Die fürs humanitäre Bombardieren unverzichtbare Nation, die gemeinhin auch USA genannt wird, ist zu einem Angriff Syriens auf der Grundlage extrem zweifelhafter “Beweise“ und der „moralischen Überlegenheit“ bereit. Die aufstrebenden Mächte lassen den Präsidenten dieser Nation auf dem G-20-Treffen dagegen wissen, dass die nach Blut bellenden Hunde des Krieges die falsche Botschaft verkünden, indem sie ihm einen alten Knochen hinwerfen: „It’s the (global) economy, stupid!“
Von Pepe Escobar, Übersetzung Lars Schall
Der 1954 geborene Pepe Escobar aus Sao Paulo, Brasilien ist einer der herausragendsten Journalisten unserer Zeit. Escobar, der vom früheren CIA-Analysten Ray McGovern schlichtweg “der Beste“ genannt wird, arbeitet für die Asia Times Online. Darüber hinaus ist er der Autor dreier Bücher: Globalistan: How the Globalized World is Dissolving into Liquid War, Red Zone Blues: a snapshot of Baghdad during the surge und Obama does Globalistan.
Escobar war als Auslandskorrespondent seit 1985 u.a. in London, Mailand, Los Angeles, Paris, Singapur und Bangkok tätig. Seit den späten 1990er Jahren hat er sich auf die Berichterstattung von geopolitischen Geschichten aus dem Nahen Osten und Zentralasien spezialisiert. In diesem Rahmen hat er im letzten Jahrzehnt aus Afghanistan, Pakistan, Irak, Iran, den zentralasiatischen Republiken, China und den USA berichtet. Im Frühjahr/Sommer 2001 war er in Afghanistan / Pakistan, hat den militärischen Führer der Anti-Taliban-Nordallianz, Ahmad Shah Massud, nur wenige Wochen vor dessen Ermordung interviewt, und erreichte als einer der ersten Journalisten die afghanische Hauptstadt Kabul nach dem Rückzug der Taliban. Er ist ein ausgewiesener Experte für das Netzwerk von Pipelines, das die Länder des Nahen und Mittleren Ostens, Zentralasiens, Russlands und Europas umgibt – dem von ihm so getauften “Pipelineistan”.
Für Asia Times Online ist er als ‘The Roving Eye’, das heißt: “Das Wandernde Auge“ unterwegs, um vor allem geopolitische Weltereignisse, aber auch die Art, wie sie in den Medien präsentiert werden, zu diskutieren. Diese Kolumne übersetzen wir mit freundlicher und ausdrücklicher Autorisierung von Pepe Escobar exklusiv für LarsSchall.com ins Deutsche.
DAS WANDERNDE AUGE
Die unentbehrliche (Bombardierungs-)Nation und die Schwellenländer-Karawane
von Pepe Escobar
Yes We Scan. Yes We Drone. And Yes We Bomb. (Ja, wir scannen. Ja, wir drohnen. Und ja, wir bombardieren.) Der Propaganda-Blitzkrieg des Weißen Hauses, um dem US-Kongress das Tomahawking von Syrien zu verkaufen, erreicht den maximalen Spin – genüsslich reproduziert von den US-Medienkonzernen.
Und ja, alle Parallelen zu Irak 2.0 kamen gebührend zum Tragen, als US-Außenminister John Kerry dozierte, dass Bashar al-Assad „jetzt der Liste von Adolf Hitler und Saddam Hussein“ als böses Monster angehört. Warum wird niemals Kambodschas Pol Pot erwähnt? Ach ja, weil die USA ihn unterstützten.
Jeder einzelne Steppenläufer (tumbleweed) in der Wüste von Nevada weiß, wer für den Krieg gegen Syrien ist: große Sektoren des industriell-militärischen Komplexes, Israel, das Haus Saud, der „sozialistische“ Francois Hollande in Frankreich, der feuchte Sykes-Picot-Träume hat. Praktisch niemand betreibt im Kongress Lobbyarbeit, um NICHT in den Krieg zu ziehen.
Und all das hektische Kriegs-Lobbying könnte sogar überflüssig sein; Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat bereits angedeutet – via einer Hardcore-Absicherung der „Ich habe beschlossen, dass die Vereinigten Staaten militärische Maßnahmen ergreifen sollten“-Art –, dass er zum Angriff auf Syrien entschlossen ist, egal was der Kongress sagt.
Obamas selbstauferlegte „rote Linie“ ist ein mutierter Virus; von einem „Schuss vor den Bug“ verwandelte er sich in einen „Klaps auf die Hand“, und jetzt scheint er „Ich bin der Bomben-Entscheider“ zu sein. Spekulationen über seine wahren Motive sind müßig. Sein Ave Maria-Rückgriff auf einen äußerst unbeliebten Kongress, der mit ausgemachten Idioten vollgepackt ist, kann ein Hilferuf sein (rette mich vor meiner dummen „roten Linie“); oder er ist – angesichts der humanitären Imperialisten der Susan Rice-Art, die ihn umgeben – auf Teufel komm raus auf einen weiteren Krieg für die Lobby des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC ) und dem Hause Saud unter dem Deckmantel der „moralischen Überlegenheit“ aus. Teil des Spins ist, dass „Israel geschützt werden müsse“. Tatsache ist aber, dass Israel bereits durch einen von AIPAC ferngesteuerten Kongress der Vereinigten Staaten überrepräsentativ geschützt wird. [1]
Was ist mit den Beweisen?
Die ehemals „Käse-fressenden Kapitulationsaffen“ leisten ihren Beitrag, indem sie begeistert die „Beweise“ des Weißen Hauses unterstützen, die einem zwielichtigen Bericht von ihnen selbst entnommen sind, der weitgehend auf YouTube-Intel basiert. [2]
Selbst Fox News räumte ein, dass die elektronischen US-Geheimdiensterkenntnisse im Wesentlichen von der 8200-Einheit der Israeli Defense Forces (IDF) stammen – ihre Version der NSA. [3] Der ehemalige britische Botschafter Craig Murray entlarvt den abgefangenen Intel-Betrug Israels überzeugend.
Der erstaunlichste Gegenangriff zum Spin des Weißen Hauses bleibt der Mint Press News-Bericht des AP-Korrespondenten Dale Gavlak vor Ort in Ghouta, Damaskus, in dem Anti-Assad-Anwohner betonten, dass „bestimmte Rebellen Chemiewaffen durch den saudischen Geheimdienstchef Prinz Bandar bin Sultan erhalten haben und verantwortlich für die Durchführung des Gasangriffes waren“.
Mich rüttelte das durch, als ich das zum ersten Mal gelesen hatte – da ich die Rolle von Bandar Bush als dem Mastermind der dunklen Künste hinter der neuen Syrien-Kriegsstrategie bereits betont habe (Siehe Bandar Bush, ‚liberator‘ of Syria, Asia Times Online, 13. August 2013).
Dann gibt es noch die Tatsache, dass syrische Armee-Kommandos am 24. August „Rebellen“-Tunnel in Jobar, einem Vorort von Damaskus, durchsuchten und ein Lager dingfest machten, das vollgestopft war mit Chemikalien, die zum Mischen von „Küchen-Sarin“ erforderlich sind. Das Kommando wurde durch irgendeine Form von Nervengift getroffen und schickte Proben zur Analyse nach Russland. Dieser Nachweis ist sicherlich Teil von Präsident Wladimir Putins Einschätzung, dass die Behauptungen des Weißen Hauses nicht überzeugend seien.
Am 27. August sagte Saleh Muslim, der Chef der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), gegenüber Reuters, dass der Angriff auf „die Anschuldigung Assads ausgerichtet“ gewesen sei. Und im Falle, dass die UN-Inspektoren herausfänden, dass es „Rebellen“ gewesen waren, „würde jeder es vergessen“. Der Clou: „Werden sie den Emir von Katar oder den König von Saudi-Arabien oder Herrn Erdogan in der Türkei bestrafen?“
Kurzum, egal wie es passiert ist, die Einheimischen in Ghouta sagten, dass es von Jabhat al-Nusra getan wurde, und syrische Kurden glauben, dass es ein Angriff unter falscher Flagge war, um ihn Damaskus zur Last zu legen.
In der Zwischenzeit würde jeder anständige Anwalt “cui bono?“ fragen. Was würde Assads Motiv sein – um die „rote Linie“ zu überschreiten und einen chemischen Waffenangriff an dem Tag zu starten, an dem die UN-Inspektoren in Damaskus ankamen, nur 15 Kilometer von ihrem Hotel entfernt?
Dies ist die gleiche US-Regierung, die der ganzen Welt die Erzählung von einem Haufen Araber mit Teppichmessern verkaufte, die Passagierflugzeuge entführten, diese in Raketen umwandelten, die inmitten des am stärksten geschützten Luftraums auf dem Planeten im Namen einer bösen transnationalen Organisation einschlugen.
Dieselbe böse Organisation soll jetzt unfähig sein, einen rudimentären chemischen Waffenangriff mit DIY-Raketen zu starten – ein Szenario, das ich noch vor dem Gavlak-Bericht skizziert hatte. [4] Hier ist eine gute Zusammenfassung des „Rebellen“-Dilettantismus mit chemischen Waffen. Überdies hatten türkische Sicherheitskräfte bereits Ende Mai Sarin gefunden, das von Jabhat al-Nusra-Dschihadisten besessen worden war.
Warum also nicht Bandar Bush fragen?
Wir müssen immer und immer wieder auf jenes schicksalhafte Treffen in Moskau vor knapp vier Wochen zwischen Putin und Bandar Bush zurückkommen. [5]
Bandar war dreist genug, Putin zu sagen, er würde die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi “beschützen“. Er war dreist genug, zu sagen, dass er tschetschenische Dschihadisten vom Kaukasus bis nach Syrien kontrolliere. Alles, was sie bräuchten, sei grünes Licht der Saudis, um in Russlands Unterleib verrückt zu spielen.
Er hat sogar seinen nächsten Schritt telegraphiert: „Es gibt kein Entkommen vor der militärischen Option, weil sie die einzige derzeit verfügbare Wahl ist angesichts dessen, dass die politische Lösung in einer Sackgasse endete. Wir glauben, dass die Genfer Konferenz II angesichts dieser tobenden Situation sehr schwierig sein wird.“
Das ist eine Monster-Untertreibung – weil die Saudis überhaupt nie wollten, dass Genf II stattfände. Unter der ultra-sektiererischen Agenda des Hauses Saud zum Schüren der sunnitisch-schiitischen Teilung überall, ist das einzige, was zählt, das Auseinanderbrechen der Allianz zwischen dem Iran, Syrien und der Hisbollah durch alle notwendigen Mittel.
Der Spin du jour des Hauses Saud besagt, dass die Welt „Aggressionen gegen das syrische Volk verhindern muss“. Aber wenn “das syrische Volk“ einverstanden ist, von den USA bombardiert zu werden, ist das Haus Saud ebenfalls einverstanden. [6]
Verglichen mit dieser Absurdität stellt die Reaktion von Muqtada al-Sadr im Irak die Stimme der Vernunft dar. Muqtada unterstützt die „Rebellen“ in Syrien – anders als die meisten Schiiten im Irak. Tatsächlich unterstützt er die nicht-bewaffnete Opposition und betonte, die beste Lösung seien freie und faire Wahlen. Er lehnt Sektierertum – wie es vom Hause Saud geschürt wird – ab. Und da er weiß, um was es sich bei einer US-amerikanischen militärischen Besatzung handelt, lehnt er auch jegliche US-Bombardements ab.
Die strategische Bandar Bush-AIPAC-Allianz wird keine Gefangenen machen, um ihren Krieg zu bekommen. In Israel wird Obama vorhersagbar für dessen „Verrat und Feigheit“ im Angesicht des „Bösen“ geschmäht. Die israelische PR-Lawine auf den Kongress konzentriert sich auf die Bedrohung eines einseitigen Angriffs auf Iran, wenn die US-Regierung nicht Syrien angreift. In der Tat würde der Kongress gerne fröhlich für beides stimmen. Sein kollektiver IQ mag unterhalb von schwachsinnig sein, aber einige könnten zu dem Schluss geführt werden, dass der einzige Weg, um das Assad-Regime zu „bestrafen“, darin liegt, dass die USA die schwere Arbeit durch die Luftwaffe für die unzähligen „Rebellen“ und Dschihadisten verrichten müssen – in der Art, in der die Nordallianz in Afghanistan, die kurdischen Peshmerga im Irak und die Anti-Gaddafi-Söldner in Libyen ordentlich profitierten.
Wir haben hier also kurzgesagt die unverzichtbare Nation, die Nordvietnam mit Napalm und Agent Orange überzog, Falludscha mit weißem Phosphor und große Teile des Irak mit angereichertem Uran duschte, immerzu bereit, ein „limitiertes“ / „kinetisches“ Was-auch-immer gegen ein Land zu entfesseln, das es nicht angegriffen hatte, oder irgendwelche US-Verbündeten, und alles auf der Grundlage äußerst zweifelhafter Beweise und der „moralischen Überlegenheit“.
Jeder, der an den Spin des Weißen Hauses glaubt, wonach nur ein paar Tomahawks auf irgendwelche verlassene Kasernen landen werden, sollte eine Wohnung bei Alice im Wunderland mieten. Der Entwurf, der sich auf dem Capitol Hill im Umlauf befindet, ist beängstigend. [7]
Und selbst wenn sich dies als ein „limitiertes“ / „kinetisches“ Was-auch-immer entpuppt, so wird es das Chaos doch nur verewigen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat es als „kontrolliertes Chaos“ bezeichnet. Nicht wirklich, das Imperium des Chaos ist nunmehr völlig außer Kontrolle.
Die G-20 in St. Petersburg
Die Hunde des Krieges bellen und die Karawane der aufstrebenden Mächte … zieht weiter. Das ist kurzgefasst das Treffen der Gruppe der 20 in Sankt Petersburg. Verlassen Sie sich darauf, dass die unentbehrliche (Bombardierungs-)Nation – via US-Präsident Barack „Red Line“ Obama – ein Gipfeltreffen stören wird, dessen ursprüngliche Absicht es war, die immensen Probleme, mit denen die Weltwirtschaft konfrontiert ist, anzugehen.
Wirtschaft ist was für Trottel. Man bringe mich zeitig zu meiner Tomahawk. Die Obama-Doktrin – Yes We Scan, Yes We Drone – erreichte mit ihrer Yes We Bomb-„Lösung“ des chemischen Waffenangriffs in Ghouta, Syrien einen neuen Tiefpunkt, der der Weltöffentlichkeit im Vorfeld des G-20-Treffens mit dem Illusionisten-Schauspiel einer „Debatte“ im US-Senat über die Vorzüge einer neuerlichen Runde humanitärer Bombardements präsentiert wurde.
Was tatsächlich serviert wurde, war das entsetzliche Schauspiel der schwachsinnigen Republikaner John McCain und Lindsey Graham, die die verzweifelte Obama-Administration wie kleine Zitronen ausdrückten. Ihr Orwell’scher Schachzug – „kehre die Schlachtfeld-Dynamik um“ –, die vom senilen McCain angeschoben wurde, ward ordnungsgemäß vom Außenausschuss des Senats genehmigt. Dies bedeutet, dass die Hölle aus Damaskus während eines „window of opportunity“ von drei Monaten rausgebombt wird, mit der Möglichkeit der Verlängerung. Red Line Obama ist an Bord, indem er, bevor er nach Schweden und der G-20 abflog, versicherte, dass sein vorheriger „Klaps auf die Hand“ mit einem Regimewechsel “zusammenpassen“ würde.
Nicht einmal der Geist von Machiavelli würde auf ein Adjektiv kommen, um das ungläubige Warten des ganzen Planeten zu beschreiben, ob sich das fast überall verachtete Repräsentantenhaus (15% Zustimmung, nach RealClearPolitics) im Stile des Römischen Reichs dazu entscheidet, den Daumen nach unten zu senken, um die Bombardierung einer der ältesten Städte der Menschheit zu bewilligen (na gut, sie haben einen illustren Präzedenzfall geschaffen, als sie der Shock and Awe-Operation über Bagdad applaudierten, welche die mittelalterlichen Mongolen im 13. Jahrhundert übertrumpfte).
Und all dies gegen den Willen des „amerikanischen Volkes“, das laut einer Reuters / Ipsos-Umfrage diese Torheit mit überwältigenden 9% unterstützt.
Yes We Bomb. Aber wozu? Der folgende Konversationsaustausch könnte direkt von Monty Python stammen. Leider aber ist er Wirklichkeit.
Der Vorsitzende des US-Generalstabs Martin Dempsey: „Die Antwort, ob ich die zusätzliche Unterstützung der gemäßigten Opposition unterstütze, ist ja.“
Senator Bob Corker (R, Tennessee): „Und diese Genehmigung wird diese Tätigkeiten zusätzlich zu der Reaktion auf die Massenvernichtungswaffen unterstützen.“
Dempsey : „Ich weiß nicht, wie sich die Resolution entwickeln wird, aber ich unterstütze -„
Corker: „Wonach Sie streben. Was ist es, wonach Sie streben?“
Dempsey : „Ich kann nicht beantworten, wonach wir streben…“
Das Pentagon mag ahnungslos sein – oder vielmehr ahnungslos spielen. Aber Bandar Bush, AIPAC / Israel und weite Bereiche des industriell-militärischen Komplexes wissen ganz genau, wonach sie streben. Und Außenminister John Kerry weiß nicht nur, wonach sie streben, sondern auch, wer die Zeche zahlen wird, wie in: „Falls die Vereinigten Staaten dazu bereit sind, das Ganze so zu tun, wie wir es vorher an anderen Orten getan haben, werden sie diese Kosten tragen. Sosehr engagieren sie sich dafür.“
Kostenlose Bombardierung. Für drei Monate. Mit eingebauter kostenloser Nachrüstung. Eine Operation Tomahawk mit Käse, aber auch Speck, Zwiebeln, Chili, Mayonaise, Guacamole, die funktioniert. Alles mit freundlicher Genehmigung von Saudi-Arabiens Prinz Bandar bin Sultan – aka Bandar Bush – zzgl. den Schergen der Emirate und von Katar. Was ist daran nicht zu mögen? Der unschätzbare Vijay Prashad, Autor des Buches The Poorer Nations, hat seinen Taschenrechner benutzt:
Exhibit A: Die Saudis haben ihr Angebot “auf den Tisch zu legen“, für den gesamten US-Angriff auf Syrien zu bezahlen. Exhibit B: Im Falle eines Angriffs auf Syrien wird der Ölpreis von $ 109 auf $ 125 pro Barrel steigen (Basisszenario), mit einem Oberseiten-Szenario von $ 150 pro Barrel. Saudi-Arabien produziert 9,8 Millionen Barrel Öl pro Tag. Was bedeutet, wenn die Spitze nur dem Basisszenario entsprechen würde, machten die Saudis einen Super-Gewinn von $ 156.8 Millionen pro Tag. Wenn es das Oberseiten-Szenario sein sollte, machten die Saudis Super-Gewinne von $ 401.8 Millionen pro Tag. Kein schlechtes Arbitrage-Spiel von Herrn Bandar und seiner Bande saudischer „Demokraten“.
Nachtrag: jede Tomahawk kostet nur $ 1,5 Millionen. Mit einem voraussichtlichen freien Fluss von Bandar Bushs Cash, ist es kein Wunder, dass es im Hauptquartier von Raytheon einen kompatiblen freien Fluss an Krug-Champagner gibt.
Konfrontiert mit der prächtigen Hochzeit des industriell-militärischen Komplexes und dem Hause Saud, die die tödliche al-Qaida-Air Force herstellen, sind lästige Details wie tschetschenische Dschihadisten, die ihre eigene Miliz, die Mujahedin im Kaukasus und in der Levante, bilden, na ja, irrelevant. So irrelevant wie die Tatsache, dass diese Dschihadisten von keinem anderen als von Bandar Bush gesteuert werden, der gegenüber Präsident Wladimir Putin damit prahlte, dass er sie nach eigenem Willen ein- und ausschalten könne.
Wenn diese Tschetschenen also Bandars Lakaien sind, sind sie auch Freunde von Obama / Kerry / Rice / Power. Genau wie die Dschihadisten, die darum kämpfen, das „Kreuzritter“-Dorf von Maloula zu übernehmen – wo die Menschen noch Aramäisch, die Sprache Jesu, sprechen – so könnten sie damit fortfahren, ein paar christliche Ungläubige zu enthaupten.
Was würde Zbig sagen?
Red Line Obama hat sowieso schon telegraphiert, dass er bombardieren wird – was auch immer der Kongress entscheidet. Obama ist natürlich nur eine Chiffre – er könnte auf einer Landkarte nicht auf Maloula zeigen (von seinen „Sicherheitsberatern“ der Ben Rhodes-Art ganz zu schweigen). Syrien ist ein Pfirsich – und dieser muss gefressen werden. Es ist zu unabhängig. Mit dem Iran und Russland alliiert. Es hat diese Fluss-Quellen im Golan, die von Israel begehrt werden. Es gibt die Chance, Russland im Kaukasus weiter zu provozieren. Die Chance, China auf lange Sicht in Xinjiang zu destabilisieren. Die Chance, die Hisbollah zu isolieren, eine neue israelische Invasion im Südlibanon zu erlauben, und die (tödliche) Straße nach Teheran zu öffnen.
Doch die Agenden werden weiterhin divergieren. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in der Türkei würde einen Regimewechsel absegnen, ist aber ängstlich, dass die syrischen Kurden völlig unabhängig werden und weiterhin giftige Ideen an die türkischen Kurden geben. Das Haus Saud will einen uneingeschränkten Regimewechsel, so dass es womöglich in der Lage sein würde, auf einen Schlag den Iran, Irak und die Hisbollah zu verwunden. Was also, wenn diese Allahu Akbar-Freunde von Kerry & Co. Amok laufen? Sie befinden sich nicht auf dem Territorium von Saudi-Arabien, um die Petromonarchie zu bedrohen; man lasse sie diese „abtrünnigen“ Schiiten an verschiedenen Breitengraden bekämpfen.
Mal sehen, was der Mann, der der Theorie nach einige Realitäts-Goldstücke der internationalen Beziehungen in das Gehirn von Red Line Obama geträufelt hat, über all das denkt. Zbigniew „Grand Chessboard“ Brzezinski bevorzugt eine „gewisse symbolische militärische Aktion“. Nun, eine kostengünstige Version würde sein, Kerry mit dem Fallschirm über Maloula rauszuschmeißen.
Dr. Zbig will auch „die orientalischen Mächte involvieren“, da „sie sehr besorgt sein müssen, wo das hingeht“. Richtig; das ist es, von dem der chinesische Präsident Xi Jinping gegenüber Putin sagte, dass er sich darüber Sorgen mache – über Öl bei $ 150 pro Barrel. Die Russen verwenden laut Dr. Zbig eine „aggressive und beleidigende Sprache“. Lächerlich – wenn Putin Kerry einen Lügner nannte, war das die Untertreibung des Jahres. Dr. Zbig hat tatsächlich Angst davor, dass „die Russen diesen Konflikt benutzen könnten, wenn er explodiert, um unsere Position im Nahen Osten insgesamt zu untergraben.“ Memo: Eure „Position“ ist bereits auf dem ganzen Planeten untergraben, nicht nur im Nahen Osten.
Und wenn Dr. Zbig sagt, dass die Russen „wegen der Stabilität im Kaukasus ängstlich sind“, dass “Putin einen Einsatz wegen der Olympischen Winterspielen hat“, und dass „es hier einen Hebelpunkt gibt, den wir intelligent nutzen können“, klingt er unheimlich nach Bandar Bush, der Putin drohte, „seine“ Tschetschenen in Sotschi 2014 loszulassen.
Aufschlussreicher und ohne doppelzüngiges Gerede ist das, was die manipulierte „Opposition“ will. Es geht um den Iran – und die „terroristischen Verbündeten“ der Hisbollah (hier bis Seite 6 nach unten scrollen).
Die Xi-Putin-Show
Selbst in diese ganze Hysterie eingetaucht seiend, gelang es der BRICS-Karawane, sich mit ernsten Angelegenheiten auf dem G-20-Treffen zu beschäftigen. Sie hielten einen Mini-Gipfel ab, um ihre gemeinsame Position zu koordinieren – die, soweit sie Syrien betrifft, völlig gegen Krieg ist (von den westlichen Medienkonzernen werden Sie davon nichts berichtet finden). Sie sagten en bloc, dass Obamas Krieg “eine extrem negative Auswirkung auf die Weltwirtschaft“ haben wird.
So diskutierten sie als Gruppe, wie sie ihren Handel in ihren eigenen Währungen erhöhen, ihre Märkte entwickeln (das ist Teil der ursprünglichen russischen Tagesordnung für dieses G-20-Treffen) und ihre Handelsbeziehungen verbessern könnten. Gemeinsame Strategie: mehrere Fluchtwege gegenüber der US-Dollar-Hegemonie.
Sie machten bei den Verhandlungen in Bezug auf die Kapitalstruktur, Beteiligung und Führung der BRICS-Entwicklungsbank Fortschritte; das Anfangskapital wird $ 50 Milliarden betragen und es wird einen Notfall-Fonds von $ 100 Milliarden als eine Art Internationaler Währungsfonds der aufstrebenden Mächte geben. Die Bank sollte beim nächsten BRICS-Gipfel 2014 in Brasilien loslegen können.
Und soweit wie Russland und China betroffen sind, gibt es das jährliche Treffen der Shanghai Cooperation Organization (SCO) nächste Woche. Zuvor haben Xi und Putin angesichts der Aussicht von $ 200 Mrd. im bilateralen Handel bis zum Jahr 2020 bereits Mega-Projekte diskutiert, die sich nicht nur rund um Pipelineistan drehen, sowie die sprichwörtliche „weitere strategische internationale Koordinierung“. Die offizielle chinesische Version ihrer strategischen Partnerschaft ist eine Schönheit: „Aussaat im Frühjahr und die Ernte im Herbst.“
Es ist wie das Schlafen in einem dieser fabelhaften Betten in einem Four Seasons-Erholungsort. Keine Hysterie. Keine „roten Linien“. Keine Tomahawks. Keine „Glaubwürdigkeit, die auf dem Spiel steht.“
Dies ist, was Obama im August 2012 sagte:
“Wir sind dem Assad-Regime gegenüber sehr deutlich gewesen, aber auch gegenüber anderen Akteuren, dass es eine rote Linie für uns ist, wenn wir sehen, dass eine ganze Reihe von chemischen Waffen bewegt oder genützt werden. Das würde mein Kalkül ändern. Das würde meine Gleichung ändern.“
Beachten Sie das „mein“, und dann ein weiteres „mein“, das Verantwortung anfleht, nicht aber „die Welt“.
Während also die Xi- und Putin-Karawane den Geist der Seidenstraße wiederbelebt, bellen die Hunde des Krieges weiterhin; und die informierte öffentliche Meinung beginnt überall die Möglichkeit zu prüfen, dass Obama, indem er nicht die volle Verantwortung für das, was er sagte, trägt, sondern „der Welt“ die Schuld gibt, auch ein Feigling sein könnte.
QUELLEN:
1. White House to Congress: Help protect Israel, Politico, September 2, 2013.
2. Le document des services de renseignement sur l’attaque chimique syrienne, Liberation, September 2, 2013.
3. Israeli intelligence first confirmed Assad regime behind alleged chemical attack, Fox News, August 28, 2013.
4. ‚War on chemical weapons‘: Obama traps himself into Syrian combat, Russia Today, August 28, 2013.
5. Russian President, Saudi Spy Chief Discussed Syria, Egypt, Al Monitor, August 21, 2013.
6. Arab states urge action against Syrian government, Reuters, September 2, 2013.
7. President Obama’s draft legislation regarding the Syrian conflict, Washington Post, September 1, 2013.