Ein alter Artikel aus “Die Welt“ vom April 1991 ist nunmehr erstmals im Internet – zunächst in Auszügen – frei für jeden Lesewilligen verfügbar. Darin lesen wir von einem Gespräch zwischen Joachim Gauck und dem Stasi-Hauptmann Terpe im Sommer 1988.
Von Lars Schall
Nachdem ich erfuhr, dass der besagte Artikel vom 23. April 1991 nirgends im weltweiten Informationsnetz auffindbar war, ging ich heute im Institut für Zeitungsforschung in der NRW-Landesbibliothek Dortmund den Mikrofilm mit den “Welt“-Artikeln des fraglichen Zeitraums durch. Auf Seite 8 der Ausgabe Nr. 94 wurde ich fündig. Anschließend ließ ich einen Computer-Scan des Artikels anfertigen, um die Informationslücke zu schließen.
Was Herr Gauck (alias „OV Larve“) gegenüber der Staatssicherheit der DDR verlautbarte, ist durchaus beachtlich. Insbesondere zur “Problematik der Übersiedlungsersuchenden“ handelt es sich um Worte, die man von einem aufrechten “Streiter für die Freiheit“, der sich als solcher öffentlich huldigen lässt, eventuell nicht auf Anhieb erwarten würde. Im Fazit des „Ausspracheberichts“ des MfS-Hauptmann Terpe hieß es empfehlend: „Es wird vorgeschlagen, den OV ‚Larve‘ zu archivieren und einen IM-Vorlauf anzulegen.“
Erste Auszüge aus dem Gesprächsprotokoll, das “Die Welt“ veröffentlichte, finden sich auf der Website von Jens Blecker (mit dem Artikel / der Interpretation selbst habe ich ansonsten nichts zu tun):
http://iknews.de/2012/02/21/gauck-ministerium-fur-staatssicherheit-zu-uneffektiv/.
Ehe der komplette Scan publiziert werden kann, müssen noch ein paar rechtliche Fragen beim kompetenten Rechtsanwalt geklärt werden. Die Pressefreiheit hat auch in der BRD manche Grenzen…
Aktualisierung:
Die rechtlichen Fragen sind inzwischen geklärt, hier der ganze Scan, den ich beim Institut für Zeitungsforschung in Dortmund besorgte:
http://iknews.de/wp-content/uploads/2012/02/Die-Welt_Nr.94_23.04.1991_Seite-8.jpg.
Eine – persönlich gefärbte – Einordnung der mutmaßlichen „Demaskierung“ von Herrn Gauck am 23. April 1991 via „Die Welt“ lieferte übrigens Peter-Michael Diestel im Jahr 2000 unter diesem Link:
http://www.freitag.de/politik/0018-wiedersehen-herr-gauck.
Und hier eine Entgegnung von Wolfgang Ullmann:
http://www.freitag.de/politik/0019-verrutschtes-plaedoyer.
Vor Gericht wurde im Übrigen befunden, dass es Diestel gestattet sei zu behaupten, Gauck sei in der DDR ein „Begünstigter der Stasi“ gewesen – siehe hier.
Möge der nun zur Verfügung stehende Scan die Debatte befruchten.