Jesse‘s Cafe Americain zur Goldmarkt-Manipulation

Doug Casey von Casey Research bezweifelt, dass der Goldmarkt mutwilligen Verzerrungen ausgesetzt ist. Dem hält Jesse’s Cafe Americain entgegen: “Von jemandem, der ein erfahrener Spekulant und versierter Marktteilnehmer ist, würde ich zu wissen erwarten, dass, solange es Märkte gibt, es auch diejenigen gibt, die die Regeln biegen und die betrügen, wann immer und wo immer sie können.“ Es geht aber noch um wesentlich mehr: “Marktverzerrungen sind für die reale Wirtschaft destruktiv aufgrund der Fehlinvestitionen, die sie kultivieren.“

Von Jesse’s Cafe Americain, Übersetzung Lars Schall

Einleitung von Lars Schall:

Im Laufe dieser Woche veröffentlichte Doug Casey von Casey Research auf der Website GoldSeek einen Artikel, in welchem er a) Beweise für die Manipulation des Goldmarktes forderte, und b) nach Erklärungen für dessen Zweck fragte. Dieser Artikel, der die Überschrift „Precious Metals Market Manipulation?“ trägt, ist zu finden unter:

http://news.goldseek.com/GoldSeek/1337282313.php.

Kurze Zeit später fand ich den nachfolgenden Beitrag auf einer meiner favorisierten Finanzwebseiten, Jesse’s Cafe Americain (http://jessescrossroadscafe.blogspot.de/) Hier wird die Skepsis von Doug Casey zurückgewiesen, und das meines Erachtens nach aus gutem Grund. Der Kommentar, der auf LarsSchall.com mit ausdrücklicher Erlaubnis von Jesse’s Cafe Americain im Deutschen erscheint, ist im englischen Original unter diesem Link zu finden:

http://jessescrossroadscafe.blogspot.de/2012/05/chris-powell-answers-doug-caseys.html.

Als Ergänzung möchte ich ferner dazu einladen, sich eventuell diese Rede von Chris Powell zu Gemüte zu führen, “Die Goldmarkt-Manipulation hat viele Informanten, sie werden nur stets ignoriert“, zu finden auf LarsSchall.com unter:

http://www.larsschall.com/2012/01/25/die-goldmarkt-manipulation-hat-viele-informanten-sie-werden-nur-stets-ignoriert/.

Jesse‘s Cafe Americain zur Goldmarkt-Manipulation

Ich hatte Caseys Stück gelesen, aber schnell das Interesse an dem darin enthaltenen Argument verloren, dass der Goldmarkt so groß sei, dass er nicht von den armen, schwachen Zentralbanken und den sie umgebenden Geschäftsbanken, die praktisch bankrott sind, manipuliert werden könne.

Wenn jemand in einem Segment des Marktes wertvoll und raffiniert ist, aber nicht die Macht der Federal Reserve und der damit verbundenen Banken versteht und nicht darüber besorgt ist, dass sie in der Lage sind, Geld nach Belieben zu drucken, dann ist es wahrscheinlich ein guter Rat, dort zu bleiben, wo man sich auskennt, und die Ökonomie anderen zu überlassen. Die Aussage, dass die Kontrolle über die Geldmenge ein mächtiges Werkzeug ist, gibt es schon so lange, dass sie sprichwörtlich geworden ist.

Was die Größe des Goldmarktes angeht, so ist diese winzig in Relation zu den Finanzmärkten. Betrachten Sie die enorme Größe der internationalen Devisenmärkte. Oder die Anleihemärkte. Manipulieren die Zentralbanken diese? Wurde Citi nicht vor ein paar Jahren bei der unverhohlenen Verschiebung von Euro-Anleihekurse ertappt? Natürlich taten sie es. Und als der sanktionierte Händler protestierte, war es nichts Außergewöhnliches. Sie werden einfach nicht ertappt, es sei denn, sie werden ungeschickt.

Preise in einem Markt werden durch die Marge oder “auf dem Fluss“ (“on the float“) in den täglichen Transaktionen gesetzt. Alles, was ein großer Händler oder Gruppen von Händlern tun müssen, ist das Managen des Margenhandels und der Markt wird folgen. Wenn man sich die Menge des täglichen Handels an der LBMA im täglichen Volumen bezogen auf die Menge des physischen Golds ansieht, das den Besitzer wechselt, fällt die Antwort ziemlich offenkundig aus.

Die Marktbeteiligten sind womöglich nicht in der Lage, dem primären Trend zu widerstehen; wenn aber die Taschen nur tief genug sind und ein genügend hoher Hebel gegeben ist sowie die Zusammenarbeit von gleichgesinnten Manipulatoren, können sie recht lange Zeit ein gutes Spiel daraus für sich machen. Das ist für diejenigen, die die Historie der Märkte kennen, eine alte und bekannte Geschichte.

Was das Warum der Manipulation betrifft, dafür gibt es viele Gründe. Aber nur als ein Beispiel:  wenn ich und eine Gruppe von verbundenen Marktteilnehmern den Goldpreis wissentlich auf kurze Sicht herumschieben könnten, würden wir genug Geld machen können, indem wir Spekulanten in den ergänzenden Märkten enthäuteten, beispielsweise durch Derivate wie Optionen und in Minenaktien, um dies zu einem sehr lukrativen Geschäft zu machen. Dies sind die Märkte 201.

Alles was benötigt wird ist, dass die Aufsichtsbehörden gegenüber der Manipulation in den Märkten ein Auge zudrücken. Und wenn jemand, der nah an den Märkten ist, immer noch daran zweifelt, dass sie das heute tun, nach allem, was passiert ist, dann werden Sie mich bitte entschuldigen, wenn ich das nicht allzu ernst nehmen kann. Die großen Trading Desks haben die Märkte wie ihre persönlichen Geldautomaten benutzt, und jedes Mal, wenn sie bei einem gewissen Malheur erwischt werden, bekommen sie einen Schlag aufs Handgelenk und eine nominale Strafgebühr in Rechnung gestellt, und außerdem müssen sie versprechen, es nicht wieder zu tun.

Hat dieser Mensch jemals etwas von Ted Butler oder Harvey Organ oder Bart Chilton gelesen?

Vergessen Sie Gold für einen Moment, was ist mit Silber? Ist dieser Markt zu groß, um manipuliert zu werden? Wie wäre es mit den Energiemärkten in den USA? Erinnert sich jemand an Enron?

Akademiker wie Paul Krugman können das womöglich nicht ohne weiteres verstehen, denn sie neigen dazu, sich der Welt durch vereinfachte, abstrakte Modelle ohne die dunklen Gassen, Ecken und Kanten der realen Welt zu nähern.

Die Vorstellung, dass die Märkte nicht manipuliert werden können, ist sowohl eine logische Folge der Hypothese effizienter Märkte als auch idealisierter Märkte, die von Natur aus dazu neigen, stabile Clearingpreise hervorzubringen.

Von jemandem, der ein erfahrener Spekulant und versierter Marktteilnehmer ist, würde ich jedoch zu wissen erwarten, dass sich die Märkte nicht in dieser Weise verhalten, und dass, solange es Märkte gibt, es auch diejenigen gibt, die die Regeln biegen und die betrügen, wann immer und wo immer sie können.

Der Wall Street-Halbwelt ist es egal, wenn die Märkte korrupt sind, denn wenn man genügend Informationen erhält, um die Unterschlagung sehen zu können, kann man mit den Kursschwüngen Geld machen, und wenn nicht durch den Handel, so doch durch das Bedienen der Interessen der Trading Desks der großen Fonds. Marktverzerrungen können jedoch mit Anlegern Hölle spielen und sie sind für die reale Wirtschaft destruktiv aufgrund der Fehlinvestitionen, die eine langfristige Marktverzerrung kultiviert.

Wie ich wiederholt gesagt habe,  nehmen Sie Ihre Investitionspositionen aufgrund von Logik, den Fundamentaldaten und einem langfristigen Portfolioplan ein, und ignorieren Sie den kurzfristigen Lärm und das Herumgezucke. Wenn ich zurückdenke, habe ich immer dann das Meiste herausgeholt, wenn ich eine solide Position einnahm und diese dann einfach durchzog, manchmal jahrelang. Also, wenn ich im Spiel mit Minenaktien drin wäre, würde ich nicht sehen wollen, dass die Leute von ihnen abgelenkt werden, WENN sie in ihnen langfristig drin sind und sie sauber in einem Portfolio hineinpassen. Und so verstehe ich, warum manche Menschen durch das Gerede von Marktmanipulation frustriert werden.

Chris Powell macht eine gute Darbietung davon, wie man diese Art von Sachen beantwortet, aber ich glaube nicht, dass sich der Aufwand hier lohnen würde. Ein jeder, der imstande ist, eine Ente à la ein „Markt ist zu groß, um manipulierbar zu sein“ loslässt, vermag es nicht, mein Interesse für sehr lange Zeit zu binden. Alles wird zu gegebener Zeit aufgedeckt werden, ob wir nun darüber streiten oder nicht.

Die reale Wirtschaft bedarf jedoch dringend ernsthafter und sinnvoller Finanzreformen, was auch die Säuberung der Märkte und das Entfernen der verwöhnten Prinzen aus dem Fehlinvestitions-Fressbeutel beinhaltet. Und das ist etwas, was sehr wichtig ist.

Chris Powell schrieb zu Doug Casey’s Essay:

„Die Beweise und Erklärungen sind seit langem im Dokumentations-Archiv auf der Internet-Seite von GATA hier veröffentlicht worden.

Vielleicht ist die umfassendste Behandlung des Themas die neueste Version meiner ‚Standard-Rede‘ hier.

Aber wir fügen immer wieder dem Dokumentations-Archiv etwas hinzu, wie beispielsweise die Anerkennung durch den verstorbenen niederländischen Zentralbanker und Präsidenten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Jelle Zijlstra, dass die westlichen Zentralbanken den Goldmarkt manipulieren, siehe hier. Wenn er also neugierig ist, kann Casey ja gelegentlich für Updates vorbeischauen.“

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