zu zerschmettern, das keine westliche Satrapie ist; um Energieflüsse aus dem Nahen Osten in den Westen; um die Umklammerung des GCC durch den Westen und den Schnittpunkt zwischen der arabischen und persischen Welt; und es geht um die Erhaltung der Rolle des Petrodollars. Syrien-Iran ist jetzt ein titanisches Match zwischen NATO-GCC und Russland / China – um zu versuchen, sie aus dem Nahen Osten zu vertreiben. Die Pentagon Full-Spectrum-Dominance-Doktrin ist nie lebendiger als wenn die Schakale und Hyänen des Krieges schreien und treten.

Quelle:

(1) Vgl. hier.

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