Kontroverse Themen der Weltpolitik mit dem Simplicissimus der Wall Street

David “Spengler“ Goldman beantwortet in diesem ausführlichen Exklusiv-Interview unter anderem Fragen zur Wall Street, zu den geopolitischen Auswirkungen des globalen Bevölkerungsrückgangs, zum Nahen Osten und zu Israel, zur „jüdisch-christlichen Perspektive“, und last but not least zum Goldpreis als Form der Mundell’schen Rohstoffpreisregel für die rechte Handhabung der Geldpolitik. Zum Thema “Verschwörungstheorien“ sagt er: “Ich wünschte, wir hätten eine Regierung, die zu einer richtigen Verschwörung befähigt wäre. Was ich heute wahrnehme ist ahnungslose Ungeschicklichkeit.“


Von Anthony Wile und David P. Goldman, Übersetzung Lars Schall

Das nachfolgende Interview, das im englischen Original auf “The Daily Bell“ unter diesem Link veröffentlicht wurde, erscheint in der deutschen Übersetzung exklusiv auf LarsSchall.com. Dies geschieht mit der ausdrücklichen und persönlichen Genehmigung sowohl von Anthony Wile als auch von David P. Goldman.

Der Geist Oswald Spenglers (1888 – 1936) wird von David P. Goldman ins Hier und Jetzt übersetzt. Goldman, unserer Ansicht nach weltweit einer der überragenden Essayisten unserer Zeit, war in der Vergangenheit der globale Leiter für die Research-Abteilung festverzinslicher Wertpapiere bei der Bank of America (2002-2005) und der globale Leiter für Kredit-Strategie bei Credit Suisse (1998-2002). Des Weiteren arbeitete er bei Cantor Fitzgerald, Bear Stearns und Asteri Capital. Heute leitet er den Beratungsservice Macrostrategy.com. Von 1994 bis 2001 war Goldman ferner Kolumnist des Forbes-Magazins. Darüber hinaus diente er während der 1980er Jahre Norman A. Bailey, dem damaligen Director of Plans des National Security Council der USA.

Auf Asia Times Online veröffentlicht er seit 2000 regelmäßig seine “Spengler“-Essays. Eine Gesamt-Übersicht derselben findet sich hier:

http://www.atimes.com/atimes/others/spengler.html.

“David P. Goldman’s ‘Spengler’ columns provide more insight than the CIA, MI6, and the Mossad combined.” — Herbert E. Meyer, Special Assistant to the CIA Director and as Vice Chairman of the CIA’s National Intelligence Council, Reagan Administration.

Zusätzlich schreibt Goldman für das Monatsmagazin First Things Essays, die ebenfalls einen weitgefassten Bogen spannen – von jüdischer Theologie über Ökonomie und Literatur bis hin zu Mathematik und Außenpolitik. Des Weiteren gehört er zur Kolumnisten-Stab von PJ Media, während er bei Tablet Musik-Kritiken beisteuert. Goldman ist der Autor des Buches “How Civilizations Die (and why Islam is Dying, Too)”, veröffentlicht bei Regnery Press. Eine Sammlung seiner Essays, “It’s Not the End of the World – It’s Just the End of You”, erschien bei Van Praag Press.

Er hat oft vor vielen bedeutenden Wirtschaftskonferenzen gesprochen, so zum Beispiel den Jahrestreffen der Weltbank. Sein Kapitel über Markt-Versagen im “Bloomberg Book of Master Market Economists“ (2006) gehört zu den Prüfungstexten für das Examen zertifizierter Finanzanalysten. Er hat Ökonomie an der London School of Economics und Musik-Theorie an der City University of New York studiert. Am Mannes College of Music lehrte er Musik-Theorie. Derzeit dient er daselbst dem Board of Governors. Ferner sitzt er im Board of Directors of the America-Israel Cultural Foundation und ist ein Fellow des Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA). David P. Goldman lebt in New York City.

 

Daily Bell: Geben Sie uns einige Hintergrundinformationen über sich. Wo sind Sie aufgewachsen?

David P. Goldman: In und um New York City herum. Als kleines Kind sah mein Schlafzimmer auf Ebbets Field hinaus, die alte Heimat der Brooklyn Dodgers. Dort begann und endete meine Ausgesetztheit gegenüber dem Zuschauersport. Ich verbrachte die längste Zeit in Great Neck, damals die  liberalste Gemeinde in den Vereinigten Staaten, und absolvierte die High School dort. Meine Familie war linksorientiert und säkular, und für die geistige Nahrung wandte ich mich an die klassische Musik. Sie war meine Leidenschaft. Ich spielte und komponierte, war aber weder in dem einen noch in dem anderen je sehr gut.

Daily Bell: Wo sind Sie zur Schule gegangen und welche Karriere wollten Sie einschlagen?

David P. Goldman: Mein B.A. ist von der Columbia University, und von dort ging ich direkt zur Promotion an die London School of Economics. Ich nehme an, meine Idee war es, Akademiker zu werden, aber zwei Jahre London machten mich müde. Ich war ein Radikaler und ein Hitzkopf, und hatte keine Geduld für akademische Volkswirtschaftslehre. Stattdessen stolperte ich in den freien Journalismus hinein. Mein erster Artikel wurde vom Londoner Spectator veröffentlicht – über die Notlage der ostafrikanischen Asiaten -, aber mich zog es zu den Fieber-Sümpfen der politischen Linken hin.

1977 wurde ich Wirtschaftsredakteur einer schrecklichen Publikation, die vom widerlichen Lyndon LaRouche kontrolliert wurde. Er feuerte mich fünf Jahre später. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Dr. Norman A. Bailey kennengelernt, den damaligen Chef des Planstabs von Reagans National Security Council, der mich als Berater anheuerte. Als er den NSC verließ, arbeitete ich für seine Beraterfirma und dann für Polyconomics, wo ich der Chefökonom wurde, vor allem deshalb, weil niemand sonst den Job übernehmen wollte. Ich war ein bisschen wie Grimmelshausens Simplicissimus.

1986 versuchte ich einen Karriere-Wechsel zurück zur Musik zu machen und tat alles bis auf die Dissertation für eine Promotion in Musiktheorie. Ich würde heute vielleicht Musiktheorie an einem kleinen College unterrichten, wäre nicht die Geburt meines ersten Kindes gewesen, das fast jeden Tag etwas zu essen haben wollte. Das zwang mich zu einer einträglicheren Arbeit.

Daily Bell: Sie hatten leitende Positionen an der Wall Street inne, darunter jene als globaler Leiter der Anleihe-Rechercheabteilung bei der Bank of America mit 140 Fachleuten, die Ihnen Bericht erstatteten.

David P. Goldman: Ich habe nicht den üblichen Weg zur Wall Street genommen. Als ich bei Polyconomics war, hatte ich reichlich Gelegenheit, um mit Prof. Robert Mundell zu reden, der damals aus der Mode war und Zeit hatte, um sie für mich zu verschwenden. Mundell war der Großvater der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, 1999 gewann er den Nobelpreis. Er besaß tiefe Einblicke in die Natur der Kapitalmärkte, und ich habe genug von ihm gelernt, um nach den Rissen in den Märkten zu suchen, bevor sie sich zeigten. Ich lernte einen winzigen Bruchteil von dem, was Mundell wusste, aber an der Wall Street verlieh mir das einen Vorteil.

Mein Partner bei Polyconomics, Jude Wanniski, drängte mich 1992 raus, und Larry Kudlow öffnete mir eine Tür bei Bear Stearns. Bear gab mir eine Chance, um das Geschäft zu erlernen. Ich verließ Bear 1996, um einen kleinen Hedge-Fonds zu starten. Kurz vor dem Scheitern von Long-Term Capital im Jahre 1998 schloss ich ihn, zahlte meinen Investoren einen bescheidenen Gewinn aus und nahm einen Job bei Credit Suisse an. Die Kreditmärkte befanden sich damals im Tumult und ich baute quantitative Modelle auf, um Unternehmensanleihen und Anleihe-Portfolios zu bewerten, die sehr beliebt wurden. Aufgrund dieses Erfolges stellte mich die Bank of America 2002 ein, um eine neue Fixed Income-Rechercheabteilung zu schaffen,  und dort hatte ich einen großen Mitarbeiterstab zu beaufsichtigen.

Daily Bell: Geben Sie uns einige Hintergrundinformationen zur Wall Street und was Sie darüber denken. Hat sich Ihr Denken verändert?

David P. Goldman: In den 1990er und frühen 2000er Jahren glaubte ich, dass die Finanzindustrie einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Effizienz geben könne. In der Tat hat sie einen solchen Beitrag geleistet. Hypotheken-besicherte Wertpapiere haben geholfen, Kapital zu mobilisieren, das in Häusern steckte, und sie machten Kapital für Unternehmer verfügbar. Die sogenannten Junk Bonds, die aufstrebenden Unternehmen Kredite verschafften, haben dasselbe getan. Kreditderivate haben den Banken zunächst geholfen, ihre Risiken zu diversifizieren.

Nehmen Sie Bear Stearns, wo ich meine Wall Street-Karriere vor 20 Jahren begann. Sie waren Emporkömmlinge und Außenseiter. Sie besaßen nicht die Country-Club-Investment-Banking-Beziehungen, um Unternehmensanleihen zeichnen zu können. Aber das Aufkommen von Hypotheken-besicherten Wertpapieren erlaubte ihnen, die Top-Händler in diesem Markt zu werden, weil sie dafür nicht die Country-Club-Verbindungen brauchten. Bear war ein solider republikanischer Shop; Steve Forbes erhielt eine Menge Unterstützung von den Partnern vor den Präsidentschaftswahlen 1996. Das Unternehmen scheiterte 2008 zu einem großen Teil aufgrund der eigenen Selbstgefälligkeit.

Das Problem war, dass die Wall Street am meisten dafür bezahlt wurde, Kunden dabei zu helfen, mehr Fremdkapital aufzunehmen als sie hätten tun sollen oder ihnen erlaubt war, und zwar durch die Schaffung von obskuren Derivaten mit eingebetteter Hebelwirkung. Und Mitte der 2000er Jahre war eine Reihe von Instituten bei der Verpackung von Hypotheken in regelrechtem Betrug engagiert. Dies ist etwas, was ich bei der Bank of America nie gesehen hatte, die sich weigerte, zweitklassige Hypotheken herauszugeben; die derzeitigen rechtlichen Probleme der Bank sind das Erbe der Akquisitionen, die im Jahre 2008 gemacht worden sind. Das Schlimmste daran ist vielleicht, dass die Wall Street den Amerikanern half, sich zu korrumpieren. Bezüglich eines Kreditantrags zu lügen, ist  eine Straftat, und die Trägheit der Finanzindustrie trug dazu bei, dass Millionen von Amerikanern Straftaten begingen, um besser im Wohnungsmarkt spekulieren zu können. Der moralische Schaden für das Land ist unberechenbar. Ich möchte diesen Punkt gegenüber all Ihren Lesern betonen, die denken, dass die Wall Street die Wurzel allen Übels ist: Die Hauptnutznießer des Betrugs, zumindest bis 2008, waren Menschen, die auf  Häuser spekulierten, nicht die Banker, die die Wertpapiere verpackten.

Die Wall Street ist heute ein Schatten ihres früheren Selbst. Die Regulierer reduzieren Banken auf den Status von Versorgungsunternehmen, das heißt, eine stark regulierte Branche mit bescheidenen Kapitalrenditen. Die unternehmerische Ära der 1980er und 1990er Jahre verwandelte sich in einen epidemischen Missbrauch, und die Branche hat leider verdient, was sie bekam. Ich habe Verständnis für die Idee, die großen Banken zu zerschlagen. Aus meiner persönlichen Beobachtung heraus sind unsere Megabanken wahrscheinlich unmöglich, zu managen oder zu regulieren.

Daily Bell: Was halten Sie von den fiat-orientierten Zentralbanken? Sollten wir zu irgendeiner Form des Goldstandards zurückkehren?

David P. Goldman: Robert Mundell, meiner Meinung nach der große wirtschaftswissenschaftliche Geist der Nachkriegszeit, hat seit langem eine Rohstoffpreisregel für die Geldpolitik im Gegensatz zu einer quantitativen Regel vorgeschlagen. Und von allen Waren spiegelt Gold die Erwartungen für das zukünftige Preisniveau am besten wider. Ein Goldstandard im Modell des 19. Jahrhunderts, in dem die Nationen Handelsbilanzen in Goldbarren begleichen, ist unpraktisch, aber eine Goldpreisregel für die Geldpolitik hat große Meriten. Das Ergebnis einer solchen Aktion wäre gewiss eine viel straffere Geldpolitik in den vergangenen fünf Jahren gewesen, als der Goldpreis auf 1700 Dollar pro Unze von 800 Dollar anstieg. Wäre knapperes Geld während einer Phase extremer wirtschaftlicher Schwäche eine gute Sache gewesen? Das ist eine Frage, die nicht isoliert beantwortet werden kann. Mundell argumentierte auch, dass die politischen Entscheidungsträger dasjenige Werkzeug einsetzen sollten, das für jedes Problem am effektivsten ist. Er inspirierte den Reagan Policy-Mix: knappes Geld und aggressive Steuersenkungen, um das Wachstum zu stimulieren. Billiges Geld hat es versäumt, die US-Wirtschaft unter der Obama-Administration voranzubringen. Hätte man diese Option der Fed weggenommen, würden die steuerlichen und rechtlichen Fragen in den Vordergrund gezwungen worden sein.

In diesem Sinne glaube ich nicht, dass Fiat-Geld unser größtes Problem in den letzten Jahren war. Vor 2008 förderte regulatorische Mattigkeit die Schaffung eines Schattenbankensystems durch Derivate, das nicht auf die Beziehung zwischen Notenbankpolitik und Bankkredite angewiesen war. Und das große Hindernis für Wachstum war das Scheitern des Unternehmertums. Ich glaube nicht, dass Fiat-Geld und Inflationsrisiko die Hauptschuldigen waren. Ich bin also im Prinzip für eine Goldpreisregel, aber ich glaube nicht, dass dies unser dringlichstes Problem ist. Die Inflationserwartungen verzerren sicherlich die Kapitalmärkte, aber es gibt so viele andere Dinge, die Unternehmer heute töten, dass wir deren Auswirkungen nicht zu sehen bekommen.

Daily Bell: Wie sind Sie zu einem professionellen Schriftsteller geworden?

David P. Goldman: Ich halte mich nicht für einen professionellen Schriftsteller. Ich bin ein arbeitsloser Manager. Niemand hat mich eingeladen, eine große Organisation anzuführen, drum ist Schreiben derzeit ein Plan B. Als Research Director für große Finanzinstitute habe ich mehr redigiert als geschrieben, und zwar um Talente innerhalb der Organisation selbst auszubrüten. Ich würde beispielsweise viel lieber einen unserer Geheimdienste leiten.

Daily Bell: Sie schrieben 10 Jahre lang anonym Essays für Asia Times Online. Wie war das?

David P. Goldman: „Überraschend“ ist das Wort, das in den Sinn kam. Ich schrieb ein paar Stücke für Asia Times, um einige Dinge, die auf mir lasteten, loszuwerden, und zu meinem Erstaunen weckten sie Aufmerksamkeit. Asia Times bat mich wöchentlich zu schreiben, und zu meinem noch größeren Erstaunen zogen die Aufsätze eine noch breitere Aufmerksamkeit auf sich. Nachdem klar wurde, dass sich die Leute die Mühe machten, das zu lesen, was ich geschrieben hatte, fühlte ich mich dazu verpflichtet, es zu schreiben. Ich bin vom Hintergrund neokonservativ, die angebotsorientierte Bewegung war eine Facette des Neokonservatismus und verkörpert den gleichen konservativen Social-Engineering-Ansatz und den gleichen Optimismus, dass Amerikas Erfolg an jeden beliebigen Teil der Welt könnte transplantiert werden kann. In den späten 1990er Jahren wurde ich davon überzeugt, dass zivilisatorische und vor allem religiöse Fragen über solche Dinge wie wirtschaftliche Anreize oder den politischen Prozess herrschen würden. Und nach 9/11 war ich beunruhigt, dass die Bush-Regierung die falschen Dinge tat, wenn auch mit den besten Absichten. Anonymes Schreiben war viel weniger einsam als man denken könnte, dank dem Internet. Mein Leser-Forum bei Asia Times hatte Tausende von registrierten Mitgliedern und ich führte eine umfangreiche Korrespondenz mit den Lesern, von denen viele starke Qualifikationen in verschiedenen Fachbereichen hatten.

Daily Bell: Sie editierten und schrieben zwei Jahre lang bei First Things. War das ein Vollzeitjob?

David P. Goldman: Sehr sogar. Nach dem frühen Tod von Pater Richard John Neuhaus, wurde ich dazu eingeladen, dem Titel beizutreten. Es war eine wunderbare Zeit. Als Redakteur arbeitete ich mit einigen der bedeutendsten Denker in mehreren Bereichen: Prof. Edmund Phelps, der 2006 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam; Rabbi Meir Ssoloveitschik, der im vergangenen August das Bittgebet auf dem Parteitag der Republikaner sprach; Michael Wyschogrod, vielleicht der bedeutendste jüdische Theologe unserer Zeit; Rabbi Shalom Carmy und viele andere mehr. Das Bearbeiten der Arbeit eines Schriftstellers ist so, als ob man ein privates Tutorium in sein oder ihres Denken erhielte. Es war eine wunderbare Gelegenheit, für die ich dankbar bin.

Daily Bell: Sie schrieben How Civilizations Die (And Why Islam Is Dying Too). Können Sie uns eine Kurzzusammenfassung geben?

David P. Goldman: Die Erklärung für den Tod von Zivilisationen ist in vielen Fällen, dass sie nicht mehr leben wollen. Die meisten Teile der industriellen Welt stehen dem Problem der Entvölkerung gegenüber. In der Arithmetik wissen wir, dass das soziale Leben der meisten entwickelten Länder innerhalb von zwei Generationen zusammenbrechen wird. Zwei von drei Italienern und drei von vier Japanern werden bis 2050 alte Bedürftige sein. Falls die vorhanden Fertilitätsraten Recht behalten wird die Zahl der Deutschen um 98% in den nächsten zwei Jahrhunderten fallen. Die Fruchtbarkeit fällt bei noch höheren Geschwindigkeiten – in der Tat mit Raten, die nie zuvor registriert wurden – in der muslimischen Welt. Dies sind Beobachtungen, die zwei Fragen aufwerfen: Warum passiert dies und wie wird dies die Welt umgestalten? In dem Maße, in dem Demographen eine Erklärung zu finden in der Lage sind, scheint der Rückgang des religiösen Glaubens der entscheidende Faktor zu sein. Ich bezog mich auf akademische Arbeiten und einige meiner eigenen Untersuchungen, um diese Ansicht zu unterstützen. Und dann habe ich versucht zu erklären, warum einige Formen von Religion in der modernen Welt überleben und andere dem Trauern anheimfallen. Der Islam ist unter allen Religionen der Welt die am wenigsten wahrscheinliche, die in der Moderne erfolgreich sein wird, so schloss ich.

Die Folgen für die politische Wissenschaft und Strategie sind enorm. Konventionelle geopolitischen Theorie, die von materiellen Faktoren wie Territorium, natürliche Ressourcen und der Beherrschung von Technologie dominiert wird, befasst sich nicht damit, wie sich die Völker unter existenzieller Bedrohung verhalten. Geopolitische Modelle scheitern daran, dass sie die reale Welt nicht abbilden, in der wir leben, und in dieser Welt ist die entscheidende Frage die Bereitschaft oder Unwilligkeit eines Volkes, ein bestimmtes Gebiet zu bewohnen, um eine neue Generation in die Welt zu bringen.

Ich schloss: „Bevölkerungsrückgang, die entscheidende Frage des 21. Jahrhunderts, wird gewaltsame Umwälzungen in der Weltordnung verursachen. Länder, die vor einem Fruchtbarkeitsmangel stehen, so wie der Iran, reagieren mit Aggression. Nationen, die mit ihrer eigenen Sterblichkeit konfrontiert sind, könnten sich dazu entscheiden, mit wehender Fahne unterzugehen. Konflikte könnten über den Punkt hinaus verlängert werden, wo es eine rationale Hoffnung dafür gibt, strategische Ziele erreichen zu können – bis alle, die bis zum Tode zu kämpfen wünschen, die Möglichkeit genutzt haben werden, dies zu tun. Die Analyse nationaler Interessen vermag nicht zu erklären, warum manche Länder in den Krieg ziehen, ohne die Hoffnung zu gewinnen zu haben, oder warum andere Nationen nicht einmal kämpfen, um ihre vitalen Interessen zu verteidigen. Sie kann die historische Tatsache nicht erklären, dass die Völker härter kämpfen und ein höheres Maß an Opfern in Blut und Geld akzeptieren, wenn alle Hoffnung auf den Sieg vorbei ist.“

Daily Bell: Wie kamen Sie dazu, es zu schreiben?

David P. Goldman: Die Essays für Asia Times waren alle schon grobe Entwürfe für ein eventuelles Buch. Ich wollte, dass Politiker und Strategen die globale Gleichung überdenken sollten, und zwar mit religiösen Menschen im Auge, um sich auf das grundlegende menschliche Bedürfnis zu konzentrieren, eine Verbindung zwischen Vorfahren und Nachkommen zu finden. Es gab nichts Vergleichbares, was ich in der Literatur finden wollte; Samuel Huntingtons “Clash of Civilizations“ ist ein großartiges Buch, aber es beantwortet nicht die Fragen, die ich stellen wollte: warum sterben manche Kulturen und versuchen, andere mit sich zu nehmen? Diese Frage zu beantworten erforderte, die Aufmerksamkeit auf wichtige Ereignisse in der Geschichte zu richten, darunter den Rückgang der klassischen Zivilisation und den Zerfall der europäischen Zivilisation. Ich kann sagen, dass ich die letzte Dutzend Jahre damit zugebracht habe, dies zu schreiben.

Daily Bell: Jetzt schreiben Sie für PJ Media. Warum schlossen Sie sich dort an? Worauf konzentrieren Sie sich?

David P. Goldman: Es ist eine Ehre für PJ Media neben Koryphäen wie Victor Davis Hanson, Claudia Rosett, Michael Ledeen und vielen anderen zu schreiben. Roger Simon baute eine der beliebtesten Plattformen im Internet auf und ich bin beigetreten, weil er mich freundlicherweise darum gebeten hat. Ich sollte hinzufügen, dass ich weiterhin für Asia Times Online schreibe. Ich bin zufällig während eines Wahlkampfjahrs zur PJ-Plattform gestoßen, und das ist meine Hauptaufmerksamkeit – einschließlich der wirtschaftlichen, strategischen und sozialpolitischen Fragen.

Daily Bell: Warum heißt es „Spengler“?

David P. Goldman: Das begann als ein Witz – ein Kolumnist für eine asiatische Publikation, der mit dem Namen des Autors von “Der Untergang des Abendlandes“ unterschreibt. Der ursprüngliche Oswald Spengler war ein übler Patron, so etwas wie ein Rassist; die Nazis mochten ihn, obwohl er sie verachtete. Aber er war nicht im Entferntesten dumm, und er sagte den künftigen Bevölkerungsmangel im Westen vielleicht deutlicher als jeder andere Schriftsteller voraus. Sobald der Spitzname zu einer Marke im Internet geworden war, blieb ich irgendwie daran hängen. Heute vor die Wahl gestellt, würde ich lieber „Simplizius“ wählen.

Daily Bell: Sie glauben, Amerika sei ein „fast-auserwähltes“ Land … absolut einzigartig in der Welt. Wieso?

David P. Goldman: Es war Lincoln, der die Amerikaner ein „fast-auserwähltes Volk“ nannte.  Das ist natürlich ein Witz. Man kann genau so wenig „fast-auserwählt“ sein, wie man fast-schwanger sein kann. Was Lincoln meinte ist, dass Amerika Bestrebungen hat, ein neues Israel zu sein, wenngleich als eine säkulare Gesellschaft, es kann dies nicht im biblischen Sinne realisieren. Anders als jedes andere Land in der Welt, wählte Amerika seine Bürger aufgrund der Stärke einer politischen Kultur aus, die von der biblischen Vorstellung vom Bund geprägt war, was so deutlich in der Sprache der Unabhängigkeitserklärung bei der Ausstattung der unveräußerlichen Rechte ausgedrückt ist. Es ist eine Nation, die von einer Idee gebildet ist, in der Tat von der biblischen Vorstellung vom Bund, anstatt von der Gemeinsamkeit des Territoriums, der Abstammung, Sprache oder Kultur. Deshalb glauben wir an die Rechte des Einzelnen tiefer als die meisten anderen Länder, und deshalb sind wir mehr zum Altruismus befähigt in unserem Umgang mit der Welt als die meisten anderen Länder. Es beunruhigt mich, dass sich Amerikas Gefühl des eigenen Sonderwegs im Niedergang befindet. Im Jahr 2002 stimmten 60% der Amerikaner mit der Aussage überein: „Unsere Leute sind nicht perfekt, aber unsere Kultur ist überlegen“, laut einer aktuellen Umfrage des Pew Institute. Im Jahr 2012 sank der Anteil auf 49%.

Daily Bell: Sind die Dinge in den USA heute nicht noch schlimmer? Was ist schiefgelaufen?

David P. Goldman: Die Amerikaner wurden nach dem Gewinn des Kalten Kriegs selbstgefällig. Als die Berliner Mauer 1989 fiel, war Amerika der weltweit einzige Ort für Ideen, das Kapital suchte. Dank unseres Erfolgs gibt es viele solcher Destinationen. Amerika ist nicht mehr der große sichere Hafen für Kapital nach der Krise von 2008. Die Flut von Geld, das sich über die USA während der 1990er und Anfang der 2000er Jahre ergoss, stellte endlose Möglichkeiten für Täuschungsmanöver bereit – nicht nur von Finanzinstituten, sondern auch durch Personen, die beim Antrag von Hypotheken logen. Wir hatten eine einfach Spaßfahrt und eine harte Enttäuschung. Die Menschen, die sich am besten angepasst haben, sind asiatische Amerikaner, deren Kinder ihre Nachmittage in Nachhilfeschulen verbringen und die unsere besten Schulen prägen. Alle von uns müssen den Asiaten nacheifern oder aber wir werden in schrecklichen Schwierigkeiten stecken.

Daily Bell: Sie haben geschrieben, dass die Welt „ein miserabler und gefährlicher Ort ohne unsere Führung, strategisch als auch wirtschaftlich“, sein wird. Können Sie das bitte weiter ausführen?

David P. Goldman: Ich meine dies sehr spezifisch und konkret. Wir sind das einzige Land, das zum Altruismus in der Lage ist, auch wenn wir diesen Altruismus in dummer oder kontraproduktiver Weise ausdrücken. Der Rest der Welt weiß das. Asien geht es besser dank der 7. Flotte; die Chinesen, Inder und Japaner wissen, dass Amerika eine viel bessere Arbeit als ehrlicher Vermittler zwischen ihren Interessen verrichtet, als es jeder von ihnen einzeln tun würde. Amerika ist die einzige Macht, die den Fluss des Öls aus dem Persischen Golf zu garantieren vermag. Es ist die einzige Macht, die einen katastrophalen schiitisch-sunnitischen Krieg im Nahen Osten vermeiden kann. Es ist die einzige Macht, die Schurkenstaaten wie den Iran am Besitz von Atomwaffen hindern kann. Was auch immer die Russen oder Chinesen darüber sagen mögen, sie wären erleichtert darüber, wenn ein chirurgisches Bombardement Irans Atomwaffenfähigkeit zerstörte. Beide haben viel mehr als wir vom islamischen Radikalismus und von Schurkenstaaten, die solche Radikalität sponsern, zu befürchten – die Chinesen in Xinjiang, die Russen im Kaukasus und anderswo. Russland ist eine ehemalige erstklassige Macht, die versucht, ihre Position als zweitklassige Macht zu bewahren, und um das zu tun, muss es den Spielverderber geben. China hat weder das Interesse noch die Kapazitäten, um weit von seinen Grenzen entfernt in großer Weise zu intervenieren. Europa schert sich nicht länger drum. Amerikanische Hegemonie ist die weltweit beste Möglichkeit, um zu verhindern, dass sich regionale Instabilität in große Katastrophen verwandelt.

Wir sind auch die Anbieter der weltweit einzigen globalen Leitwährung. Es gibt keinen möglichen Ersatz – sicherlich nicht den Euro. Wenn wir den Weg von England gehen und der Dollar geht den Weg des britischen Pfunds, werden die Folgen für die Stabilität der Finanzmärkte schrecklich sein. Die Welt kommt am besten mit einer starken amerikanischen Wirtschaft, einem stabilen US-Dollar, robusten amerikanischen Kapitalmärkten und der amerikanischen Führung im Namen wirtschaftlicher Freiheit zurecht.

Daily Bell: Sie haben geschrieben: „Die meisten der Kulturen der Welt scheitern, und wenn wir das, was uns unterscheidet, vergessen, werden wir den gleichen Niedergang erleiden.“ Ist der Niedergang der USA nicht jetzt im Gange?

David P. Goldman: Wir fransen an den Rändern aus. Ob es sich um einen Niedergang oder nicht handelt, bleibt abzuwarten. Wir erfuhren gerade vom Census Bureau (United States Bureau oft the Census, in etwa: Volkszählungsbehörde, Anm. d. Ü.),  dass 40% der Kinder, die 2011 in den Vereinigten Staaten geboren wurden, außerehelich geboren wurden. Das ist eine verheerende Ziffer. Keine Gesellschaft kann irgendwo eine neue Generation in Ein-Eltern-Familien aufziehen. Charles Murray hat gezeigt, dass die Pathologien, die die Afro-Amerikaner betreffen, deren Rate von außerehelichen Geburten nun rund 70% beträgt, sich auch auf die weiße Arbeiterklasse auswirken. Es ist nicht eine große Übertreibung von zwei Amerikas zu sprechen: eines, das auf Kernfamilien mit starken religiösen Werten hin zentriert ist, und  ein anderes, das sich in Not befindet. In dem Maße, in dem die Republikaner den Kalten Krieg und den Kampf für die Marktwirtschaft unter Reagan gewannen, haben wir Terrain im Kulturkrieg verloren. Es scheint den meisten jungen Menschen nunmehr urig, auf traditionelle Werte der Familie zu pochen. Der Triumph des Hedonismus über die Tradition hat jedoch verheerende Auswirkungen auf unsere nationale Integrität.

Ich bin sehr über die Veränderungen in der Demographie besorgt. Indem die Baby-Boomer in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen, werden sie zu einem großen Teil durch Hispanics ersetzt werden. Es gibt eine Menge falscher Vorstellungen über Hispanics. Sie arbeiten hart. Sie haben eine höhere Erwerbsquote als die allgemeine Bevölkerung, und bei ihnen ist es weniger wahrscheinlich, dass sie Essensmarken verwenden. Aber ihr Bildungsniveau ist viel niedriger als das der allgemeinen Bevölkerung, und 25% der amerikanischen Kinder sind heute Hispanic, was besagen will, dass sie aus Familien mit niedrigem Bildungsstand kommen. Es bewegt sich in Grenzen, was die öffentlichen Schulen zur Linderung des Problems tun können. Wir stehen vor einem drastischen Missverhältnis von Beschäftigungsmöglichkeiten und Qualifikationen.

Daily Bell: Sie sind beunruhigt ob des Versuchs der Obama-Administration, “katholische Institutionen dazu zu zwingen, ihre grundlegenden Prinzipien zu verletzen.“ Können Sie das ausweiten?

David P. Goldman: Es ist erstaunlich, dass die Obama-Administration in der Mitte einer Präsidentschaftswahl die katholische Kirche provoziert, indem sie ihre Institutionen dazu zu zwingen versucht, Abtreibungspillen und Kontrazeptiva in der Mitarbeiter-Gesundheitsversicherung mit einzuschließen. Die Mitarbeiter solcher Institutionen haben seit Jahrzehnten Gesundheitsversicherungen und niemals ist dies je ein Thema gewesen, bis es Health and Human Services zu einem Thema machte. Wenn Religionen keine Krankenhäuser und Schulen im Einklang mit ihren grundlegenden Lehren bauen können, wird die verfassungsrechtliche Garantie des Rechts auf freie Ausübung der Religion zu toten Buchstaben. Der Zynismus der Obama-Kampagne ist bemerkenswert. Obama sagte dem Des Moines Register vom 23. Oktober, sollte er gewinnen, dann dank der Latino-Stimmen – eine überwiegend katholische Wählergruppe. Obama nimmt an, dass Latinos eher für Gaben des Bundesstaats, denn für ihre katholischen Werte stimmen.

Daily Bell: Als religiöser Jude schreiben Sie „aus einer jüdisch-christlichen Perspektive und oftmals auf demographische und wirtschaftliche Faktoren in [Ihren] Analysen konzentriert.“ Was sind einige davon?

David P. Goldman: Es gibt zwei große Möglichkeiten, in denen die Religion auf die Politik einwirkt. Die erste ist die demographische: Menschen des Glaubens haben tendenziell mehr Kinder als säkulare Menschen. Das ist keine umstrittene Schlussfolgerung; säkulare Soziologen beobachten dies genauso wie religiös orientierte Analysten. Die Demographie wird zu einem entscheidenden Faktor, wenn die Länder daran scheitern, genügend Kinder zu erziehen, um ihre wirtschaftliche und militärische Position zu halten. Das ist ein wichtiges Problem für die meisten Teile der industriellen Welt. Die zweite Möglichkeit besteht in scheinbarer Irrationalität. Ein Volk, das an seine Zukunft zu glauben aufhört, hört auf, ein rationales Eigeninteresse im gewöhnlichen Sinne des Wortes zu haben. Länder, die das Ende ihrer Lebensweise oder ihrer Kultur oder ihrer nationalen Existenz vorhersehen, können sich zu Verzweiflungstaten entschließen.

Der Iran ist das Paradebeispiel für diese beiden Möglichkeiten. Er erlitt den stärksten Fruchtbarkeitsrückgang (sieben Kinder pro Frau in den 1970er Jahren, heute weniger als zwei) eines Landes in der Geschichte. Der Bevölkerungsrückgang verschärft die apokalyptischen Neigungen der Regierung und seine Bereitschaft, extreme Risiken einzugehen, zum Beispiel bei der Entwicklung und den eventuellen Einsatz von Atomwaffen. Einige Nah-Ost-Analysten bestehen darauf, dass der Iran behandelt wird, als ob er ein rationaler Akteur wäre. Dies ist ein schwerer Irrtum, der Iran ist eine Kultur, die sich im stetigen Niedergang befindet und zu extremer Irrationalität in der Lage ist.

Daily Bell: Ihr Themen-Gegenstand entspringt „dem Thema, das von Rosenzweig formuliert wurde: Die Sterblichkeit der Nationen und ihre Ursachen, westlicher Säkularismus, asiatische Anomie und  inkompatibler Islam.“ Das ist eine ambitiöse Grundlage. Bitte führen Sie das weiter aus.

David P. Goldman: Wir haben parallel verlaufende Probleme im Westen, dem Fernen Osten und der muslimischen Welt. Die meisten Teile im Westen und in ganz Ostasien leiden an Geburtenraten weit unterhalb des Nachfolgeersatzes. Die große säkulare Verschiebung im Westen erklärt einen Großteil des Rückgangs der Fruchtbarkeit, ebenso wie das, was ich „Anomie“ nenne – ein Gefühl der Trennung von der traditionellen Kultur – im Osten. Die muslimische Welt bewegt sich vom Säuglingsalter hin zum Greisenalter, ohne durchs Erwachsenenalter zu gehen, da vormoderne Gesellschaften kopfüber in die Moderne stürzen. Iran, wie ich bereits erwähnte, ist der extremste Fall. Er hat postmoderne Fruchtbarkeit (soziale Pathologien wie Drogenabhängigkeit und Prostitution gar nicht zu nennen) in einer vormodernen Wirtschaft.

Daily Bell: Sie arbeitete mit Lyndon LaRouche. Was hielten Sie von LaRouche? Beschreiben Sie seine Anschauung und warum Sie gegangen sind.

David P. Goldman: Meine Verbindung mit Lyndon LaRouche endete vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Ich wuchs in einer links-orientierten Familie auf und schloss mich der linken Studentenbewegung nach Eintritt in die Universität an. Kurz gesagt, ich war ein schlechter und törichter junger Mensch. Ich blieb bei LaRouche hängen, da er bei all den Idioten der Linken die intellektuellste Form des Schwachsinns bot. LaRouche ist ein abscheulicher Kerl. Was seine Anschauung betrifft, er ist ein bisschen wie Leo Strauss auf Halluzinogenen. Wo Strauss esoterische Botschaften in den Schriften der Philosophen sah, sah LaRouche großen Verschwörungen zugunsten des Bösen wie auch des Guten in einer seltsamen Art von manichäischer Sicht auf die Welt. Ich ging, weil ich den biblischen Gott durch die jüdische Religion annahm und erkannte, dass LaRouche ein durchgeknallter Gnostiker war.

Daily Bell: Warum ist er so angetan von Roosevelt und dem New Deal?

David P. Goldman: LaRouche glaubte immer an den von oben nach unten Gebrauch staatlicher Macht, um die Wirtschaft zu lenken. Er war 30 Jahre lang ein Trotzkist und wurde dann ein fiktiver Rechtsaußen, der  seine etatistischen Neigungen beibehielt. Roosevelt war ein Etatist.

Daily Bell: Sie wurden zu einem Konservativen und haben für die Reagan-Administration gearbeitet, und dann später an der Wall Street. Wie war es, für Reagan zu arbeiten und warum wollten Sie für seine Regierung arbeiten?

David P. Goldman: Ich hatte keinen richtigen Job in der Verwaltung. Ich beriet Dr. Norman Bailey, damals der Special Assistant des Präsidenten im National Security Council. Wie war es? Wordsworths Zeilen kommen zu Bewusstsein: „Bliss it was in that dawn to be alive, But to be young was very heaven.“ Reagan verwandelte die Welt, mit einer großen Vision und unter großer Gefahr. Es war ein Privileg, einen Speer in der Menge getragen zu haben.

Daily Bell: Sie scheinen dem Islam ziemlich antagonistisch gesinnt. Ist das fair?

David P. Goldman: Ich denke nicht, dass es für den Islam überhaupt wahrscheinlich ist, den Übergang in die moderne Welt  in der Weise schafft, wie zumindest einige Teile von Christentum und Judentum den Übergang geschafft haben. Franz Rosenzweig beschrieb Allah als die gesamte bunte Palette des heidnischen Pantheons, dasieu einem einzigen Gott verpackt wurde, ein monistisches Heidentum wie es war, und ich finde seine Analyse überzeugend. Und ich bin auch durch die Forschung von Prof. Sven Muhammad Kalisch von der Universität Münster überzeugt, dass es den historischen Mohammed nie gegeben hat,  in jedem Fall nicht so, wie er durch den Hadith beschrieben wird. Im Islam fehlt die jüdische Vorstellung, dass sich der Schöpfer der Welt durch einen Bund mit den Menschen einschränkt, vom christlichen Glauben, dass der Schöpfer menschliche Gestalt annehmen und für das Heil der Menschheit leiden würde, ganz zu schweigen. Im Judentum und Christentum ist das Opfer ein Erfüllungsgehilfe: der Widder anstelle von Isaak, Jesus von Nazareth anstelle der Menschheit. Die Opferdarbringung entfernt die Schatten des Todes aus dem Individuum. Der Islam hat kein Konzept vom stellvertretenden Opfer (die Schlachtung eines Lammes am Fest des Eid ist ein Brauch, keine Säule des Islam). Es gibt nur die Forderung zur Selbstaufopferung, namentlich durch den Jihad, die einzige religiöse Handlung, die für einen Platz im Paradies für den Muslim sorgt. Aus diesen Gründen finde ich die Religion, wie sie in all ihren Mainstream-Varianten praktiziert wird, unattraktiv.

Daily Bell: Gibt es einen Unterschied für Sie zwischen Sunniten und Schiiten?

David P. Goldman: Es gibt viele Varianten von sunnitischem und schiitischem Islam. Es gibt moderate Formen des Islam, zum Beispiel die türkischen Aleviten, die weder zum sunnitischen oder schiitischen Mainstream passen. Als eine praktische Angelegenheit war der schiitische Islam die Minderheit für tausend Jahre mit einem langjährigen Gefühl der Kränkung und eine neue und gefährliche Art von Selbstbehauptung. Aber es sind sunnitische Extremisten, vor allem al-Qaida, die sehr gefährlich sind. Die Vereinigten Staaten haben sich mit den konservativen sunnitischen Monarchien in Jordanien und den Golfstaaten verbündet, und ich glaube, dass diese Allianz angesichts der Bedrohung durch den Iran aufrechterhalten werden sollte. Die Türkei ist auch ein sunnitischer Verbündeter der USA, aber höchstens ein sprunghafter Verbündeter. Wir täten gut daran, den Türken deutlich zu machen, dass sie die amerikanische Unterstützung nicht für selbstverständlich halten sollten, zum Beispiel dadurch, indem sie mehr Interesse an den Kurden als auch an der türkisch-alevitischen Minderheit zeigen.

Daily Bell: Was geht im Nahen Osten heute vor sich? Einige sagen, dass das US State Department und die CIA hinter dem Umbruch im Nahen Osten stecken. Ihre Ansicht?

David P. Goldman: Würde ich den CIA leiten, würden wir tatsächlich hinter dem Umbruch im Nahen Osten stecken. Wenn Umbruch unvermeidlich ist, ist die beste Sache, die man tun kann, in den Kampf eizusteigen und die Initiative zu behalten. Aber nichts davon ist der Fall. Das State Department und die CIA sind davon überzeugt, dass die Muslimbruderschaft die Welle der Zukunft ist, und sie versuchen, die neue ägyptische Regierung zu stabilisieren und eine Muslimbruderschaft-Regierung in Syrien zu fördern. Das ist nicht nur sinnlos, sondern steht im Widerspruch zu amerikanischen Interessen und führt zu gewaltigen Schnitzern, wie dem in Benghazi.

Daily Bell: Gibt es eine größere Geld-Macht (Money Power), die versucht, eine Weltregierung zu erschaffen? Wollen sie Kriege machen?

David P. Goldman: Es hat von Zeit zu Zeit prominente Banker gegeben, die eine supranationale Governance favorisierten, aber die Finanzindustrie hat heute nach der Krise von 2008 weniger politische Macht seit Generationen inne. Es werden einige Anstrengungen unternommen, um mehr Befugnisse an die Vereinten Nationen zu übergeben – Dick Morris hat darüber vor kurzem ein Buch geschrieben -, aber diese Bemühungen, wie immer sie zuwider sein mögen, haben nichts mit finanziellen Interessen zu tun. Vielmehr sind sie die Idee der liberalen Bürokraten in der Obama-Administration.

Die Finanzindustrie ist nationalen Regierungen verpflichtet und nicht in der Lage, die Art von Renditen zu erzeugen, die sie in der Vergangenheit gezeigt hat. Die großen Banken werden dahin kommen, dass sie Stadtwerken ähneln, stark reguliert und gründlich langweilig. Die glorreichen Tage der Investmentbanken sind längst passé, ihre möglichen Einnahmen aus dem Handel sowie Fusionen und Akquisitionen sind ein Bruchteil dessen, was sie vor 2008 waren, und die Regulierungsbehörden lassen sie keine proprietäre Wetten setzen. Die Hedge-Fonds haben als Gruppe schlechtere Renditen als die großen öffentlichen Indizes verdient. Blackrock allein hat doppelt so viel Vermögen wie die gesamte Hedge-Fonds-Industrie, und es hat den Geld-Spürhund für das US-Treasury in der Bankenrettung gemacht.

Ich saß im Fixed Income Executive Committee der Bank of America und sah einen großen Teil der Operationen der weltweit größten Finanzinstitute. Die Vorstellung von einer großen Verschwörung von einer einzigen Money Power an diesem Punkt in der Geschichte ist absurd. Es gibt allerdings unzählige kleine Verschwörungen, um die Öffentlichkeit zu betrügen: um Hypotheken-Anträge zu fälschen, um Klienten nach vorhergehender Recherche zu stürzen, um die Struktur komplexer Wertpapiere zum Profit von Spekulanten zu manipulieren, um über den Zustand von Bilanzen zu lügen, und so weiter. Mark Twain definiert eine Goldmine als ein Loch im Boden, um das ein Haufen von Lügnern herum steht; ich würde eine Investmentbank als tausend Geschäftsführer definieren, die einzeln verschwörerisch tätig sind,  um sowohl die Öffentlichkeit als auch die Aktionäre zu betrügen. Als leitender Angestellter bei zwei großen Finanzinstituten wurde eine übermäßige Menge meiner Zeit von der Unterdrückung solcher kleinen Verschwörungen in Anspruch genommen.

Daily Bell: Ein wenig mehr zu diesen Verschwörungs-Fragen. Manche sagen, durch den Austausch säkularer Regime mit der Muslimbruderschaft versuche die Money Power, religiöse Spannungen zwischen Ost und West zu schaffen, um die Weltregierung weiter voranzubringen. Ist das eine Spinner-Ansicht?

David P. Goldman: Ja.

Daily Bell: Was ist Ihre generelle Meinung zu Verschwörungstheorien? Haben Familien wie die Rothschilds die Kontrolle über Zentralbanken auf der ganzen Welt inne? Steuern sie die BIZ? Wer kontrolliert die BIZ?

David P. Goldman: Menschen mögen Verschwörungstheorien, weil sie die Schuld von sich weg verlagern wollen. Die amerikanische Öffentlichkeit spekulierte massiv auf den Häusermarkt und nutzte den Wert seiner Eigenheime wie eine ATM. Wall Street hat die Amerikaner nicht dazu gezwungen, ein Volk von Spekulanten zu werden, oder Millionen überredet, falsche Aussagen beim Hypotheken-Antrag zu machen.

Rothschild ist heutzutage eine relativ kleine Investmentbank. Ich kenne leitendes Personal bei Rothschild, und sie tätigen Geschäfte nicht anders als jede andere Investmentbank. Es gibt nichts Ruchloses an diesem Institut. Die Vorstellung, dass die Familie Rothschild im Zentrum einer globalen Verschwörung steht, ist eine paranoide Wahnvorstellung.

Die BIZ ist im Besitz und unter Kontrolle der Mitglieds-Zentralbanken, denen sie eine Service-Organisation ist. Es bietet ein Forum, um regulatorische Standards zu erarbeiten, wozu es von den Mitglieds-Zentralbanken abhängt; es bietet Clearing-Dienstleistungen; es erledigt ein bisschen Geld-Management für Zentralbank-Dienstleistungen; und es sammelt und veröffentlicht Statistiken. Früher habe ich bei der BIS als Kunde angerufen, als ich für die Credit Suisse tätig war. Es ist ungefähr so spannend bei der BIZ in Basel zu arbeiten, wie es für eine Versicherungsgesellschaft in Cedar Rapids zu arbeiten wäre.

Es gibt viele kleine Verschwörungen, um darüber sicher zu sein, zum Beispiel Verschwörungen, um Märkte zu monopolisieren. Der reichste Mann der Welt ist der mexikanische Telekommunikations-Magnat Carlos Slim. Es ist zufällig so, dass die Mexikaner ein Vielfaches mehr für ein Telefongespräch als die meisten anderen Menschen zahlen, und das hat Mr. Slim reich gemacht. Ich glaube nicht, dass das durch Zufall passierte. Ich wünschte, wir hätten eine Regierung, die zu einer richtigen Verschwörung befähigt wäre. Was ich heute wahrnehme, ist ahnungslose Ungeschicklichkeit.

Daily Bell: Was ist Ihre Meinung zu der Idee, wonach die meisten Juden Chasaren sind?

David P. Goldman: Das ist eine antisemitische Lügengeschichte, durch genetische Forschung gründlich widerlegt. Die DNA-Analyse zeigt, ohne jeden Schatten eines Zweifels, dass die meisten Juden aus dem Nahen Osten stammen. Die Priesterkaste, so hat sich gezeigt, reicht bis zu einem gemeinsamen Vorfahren vor etwa 3.200 Jahren zurück. Der aktuelle Stand der Forschung wird in einem neuen Buch von Prof. Harry Ostrer, einem Genetiker am Albert Einstein College of Medicine, zusammengefasst, namens “ Legacy: A Genetic History of the Jewish People“. Anti-Semiten, um sicher zu sein, werden nicht durch welche Menge an wissenschaftlichen Beweisen auch immer überzeugt werden, aber die Tatsache, dass die Erkenntnisse vorliegen, hilft dabei, sie in einer Ecke zu halten, in der sie Spotthüte tragen.

Daily Bell: Können Juden ihr Erbe bis zurück nach Israel und davor verfolgen?

David P. Goldman: Wenige Juden können ihre eigene Familiengeschichte so weit zurück verfolgen; wir sind so viele Male verschoben worden, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. Wir haben aber enorme historische Beweise des jüdischen Migrationsmusters. Selbst wenn einzelne Familienzeugnisse in Unordnung sind, so bietet der DNA-Rekord den Nachweis einer altorientalischen Provenienz des jüdischen Volkes.

Daily Bell: War Israel ein Fehler?

David P. Goldman: Nein. Israel ist das zweiterfolgreichste Land, das in der Neuzeit gegründet wurde, nach den Vereinigten Staaten. Es ist eine kleine Supermacht in den Wissenschaften, der Kunst, Technologie und Wirtschaft. Es hat auch die solideste Demographie von allen Industrieländern mit einer Geburtenrate von etwa drei Kindern pro Frau. In jeder Hinsicht ist es eines der weltweit glücklichsten Länder. Und es ist eine lebendige Demokratie sowie Amerikas einziger verlässlicher Verbündeter in der Region. Wenn dies nicht die Kriterien für Erfolg sind, vermag ich mir nicht vorzustellen, welche es sein sollen.

Vor ein paar Jahren schrieb ich ein Feature für Tablet, einem jüdische Web-Magazin, über Israels bemerkenswerte Erfolge in der klassischen Musik. Ein Teil davon stammt aus der Emigration vieler großer europäischer Lehrer. Aber ein großer Teil davon ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Israelis verstehen, dass ihr Leben davon abhängt, Dinge gleich beim ersten Mal richtig zu machen, und von ihrer Risikobereitschaft. Sie leben in einem Teil der Welt, wo der erste Preis eine Chance ist, für den ersten Preis beim nächsten Mal in Wettbewerb zu treten, und der zweite Preis ist, du bist tot. Ich kenne israelische Studenten der Ingenieurwissenschaften, die an Top-Tier-Universitäten in den USA wechselten, weil die israelischen Schulen zu hart waren. Das hilft zu erklären, warum Israel eine sehr große Anzahl von völlig erstaunlichen Leuten erzeugt.

Daily Bell: Sollte Jerusalem die Hauptstadt Israels sein?

David P. Goldman: Jerusalem ist die Hauptstadt von Israel wie auch eine blühende Stadt von fast einer Million Menschen. Es hat eine jüdische Mehrheit seit den 1840er Jahren, als religiöse Auswanderer in Überzahl gegenüber den paar tausend Arabern und Christen, die dort lebten, gerieten. Unter muslimischer Herrschaft war es ein vernachlässigtes Nest. Während Jordanien die Kontrolle über Jerusalem innehielt konnte man zum Beispiel in Jerusalem nicht seinen Führerschein verlängern. Die Jordanier verhielten sich schrecklich. Sie warfen Müll an den heiligsten Stätten des Judentums hin, an der Westmauer des Tempels, und haben jüdische Friedhöfe geschändet. Israel hat einen sehr guten Job hinsichtlich der Gewährleistung der Freiheit der religiösen Praxis gemacht, seitdem es Ost-Jerusalem im Jahr 1967 wieder übernahm. Israelische Araber haben viele Beschwerden, aber nur wenige würden unter einer arabischen Regierung leben wollen. Ein ungeteiltes Jerusalem als Israels Hauptstadt ist in den besten Interessen von Juden, Christen, israelischen Arabern und der Weltgemeinschaft im Allgemeinen.

Daily Bell: Was ist die Zukunft für Israel? Muss es zum Krieg mit dem Iran ziehen? Werden seine Führer Krieg machen? Ist es gerechtfertigt?

David P. Goldman: Ich glaube (und habe darüber veröffentlicht), dass ein israelischer Präventivschlag auf das iranische Atomwaffenprogramm wahrscheinlich ist, wenn die Vereinigten Staaten den Job nicht unternehmen (und ich denke, die Vereinigten Staaten sollten es). Unsere arabischen Verbündeten, besonders nachdrücklich die Saudis, haben uns aufgefordert, dies zu tun, oder zumindest haben sie die Israelis ermutigt, dies zu tun. Iran ist ein Schurkenstaat, dem die Krallen gestutzt werden müssen. Ganz allgemein habe ich Israel mit der niederländischen Republik während des Dreißigjährigen Krieges verglichen. Während Mitteleuropa eine Kombination religiösen und dynastischen Krieges ausgefochten hat, die die Bevölkerungszahl um etwa zwei Fünftel reduzierte, hatten die Niederländer ein Goldenes Zeitalter der Kultur, Wissenschaft und des Handels. Holland musste sich Spanien stellen, damals die weltweit größte Landmacht. Israels Gegner sind schwach im Vergleich zum Spanien des 16. Jahrhunderts. Ich erwarte mehr Kriege, aber ich glaube, dass sich Israel durchsetzen wird.

Daily Bell: Ist der Westen generell zu militaristisch? Benötigen die USA 1.000 Militärbasen auf der ganzen Welt?

David P. Goldman: Dies sind verschiedene Fragen. Ich sah keinen Grund für die USA, um den Irak oder Afghanistan zu besetzen. Es ergab Sinn, Saddam Hussein zu stürzen, aber ich unterstützte Daniel Pipes‘ Vorschlag, einen starken pro-amerikanischen Mann einzusetzen und zu gehen. Unter der Bush-Administration errichteten die USA bisweilen Militärbasen, als ob sie Hotels auf dem Monopoly-Spielbrett gewesen wären. Einiges davon war unnötig und einiges davon wurde destabilisiert, zum Beispiel in Zentralasien. Aber wir haben Bedrohungen und müssen sie intelligent und manchmal rücksichtslos angehen.

Daily Bell: Könnten die USA ihren Haushalt senken, indem sie die Militärausgaben kürzten? Sollten sie es tun?

David P. Goldman: Wir haben 1 Billion Dollar im Irak und in Afghanistan ausgegeben und nur wenig dafür bekommen. Ich wäre glücklich darüber gewesen, bis zu 1 Billionen Dollar für Militär- und Raumfahrt-Forschung und -Entwicklung auszugeben. Russland hat zum Beispiel derzeit hervorragende Oberflächen-zu-Luft-Raketensysteme, die ihnen enormen Verhandlungsspielraum im Nahen Osten verleihen. Ich möchte von Amerika, dass es in diesem Bereich eine unbestrittene Vorrangstellung innehält. Israel ist in der Drohnen-Technologie vorangestoßen. Warum ist nicht Amerika an der Spitze? Indien und Russland bauen einen Fünft-Generation-Kampfjet, der mit unseren neuen F-35 konkurrieren kann. Wir sollten ihnen ein Äon voraus sein. Diese Art von R & D zahlt in der Regel für sich selbst, zumindest teilweise, weil zivile Anwendungen ihren Weg in die Hände von privaten Unternehmern finden und ein hohes Maß an Wohlstand schaffen. Ein Beispiel ist die Entwicklung von kommerziell-machbaren Lasern und die CMOS-Chip-Herstellung in den RCA-Laboratorien in den 1960er Jahren, die beide vom Defense Department finanziert wurden. Ich will mehr Militärausgaben, aber für Dinge, die uns wirklich sicherer machen und gleichzeitig die technologische Stärke der amerikanischen Wirtschaft verbessern. Zu diesem Thema empfehle ich ein hervorragendes neues Buch von Henry Kressel und Thomas Lento, “Entrepreneurship in the Global Economy“, das ich für das Wall Street Journal vom 27. September besprochen habe.

Daily Bell: Waren die Kriege gegen Irak und Afghanistan gerechtfertigt?

David P. Goldman: Ja, in dem Umfang, dass wir ein Interesse an der Beseitigung gefährlicher Regierungen hatten; keine in dem Ausmaß, dass wir uns in vermeintlichem Nation-Building festgefahren haben. Ich glaube nicht, dass sich unser Militär im Nation-Building engagieren sollte. Das Militär ist dazu da, Angriffe abzuhalten und wenn nötig unsere Feinde zu zerstören.

Daily Bell: Sollten die USA Afghanistan verlassen?

David P. Goldman: Ja, aber vorsichtig. Wir müssen Absprachen mit den Indern, den Chinesen und den Russen treffen, von Pakistan ganz zu schweigen, und zwar darüber, wie Afghanistan nach einem Rückzug der Amerikaner aussehen wird. Vor fünf Jahren waren die Inder bereit, eine wichtige Rolle in Afghanistan zu übernehmen; das hätten wir ermutigen sollen. Das hätte die Pakistanis wissen lassen, dass ihre Hintertür-Unterstützung für die Taliban abprallte. Das ist wohl derzeit keine Option, aber wir sollten Indiens Unterstützung erbitten.

Daily Bell: Sollten die USA in den Krieg gegen Pakistan ziehen?

David P. Goldman: Natürlich nicht. Warum? Pakistan hat viele unangenehme Dinge getan, aber wir sind Lichtjahre von einer militärischen Lösung entfernt. Wir sollten Pakistan zum Beispiel durch die Entwicklung einer engeren Verteidigungsbeziehung mit Indien Druck bereiten.

Daily Bell: Wo steuern die USA von hier an hin?

David P. Goldman: Im besten Fall werden wir darum kämpfen, dass sich unser technologischer und unternehmerischer Vorsprung erholt. Im schlimmsten Fall werden wir verlieren, vielleicht unwiederbringlich.

Daily Bell: Wird Obama ein guter Präsident in einer zweite Amtszeit?
David P. Goldman: Ich glaube nicht, dass die USA eine zweite Obama-Regierung überstehen werden. Gestatten Sie mir zu zitieren, was ich in PJ Media am 11. Oktober sagte: „Seien Sie beängstigt. Seien Sie sehr beängstigt. Das Amerika von 2012 ist nicht das Amerika des Jahres 2008. Wenn Barack Obama diese Wahl gewinnt, wird das Amerika von 2016 mehr den ausgetretenen und bankrotten Ländern Westeuropas ähneln, als dem Amerika, in dem wir aufgewachsen sind. Hier spricht kein feiges Hühnchen. Werfen Sie einen kritischen Blick auf die Trends, und dann lassen Sie alles, was Sie für die nächsten vier Wochen im Sinn hatten, fallen, und stellen Sie sicher, dass jeder, den Sie kennen, für Romney-Ryan stimmt. Wir haben noch eine letzte Chance, um die Republik zu retten. „

Daily Bell: Gibt es irgendwelche anderen Bücher, an denen Sie schreiben?

David P. Goldman: Ich habe eine Reihe von Essays über das Zusammenspiel von Musik, Mathematik und Religion veröffentlicht, bei First Things und anderswo, und ich hoffe, sie in einem Buch für ein breiteres Publikum zu verwandeln.

Daily Bell: Vielen Dank für das Hinsetzen und die Beantwortung der „harten Fragen.“ Ihre Zeit ist äußerst geschätzt.

David P. Goldman: Herzlich gern geschehen.

Nachgedanken The Daily Bell:

Dieses Interview berührt zahlreiche kontroverse Themen, und David Goldman hat sich sicherlich nicht vor den schwierigen Themen gescheut.

Ein paar Punkte. Wir sind natürlich nicht einverstanden bei bestimmten Ansichten. Es scheint ziemlich beweisbar – wenn man sozio-politische und wirtschaftliche Strukturen untersucht -, dass irgendeine Art von gelenkter Geschichte in der Welt an der Arbeit ist.

In Ermangelung eines besseren Wortes könnte man den Begriff Money Power verwenden, um die organisatorische Geschichte der Neuzeit zu beschreiben. Die Muster sind scheinbar unwiderlegbare, wenn man eine Anstrengung unternimmt, sie zu studieren.

Vor einem Jahrhundert gab es wenige Zentralbanken und wenige globalistische Infrastrukturen. Heute gibt es 150 Zentralbanken, die BIZ, IWF, Weltbank, den Internationalen Strafgerichtshof, die NATO, die WHO und natürlich die UNO. Diese globalistische Infrastruktur wurde absichtlich von einer Handvoll Menschen eingesetzt. Die historische Aufzeichnung ist eindeutig.

Kriege werden als Vorwand zur Behauptung verwendet, dass Globalismus lediglich eine Reaktion auf den Militarismus sei. Aber wenn man sich die Finanzierungsquellen für die NSDAP und Hitler anschaut, scheint die Realität dessen, was wir die Machtelite nennen, unausweichlich zu werden.

Wir empfehlen das vom New Yorker gefeierte Buch “Who Financed Hitler: The Secret Funding of Hitler’s Rise to Power” als nur eine historische Bemühung, die klar zeigt, dass Hitlers Aufstieg zur Macht von zahlreichen Kreisen des westlichen Bankwesens in der Schweiz, den Vereinigten Staaten und natürlich in Großbritannien unterstützt wurde.

Was die Rothschilds angeht, während einige geltend machen, dass die Familie nicht einflussreich sei, zeigt die Geschichte deutlich, dass ohne die Rothschild-Beteiligung der Staat Israel nicht existieren würde. Was aktuelle Engagement betrifft,  so halfen die Rothschilds sowohl beim Bau der Knesset wie auch des Gebäudes des Obersten Gerichtshofs. Der Wahnsinn des letzteren, mit seiner verrückten Illuminati-Symbolik, muss gesehen werden, um geglaubt zu werden.

Mr. Goldman sagt uns auch: „Das State Department und die CIA sind davon überzeugt, dass die Muslimbruderschaft die Welle der Zukunft ist, und sie versuchen, die neue ägyptische Regierung zu stabilisieren und eine Muslimbruderschaft-Regierung in Syrien zu fördern.“

Wir haben (zusammen mit anderen in den alternativen Medien) ziemlich schlüssig gezeigt, dass das State Department, die CIA und unterstützende Elemente aus der UN und der NATO den Nahen Osten über solche US-gesponserte Organisationen wie die AYM destabilisierten. Die Nationen, die angegriffen worden sind, sind alle sekular ausgerichtet, und die CIA-gestützte Muslimbruderschaft ist die westliche Wahl für eine neue herrschende Einheit. Es scheint unausweichlich, dass die Innehabenden der Macht einen quasi-monolithischen islamischen Halbmond errichten, der eine Möglichkeit für kontrollierte religiöse Spannungen zwischen dem Westen und dem Islam bieten wird – und vielleicht für regelrechten Krieg.

Wir könnten fortfahren. Wir befinden uns bei vielen Themen auf der anderen Seite von Herrn Goldman wieder, aber wir danken ihm noch einmal, dass er sich mit uns hingesetzt hat und einen sehr interessanten Dialog bot.

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