Falls Sie denken, dass viel zu viel Geld durchs globale Finanzsystem schwappt und instabile Anlageboomphasen verursacht, sind Sie nicht allein. Ein neuer Bericht von JP Morgan besagt, dass die bankeigene Messung der überschüssigen globalen Geldmenge ein Allzeithoch erreicht hat. Wenn JP Morgan richtig liegt, können Sie sehen, warum die BIZ, der IWF und die Fed-Falken sorgenvoll an ihren Fingernägeln herumkauen.
Von Ambrose Evans-Pritchard, Übersetzung Lars Schall
Die exklusive Übersetzung des nachfolgenden Artikels, der im englischen Original auf der Website des Daily Telegraph erschien, wurde von Ambrose Evans-Pritchard für LarsSchall.com ausdrücklich und persönlich genehmigt.
Ambrose Evans-Pritchard, geboren 1957, berichtet seit über 30 Jahren über Weltpolitik, Wirtschaft und Finanzen aus Europa, den USA und Lateinamerika. Er kam 1991 zum Daily Telegraph, wo er zunächst Korrespondent in Washington und dann (von 1999 bis 2004) Europakorrespondent in Brüssel war. Heute ist er International Business Editor der Zeitung in London. Vor seinem Engagement beim Daily Telegraph arbeitete er unter anderem beim The Economist. Er studierte am Malvern College, am Trinity College, an der Cambridge University und La Sorbonne.
Zusätzlich zum nachfolgenden Beitrag findet sich auf LarsSchall.com ein Exklusiv-Interview mit Ambrose Evans-Pritchard, “Europe and America will not allow deflation to take root”. Für eine Gesamt-Übersicht der exklusiv für LarsSchall.com übersetzten Artikel von Ambrose Evans-Pritchard siehe hier.
JP Morgan sieht „extremsten Überschuss“ der globalen Liquidität aller Zeiten
von Ambrose Evans-Pritchard
Falls Sie denken, dass viel zu viel Geld durchs globale Finanzsystem schwappt und instabile Anlageboomphasen verursacht, sind Sie nicht allein.
Ein neuer Bericht von JP Morgan besagt, dass die bankeigene Messung der überschüssigen globalen Geldmenge ein Allzeithoch erreicht hat.
„Die aktuelle Episode überschüssiger Liquidität, die im Mai 2012 begann, scheint hinsichtlich ihrer Größe die extremste überhaupt zu sein“, sagte der Bericht, der von Nikolaos Panigirtzoglu und Matthew Lehmann vom Global Asset Allocation Team der Bank geschrieben wurde.
Sie sagten, der jüngste Anstieg ginge weit über das hinaus, was in den letzten drei Episoden überschüssiger Liquidität gesehen wurde: 1993-1995, 2001-2006, und während der Lehman-Notfallmaßnahmen ab Oktober 2008 bis September 2010, die allesamt einen blasenbildenden Anstieg der Anlagepreise auslösten.
Das ist derzeit kein Problem. Die Bank sagt, es gäbe genug Saft, um den Boom für mehrere Monate anhalten zu lassen, er häufe aber größere Probleme zu einem späteren Zeitpunkt an. „Es könnte eine Warnung sein, wenn die Grundlagen aus dem Gleichgewicht geraten. Die Märkte könnten im nächsten Jahr verletzbar sein, wenn die Liquidität zu verschwinden beginnt“, sagte Herr Panigirtzoglu.
Meine eigene Ansicht ist etwas anders, so dass ich die Ergebnisse des Berichts an die Leser übergebe, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Sie argumentieren, dass die globale Geldmenge M2 in diesem Jahr um 3 Billionen US-Dollar gestiegen sei; innerhalb von nur neun Monaten um 4.6 Prozent auf 66 Billionen USD. Rund 1 Billion USD zeigt sich im G4-Block aus USA, der Eurozone, Japan und dem UK.
Das meiste, ungefähr 2 Billionen USD, zeigt sich in den Märkten der Schwellenländer, in denen die Kredite um 170 Milliarden USD in den Monaten Juli und August weiter anstiegen – trotz des Schrecks der Fed, die Anleihekäufe zu verringern, der die Fragilen Fünf (Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und die Türkei) traf. Herr Panigirtzoglu sagte, es gäbe einen internen Kredit-Boom in den Schwellenländern, der parallel zu QE im Westen verliefe.
Meine Vermutung ist, dass ein gutes Stück des neuesten Wachstums auf China entfiel, da es einmal mehr zu Überschusskrediten zurückgekehrt ist und in den staatlichen Giganten Darlehen schaufelt, darauf hoffend, noch ein bisschen Saft aus seinem erschöpften Aufholmodell herauspressen zu können. Ich denke auch, dass dieser Sprung um 2 Billionen USD mit dem QE der Fed, der Bank of England und der Bank of Japan sowie mit der Hintertür-Unterstützung der EZB für Club Med-Staatsanleihen verbunden ist. Das Geld ist nach Asien, Lateinamerika und Afrika geschoben worden, aber das kann auch überbewertet werden.
Das Niveau überschüssigen Geldes zu bestimmen, ist keine leichte Aufgabe. Der Teufel steckt im Detail. JP Morgan misst die „breite Liquidität“ von Firmen, Pensionskassen und Haushalten (etc.), als auch von Banken. Sie sagen richtiger Weise (ein entscheidender Punkt, der oftmals übersehen wird), dass die QE-Anleihekäufe von Banken nicht unbedingt die Geldmenge erhöhen. Man muss außerhalb der Banken kaufen.
Sehr grob ausgedrückt ist überschüssige Liquidität die Kluft zwischen „Geldnachfrage und Geldangebot“. Wenn das Vertrauen zurückkehrt, fällt die Geldnachfrage, so dass es an anderer Stelle ein Obdach findet – in Aktien, Immobilien, und dergleichen.
Wenn JP Morgan richtig liegt, können Sie sehen, warum die BIZ, der IWF und die Fed-Falken an ihren Fingernägeln herumkauen, indem sie sich Sorgen ums nächste Zug-Wrack machen. Es gibt eindeutig ein riesiges Problem mit der Art und Weise, in der QE durchgeführt wurde.
Die Geldschwemme hat einen weiteren Anlageboom ausgelöst, die Weltwirtschaft hat jedoch keine „Fluchtgeschwindigkeit“ erreicht und steckt wohl immer noch in einer Depression fest. Die globalen Handelsvolumen schrumpften um 0,8 Prozent im August. (Es wäre natürlich ohne QE noch viel schlimmer, gleichwohl wir das nie beweisen werden können.)
Falls wir je mehr an QE benötigen sollten, sollte es direkt in die Venen der Wirtschaft durch eine direkte Defizit-Finanzierung von großen Investitionsprogrammen (Fiskal-Dominanz) gehen und die Torpedos und die Tabus verdammen. Man sollte einfach Geld drucken, um Häuser für die Armen zu bauen und zwei Probleme auf einmal zu lösen. Beachten Sie, dass ich “falls“ sagte, ehe die Austro-Liquidatoren und Coupon-Rentiers alle auf einmal “Missbrauch“ schreien.
Interessanterweise sagte JP Morgan auch, dass Norwegens Staatsfonds (8 Milliarden USD) den Kauf von Aktien im dritten Quartal stoppte, um zum Netto-Verkäufer zu werden.
Derzeit ist er mit 63,6 Prozent in Aktien investiert, oberhalb seines 60-Prozent-Ziels. Dies bedeutet mehr Verkauf. Andere solche Fonds dürften in der gleichen Position sein. Interpretieren Sie das, wie Sie wollen. Klingt für mich, als gäbe einen “Verkaufsaufruf“ eines Staatsfonds gegenüber den globalen Aktienmärkten. Sie werden während der Anstiege verkaufen.
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