Die Deutsche Bundesbank steht davor, im Ausland gelagerte Goldreserven zu repatriieren, um die Kontrolle darüber enger zu ziehen und zukünftige Währungskrisen bekämpfen zu können. Sie zieht Teile ihrer Bestände aus New York und alle Barren aus Paris ab. “Der Schritt markiert einen außerordentlichen Zusammenbruch des Vertrauens zwischen den führenden Zentralbanken“, so Ambrose Evans-Pritchard vom Daily Telegraph.
Von Ambrose Evans-Pritchard, Übersetzung Lars Schall
Der nachfolgende Artikel erschien im englischen Original hier auf der Website des Daily Telegraph. Die exklusive Übersetzung für LarsSchall.com wurde von Ambrose Evans-Pritchard ausdrücklich und persönlich genehmigt.
Ambrose Evans-Pritchard, geboren 1957, berichtet seit über 30 Jahren über Weltpolitik, Wirtschaft und Finanzen aus Europa, den USA und Lateinamerika. Er kam 1991 zum Daily Telegraph, wo er zunächst Korrespondent in Washington und dann (von 1999 bis 2004) Europakorrespondent in Brüssel war. Heute ist er International Business Editor der Zeitung in London. Vor seinem Engagement beim Daily Telegraph arbeitete er unter anderem beim The Economist. Er studierte am Malvern College, am Trinity College, an der Cambridge University und La Sorbonne.
Zusätzlich zum nachfolgenden Beitrag findet sich auf LarsSchall.com ein Exklusiv-Interview mit Ambrose Evans-Pritchard, “Europe and America will not allow deflation to take root”.
Der goldene Wasserscheide-Moment der Bundesbank
von Ambrose Evans-Pritchard
Die Deutsche Bundesbank steht davor, im Ausland gelagerte Goldreserven zu repatriieren, um die Kontrolle darüber enger zu ziehen und zukünftige Währungskrisen bekämpfen zu können. Sie zieht Teile ihrer Bestände aus New York und alle Barren aus Paris ab.
Der Schritt markiert einen außerordentlichen Zusammenbruch des Vertrauens zwischen den führenden Zentralbanken. Einige Gold-Enthusiasten vergleichen dies mit dem Abzug des französischen Golds aus den USA unter Präsident Charles de Gaulle, als das Bretton-Woods-Währungssystem in den frühen 1970er Jahren zerfiel.
Das Handelsblatt sagte, die Bundesbank werde am Mittwoch bekannt geben, dass sie beabsichtige, Gold in die Tresore in Frankfurt zu verlagern. Deutschland hat 3396 Tonnen Gold im Wert von etwa £ 115 Mrd., der weltweit zweitgrößte Besitz nach den USA. Die meisten der Reserven wurden während des Kalten Krieges aus Sicherheitsgründen im Ausland gelagert.
Die Bank hält geschätzte 45 Prozent seines Goldes bei der US-Notenbank in New York und 11 Prozent bei der Banque de France, was weniger ist, als ursprünglich gedacht.
Ein Bericht des Deutschen Bundesrechnungshofs im Oktober ergab, dass die Bank den Anteil in London vor einem Jahrzehnt zu einer Zeit halbierte, als die Bank of England einen Teils des britischen Golds am Tiefpunkt des Marktes verkaufte, um Euros zu kaufen.
Das Gold wurde angeblich zurückgezogen, weil London 500.000 € pro Jahr an Lagerkosten forderte. Die Bundesbank sagte, dass Teile der 930 Tonnen, die zurückgebracht worden waren, zur Überprüfung eingeschmolzen wurden, und „nicht ein Gramm fehlte“. Sie hält derzeit nur 13 Prozent ihrer gesamten Bestände bei der Bank of England.
Die Bundesbank sagt, es gäbe jetzt, da Deutschland wiedervereinigt ist und in Frieden lebt, wenig Grund, um Gold in Paris zu halten. Die Bank behält einige Reserven in London und New York für den Handel und zu Liquiditätszwecken.
„Gold, dass Sie zuhause im Sicherheitssafe verwahren, ist nicht sofort als Sicherheitshinterlegung verfügbar , wenn Sie Devisen brauchen“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele Ende letzten Jahres.
„Nehmen Sie zum Beispiel die Schlüsselrolle, die der US-Dollar als Leitwährung im globalen Finanz-System spielt. Das Gold, das bei der New York Fed gehalten wird, kann in einer Krise bei der Federal Reserve Bank als Sicherheit gegen in Dollar lautende Liquidität gepfändet werden. Ähnlich kann eine Pfund-Liquidität durch eine Verpfändung des Goldes erreicht werden, das bei der Bank of England gehalten wird.“*
Die letzte Verschiebung der Strategie folgt der Kritik des Deutschen Rechnungshofs, der in einem vertraulichen Bericht sagte, dass das Gold im Ausland „nie physisch überprüft“ worden wäre und sich nicht in angemessener Kontrolle befände. Ein wachsender Chor der Gesetzgeber im Bundestag hat eine Rückkehr allen deutschen Goldes für den Fall, dass die Finanzkrise eskaliert, gefordert.
Der altgediente Goldhändler Jim Sinclair sagte, der Schritt der Bundesbank sei ein entscheidendes Ereignis im Goldmarkt und die neueste Warnung an Investoren, dass sie ihre Metallbarren unter ihrer physischen Kontrolle halten sollten, anstatt sich auf Papier-Verträge zu verlassen.
„Dies sendet eine Botschaft über die Lagerung von Gold in Ihrer Nähe und über die Auslieferungsannahme aus, egal wer es hält. Als Frankreich dies vor Jahren tat, verursachte dies Panik unter der US-Finanzführung. Die Geschichte wird auf diese Salve als den Anfang vom Ende des US-Dollars als Leitwährung der Wahl zurückblicken“, sagte er.
Viele Analysten sagen, dass sich die Welt auf einen de facto Goldstandard zubewege, indem China, Russland und andere Reserve-Mächte ihre Bestände aufstocken, um sich von Dollar und Euro heraus zu diversifizieren.
Anders als Großbritannien, Spanien, die Schweiz, Holland und andere hat Deutschland sein Gold nicht verkauft, als es aus der Mode war. Dasselbe gilt für Italien. Die beiden Länder sitzen nun auf sehr erheblichen Reserven, die beginnen, politische Bedeutung zu erlangen.
Anmerkung des Übersetzers:
* Rückübersetzung aus dem Englischen.
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