Das Gold-Todeskreuz ist ein Kaufsignal für China

Der Goldpreis ist unter $ 1600 gestürzt; Goldman Sachs, Credit Suisse, UBS und Citigroup senken beim Gold die Daumen nach unten; und dann gibt’s da noch angeblich ein “Todeskreuz“-Verkaufssignal. Das freut China immens, das bei jedem Preisrückgang dankend zugreift, statt Anleihen in Euroland zu kaufen.

Von Ambrose Evans-Pritchard, Übersetzung Lars Schall

Der nachfolgende Artikel erschien im englischen Original auf der Website des Daily Telegraph. Die exklusive Übersetzung für LarsSchall.com wurde von Ambrose Evans-Pritchard ausdrücklich und persönlich genehmigt.

Ambrose Evans-Pritchard, geboren 1957, berichtet seit über 30 Jahren über Weltpolitik, Wirtschaft und Finanzen aus Europa, den USA und Lateinamerika. Er kam 1991 zum Daily Telegraph, wo er zunächst Korrespondent in Washington und dann (von 1999 bis 2004) Europakorrespondent in Brüssel war. Heute ist er International Business Editor der Zeitung in London. Vor seinem Engagement beim Daily Telegraph arbeitete er unter anderem beim The Economist. Er studierte am Malvern College, am Trinity College, an der Cambridge University und La Sorbonne.

Zusätzlich zum nachfolgenden Beitrag findet sich auf LarsSchall.com ein Exklusiv-Interview mit Ambrose Evans-Pritchard,Europe and America will not allow deflation to take root”.

Das Gold-Todeskreuz ist ein Kaufsignal für China

von Ambrose Evans-Pritchard

Der Goldpreis ist zum ersten Mal seit sechs Monaten unterhalb von $ 1600 gesunken.

Es ist ein tückischer Moment für Goldbugs.

Der erste Hauch einer zukünftig enger gezogenen Geldpolitik seitens der US-Federal Reserve hat Gold in einen Sturzflug geschickt, indem ein gefürchtetes „Todeskreuz“-Verkaufssignal auf Gold-Futures ausgelöst wurde.

Gold ist um über $ 100 pro Unze innerhalb von zehn Tagen gefallen und berührte $ 1556 am heutigen Morgen (Donnerstag, 21. Februar). Der HUI-Index für Goldminenaktien brach vor Wochen zusammen – wie so oft dem  Gold um ein paar Wochen voranschreitend – und stürzte bereits auf ein Niveau ab, das zuletzt im Jahr 2009 gesehen ward.

Goldman Sachs hat seine langfristige Prognose auf $ 1.200 gesenkt. Credit Suisse und UBS sind bearish gestimmt.

Citigroup sagt, der große Bullenmarkt der letzten 12 Jahre ist vorbei. Der „lange Zyklus“ hat seinen Höhepunkt erreicht. Die wirtschaftliche Erholung hat die Haupt-Unterstützung weggerissen. So lange es keine großen „Straßenschlachten“ in diesem Jahr gibt, werden die Anleger keine Edelmetalle mehr als Armaggedon-Versicherungen kaufen und gehen stattdessen in Aktien, um Einkommen zu generieren. So zumindest lautet das Argument.

Dies ist mehr oder weniger, wie der Markt aussehen und sich anfühlen würde, wenn die Gold-Rallye wirklich verpuffen würde, ein Heer von kleinen Investoren hinterlassend, die der Party spät beitraten und sich mit sich vertiefenden Verlusten für 20 Jahre konfrontiert sehen – wie sie es von 1981 bis 1999 taten.

Wenn es stimmte, dass die Fed eine Entspannung von QE vorbereitete, würde ich zustimmen – bis zu einem Punkt -, dass Gold sich einem bösen Gewitter gegenübersieht. Aber alles, was wir aus dem Protokoll bekommen haben, war ein Kommentar, dass eine namentlich nicht genannte Anzahl der FOMC-Stimmmitglieder Inflation und Spekulationsblasen fürchtet und denkt, dass die Fed bereit sein sollte, früher als gedacht die Anleihekäufe zurückzuschrauben.

Wie viele Male zuvor haben wir das „Ausstiegsgerede“ von Fed-Falken gehört? Wir wissen, wer sie sind. Sie machen eine Menge Lärm. Sie werden routinemäßig ignoriert. Die Politik wird vom Fed-Vorstand und von Ben Bernanke diktiert, und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich der Vorstand wandelt.

Alle Hinweise deuten in die andere Richtung. Bernanke strebt 6.5 Prozent Arbeitslosigkeit an und zielt wahrscheinlich auf ein nominales BIP-Wachstum von 4 bis 5 Prozent ab.

Die USA stehen vor einer fiskalischen Straffung, die bestenfalls 2 Prozent des BIP in diesem Jahr entspricht. Es ist schwer zu erkennen, was dies ausgleichen soll. Es besteht nicht die geringste Chance, dass die wirtschaftliche Expansion 2013 stark genug sein wird, um eine enger gezogene Geldpolitik der Fed zu erzwingen.

Was Japan betrifft – immer noch der größte Gläubiger der Welt -, so hat es ein neues politisches Mandat für die BoJ eingeführt, das eine massive Lockerung im Laufe des nächsten Jahres bedeutet.

Die Weltwirtschaft als Ganze ist noch immer im Griff eines deflationären Schraubstocks. Die globale Sparquote steigt weiterhin auf frische Rekorde oberhalb von 24 Prozent pro Jahr.

Es gibt immer noch ein Überangebot an Kapital, das herumschwappt (und bereit ist, in Gold zu gehen) und einen Mangel an Konsum. Der Überhang von Überkapazitäten in der globalen Fertigungsindustrie ist noch immer da.

Chinas Investitionen betragen nach wie vor rund 50 Prozent des BIP, und sein Verbrauch steht bei 36 Prozent; die am meisten verzerrte Wirtschaft der modernen Geschichte.

Das internationale Handelssystem ist noch immer aus dem Gleichgewicht. Die Globalisierung ist immer noch drunter und drüber, und das ist die untergründige Ursache der globalen Krise.

Wir verharren in einem Einbruch wie in den 1930er Jahren. Solange dies nicht überwunden ist, ist es eine sichere Wette, dass die angel-sächsischen Zentralbanken und ihre OECD-Verbündeten (im Grunde alle außer Frankfurt) über-locker bleiben werden, um den Schaden abzumildern.

Die Politik-machenden Eliten weltweit wissen das, weshalb Zentralbanken mehr Gold im vergangenen Jahr als zu irgendeinem Zeitpunkt seit 1964 gekauft haben. Die Türkei kaufte 164 Tonnen, Russland kaufte 75 Tonnen. Brasilien, Korea, die Philippinen, Kasachstan, Irak, Mexiko, Paraguay und andere haben allesamt ihre Goldreserven aufgestockt.

Die Chinesen erklären ihre Goldkäufe nicht, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass sie bei jedem Preisrückgang kaufen, was sie zu tun haben, um den Anteil von 2 Prozent an ihren Währungsreserven von $ 3.3 Billionen stabil zu halten. Chinesische Manager bei der SAFE müssen sich in dieser Woche angesichts des Geschwätzes über ein Todeskreuz vor Freude die Hände reiben.

Ich möchte hinzufügen, dass China große Mengen an Gold kaufen müsste, um den Anteil auf 10 Prozent anzuheben, eine Zahl, die von einigen Beamten in Peking aufgeworfen wurde.

Bis zur EWU-Schuldenkrise war China immer noch bereit, den größten Teil seiner frischen Reserven in Euro-Anleihen zu investieren, um die Diversifizierung weg vom Dollar voranzutreiben. Drei Jahre inkompetentes Krisenmanagement – und weiterhin keine wirkliche Lösung in Sicht – haben jede Illusion in Peking durchstochen, dass die Währungsunion eine solide Unternehmung ist.

Jin Zhongxia, Leiter des Zentralbank-Forschungsinstituts, sagte in einem OMFIF-Papier in dieser Woche: „Die Schuldenkrise in der Eurozone hat die strukturelle Schwäche dieser Währung unter Beweis gestellt.“ In der Tat.

Ja, die Chinesen mögen den Dollar wieder, aber sie haben bereits eine Menge an Dollar. Sie haben nicht viel Gold im Vergleich zu ihren Standesgenossen.

Behalten Sie also Ihre Nerven. Die Realität ist, dass wir uns seit einigen Jahren auf einen informellen Goldstandard hinzubewegen, in dem Gold wieder seinen Platz als zentrales Wertaufbewahrungsmittel – eine Art von Währung – im Mix der staatlichen Reserven einnimmt.

Der Grund ist offensichtlich. Der Westen wird von Schulden gelähmt, und das gilt ebenso für Japan. Die Regierungen werden wahrscheinlich am Ende eine einfache Möglichkeit daraus suchen. Die aufsteigenden Reserve-Mächte Asiens wissen das nur zu gut.

Was das Todeskreuz angeht -, wenn der gleitende 50 Tage-Durchschnitt unterhalb des 200-Tage-Durchschnitts fällt -, so ist dies nicht wirklich passiert. Dies geschieht nur, wenn die 200-Tages-Linie rückläufig ist. Dies ist noch nicht der Fall. Wie Sie unten sehen können, steigt die Linie sehr leicht. Das macht es zu einem „Dunklen Kreuz“.

Hier ist eine Tabelle, die zeigt, was größtenteils in den Monaten nach jedem Dunklen Kreuz im S & P Composite im Laufe des letzten Jahrhunderts passierte (mit freundlicher Genehmigung von Ron Griess von TheChartStore.com).

Technische Muster können sehr mächtig sein, aber dies ist nicht eines davon. Der Dunkle Kreuz-Auslöser bot kein bedeutendes Signal im S & P Composite. Warum sollte Gold anders sein?

Vertrauen Sie Ihrem analytisches Urteil, nicht irgendeinem Voodoo-Geschwafel.

Both comments and pings are currently closed.

One Response to “Das Gold-Todeskreuz ist ein Kaufsignal für China”

  1. Thomas Klesenius sagt:

    Viel Gerede um die Tatsache herum, dass die FED, wie andere Zentralbanken auch, den Gold- und Silberpreis über das Gold/Silber-Papiergeschäft manipuliert: http://www.larsschall.com/2012/06/05/woran-sich-helmut-schmidt-nicht-erinnern-kann/

    Auch die Bemerkung des „Deflationsschraubstocks“ zeigt, dass der Mann entweder Teil der Desinformationsmaschine ist, oder wie andere Ökonomen auch, nur nachplappert, was er an der Schule gelernt hat. Natürlich ist das Gerede von „Deflation“ DIE Schutzbehauptung FÜR das elektronische Gelddrucken.

    Aber er kriegt die Kurve noch im letzten Teil: die Entwicklung geht hin zu einem neuen Goldstandard und zwar sorgen dafür alle Zentralbanken. Sie wollen bloß nicht, dass der Markt das zu früh merkt, sonst ist schon Morgen Schluß mit FIAT-Money und die USA versinken in Bürgerkrieg und Krieg.

Subscribe to RSS Feed Lars Schall auf Twitter folgen

Bei weiterer Nutzung dieser Webseite, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen