Der britische Ökonom Alasdair Macleod hat vergangene Woche zwei Präsentationen bei der Hard Assets Investment Conference in New York City gegeben – darunter eine detaillierte Beschreibung, wer den Goldpreis wie drückt. Unter anderem legte Macleod nahe, dass der gesamte physische Goldbestand Portugals in den Goldmarkt verkauft wurde, um den Preis deutlich unterhalb des Werts des freien Marktes zu halten.
Von Alasdair Macleod, Übersetzung Lars Schall
Die folgende Auswahl / Zusammenfassung einer der beiden Präsentationen, “The Gold Bullion Market“, erschien auf der Website des Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) unter diesem Link:
http://www.gata.org/node/11394.
Die Übersetzung ins Deutsche für LarsSchall.com erfolgt mit persönlicher und ausdrücklicher Genehmigung von Alasdair Macleod. Fernerhin gilt mein Dank Chris Powell, der die Auswahl vorgenommen hat.
Hier ein paar Auszüge aus dem genannten Vortrag zur Mechanik der Goldpreisdrückung:
Es sind die Leasing-Aktivitäten und anderen unangemeldeten Eingriffe, die nicht in den Goldkonten der Zentralbanken reflektiert werden – die ersteren, weil in einem Leasing-Vertrag das Eigentum beim Leasinggeber verbleibt und damit nicht gemeldet wird, und die letzteren, weil sie durch das Sichtkontensystem versteckt sind. Die logische Schlussfolgerung ist, dass die 30-jährige Goldbelieferung des Markts, um den Goldpreis deutlich unterhalb des Werts des freien Marktes zu halten, die offiziellen Goldreserven zu einem erheblichen Grad erschöpft hat. Und da sich die Zentralbanken weigern, diese Angelegenheit zu diskutieren, haben wir keine Ahnung, wie viel von dem offiziell deklarierten Gold tatsächlich vorhanden ist.
Das Gold des Internationalen Währungsfonds wird wahrscheinlich auf einer Sichtkonto-Grundlage in seiner Gänze gehalten werden. Als der IWF 400 Tonnen zwischen 2009 und 2010 verkaufte, schlugen sie Gebote aus dem privaten Sektor aus und verkauften nur an andere Zentralbanken. Ich glaube, dass sich dieses Gold in Sichtkonten befand (das heißt, dass es eigentlich gar nicht existierte). Also bestand eine Voraussetzung für den Verkauf darin, dass er nur zwischen den Zentralbanken und supranationalen Regierungsorganisationen abgewickelt und gehalten werden konnte. Das scheint wahrscheinlich, aber die Verkaufsbedingungen wurden niemals öffentlich gemacht.
Zusammenfassend: Die Zentralbanken, die im Mittelpunkt der Preismanipulation stehen, haben die Mittel, um erhebliche Mengen an Goldbarren zu verkaufen, ohne dafür Rechenschaft stehen zu müssen. …
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Die Mitglieder der London Bullion Market Association ermutigen Kunden kräftig dazu, nicht-zugeordnete Konten zu halten, indem sie für dieses Privileg nur wenige oder keine Gebühren erheben. Sie entmutigen Kunden, zugeordnete Konten zu halten, indem sie hohe Lager- und Depotgebühren erheben. Es gibt sehr gute Gründe dafür, warum das so ist. Sie sind nicht in der Lage, von zugeordnetem Gold Gebrauch machen zu können, während jede Unze von nicht-zugeordnetem Gold dazu verwendet wird, die Handelsaktivitäten der LBMA-Mitglieder im Markt abzusichern. Der Nachteil für den Kunden ist, dass er einem Kontrahenten-Risiko ausgesetzt ist.
Wenn Sie sich vor kurzem die Bilanzen einiger europäischer Banken angesehen haben, könnten Sie womöglich wünschen, dieses Risiko nicht einzugehen. Während es noch nie einen Konkurs im Markt gegeben hat (auch wenn es einige verdeckte Rettungen gab — zum Beispiel die, die ich bereits erwähnte und von der [der ehemalige Gouverneur der Bank of England] Eddie George sprach), ist die Behauptung, dass nicht-zugeordnete Konten sicher sind, für viele Kunden keine Annahme, die sie länger zu akzeptieren bereit sind. …
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Das Geld im [Gold-]Markt ist immer zugunsten der Geschäfts- und Handels-Bullionbanken unausgewogen. Sie haben viel Geld, sogar Ihr Geld als Steuerzahler, wenn sie zu groß zum Scheitern sind, und sie können immerzu jeden bluffen, der nicht bereit ist, Geldmittel für die Lieferung aufzuwenden. Das ist so, weil die Nicht-Geschäftsbanken und Spekulanten Positionen eingerichtet haben, die ihre Verluste vergrößern werden.
Wir sehen dies immer und immer wieder geschehen. Die großen Geschäftsbankenrüpel warten darauf, dass die Spekulanten ihre Long-Positionen aufbauen, und dann hauen sie schwer auf sie ein. Sie wissen, dass sie damit all diese Kurslimits (stop-losses) auslösen. An einem Nachmittag können sie auf diese Weise $ 100 pro Unze machen. Sie machen viel mehr Geld auf diese Weise des Handels als sie verlieren, wenn sie ständig in einem Bullenmarkt short sind. Sie wurden gewarnt! …
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In der obigen Tabelle habe ich von den spezifisch aufgeschlüsselten Daten die Nettopositionen der Swap-Händler abgeleitet. Vor zwei Jahren waren sie um 120.000 Verträge netto short, was das Äquivalent von 373 Tonnen Gold ist. Seit März 2011 haben sie ihre Netto-Shorts von -110.000 auf mehr oder weniger Null auf dem Höhepunkt des Goldmarktes im September letzten Jahres reduziert. Gleichzeitig fiel das Open Interest von einem Höchststand im November 2010 bei 650.000 auf das Niveau von 420.000.
Warum waren die Swaps short? Der einzige logische Grund muss der sein, dass die Zentralbanken den Markt mit physischem Gold versorgten. Es ist dieses zusätzliche physische Gold, das vor zwei Jahren zur Absicherung herangezogen wurde (was being hedged). Und was interessant ist, ist, dass damals von Portugal gemunkelt wurde, dass es sein Gold als Sicherheit an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gegeben habe. Der Betrag, der sich tatsächlich in den BIZ-Konten zeigte, betrug 349 Tonnen, und das Datum war Ende 2009. Passt perfekt! Anders ausgedrückt, es scheint, dass Portugals gesamter Goldbestand in den Markt verkauft und von ihm absorbiert worden ist.
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Die Machtbalance hat sich nach Asien verlagert, insbesondere nach China, und im Mittelpunkt dieser Macht steht die Kontrolle über reales Geld – jenes Geld, für das sich die Gesellschaft selbst entscheidet, nicht jenes, das von der Regierung als Monopol über uns durchgesetzt wird. Unzählige Mengen von Gold sind aus den Zentralbanken der entwickelten Volkswirtschaften verschwunden, und der Londoner Bullionmarkt ist einem starken Anstieg des Goldpreises ausgesetzt. Mit diesem Wissen ist jemand, der keinerlei Schritte unternimmt, um sich gegen das zunehmend wahrscheinliche Ereignis eines Zusammenbruchs im Papiergeld, eines grundlegenden Wandels unseres ganzen wirtschaftlichen Paradigmas zu schützen, verrückt.
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Der erste Teil von Macleods Vortrag, der sich der Rolle des Goldes in der ökonomischen Theorie annimmt, ist auf seiner eigenen Website “Finance and Economics“ hier zu finden:
http://financeandeconomics.org/Articles%20archive/2012.05%20Economic%20speech.pdf.
Der zweite Teil, aus dem oben zitiert wurde, findet sich hier:
http://financeandeconomics.org/Articles%20archive/The%20gold%20bullion%20market.pdf.
Wegen ihrer überragende Bedeutung werden beide Papiere von Macleod im „Dokumentations“-Archiv von GATA aufgenommen: