DAS WANDERNDE AUGE: Von sexy Benghazi bis hin zu Syrien und Gaza

Es mag bei all den anzüglichen Details, die über das Love-Pentagon bekannt werden, schwerfallen, sich auf wirkliche Politik zu konzentrieren; aber die Benghazi-Affäre, die eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, dürfte nur das Hors d’oeuvre für das sein, was in Syrien bevorsteht. Über Gaza hängt derweil politischen Wahlkampfkalküls halber die Operation Wolkensäule. Man erwarte diesbezüglich keine Verurteilung von den Golf-Arabern oder den westlichen “Freunden Syriens“. Dafür könnte hingegen Ägypten die Fronten neu abstecken.

Von Pepe Escobar, Übersetzung Lars Schall

Der 1954 geborene Pepe Escobar aus Sao Paulo, Brasilien ist einer der herausragendsten Journalisten unserer Zeit. Escobar, der vom früheren CIA-Analysten Ray McGovern schlichtweg “der Beste“ genannt wird, arbeitet für die Asia Times Online. Darüber hinaus ist er der Autor dreier Bücher: Globalistan: How the Globalized World is Dissolving into Liquid War, Red Zone Blues: a snapshot of Baghdad during the surge und Obama does Globalistan.

Er hat von verschiedenen Ländern und Konflikten berichtet, darunter Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran, Zentralasien, U.S.A. und China. Für Asia Times Online ist er als ‘The Roving Eye’, das heißt: “Das Wandernde Auge“ unterwegs, um vor allem geopolitische Weltereignisse, aber auch die Art, wie sie in den Medien präsentiert werden, zu diskutieren. Diese Kolumne übersetzen wir mit freundlicher und ausdrücklicher Autorisierung von Pepe Escobar exklusiv für LarsSchall.com ins Deutsche.

Darüber hinaus möchten wir als Ergänzung auf dieses Interview mit Pepe Escobar auf LarsSchall.com hinweisen, “Shifting Ground for Vital Resources“.

DAS WANDERNDE AUGE

Von sexy Benghazi bis hin zu Syrien und Gaza

von Pepe Escobar

Das Love-Pentagon – im Sinne von Petraeus-Broadwell-Kelley-Allen-und-dem-FBI-Typen-mit-blankem-Torso – ist die Farce, die weiterhin Neues liefert. Doch dies sollte sich nicht um Sex, Lügen und Emails drehen. Dies sollte sich um Benghazi drehen.

Skandal hin oder her, General David Petraeus hat schlussendlich akzeptiert, vor dem Geheimdienstausschuss des Senats über den 9/11-Angriff 2012 auf das US-Konsulat in Libyen auszusagen, bei dem Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurden; er wird eventuell befragt werden, was die CIA vor, während und nach dem Angriff im Schilde führte.

Was Präsident Obama angeht, so warnte er in seiner ersten Pressekonferenz nach der Wiederwahl die Republikaner – die seit Wochen versucht haben, Benghazi für ihre eigenen Zwecke zu verdrehen -, “mich zu verfolgen“, und ebenso die UN-Botschafterin Susan Rice zu verfolgen, “die nichts mit Benghazi zu tun gehabt hat und einfach eine Präsentation gab, die auf Geheimdiensterkenntnissen basierte, die sie erhalten hatte“, und “ihre Reputation zu beschmutzen“, das sei “empörend“.

Mehr als Republikaner ein Problem mit dem Präsidenten haben, ist es eher so, als ob Petraeus ein Problem mit der Nation habe. Republikaner, die sich in tiefer Verweigerung befinden, werden natürlich ausflippen, wenn Petraeus dem Senat genau sagt, was er dem Weißen Haus vor zwei Monaten sagte. Der General, später Außenministerin Hillary Clinton, plus Susan Rice – sie alle haben gesagt, dass dieses erbärmliche Prophet Muhammad-YouTube-Video für den Benghazi-Angriff verantwortlich gemacht werden müsse.

Zu diesem Zeitpunkt war Petraeus‘ heiße Affäre mit seinem Biographie-Babe, Paula Broadwell, schon Geschichte. Er wird jedoch wohl nicht gewusst haben, dass er bereits in der durch die Tampa-Salonlöwin Jill Kelley inspirierten FBI-Untersuchung wegen Paulas belästigender E-Mails verstrickt war. Und dann tauchte die Untersuchung letzte Woche wie durch ein Wunder sofort nach dem Wahltag auf, und dies just, als er zu einer Aussage vor dem Senat vorgeladen war. Er dürfte bei seinen Berechnungen, seinen Job zu retten, versagt haben. Es gibt aber keinen Grund daran zu zweifeln, dass er eine reibungslose Darbietung bei seinem Benghazi-Spezial abziehen wird.

Eine schlanke, niederträchtige Tötungsmaschine

Die Vorstellung, dass der nunmehr in Ungnade gefallene General bezüglich des aktuellen Modus Operandi der CIA ins Reine kommt, ist so fantasievoll wie die Vorstellung, dass Paula Broadwell Schneewittchen spielt. Seit Petraeus von Obama zum Direktor der CIA gemacht wurde, hat sich die Behörde in eine vollentfaltete paramilitärische Tötungsmaschine verwandelt – nicht gerade ein Paradies für HUMINT (human intelligence) Es dreht sich alles um geheime, dunkle Black-ops, die von der Exekutive, der Legislative, der Judikative und den Medien nicht überwacht werden und praktisch außer Kontrolle geraten sind.

Diese Hardcore-Militarisierung der CIA beinhaltet, dass die Behörde die Dronenkriege niemals zugibt. Nicht zu erwähnen, wie ihre gezielten Tötungen vom Horn von Afrika über die arabische Halbinsel bis hin zu den pakistanischen Stammesgebieten ausgewählt werden, und wer das Glück hat, einen weiteren Tag zu leben (oder zu sterben). Was das Ganze noch absurder macht, das ist, dass der CIA vom Weißen Haus die Aufgabe anvertraut wurde, ihre eigene Schatten-Kriegsunternehmung unparteiisch zu analysieren.

Dies führt uns unweigerlich zurück nach Benghazi – und hin zu dem Paukenschlag, den Fox News berichtet, indem es eine anonyme Washington-Quelle zitiert, die besagt, dass das Konsulat eine „CIA-Anlage“ gehabt habe, in der drei libysche Milizen-Krieger, das heißt Salafi-Dschihadisten, “festgehalten“ wurden, was auch als Unterziehung von Freizeit-Wasser-Aktivitäten im Dick Cheney-Stil bekannt ist.

Was die Verhörsitzungen anbelangt, so lagen diese in der Verantwortung von beauftragten Dienstleistern, eine schattige Kollektion „ehemaliger“ Special-Ops – denn die CIA hat die öffentliche Meinung später dahingehend unterrichtet, dass sie „keine Autorisierung zu Inhaftierungen seit Januar 2009 besitzt, als die Executive Order 13491 erlassen wurde.“

Und doch waren unter den vorhergehenden „Gästen“ in Benghazi Kämpfer aus ganz Nordafrika und dem Nahen Osten. Um das alles zusammenzufassen: diese „Anlage“ war das oberste schwarze Loch der CIA in ganz Nordafrika.

Hier haben wir also ein „geheimes“ sicheres Haus der CIA, das einem Konsulat beigefügt ist und offensichtlich nicht dem Außenministerium untersteht – besetzt mit „ehemaligen“ oder aktuellen Special Forces-Auftragnehmern, die „Überstellungen“ annehmen und sich in „Inhaftierungen“ und sicherlich auch Folterpraktiken üben, die nach amerikanischem Recht illegal sind. Sie waren alle da, um für Petraeus zu arbeiten – und nicht für Hillary Clinton.

Und dies dürfte nicht der einzige solcher Ferienorte gewesen sein – da die Special Forces weiterhin in Nordafrika umherwandern und die CIA auch in Somalia ein sicheres Haus unterhält.

Lasst uns um einen Keller voll von Chateau Petrus wetten, dass der General über all dies bei seiner kommenden Aussage vor dem Senat absolutes Stillschweigen bewahren wird. Der General wird wiederholen, dass es das Prophet Muhammad-Video in Benghazi gewesen ist.

Und dann gibt es da noch Boobghazi

Boobghazi* schlägt Benghazi immer noch in allen Bewertungen. Kein Wunder angesichts dessen, was mit Biographie-Babe Paula und ihrem virtuellen Catfight mit der heißen libanesisch-amerikanischen Jill Kelley alias Jill Khawam (alias Gilberte J Kelley / Gigi Khawam / Gigi Kelley) und ihrem unbezahlten „Gesellschaftsereignis-Planungs“-Gig in der CENTCOM-Basis in Tampa, Florida geschehen ist – um gar nicht erst den quälend mühsamen Austausch von bis zu 30 Emails pro Tag zu erwähnen, den es mit General John Allen über nicht weniger als drei Jahre hinweg gegeben hat. Kein Wunder, dass Allen seine ruhigen Hände nicht bei diesem lästigen Taliban-Problem behalten konnte.

Die Tampa Bay Times hat einen großen Tag nach dem anderen, indem sie die Verwandlung des „jahrzehntelangen Rufs von South Tampa für vornehme Gastfreundschaft gegenüber dem Militär“ beschreibt. Das Blatt sagt, der „Ground Zero“ für die neuen sexy Spielereien „ist nicht das Pentagon, sondern ein Herrenhaus auf dem Bayshore Boulevard, das von einer Familie mit üppigen Begierden und gigantischen Schulden bewohnt wird“; das heißt, den Kelleys.

Bei so viel anzüglicher Verdorbenheit, die einem geboten wird, ist es schwer, sich auf Außenpolitik zu konzentrieren. Benghazi könnte jedoch nur das Hors d’oeuvre zu dem sein, was sich in Syrien zusammenbraut.

Benghazi – wie auch das mitten in der Wüste gelegene Provinznest Darnah – hat den NATO-Rebellenkrieg in Libyen mit unzähligen Salafi-Dschihadisten angeheizt, darunter denjenigen, die direkt mit al-Qaida über die „ehemalige“ Libya Islamic Fighting Group (LIFG) verbunden sind.

Es steht außer Frage, dass Botschafter Chris Stevens in engem Kontakt mit diesem leistungsfähigen „Rebellen“-Strang stand – einschließlich dem islamistischen Superstar Abdelhakim Belhadj. Nachdem Oberst Gaddafi gefangen genommen, vergewaltigt und von den „Rebellen“ getötet wurde – mit reichlicher Unterstützung amerikanischer Raketen und katarischen Special Forces auf dem Boden -, begannen die libyschen Islamisten mit Belhadj an der Spitze, vollbewaffnete Salafi-Dschihadisten für die syrischen Rebellen, die sich im Kampf gegen die Assad-Regierung befinden, hinüber zu schmuggeln.

Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich sind Hillary und das Außenministerium ob des potentiellen Blowback aufgewacht.** Dies war einer der Hauptgründe, warum Hillary auf einen Remix der syrischen Oppositionsführung drängte, der am vergangenen Wochenende in Doha verankert wurde.

Auf seiner Pressekonferenz hielt sich Obama an Plattitüden zu Syrien fest, wie im Sinne von: “wir arbeiten umfassend mit der internationalen Gemeinschaft zusammen“ und „halten ständig Rücksprache mit der Opposition“. Dasselbe traf bezüglich der Türkei, Jordanien und Israel zu (bemerkenswerterweise erwähnte Obama die Schlüsselakteure des Anti-Assad eingestellten Golf-Kooperationrates, Saudi-Arabien und Katar, nicht). Er warnte vor „extremistischen Elementen“ innerhalb der syrischen Opposition und verpflichtete sich nicht dazu, sie mit Waffen zu versorgen. Zumindest nicht offiziell.

An diesem Freitag beginnt in London eine neue Syrien-Geberkonferenz – die Fortsetzung von Hillarys Freunde-von-Syrien-Fete. Das ist der Zeitpunkt, da der Westen offiziell dem neuen Oppositionsführer, Moaz al-Khatib, vorgestellt wird – den die westlichen Medien unisono und hektisch als „moderat“ und mit „tadellosen revolutionären Referenzen“ versehen verkaufen. In seinen eigenen Worten wird er Syrien zu einem „bürgerlichen Staat“ hinführen.

Dies ist so lächerlich wie die Boobghazi-Farce. Al-Khatib hat bereits gesagt, dass Syriens Probleme mit „Waffen“ gelöst werden. Frankreich – das unter Hollande pathetisch neokolonial bleibt wie unter König Sarko – hat ihn und die neue Oppositionszusammensetzung bereits anerkannt, die im Wesentlichen unter dem Druck der USA und Katar (und mit vagen Versprechungen von Bargeld verstärkt) zustande kam.

Al-Khatib – der ehemalige Imam der Umayyaden-Moschee in Damaskus, eine Position, die er nie ohne eine gründliche Prüfung vonseiten des syrischen Geheimdiensts erhalten hätte – ist bekannt dafür, dass er zum Dschihad zur Rettung der muslimischen Welt aufgerufen hat (hier ist der Aufruf, wenngleich in Arabisch, aber das ist nichts, womit der Google-Übersetzer nicht umgehen könnte). Und dann der Clou: er ist sich sicher, dass Facebook eine US-israelische Verschwörung ist.

Mit “Frenemies“*** wie den USA, Frankreich, Saudi-Arabien, Katar und der Türkei braucht Syrien sicherlich keine Feinde. Was den “Blowback“ betrifft, so wappnen Sie sich: was in Benghazi geschehen ist, ist lediglich das Hors d’oeuvres, das von zunehmend wütender werdenden Frenemies der USA dargereicht wird. Man kann nicht auf Petraeus und Allen zählen, um die Heimat zu verteidigen? Nun, es gibt immer Vier-Sterne-Groupie Jill Kelley.

Iran bombardieren? Nein. Gaza bombardieren? Ja.

Es gibt so viele Kriege anzufangen, aber nur so wenig Zeit. Wenn man das politische Oberhaupt der am meisten militarisierten Nation des Planeten ist – wie im Fall von Israels Ministerpräsidenten Benjamin “Bibi“ Netanyahu -, muss man Wege finden, mit seinen Spielzeugen herumzuspielen.

Selbst wenn es einen danach juckt, kann man den Iran nicht bombardieren, da man nicht die richtigen bunkerbrechenden Bomben und nicht genug Wiederauffüllkapazitäten für Kampfflugzeuge besitzt. Und obendrauf hat es der wiedergewählte US-Präsident Barack Obama absolut klargestellt: der zukünftige Weg besteht in Diplomatie, nicht in Bomben.

Das mag ein Hinweis darauf sein, dass Obama einen Deal zumindest in Erwägung zieht: “Es sollte einen Weg geben, wie sie [Iran] in den Genuss von friedlicher Nuklearkraft kommen können, während sie zugleich ihren internationalen Pflichten nachkommen und der internationalen Gemeinschaft klare Versicherungen darüber abgeben, dass sie keine Atomwaffe verfolgen.“ Dies führte zu der Zusage des Präsidenten, “in den kommenden Monaten einen Vorstoß zu unternehmen, um zu sehen, ob wir einen Dialog eröffnen können“, was durch die Mauer des Misstrauens zwischen den USA und Iran hindurch schneidet.

Was tut also Bibi? Recht einfach: man starte die Operation Pillar of Cloud (zu Deutsch: Wolkensäule****), und dann Pillar of Defense (siehe hierzu dieses unvergleichliche Stück zu den “heiligen“ Verästelungen) gegen den einzigen Ort auf Erden, wo die israelischen Streitkräfte vollkommen straffrei und mit vernachlässigbaren “Kollateralschäden“ die Hölle losbrechen und schlimmen Schaden anrichten können: bei den unter Besetzung stehenden, illegal abgegrenzten, kollektiv mit dem Tode bestraften Insaßen des Freiluft-Gefängnisses, das als Gaza bekannt ist.

Selbstverständlich wird man diese Erklärung nicht finden, wenn man die Murdoch-Presse liest oder CNN schaut. Noch wird man irgendeine detaillierte Erklärung der wirklichen Zeitachse (time line) zu dem bekommen, was zu einem weiteren Krieg führen könnte.

Dies ist die bisher beste Zeitachse. Wichtig ist in ihr, was am letzten Sonntag geschah. Der Sprecher des Gaza-Gesundheitsministeriums Ashraf al-Qidra gab bekannt, dass einem 13-jährigen Jungen, Hameed Abu Daqqa, in den Bauch geschossen wurde, während er mit seinen Freunden außerhalb seines Zuhauses in Südost-Gaza Fußball spielte. Der Fußball-Terrorist war augenscheinlich eine Bedrohung für Myriaden von israelischen Hubschraubern, die am Himmel summten.

Einen Krieg zu lancieren ist für die israelischen Streitkräfte ein Kinderspiel. Tel Aviv muss nur ein paar palästinensische Zivilisten wie den gefährlichen Fußball-Terroristen töten – und einige Extra-Panzer hineinschicken. Darauf mussten Gaza-Fraktionen reagieren; sie nahmen israelische Soldaten (nicht Zivilisten) ins Visier. Das war für Tel Aviv ein perfekter Vorwand, Bambule zu machen.

Am Montag boten Hamas und andere palästinensische Splittergruppen Israel eine erneuerte Waffenruhe an. Ohne Erfolg. Am Mittwoch wurde der Kopf des bewaffneten Flügels der Hamas, Ahmed al-Jabari, in einem gezielten Mordanschlag getötet (man frage David Petraeus und seine CIA-Kumpel danach, sie sind in der Angelegenheit Spezialisten). 

Man braucht nicht Haaretz zu lesen, um zu wissen, dass al-Jabari der top-israelische Subunternehmer in Gaza in den letzten fünfeinhalb Jahren war – in dem Sinne, dass er verantwortlich für die Wahrung der israelischen Sicherheit war. Im Austausch dafür ließ Israel via kugelsichere Lastwagen ein paar Schekel in die Banken Gazas fallen.

Warum also wurde al-Jabari ausgelöscht? Ganz einfach. Im Januar geht Israel an die Wahlurnen. Deswegen tritt Bibis politische Kampagne im vollumfassenden Aktionsmodus hervor. Das Kampagnen-Motto: Lasst uns Palästinenser töten. Mit solch einem Nervenkitzel wird jede andere politische Stimme – die auch nur geringfügig widerspricht – übertönt.

Lassen Sie mich das Thema wechseln

Bezogen auf den Iran haben der frühere CIA-Analyst Paul Pillar und dann John Glaser auf antiwar.com den Nagel auf den Kopf getroffen. Bibi setzte auf das falsche Pferd – seinen jämmerlichen, besiegten Spezi Mitt “Ordner voller Frauen“ Romney.

Um die Dinge noch zu verschärfen, ist die Beziehung zwischen Obama und Bibi so frostig wie Ferien in der Arktis – mindestens seit 2010, als Obama einen Siedlungsbau in der Westbank anhalten wollte und Bibi damit reagierte, dass er den Iran in einen Krieg mit Israel hineinprovozieren wollte, indem er hoffte, die USA in einen neuen Krieg hineinzuziehen.

Nunmehr spürte Bibi offensichtlich, dass Obama erwägt, sich in Richtung eines Deals mit dem Iran zu bewegen. Also erledigte er zwei (arabisch/persische) Vögel mit einem (oder mehreren) Steinen/gezielten Mordanschlägen: er wechselte das Thema – einmal mehr – von der “existenziellen Bedrohung“ Iran hin zur “terroristischen“ Hamas. Er weiß ganz genau: solange Israel Palästinenser tötet, während Washington anderswohin schaut (der asiatische Pazifik?), solange wird in Teheran niemand bedeutungsvolle(n) Verhandlungen akzeptieren/trauen.

Dies teilt Bibi Obama mit: “Du willst mit diesen verrückten Mullahs verhandeln? Nur über meine Leiche, Barry-Boy!“ Wenn er obendrein bei der westlichen öffentlichen Meinung, die von den Unternehmensmedien komplett gehirngewaschen wird, ungeschoren davonkommt, dann sind’s wieder diese bösen palästinensischen “Terroristen“, die die achso unschuldigen Israelis in bekannter Weise terrorisieren. Das i-Tüpfelchen ist der wahnhafte Spin eines Sprechers der israelischen Streitkräfte, dass der von Hamas beherrschte Gazastreifen “eine vorgeschobene iranische Basis“ sei.

Ein paar Stunden nur, nachdem die Waffenruhe komplett kollabierte, erklärte die Obama-Administration in ihrer Prä-2.0-Form pünktlich wie ein Uhrwerk und pflichtgemäß, dass Israel ein “Recht“ habe, alles und jedes als “Selbstverteidigung“ anzugreifen. Und Hamas solle es ja nicht wagen, Vergeltung zu üben.

Eine Bodeninvasion könnte kurz bevorstehen. Bibi könnte aber – wieder einmal – einen Happen zu viel an Gefilte Fisch***** abbeißen, als er kauen kann. Man erwarte keine Verurteilung von den feigen Petro-Monarchien des Golf-Konterrevolutions-Clubs (GCC), der ehemals als Golf-Kooperationsrat bekannt war. Auch erwarte man keine Verurteilung von all diesen westlichen “Freunden Syriens“, die so empört darüber sind, dass das Assad-Regime “seine eigenen Leute“ tötet.

Allerdings wird das Ägypten unter dem Muslimbruderschaft-Präsidenten Morsi irgendetwas unternehmen müssen. Die ägyptische Straße, die für eine Verschrottung des Camp-David-Abkommens ist, fordert dies. Obendrein brach Kairo selbst die Waffenruhe zwischen Hamas und Tel Aviv – die nun von Israel komplett sabotiert wird. Darüber hinaus wird Hamas von der Türkei und vom Emir von Katar und seinen Petro-Milliarden unterstützt. Werden sie einfach nur schweigen und dem Blutbad zusehen? Was den König Playstation von Jordanien angeht, so wird er keinen Schlichter für Israel spielen können, denn er dürfte schneller als er denkt einen One-Way-Flug nach London buchen.

Wenn Obama Eier hätte, würde er vor Wut schnauben. Dann würde er Bibi zu Boden strecken. Man sollte nicht darauf wetten. Wir wissen, er wird es nicht tun.

Anmerkungen des Übersetzers:

* Boob ist eine umgangssprachliche Bezeichnung im Englischen für Busen.

** Im Englischen wird “Blowback“ (zu Deutsch: Rückschlag) als Begriff für eine unbeabsichtigte, negative Rückwirkung verwendet – ungefähr im Sinne von: Ein Schuss, der nach hinten losgeht. Siehe hierzu auch Pepe Escobar: “DAS WANDERNDE AUGE: Der Aufstieg von Mr. Blowback“, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 13. September 2012 unter: http://www.larsschall.com/2012/09/13/das-wandernde-auge-der-aufstieg-von-mr-blowback/

*** Frenemies ist eine englische Bezeichnung für Gegner, die den Anschein machen, einander sympathisch zugetan zu sein.

**** Siehe hierzu das Buch Exodus 13,21.

***** Gefilte Fisch (zu Deutsch: gefüllter Fisch, jiddisch: געפילטע פיש) ist ein kaltes Fischgericht, das bei manchen jüdischen Volksgruppen zu besonderen Anlässen gegessen wird.

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One Response to “DAS WANDERNDE AUGE: Von sexy Benghazi bis hin zu Syrien und Gaza”

  1. […] Schieferstein”.   “Eine Bodeninvasion könnte kurz bevorstehen,” meint Pepe Escobar,  “Bibi könnte aber – wieder einmal – einen Happen zu viel an Gefilte Fisch abbeißen, […]

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