Die Obama-Regierung hat völlig versagt, die Welt davon zu überzeugen, dass es ihr ernst ist, wenn sie sagt, dass die USA den Iran angreifen werden, sollte dieser sein Atomwaffenprogramm nicht beenden. Die Analyse der Energiemärkte zeigt, dass Rohöl ohne ein größeres Risiko als Aktien und Währungen gehandelt wird. Selbst China – notorisch konservativ, wenn es um die Energie-Importe geht, von denen seine Wirtschaft abhängt – zeigt sich wenig besorgt über die Aussicht, dass der Öl-Fluss vom Golf durch eine US-amerikanische Militäraktion gegen den Iran unterbrochen werden könnte.
Von David P. Goldman, Übersetzung Lars Schall
Der nachfolgende Artikel erschien im englischen Original mit der Überschrift “When it Comes to Iran, Energy Market Shows the World Believes U.S. is Bluffing“ auf der Website des Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA) in Washington DC. Die exklusive Übersetzung ins Deutsche für LarsSchall.com erfolgt mit ausdrücklicher und persönlicher Genehmigung von David P. Goldman.
David P. Goldman, unserer Ansicht nach weltweit einer der überragenden Essayisten unserer Zeit, war in der Vergangenheit der globale Leiter für die Research-Abteilung festverzinslicher Wertpapiere bei der Bank of America (2002-2005) und der globale Leiter für Kredit-Strategie bei Credit Suisse (1998-2002). Des Weiteren arbeitete er in leitender Funktion bei Bear Stearns, Cantor Fitzgerald und Asteri Capital. Heute leitet er den Beratungsservice Macrostrategy.
Von 1994 bis 2001 war Goldman ferner Kolumnist des Forbes-Magazins. Darüber hinaus diente er während der 1980er Jahre Norman A. Bailey, dem damaligen Director of Plans des National Security Council der USA.
Auf Asia Times Online veröffentlicht er seit 2000 regelmäßig seine “Spengler“-Essays (so benannt nach dem deutschen Historiker und Philosophen Oswald Spengler). Eine Gesamt-Übersicht derselben findet sich hier.
Darüber hinaus steht hier ein Exklusiv-Interview mit David P. Goldman auf LarsSchall.com parat, “Gold gibt einem extrem wichtige Signale“.
“Ask anyone in the intelligence business to name the world’s most brilliant intelligence service, and we’ll all give the same answer: Spengler. David P. Goldman’s ‘Spengler’ columns provide more insight than the CIA, MI6, and the Mossad combined.” — Herbert E. Meyer, Special Assistant to the CIA Director and as Vice Chairman of the CIA’s National Intelligence Council, Reagan Administration.
Zusätzlich schreibt Goldman für das Monatsmagazin First Things Essays, die ebenfalls einen weitgefassten Bogen spannen – von jüdischer Theologie über Ökonomie und Literatur bis hin zu Mathematik und Außenpolitik. Des Weiteren gehört er zum Kolumnisten-Stab von PJ Media, während er bei Tablet Musik-Kritiken beisteuert. Goldman ist der Autor des Buches “How Civilizations Die (and why Islam is Dying, Too)”, veröffentlicht bei Regnery Press. Eine Sammlung seiner Essays, “It’s Not the End of the World – It’s Just the End of You”, erschien bei Van Praag Press.
Er hat oft vor vielen bedeutenden Wirtschaftskonferenzen gesprochen, so zum Beispiel den Jahrestreffen der Weltbank. Sein Kapitel über Markt-Versagen im “Bloomberg Book of Master Market Economists“ (2006) gehört zu den Prüfungstexten für das Examen zertifizierter Finanzanalysten. Er hat Ökonomie an der Columbia University und an der London School of Economics sowie Musik-Theorie an der City University of New York studiert. Am Mannes College of Music lehrte er Musik-Theorie. Derzeit dient er daselbst dem Board of Governors. Ferner sitzt er im Board of Directors of the America-Israel Cultural Foundation und ist ein Fellow des Jewish Institute for National Security Affairs. David P. Goldman lebt in New York City, U.S.A.
Iran / Energiemärkte: Die Welt scheint zu glauben, die USA würden bluffen
von David P. Goldman
Spiegeln die Ölpreise das Risiko eines militärischen Angriffs gegen das Atomwaffenprogramm des Iran wider? Dies ist keine akademische Frage. Wenn Öl-Käufer die Behauptung von Präsident Obama ignorieren, dass er bezüglich des Iran nicht bluffe, ist es wahrscheinlich, dass die iranische Regierung sie ebenfalls ignorieren wird. Die Messung einer Risikoprämie im Ölpreis ermöglicht es, die Glaubwürdigkeit der Haltung der Obama-Administration gegenüber dem Iran indirekt einzuschätzen. Der Ölpreis ist in den vergangenen 12 Monaten um 16 Prozent gesunken (von $ 107 auf $ 90 für die Benchmark West Texas Intermediate), während die iranische nukleare Bedrohung zugenommen hat. Das deutet darauf hin, dass der Ölmarkt der Anwendung militärischer Gewalt gegen den Iran keine hohe Wahrscheinlichkeit beimisst.
Märkte sind nicht unbedingt gute Vorherseher strategischer Ereignisse. Nichtsdestoweniger widmen Unternehmen und Investoren der Absicherung gegen künftige Ölpreisbewegungen enorme Ressourcen, und der Marktkonsens ist ein wichtiger Datenpunkt.
Im März vergangenen Jahres behauptete Präsident Obama, dass die „Unsicherheit darüber, was im Iran und im Nahen Osten vor sich geht“, den Ölpreisen einen Aufschlag von $ 20 oder $ 30 hinzufügen würde. Vor zwei Wochen behauptete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass sie einen großen Risikoaufschlag bei den Ölpreisen messen würde. Es kann aber ein starkes Argument dafür vorgebracht werden, dass Öl allein auf wirtschaftlichen Faktoren basierend gehandelt wird, ohne jedwede strategische Risikoaufschläge. Meine eigene Firma, Macrostrategy LLC, hat ein ökonometrisches Modell der Ölpreise aufgebaut, das nahezu 90 Prozent der wöchentlichen Ölpreisbewegungen in den vergangenen vier Jahren erklärt.
Wichtige Öl-Käufer zeigen weiterhin ein hohes Maß an Selbstzufriedenheit ob der zur Verfügung stehenden Versorgung. Zum Beispiel sind Chinas Öl-Lagerbestände auf den niedrigsten Stand seit März 2012 geschrumpft, berichtete Bloomberg News am 20. Februar: „Ein Bericht des China Oil, Gas & Petrochemicals-Newsletters der Xinhua-Nachrichtenagentur hat heute gezeigt, dass die Rohöl-Versorgung, ohne Notreserven, gegenüber dem Vormonat um einen Prozent sank. Die Vorräte sanken auf 28,86 Millionen Tonnen, was nach Berechnungen von Bloomberg, die auf den Xinhua-Daten basieren, der niedrigste Stand seit März war.“ Obwohl die Daten der strategischen Ölreserven Chinas geheim sind, glaubt die Internationale Energie Agentur, dass China die Aufstockung der Rücklagen im November letzten Jahres stoppte. Chinas strategische Petroleumreserve zielt darauf ab, 500 Millionen Barrel oder Einfuhren von 90 Tagen zu erreichen, derzeit aber umfassen sie vielleicht ein Viertel dieser Menge.
Ökonomen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben in einem Arbeitspapier mit dem Titel „The Price of Oil – Will it Start Rising Again?“ („Der Preis des Öls – Wird er wieder zu steigen beginnen?“) behauptet, dass sie eine große Risikoprämie im gegenwärtigen Ölpreis gemessen hätten, die etwa einem Fünftel des Ölpreises entspräche. (1) Die OECD stellt die große Mutmaßung auf, dass alles, was von ihrem Modell nicht erklärt wird, als Risikoprämie interpretiert werden kann. (2) Unter Verwendung der fehlerhaften Methode der OECD ist es möglich, beinah alle Bewegungen des Ölpreises während der vergangenen Jahre den Konjunkturerwartungen zuzuschreiben.
Macrostrategy LLC führte eine andersartige Modellierung durch, bei der die wöchentlichen Daten für die letzten vier Jahre benutzt wurden. Die Veränderung des West Texas Intermediate-Ölpreises wurde auf drei Variablen gründend simuliert: Aktienkurse (stellvertretend für Wachstumserwartungen), der handelsgewichtete Wert des Dollar (stellvertretend für die Kosten von Öl für andere wichtige Öl importierende Länder), und das Niveau der Rohöl-Lagerbestände in den Vereinigten Staaten (stellvertretend für Angebot und Nachfrage).
Das Macrostrategy-Modell schätzt die wöchentlichen Veränderungen des Ölpreises ein und fügt die wöchentlichen Veränderungen hinzu, um das Niveau des Ölpreises über das Vier-Jahres-Intervall zu simulieren. Die Faktoren sind unmittelbar und ihre Beziehungen zum Ölpreis offensichtlich. Jede dieser Variablen verfolgt deutlich den Ölpreis. (3) Wenn sie in einem strengen ökonometrischen Modell kombiniert werden, passen sie außergewöhnlich gut. (4)
Die Volatilität ist ein weiterer Gradmesser des Ausmaßes der wahrgenommenen Risiken auf dem Ölmarkt. Der gehandelte Ölpreis befindet sich inzwischen ungefähr beim 30-Jahres-Tief, ob man die Volatilität nun berechnet, indem man eine rollende Standardabweichung der Renditen verwendet oder aber ausgeklügeltere Methoden. (5) Die Volatilität der Ölpreise ist desgleichen sehr gering, da die Volatilität der wirtschaftlichen Variablen generell sehr gering ist. Die impliziten Volatilitäten des S & P 500-Index, des Golds, Öls und Euro-Wechselkurses zum US-Dollar bewegten sich in den vergangenen vier Jahren im Gleichschritt. Die Tatsache, dass das Ölpreisrisiko, wie es durch Optionen gemessen wird, ziemlich eng mit dem wirtschaftlichen Risiko korrespondiert, bestätigt zusätzlich das Fazit des ökonometrischen Modells von Macrostrategy.
Wir ziehen den Schluss, dass Öl zu wirtschaftlichen, nicht aber zu strategischen Risikobedingungen gehandelt wird. Die aktuellen Veränderungen des Ölpreises können fast vollständig anhand von Variablen erklärt werden, die mit einem rigorosen ökonometrischen Modell die Konjunkturerwartungen widerspiegeln. Im Lichte dieser Resultate betrachtet, gibt es keinen Grund zu glauben, dass es einen strategischen Risikoaufschlag auf dem Ölmarkt gäbe. Offenbar bleibt die Welt davon überzeugt, dass die Vereinigten Staaten bluffen, so es um den Einsatz militärischer Gewalt gegen die Atomwaffenprogrammentwicklung des Iran geht.
Anmerkungen des Autors:
(1) Die OECD schreibt:
Ausgehend vom frühestmöglichen Quartal, das sich durch die Einschränkungen der Datenverfügbarkeit ergibt, nämlich vom zweiten Quartal 1992 an, wird das Modell für jedes Quartal des Simulationszeitraums angewendet, indem eine Linearisierung benutzt wird, die davon ausgeht, dass die Variation der Nachfrage / des Angebots beim Öl im Verhältnis zu seinem Niveau klein ist. Die dynamische Simulation unterschätzt die Ölpreise im zweiten Quartal 2012. Es wird davon ausgegangen, dass die Hälfte dieser Lücke eine Risikoprämie widerspiegelte, die sich aufgrund von Ängsten vor schweren Schocks auf der Angebotsseite in der Zukunft ergab.
(2) Aus meiner Sicht ist das Modell fehlerhaft. Wie die meisten herkömmlichen makroökonomischen Modelle verwendet die OECD-Schätzung rückwärtsgewandte Daten, die nicht die Erwartungen von Öl-Marktteilnehmern berücksichtigen. Es braucht vierteljährliche Daten für die Ölförderung, um die Nachfrage nach Öl basierend auf drei Faktoren einzuschätzen: „Der reale Ölpreis, das Niveau des nationalen verfügbaren Einkommens, und die Präferenzen der Verbraucher.“ In anderen Worten, die Ölnachfrage fällt, wenn der Ölpreis relativ hoch ist, wenn das Volkseinkommen sinkt, und wenn der Verbraucher danach gestimmt ist, andere Dinge als Öl zu kaufen. Die Präferenzen der Verbraucher sind notorisch schwer zu beurteilen, und das OECD-Modell stapelt in seiner Einschätzung eine Mutmaßung über die andere. Das ist jedoch nicht der schlimmste Fehler des Modells. Der übergeordnete Fehler dieses Ansatzes ist, dass er nicht den Erwartungen zum Wirtschaftswachstum und der Inflation Rechnung trägt.
(3) Der Granger-Kausalitätstest bestätigt, dass die Einflussvariablen eher die Veränderungen des Ölpreises antizipieren, nicht umgekehrt.
(4) Zur Aufrechterhaltung der ökonometrischen Strenge hat Macrostrategy einen zweistufigen Modellierungsprozess eingesetzt. In der ersten Stufe wurden die wöchentlichen Veränderungen des Ölpreises gegenüber den wöchentlichen prozentualen Veränderungen (Erträgen) des handelsgewichteten Dollar-Index, des S & P 500-Aktienindex und des Niveaus der Ölvorräte, wie sie von der Energy Information Agency berichtet werden, zurückgebildet.
Das Modell erklärt 31% der wöchentlichen Veränderungen des Ölpreises. Die drei Prädiktoren sind allesamt über dem Konfidenzniveau von 99 Prozent signifikant.
In der zweiten Stufe wurden die wöchentlichen Änderungen in eine Prognose der Höhe des Ölpreises in den vergangenen vier Jahren aufgenommen. Die Prognose der Höhen passt zu 87 Prozent zum tatsächlichen Ölpreis. Am 1. März wurde der Ölpreis geringfügig niedriger zur Modell-Prognose gehandelt – ziemlich das Gegenteil eines Risikoaufschlags.
(5) Die generalisierte auto-regressiv bedingte Heteroskedastizität (Generalized Auto-Regressive Conditional Heteroskedasticity) ist eine ökonometrische Technik, die zur Kalkulation der Volatilität verwendet wird, indem extremen Bewegungen zusätzliches Gewicht beigemessen wird.
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