Ein Schub für Renminbi und Gold

Das Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF), eine Institution, die unter anderem Zentralbanken und staatliche Fonds berät, hat zusammen mit dem World Gold Council einen Report veröffentlicht, der sich der Rolle des Goldes im internationalen Währungssystem widmet. In ihm kommt das OMFIF zum Schluss, dass Gold eine tragende Rolle in einem neuen Währungsreservesystem innehaben wird.

Von Lars Schall

Laut dem OMFIF wird sich die Unsicherheit bezüglich US-Dollar und Euro, den beiden Hauptreservewährungen von Zentralbanken, verschärfen. Profitieren würden davon, so das OMFIF, die chinesische Währung, der Renminbi / Yuan, und das Gold. Zwar würde Gold nach wie vor vielfach “als ein Relikt der Vergangenheit oder als inadäquate Absicherung gegen Inflation“ angesehen; doch “von einem Vermögensverwaltungsstandpunkt wie auch auf der Grundlage der politischen Analyse aus gesehen“, habe Gold “einiges für sich: es korreliert negativ mit dem Greenback und keine andere Vermögenswertreserve scheint vor dem kommenden Dollarschock sicher zu sein.“ Eine Befürwortung zur staatlich verfügten Rückkehr zum alten Goldstandard wird freilich – warum auch? – nicht ausgesprochen. Dennoch: “Gold wird in zunehmenden Maße eine erneuerte Rolle im globalen monetären System haben und größere Aufmerksamkeit von politischen Entscheidungsträgern und Finanzmarktpraktikern anziehen.“

Interessanterweise schreibt Meghnad Desai, der Vorsitzende des OMFIF-Beratergremiums, in seiner Einleitung zum Report, dass die “vormals dominierenden westlichen Volkswirtschaften versuchten, die monetäre Rolle des gelben Metalls aufzulösen, und – aus einer Vielzahl von Gründen – ist dies umfassend gescheitert.“ Mit den „westlichen Volkswirtschaften“ dürfte Herr Desai wohl etwas präziser westliche Zentralbanker und Politiker meinen.

Der Report zeigt ferner den Fluss des Goldes vom Westen in den Osten auf und befasst sich mit Chinas – wie wir finden: cleverer – Weigerung, seine Goldbestände regelmäßig offenzulegen. Die letzten Abschnitte ab Kapitel 4 lesen sich im Grunde wie eine Beratung der chinesischen Nationalbank.

Wir haben uns dementsprechend das Vergnügen bereitet, das Papier in Synopsis mit diesem historischen Rekurs von Henry Liu zu lesen.

Es gibt da ein, zwei Satzwendungen, die scheinbar genau auf die Intention on David Marshs Verein zielen und eine Schwelle aufbauen gegen die Inanspruchnahme Chinas durch die verteilte Oligarchie des Geldes („Smart Money“) unter den expatriierten Chinesen, der emporgekommenen Milliardärsschicht des östlichen chinesischen Festlands sowie der nach wie vor den Kompradorenkomplex bestimmenden Finanzzentren London, Singapur und Hongkong. Lius Diktum lautet:

„The means of production must always belong to the people. This is true also in finance. At the present time, the complex working of modern finance is kept as secret knowledge of the comprador elite in today’s China. Modern finance, being an indispensable wealth creation process in the modern world, should be introduced to the people as a mass line, and not kept as exclusive intellectual property of the elite as it is in the West.

Modern finance is the most important means of production in the modern economic order; it is needed not only in capitalist markets, but also in socialist markets. The distinction between the two types of markets is to whom the created wealth belongs and to whom this created wealth should flow. In a capitalist market, the wealth flows to the privileged elite while in a socialist market the wealth should flow to the people and distributed equally. In that sense, China is still not a socialist market economy by far.“

Mit der Kenntnis dessen, was oben kursiv gesetzt wurde, wäre auf Seiten der Elite schon viel gewonnen, wenn die Massenpädagogik der Partei dieses Wissen in eine Massenlinie zu dissipieren in der Lage wäre. Doch scheint diese Transmission noch nicht sehr weit gediehen zu sein.

Wie dem auch sei. John Butler, der Autor des Buches The Golden Revolution, äußerte sich zu dem Report gegenüber LarsSchall.com auf Nachfrage wie folgt:

“Das OMFIF empfiehlt, dass Gold zur Verwendung als internationale Währung neben wichtigen Währungen remonetisiert werden soll. OMFIF gibt eine Reihe von Gründen dafür an; insbesondere aber laufen sie auf die historische Rolle des Goldes beim Aufbau und der Pflege von Vertrauen und Stabilität in den internationalen monetären Beziehungen hinaus. Das Vertrauen und die Stabilität sind als Folge der weltweiten Finanzkrise, die im Jahr 2008 begann, zum Nachteil der Weltwirtschaft drastisch zurückgegangen. Ein Zurückgreifen auf das solide Fundament von Gold ist der beste verfügbare Weg, um sich mit gesundem und nachhaltigem Wachstums im globalen Handel vorwärts zu bewegen, und zwar zum gegenseitigen Nutzen für alle Länder, und es bereitet den eskalierenden Währungskriegen, die zunehmend die Weltwirtschaft bedrohen, ein Ende. Dollars, Euros, Yen, Sterling, etc. werden nun direkter mit Gold nicht nur in der Verwendung als Reserve, sondern als tatsächliches internationales Geld, das verwendet wird, um Zahlungsbilanztransaktionen zwischen Ländern zu begleichen, konkurrieren müssen. Und indem es diesen Währungen schwerer fallen wird, dem Wettbewerb standzuhalten, und ein Land nach dem anderen eine Präferenz zur Begleichung von Transaktionen primär oder ausschließlich in Gold ausdrücken wird, so wird die Welt bei einem Goldstandard enden. Es ist nur eine Frage der Zeit.“

Der OMFIF-Report, von dem wir denken, dass er Ihre Aufmerksamkeit verdient, trägt den Titel “Gold, the renminbi and the multi-currency reserve system“ und kann hier abgerufen werden.

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2 Responses to “Ein Schub für Renminbi und Gold”

  1. Hans Kolpak sagt:

    Mal genießt die eine Elite mehr Vertrauen, mal die andere. Und so bewegt sich die Karawane mal in die eine, mal in die andere Richtung. Wirtschaftssysteme, die zugunsten aller Menschen funktionieren und nicht nur zugunsten von Eliten, werden wohl eine Utopie bleiben.

    Die Kernüberlegung ist: Inflation, Zinseszins und überbordende Bürokratien sind schleichende Prozesse in einem schuldenbasierten Geldsystem, das kaum durch Arbeitskraft, geistige und materielle Güter getragen ist.

    Ich gehe noch weiter. Nationen mit koordinierenden Behörden brauchen wir einfach. Sie sind identitätsstiftend für die Völker, wenn sie ein Volk abbilden und gleichzeitig die Grenzen durchlässig halten. Sollen die Regierungen doch einfach konkurrierende Währungen zulassen und sich auf auf hoheitliche staatliche Aufgaben zurückziehen. Mittelalterliche wertgedeckte Währungen ohne Schulden mit Zinseszins sind wahrlich nichts Neues unter der Sonne.

    Erst die Gewalt weckte Gegengewalt, ob nun finanziell und materiell oder durch Sklaverei und Töten ausgebeutet wird. Was heute auf der Erde abgeht, hat nichts mehr mit dem Streit zweier Indianerstämme um 20 wildlebende Büffel oder um eine Wasserstelle mehr zu tun. Die weltweite Umverteilung ist mit Computerhilfe verschleiert, die Geister sind kunstvoll manipuliert und ideologisch verblendet.

    Hans Kolpak
    Deutsche ZivilGesellschaft

  2. Wer … das Zinsgeld verteidigen will, das den Urzins erpresst und damit alle Probleme erst erzeugt, mit denen man sich als „Wirtschaftsexperte“ dann beschäftigen kann, kommt auf den irrsinnigen Gedanken vom „Schuldenmachen“, um Kreditnehmer psychologisch zu verunglimpfen. In der Realität können Schulden niemals „gemacht“ werden, weder vom Staat noch von Banken oder Unternehmern. Denn jede Kreditaufnahme setzt voraus, dass zuvor ein anderer eine Ersparnis gebildet hat und bereit ist, diese zu verleihen. Erst dann entsteht ein Vermögen/Schulden-Paar – und erst dann ist das Gleichgewicht wiederhergestellt! Ein Ungleichgewicht in der Volkswirtschaft entsteht also nicht durch das „Schuldenmachen“, das es als isolierten Vorgang gar nicht gibt, sondern dadurch, dass eine Geldersparnis gebildet und nicht verliehen wird. Dieses Ungleichgewicht ist die Möglichkeit zur Geldhortung, die den Warenaustausch blockiert, bis jemand bereit ist, den Urzins zu bezahlen. Damit wird der Urzins des herkömmlichen Geldes zur „Vorbedingung der Warenerzeugung überhaupt“:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/10/geld.html

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