Jim Rickards (“Currency Wars”) argumentiert, dass die USA nicht in der Lage sind, ihre Goldbestände auditieren zu können, ohne damit ihre Bedeutung und die Tricks, die mit ihnen gespielt wurden, offenzulegen.
Von James G. Rickards, Übersetzung Lars Schall
Die nachfolgende Übersetzung für LarsSchall.com und Goldseiten.de, die im englischen Original auf “US News and World Report“ hier erschien:
geschieht mit ausdrücklicher und persönlicher Genehmigung von Jim Rickards.
Zusätzlich zum nachfolgenden Text möchte ich auf zwei ausführliche Interviews von mir mit Jim Rickards hinweisen: “The central banks don’t consider it manipulation, they consider it part of their job“ und: “Die Entwertung gegenüber Gold ist die Inflation“.
Des Weiteren finden Sie hier:
http://www.larsschall.com/2012/01/17/wahrungsabwertung-im-trio/
eine weitere Analyse von Rickards auf LarsSchall.com, „Währungsabwertung im Trio“.
Zur Person:
James G. Rickards ist leitender Geschäftsführer von Tangent Capital Partners (http://www.tangentcapital.com/) und von Omnis, Inc. (http://www.omnisinc.com/), wo er auch im Vorstand sitzt. Darüber hinaus dient er als Geschäftsinhaber von Global-I Advisors, LLC, einer Investmentbank, die auf den Zwischenbereich von Kapitalmärkten und Geopolitik spezialisiert ist.
Die Karriere von Herrn Rickards umfasst den Zeitraum seit 1976, in dem er bei der Bildung und dem Wachsen der globalisierten Kapitalmärkte und von komplexen Handelsstrategien im Derivatebereich aktiv teilnahm. Er hat leitende Positionen bei Citibank, RBS Greenwich Capital Markets, Long Term Capital Management, Caxton Associates sowie Optimark eingenommen. Bei der Freilassung von US-Geiseln in Teheran, Iran im Jahre 1981 war er ebenso direkt beteiligt, wie auch beim Börsencrash von 1987 und dem Zusammenbruch von Drexel 1990. Er war der Hauptverhandlungsführer der von der US-Regierung und der NY Fed unterstützten Rettung von LTCM im Jahre 1998.
Herr Rickards ist Lehrbeauftragter an der Northwestern University und der School of Advanced International Studies in Washington DC. Er hat wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Wirtschaftsphysik unter anderem am Los Alamos National Laboratory vorgestellt und Beiträge in Fachzeitschriften zu den Bereichen strategische Studien, kognitive Vielfalt, Netzwerk-Wissenschaft und Risikomanagement veröffentlicht. Er ist Berater von Scharia Capital, Inc., einem Unternehmen, das auf islamische Finanzierung spezialisiert ist, und ebenso Mitglied des Beratergremiums des Ausschusses für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (Committee on Foreign Investment in the United States, CFIUS) des Director of National Intelligence.
Ende 2011 veröffentlichte er bei Portfolio/Penguin das Buch “Currency Wars: The Making of the Next Global Crisis”.
Herr Rickards hat akademische Abschlüsse von der New York University School of Law, der University of Pennsylvania Law School, der School of Advanced International Studies und von der Johns Hopkins University.
Zu den Kunden, die er berät, zählen private Investmentfonds, Investment-Banken und Regierungs-Direktorien. Er besitzt Rechtsanwaltslizenzen für New York und New Jersey sowie für verschiedene Bundesgerichte der USA. Er ist ein gefragter Referent bei Konferenzen von Anwaltskammern und der Industrie in den Bereichen Derivate und Hedgfonds. Er wurde vom Wall Street Journal und auf CNBC, Fox, CNN, NPR und C-SPAN interviewt und steuert Artikel in der New York Times, Financial Times und der Washington Post bei.
James G. Rickards lebt in Connecticut, USA.
Forderungen nach einem US-Gold-Audit gehen fehl
von James G. Rickards
Für diejenigen, die die Rolle des Goldes im internationalen Währungssystem kommentieren, ist eine der am häufigsten gestellten Fragen die nach der Existenz des US-Goldschatzes. Offiziell ist das US-Schatzamt im Besitz von 8.133 Tonnen Gold, die vor allem in zwei großen Depots gelagert werden: Fort Knox, Kentucky und West Point, NY – mit kleineren Beträgen auf Kaution bei der Münzprägestätte in Denver und bei der Federal Reserve Bank of New York.
Die häufigste Frage, die ich als Autor und Redner über die Rolle von Gold antreffe, ist: „Woher wissen Sie, dass das Gold wirklich da ist?“, oder eine Variante davon. Die Andeutung ist stets jene, dass die Vereinigten Staaten das Gold längst auf die Weltmärkte geworfen haben, um den Preis zu unterdrücken, und dass die Tresore in Fort Knox tatsächlich leer sind oder höchstens gefüllt mit Wolfram-Barren, die leicht mit Gold beschichtet wurden.
Unweigerlich weisen diese Kritiker auf die Tatsache hin, dass das Finanzministerium eine Prüfung des Goldes nicht zulassen wird, als Beweis für ihren Verdacht. Eine angemessene Prüfung würde sowohl die Menge als auch die Reinheit des US-Goldschatzes verifizieren. Im Idealfall würde jeder Goldbarren einzeln nummeriert und getestet werden, und am Ende würde ein renommierter, nichtstaatlicher Wirtschaftsprüfer, wie eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, eine komplette Bestandsaufnahme separat nummerierter Barren attestieren. Dies sollte eine recht einfache Aufgabe sein. Das Versäumnis, eine solche Prüfung durchzuführen, wird immer wieder als Beweis dafür angeführt, dass das Gold nicht existiert.
Eine Analyse sollte immer auf den besten verfügbaren Erkenntnissen und nicht auf Spekulationen beruhen. Ich habe einige Hinweise gesehen, die vom Militär und Vertretern des Finanzministeriums zusammengetragen wurde, dass das Gold dort ist, wo die Regierung sagt, dass es ist. Ich habe keinerlei Beweise dafür gesehen, dass es nicht dort ist. Auf dieser Basis gehe ich davon aus, dass das Gold da ist. Wenn ich eines Tages das Gegenteil lernen werde, werde ich meine Ansicht ändern; aber bis dahin werde ich meine wirtschaftliche und monetäre Analyse auf der Tatsache stützen, dass die Vereinigten Staaten der stolze Besitzer von 8133 Tonnen sind.
Aber was ist nun mit der Prüfung? Welchen Schaden kann sie haben, wenn das Gold dort ist, wo das Finanzministerium sagt, dass es ist?
Es gibt zwei gewichtige Gründe, die Prüfung nicht durchzuführen, selbst wenn sich das Gold in den Tresoren befindet. Der erste hat mit der Glaubwürdigkeit von Gold als Bestandteil der internationalen Währungsreserven und monetärer Systeme im Allgemeinen zu tun. Gold wurde offiziell durch den Internationalen Währungsfonds im Jahr 1973 demonetisiert, nachdem Präsident Nixon die Konvertibilität des Dollars in Gold im Jahr 1971 beendet hatte. Seitdem war Gold als monetärer Vermögenswert ständig verunglimpft worden, zuletzt in den Bemerkungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, dass der Besitz von Gold durch die Vereinigten Staaten eine bloße „Tradition“ sei. Wenn das so wäre, warum würden die Vereinigten Staaten etwas so Unwichtiges prüfen? Ein Audit legt nahe, dass Gold irgendwie sinnvoll ist und Respekt verdient. Die offizielle Position ist die, dass Gold eine Altanlage von keiner besonderen Bedeutung ist. In diesem Zusammenhang ergibt die Zurückweisung einer Revision Sinn. Eine Prüfung würde Gold zu viel Kredit geben und beginnen, die offizielle Propaganda zu untergraben, dass Gold kein monetärer Vermögenswert ist. Schließlich prüft niemand die Zahl der Eicheln in den Nationalparks – sie sind zu unbedeutend.
Ein weiterer Grund hat damit zu tun, keine Aufmerksamkeit für eine Vielzahl von ergänzenden Fragen zu schaffen. Nehmen wir an, die Prüfung würde durchgeführt werden und alles wäre in bester Ordnung, die Vereinigten Staaten würden die richtige Anzahl von Barren von 99,99 Prozent Reinheit haben, alles würde nummeriert und an seiner Stelle sein. Dies würde unmittelbar zu anderen Fragen führen. Ist das Gold geleast? An wen? Zu welchen Bedingungen?
Einige Naive nehmen an, wenn das Gold an Geschäftsbanken wie JP Morgan verliehen wurde, dass die leasende Bank einen Lkw belädt und es wegfährt. Das ist nicht wahr. Das Gold kann in Papier-Transaktionen geleast werden, ohne jemals Fort Knox oder West Point zu verlassen. Das geleaste Gold kann dann durch JP Morgan an andere Banken weiterverpfändet werden, bis mehrere Parteien einige Teile des gleichen physischen Golds für sich beanspruchen. Dieses Gold unterstützt ferner eine noch größere umgekehrte Pyramide von „Papier-Gold“-Transaktionen in Futures, Optionen, Forwards, Swaps und so genannten nicht-zugeordneten Lagerstätten. Ein Grund, um keine Prüfung durchzuführen, besteht in der Vermeidung aller heiklen Rechtsanspruch-Fragen, die sich ergeben würden, sobald das physische Existenz-Problem erledigt wäre. Das Finanzministerium würde Gold lieber ignorieren, statt die Büchse der Pandora zu öffnen.
Gold bleibt der 8000 Tonnen schwere Gorilla im Raum, das Ding, das zu groß ist, um ignoriert zu werden, das aber niemand diskutieren will. Das internationale Währungssystem und die Rolle des Dollars befinden sich in einer Notlage, selbst wenn alles Gold dort ist, wo es sein soll. Es ist nicht notwendig, über Phantom-Gold zu phantasieren, um zu sehen, dass eine Währungskrise bevorsteht. Die Weigerung der Fed und des Finanzministeriums zur Prüfung des Golds ist ein Teil ihrer mühsamen Anstrengung, abzustreiten, dass Gold immer noch das Herzstück des Systems ist. Keine weitere aufwändige Erklärung ist vonnöten.