Über Geld spricht man bekanntlich nicht. Wir taten es trotzdem, und zwar mit Otmar Pregetter und Folker Hellmeyer. Eingangsfrage der Diskussion war: Ist das Geldsystem die entscheidende Weichenstellung, um die Richtung zu bestimmen, wohin der Zug der Wirtschaft/Gesellschaft rollt – und wenn ja, wieso?
Von Lars Schall
Hauptthemen der Sendung waren:
1) das Geld- und Bankensystem;
2) die Probleme mit dem Euro;
3) Wirtschaft- und Finanzkrieg.
Otmar Pregetter
Otmar Pregetter promovierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und studierte danach auch in Berkeley, Kalifornien und der Cornell University, N.Y. State in den USA. Er war mehr als 10 Jahre in internationalen Konzernen (Philips Industrie GmbH, SAS International Hotels, Österreichische Verkehrsbüro AG) überwiegend in Führungsverantwortung tätig, bevor er sich als Unternehmensberater im Tourismus, der Freizeitwirtschaft und im Handel selbständig machte. Des Weiteren ist er als Lektor an Universitäten und Fachhochschulen tätig.
Als Co-Autor des Bestsellers “Das Ende des Geldes” (die Zusammenarbeit mit seinem Ex-Kollegen Franz Hörmann hat er am 5. Dezember 2011 per Presseaussendung beendet) ist es ihm ein persönliches Anliegen, die Menschen über die wichtigsten Zusammenhänge der größten Wirtschaftskrise seit 1929 aufzuklären.
In zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen als auch im österreichischen Fernsehen, ORF 1 und dem Sender PULS4, vertritt er klar, höflich und schnörkellos seine Standpunkte und zeigt Wege aus der Krise sowie demokratische Alternativen zum Schuld-Geld-System auf.
Folker Hellmeyer
Folker Hellmeyer, seines Zeichens Chefanalyst der Bremer Landesbank, gehört zu jenen Vertretern der Finanzzunft, die kein Blatt vor den Mund nehmen. Er begann seine Karriere bei der Deutschen Bank in Hamburg (1984 – 1987) und London (1988 – 1989). Von 1990 bis 1995 arbeitete er bei Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG, ehe er zur Landesbank Hessen-Thüringen GZ (Helaba) in Frankfurt wechselte. Seit April 2002 ist er bei der Bremer Landesbank tätig.
Spätestens seit Veröffentlichung seines wärmstens zu empfehlenden Buches „Endlich Klartext! Ein Blick hinter die Kulissen unseres Finanzsystems“, das 2008 beim Finanzbuch Verlag in München erschien, ist offenbar geworden, dass Folker Hellmeyer eine wohltuende Ausnahmeerscheinung unter Deutschlands Finanzexperten darstellt. Themen, um die andere Analysten öffentlich einen größtmöglichen Bogen machen, geht er frontal an, indem er immer wieder nachdrücklich warnt: “Erst sterben die freien Märkte, dann die Demokratie.“ Eventuell hat dieses atypisch anmutende Verhalten damit zu tun, dass der 1961 in Hamburg geborene Hellmeyer ein Bankkaufmann und Bankfachwirt ist, der auf eine fast dreißigjährige Praxiserfahrung zurückblicken kann, die von keinem universitären Volkswirtschaftsstudium “getrübt“ wird.
Ich fand es eine sehr interessante, teilweise hitzige Diskussion. Danke an alle drei.
Ausdrücklich möchte ich mich hier bei Herrn Hellmeyer bedanken, dass er sich dieser Diskussion überhaupt stellt – welcher Banker in dieser exponierten Stellung tut das schon.
Ein paar Fragen hätte ich dann doch noch:
Warum sollte eine Zentralbank das Geld für (derzeit) 1 % an die Geschäftsbanken verleihen, diese „kaufen“ dafür Staatsanleihen für bspw. 4 %. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist hier bei unter null anzusiedeln.
Warum wird nicht ein Trennbankensystem (wieder)eingführt? -> Glass-Stegall-Act
Was halten Sie von der Monetative (Prof. Huber)? Wäre das ein Schritt in die Richtige Richtung?
Ist ein Bargeldverbot in Sicht? Insbesondere in den südlichen Ländern werden die Bargenldtransaktionen (Limit) immer weiter eingeschränkt. Das anonyme bezahlen wird immer schwieriger. Das Totschlagargument „Kriminalitätsbekämpfung“ wird hier immer aus dem Hut gezaubert!
Ich sage (etwas plakativ formuliert): Bargeld ist Freiheit. Ein besonders negatives Beispiel in der Unterdrückung sei hier genannt: Schweden! Dabei ist doch Bargeld das einzige gesetzliche Zahlungsmittel, siehe hier Broschüre der Bundesbank 😉
Ich stimme mit Herrn Hellmeyer NICHT überein wenn er 1990 als DAS entscheidende „Wendedatum“ nennt (Fall des Kommunismus etc.) Gewiss ist es ein wichtiges.
Es ist für mich 1913 – Gründung der Fed. Seit 1913 hat der Dollar gegenüber dem ultimativen Geld – Gold von 20,67 Dollar auf ca. 400 Dollar (1990) abgewertet! Wer hat davon profitiert?! – der kleine Mann auf der Straße mit Sicherheit nicht.
Was wären die Vorteile/Nachteile eines Goldstandards bzw. Gold als Anteil in einer Korbwährung?
Dass die Macht“elite“ sich niemals freiwillig vom Fiat-Money-System verabschieden wird ist mir sonnenklar. Zu groß ist die Verlockung Inflation und Deflation zu erzeugen und oben abzusahnen und unten die dicken Fleischbrocken herauszuholen, um es bildlich zu formulieren.
Vielleicht kann Herr Schall die Fragen beantworten oder an Herrn Hellmeyer weiterleiten.
Gruß Peter
siehe hier: http://www.larsschall.com/2013/07/22/peter-fragt-folker-hellmeyer-antwortet/