Man beachte, was China mit US-Schulden tut, nicht das, was es sagt

Für Ambrose Evans-Pritchard ist die jüngste Rhetorik Pekings, die die Kreditwürdigkeit der US-Schulden infrage stellt und den US-Dollar auf den Müllhaufen der Geschichte schickt, bloßes Gerede. Chinas immer noch steigende Währungsreserven sprechen für ihn eine andere Sprache.

Von Ambrose Evans-Pritchard, Übersetzung Lars Schall

Die exklusive Übersetzung des nachfolgenden Artikels, der im englischen Original auf der Website des Daily Telegraph erschien, wurde von Ambrose Evans-Pritchard für LarsSchall.com ausdrücklich und persönlich genehmigt.

Ambrose Evans-Pritchard, geboren 1957, berichtet seit über 30 Jahren über Weltpolitik, Wirtschaft und Finanzen aus Europa, den USA und Lateinamerika. Er kam 1991 zum Daily Telegraph, wo er zunächst Korrespondent in Washington und dann (von 1999 bis 2004) Europakorrespondent in Brüssel war. Heute ist er International Business Editor der Zeitung in London. Vor seinem Engagement beim Daily Telegraph arbeitete er unter anderem beim The Economist. Er studierte am Malvern College, am Trinity College, an der Cambridge University und La Sorbonne.

Zusätzlich zum nachfolgenden Beitrag findet sich auf LarsSchall.com ein Exklusiv-Interview mit Ambrose Evans-Pritchard,Europe and America will not allow deflation to take root”. Für eine Gesamt-Übersicht der exklusiv für LarsSchall.com übersetzten Artikel von Ambrose Evans-Pritchard siehe hier.

Man beachte, was China mit US-Schulden tut, nicht das, was es sagt
von Ambrose Evans-Pritchard

So viel zur heißen Rhetorik Pekings, die die Kreditwürdigkeit der US-Schulden infrage stellt und den US-Dollar auf den Müllhaufen der Geschichte schickt.

Die neuesten Daten zeigen, dass Chinas Devisenreserven im dritten Quartal um 163 Milliarden US-Dollar auf 3.6 Billionen US-Dollar gestiegen sind, einer der größten Sprünge überhaupt.

Mark Williams und Qinwei Wang von Capital Economics nannten diesen Anstieg „erstaunlich“. Sie schätzen, dass Chinas Zentralbank in den letzten Monaten 70 Milliarden US-Dollar an ausländischen Anleihen in einem hektischen Versuch gekauft haben muss, um die Währung unten zu halten.

Wir werden eine ganze Weile lang nicht wissen, wo das Geld hinging, aber ein großes Stück muss in US-Staatsanleihen geflossen sein. Man behalte das im Hinterkopf, wenn man die Behauptungen von Xinhua liest, dass der US-Schuldengrenzen-Kampf „die enormen Dollar-Anlagen vieler Nationen wieder in Gefahr und die internationalen Gemeinschaft sehr gequält hat.“

Oder wenn es heißt:

“Eine neue Weltordnung sollte geschaffen werden, in der die Hauptinteressen aller Nationen, ob groß oder klein, arm oder reich, respektiert und gleichberechtigt geschützt werden. Zu diesem Zweck sollten mehrere Eckpunkte festgelegt werden, um eine de-amerikanisierte Welt zu untermauern.“

Gerede, Gerede, Gerede.

Chinas steigende Reserven decken die Wahrheit auf. (Und nein, überschüssige Reserven sind kein Zeichen der Stärke, sie sind Zeichen einer deformierten Wirtschaft). Peking öffnet faktisch seine Kapitalbilanzkonten nicht und bereitet sich nicht darauf vor, den Markt über den Wechselkurs entscheiden zu lassen.

Die gute Nachricht für China ist, dass es nicht mehr länger ein aufstrebender Markt in einem bedeutungsvollen Sinne ist. Es war ein sicherer Hafen während der großen Sommer-Sturmböe, die Indien, Indonesien, die Türkei, Brasilien, Südafrika, die Ukraine, Serbien und andere traf. China litt nicht unter Kapitalflucht. Es erlitt einen Anstieg von sehr unwillkommenen Kapitalzuflüssen.

Aber es gibt dazu eine dunkle Seite. Bei all dem Reform-Gerede weigert sich China immer noch, seine merkantilistische Handelspolitik aufzugeben. Es drückt den Yuan herunter, um sich an seinem Weltmarktanteil zu klammern und die hauchdünnen Marge seiner Exporteure zu schützen, nicht immer erfolgreich.

Ich hege ernste Zweifel ob des neuen Konsens‘, dass China brüllend zurückkommt. Es besteht eine hohe Chance, dass dies verpuffen wird. Sie können an Simon Wards Gelddaten bei Henderson Global Investors ersehen, dass sich Chinas Geldmenge herumgerollt hat:

Die Messung des sechsmonatigen realen M1-Wachstums von Herrn Ward ist ein Frühwarnsystem für die Wirtschaft, etwa sechs Monate vorweg. Sie weist also auf eine frische Abkühlung über den späten Winter / das Frühjahr hin. Seien Sie vorbereitet.

In jedem Fall wurde der jüngste Wachstums-Ausbruch fast ausschließlich durch einen Rückgriff auf die alten Top-Down-Investitionen in der Schwerindustrie angetrieben sowie (abermals) durch überschüssige Kredite, wie sowohl der IWF als auch die Weltbank in ihren neuesten Berichten andeuteten.

Die wirtschaftliche „Effizienz“ der Schulden ist zusammengebrochen. Jeder Extra-Yuan an Darlehen ergibt nun nur noch 0,18 Yuan des BIP-Wachstums. Der Kredit-Zyklus ist ausgereizt. Der Schuldenstand ist von $ 9 Billionen auf $ 23 Billionen binnen fünf Jahren gesprungen, womit 200 Prozent des BIP erreicht wurden. Es weiterlaufen zu lassen, ist mit dem Feuer zu spielen. Die Experten in Peking wissen genau, was das bedeutet, aber sie können nicht einfach aufhören. Politische Interessen sind im Spiel.

Zhiwei Zhang von Nomura hat eine Notiz veröffentlicht, „China: Why the Economic Recovery is Unsustainable“ („China: Warum das Konjunkturprogramm nicht nachhaltig ist“), in der er sich auf sieben Gründe beruft, warum die neueste Expansion ungesund ist und dazu verdammt, wie ein fehlgeschlagene Soufflé abzuschlaffen.

Der, der mich am meisten beeindruckte, war die Feststellung im Artikel IV-Bericht des IWF, dass Chinas gesamtes Haushaltsdefizit (einschließlich das der Kommunen) im letzten Jahr 7.4 Prozent des BIP betrug. Ohne Verkäufe von Grundstücken waren es 9.7 Prozent, die ausgeschlossen werden sollten, da diese Art der Finanzierung ein Schneeballsystem ist.

Dies ist eigentlich noch schlimmer als in den USA, wie Sie aus dem unteren Chart ersehen können:

Dies bedeutet nicht, dass der chinesischen Wirtschaft die Räder abfallen werden. Was es tut, ist aufzuzeigen, wie sehr das chinesische Wachstumsmodell darauf gründet, von geborgter Zeit zu leben. All die niedrig hängenden Früchte sind gepflückt worden.

Es wird von nun an eine sehr viel schwierigere Schinderei werden.

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