Zu der Geld-Diskussion, die kürzlich für JungleDrumRadio mit Folker Hellmeyer und Otmar Pregetter geführt wurde, hatte der Zuhörer „Peter“ noch ein paar Fragen an Herrn Hellmeyer. Dieser nahm sich die Zeit für ein paar kurze Antworten.
Von Lars Schall
Die besagte Diskussion kann hier angehört werden.
Die Rückmeldung des Zuhörers „Peter“ gab ich an Folker Hellmeyer weiter, der mir vorhin zurück schrieb:
Hallo Lars,
ich habe ein paar Antworten eingepflegt.
Mit freundlichen Grüßen
B r e m e r L a n d e s b a n k
Folker Hellmeyer
Financial Markets
Chefanalyst
Sodann hier Fragen / Anmerkungen (fett) und Antworten (kursiv):
Ich fand es eine sehr interessante, teilweise hitzige Diskussion. Danke an alle drei. Ausdrücklich möchte ich mich hier bei Herrn Hellmeyer bedanken, dass er sich dieser Diskussion überhaupt stellt – welcher Banker in dieser exponierten Stellung tut das schon.
Merci!
Ein paar Fragen hätte ich dann doch noch:
Warum sollte eine Zentralbank das Geld für (derzeit) 1 % an die Geschäftsbanken verleihen, diese “kaufen” dafür Staatsanleihen für bspw. 4 %. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist hier bei unter null anzusiedeln.
In dieser Form wurden und werden Banken rekapitalisiert und von ihren Problemen befreit. Blaupausen sind vor 2007 vielfältig (USA und Japan). Es ist eine Frage des Pragmatismus. Das Grundproblem, das die Politik hat, ist, dass die Banken durch ihre Transmissionsfunktionen als auch Infrastrukturfunktion (Zahlungssysteme etc.) (leider) unverzichtbar sind. Die Politik hat den Banken seit 1990 immer mehr Deregulierung zugestanden und war sich offensichtlich nicht im Klaren darüber (es gab Warner, die überhört wurden), was sie damit anzettelt. Die politischen Eliten sind demokratisch gewählt worden.
Der politische Nutzen ist nicht 0. Wenn Banken wieder voll funktionieren, entsteht wieder die Chance, das Potentialwachstum auszuschöpfen. Es wäre aber mehr als wünschenswert, wenn bis dahin große Teile der Deregulierung rückgängig gemacht würden.
Warum wird nicht ein Trennbankensystem (wieder)eingeführt? -> Glass-Stegall-Act
Wir setzen das Trennbankensystem in der Eurozone gerade um. Glass-Steagall wäre für die USA mehr als angemessen. Ich unterstütze Frau Zepp-La Rouche diesbezüglich. Entscheidend ist es, die Banken ihren volkswirtschaftlichen Pflichten gegenüber zu binden. Banken mit 10% – 15% Kreditportfolio verdienen die Bezeichnung Bank nicht ansatzweise, sondern Broker….
Was halten Sie von der Monetative (Prof. Huber)? Wäre das ein Schritt in die richtige Richtung?
Es ist fraglos eine Möglichkeit, eine vierte Gewalt einzusetzen, die die Aufgabe der Geldschöpfung als öffentliche Instanz wahrnimmt. Wie demokratisch wollen Sie eine solche vierte Instanz ausstatten? Was bedeutet das für das Qualitätsmanagement? Wie unabhängig kann/darf eine solche Instanz sein? Auch bei einem solchen Ansatz ergeben sich erhebliche Fragen.
Ich bin Pragmatiker. Ich weiss, dass wir mit einem Wirtschafts- und Finanzkrieg konfrontiert sind. Für „unsere Freunde“ wäre ein solches System die Aufgabe eines wesentlichen Machtinstruments. Ist das realistisch?
Ist ein Bargeldverbot in Sicht?
Nicht total, aber in der Tendenz ist verstärktes Controlling erkennbar, das langfristig in Richtung Verbot gehen kann. Bis dahin muss aber in den Wirtschaftsräumen, wo ein derartiges Verbot durchgezogen wird, ein Recht auf Bankkonten etabliert werden.
Insbesondere in den südlichen Ländern werden die Bargeeldtransaktionen (Limit) immer weiter eingeschränkt. Das anonyme Bezahlen wird immer schwieriger. Das Totschlagargument “Kriminalitätsbekämpfung” wird hier immer aus dem Hut gezaubert! Ich sage (etwas plakativ formuliert): Bargeld ist Freiheit. Ein besonders negatives Beispiel in der Unterdrückung sei hier genannt: Schweden! Dabei ist doch Bargeld das einzige gesetzliche Zahlungsmittel, siehe hier Broschüre der Bundesbank.
Sie haben absolut Recht – auch ich versuche, meinen „Electonic Trail“ so klein wie möglich zu halten, da mir an Freiheit liegt. 🙂
Ich stimme mit Herrn Hellmeyer NICHT überein wenn er 1990 als DAS entscheidende “Wendedatum” nennt (Fall des Kommunismus etc.). Gewiss ist es ein wichtiges. Es ist für mich 1913 – Gründung der Fed. Seit 1913 hat der Dollar gegenüber dem ultimativen Geld – Gold von 20,67 Dollar auf ca. 400 Dollar (1990) abgewertet! Wer hat davon profitiert?! – der kleine Mann auf der Straße mit Sicherheit nicht.
Sie haben Recht! Da liegt die Ursache des Grundproblems. Bei 1990 ging es dann um die Ursache der aktuellen Krise, aber fraglos ist diese Krise dem Grundübel 1913 geschuldet.
Was wären die Vorteile/Nachteile eines Goldstandards bzw. Gold als Anteil in einer Korbwährung?
Aus Sicht der obwaltenden Eliten in NY und London, mangelnde politische Einsetzbarkeit…..
Dass die Macht”elite” sich niemals freiwillig vom Fiat-Money-System verabschieden wird, ist mir sonnenklar. Zu groß ist die Verlockung Inflation und Deflation zu erzeugen und oben abzusahnen und unten die dicken Fleischbrocken herauszuholen, um es bildlich zu formulieren.
Es geht um mehr als nur Geld. Es geht um Macht. Dabei ist Geld das Transaktionsmittel…..
Vielleicht kann Herr Schall die Fragen beantworten oder an Herrn Hellmeyer weiterleiten.
Gruß, Peter.
Wurde gemacht, Peter!
Gruß, Lars.
Hallo meine Herren,
ich bin wirklich beeindruckt ob der schnellen und kompetenten Beantwortung der Fragen, vielen Dank dafür! 🙂
Viele Grüße
Peter
LESEN:
Krisenvorsorge: Eine Expedition in die Welt der Untergangspropheten – manager magazin
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/krisenvorsorge-eine-expedition-in-die-welt-der-untergangspropheten-a-910261.html