Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 starten wir mit einem recht surreal anmutenden Smog-Bild, das uns via Twitter aus dem realen China erreicht – und zwar hier.

Auf Platz 9 können Sie sich unter der Überschrift “Der Krieg um das sichere Geld der Zukunft“ ein wenig über einen Konstruktionsfehler unseres Finanzsystems kundig machen, den Advokaten des Vollgelds, Freigelds und Marktgelds zu beseitigen erpicht sind. “Gegen die Rebellen positionieren sich die Vertreter der großen Banken und der Politik. Die Etablieren bestreiten nicht, dass das jetzige System verbesserungsfähig ist. Radikale neue Konzepte seien jedoch nicht die Lösung. So attraktiv sich die Reformvorschläge in der Theorie anhörten, sie würden am Ende deutlich mehr Schaden als Nutzen bringen. Es ist ein erbitterter Krieg der Konzepte, ein Kampf um das bessere Geld.“

Mehr dazu gibt es hier.

Auf Platz 8 verweilen wir beim Geld, insofern seit dieser Woche die Aussage im Raume steht, dass die Manipulationvorwürfe an den Märkten für Devisen und Edelmetalle schwerer wiegen als der Libor-Skandal. So hat sich Elke König, Chefin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), am Donnerstag in einer Rede in Frankfurt a. M. geäußert. Am Tage zuvor hatte die Finanzaufsichtsbehörde mitgeteilt, sie untersuche den Sachverhalt hinsichtlich der Devisenhandels-Referenzwerte. Dabei gilt es herauszufinden, ob sich bei den größten Banken der Welt abgesprochen worden ist, WM/Reuters-Raten zu verfälschen, die verwendet werden, um den Wert von Anlagen in verschiedenen Währungen zu bestimmen. Die BaFin schließt sich damit Behörden der Schweiz, USA und des UK an.

Elke König sagte in ihrer Rede:

“Ein weiteres Thema hält uns über den Jahreswechsel hinaus die Treue: die Manipulationsvorwürfe rund um wichtige Referenzsätze. Standen zunächst LIBOR, Euribor & Co. im Fokus, wurden später auch Vorwürfe laut, bei der Ermittlung von Referenzwerten für die Devisen- und Edelmetallmärkte sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Diese Vorwürfe wiegen besonders schwer, denn solche Referenzwerte basieren – anders als LIBOR und Euribor – typischerweise auf realen Transaktionen in liquiden Märkten und nicht auf Schätzungen der Banken.

Dass dieses Thema in der Öffentlichkeit so hohe Wellen schlägt, ist verständlich: Gerade die Finanzwirtschaft ist abhängig vom Vertrauen der Allgemeinheit darauf, dass sie leistungsfähig ist und dabei ehrliche Arbeit leistet. Die zentralen Referenzwerte schienen über jeden Zweifel erhaben – und nun steht der Verdacht im Raum, sie seien manipuliert worden.“

Das Rede-Manuskript können Sie hier ausfindig machen.

Einen Tag, nachdem König ihre Rede gehalten hatte, wurde bekannt, dass sich die Deutsche Bank vom Goldpreisfixing in London zurückziehen wird – siehe dazu hier.

Ferner haben US-Ökonom Paul Craig Roberts und Fonds-Manager Dave Kranzler einmal „The Hows and Whys of Gold Price Manipulation“ durch die US-Regierung zusammengefasst – und zwar hier.

Auf Platz 7 vermelden Naturwissenschaftler an der Universität von Harvard einen Durchbruch in der elektronischen Batterieforschung. Ein Problem mit erneuerbaren Energien ist, dass sie nicht immerzu Energie erzeugen, wenn man sie gerade braucht. Umso wichtiger ist es, die erzeugte Energie zu speichern. Die Wissenschaftler in Harvard haben nun eine Batterie entwickelt, die auf organischen Materialien, statt wie bisher auf Metallen gründet, und sie sind optimistisch, dass ihr Prototyp in den kommenden Jahren des Problems Lösung sein wird.

Mehr Informationen dazu erhalten Sie hier.

Auf Platz 6 begegnen wir dem Phänomen der verdeckten Einflussnahme über PR, die als solche nicht sogleich zu erkennen ist, und zwar im Online-Nachschlagewerk Wikipedia. „Die enorme Bedeutung von Wikipedia als Informations-, Orientierungs- und Deutungsquelle weckt Begehrlichkeiten bei Unternehmen, Prominenten und anderen öffentlichen Akteuren, auf das elektronische ,Weltwissen‘ Einfluss auszuüben. Erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass verdeckter PR in Wikipedia bislang sowohl in der Wissenschaft als auch im Journalismus mit nur geringer Aufmerksamkeit nachgegangen worden ist.“

Die Otto Brenner Stiftung verschafft nunmehr mit einer Studie Abhilfe, um “Möglichkeiten zur Beeinflussung und Manipulation der Öffentlichkeit durch Wikipedia“ aufzuzeigen – siehe hier.

Auf Platz 5 kommt eine andere Studie, diesmal von der New America Foundation, nach Auswertung von 225 Fällen von Terrorismus zum Schluss, dass die Telefondatensammelwut der National Security Agency seit 9/11 “keinen erkennbaren Einfluss auf die Verhinderung von Terroraktivitäten hatte.” Wenn terroristische Aktivitäten festgestellt und verhindert wurden, so sei dies auf traditionellere Strafverfolgungs- und Fahndungsmethoden zurückzuführen. In der Studie heißt es:

„Im Großen und Ganzen liegt das Problem der Anti-Terror-Beamten nicht darin, dass sie größere Mengen Information aus den massenhaften Überwachungsprogrammen bräuchten, sondern darin, dass sie die Informationen, die sie bereits besitzen und die mit herkömmlichen Techniken gewonnen wurden, nicht ausreichend verstehen oder teilen.“

Das Nicht-Teilen geheimdienstlicher Erkenntnisse im Vorfeld von 9/11 gehört übrigens zum Kleingedruckten des globalen Kriegs gegen den Terror…

Wie dem auch sei – hier finden Sie die besagte Studie.

Unterdes veröffentlichte diese Woche das Committee on Civil Liberties, Justice and Home Affairs (LIBE) des EU-Parlaments ihren vorläufigen Bericht zu den Aktivitäten von NSA & Co. in Europa. Der Kampf gegen den Terrorismus könne, so heißt es darin, “niemals für sich eine Rechtfertigung für ungezielte, geheime und manchmal illegale Massenüberwachungsprogramme sein.“ Dass die Terrorismusbekämpfung das einzige Ziel der NSA sei, wird bestritten, indem der Verdacht geäußert wird, dass es wohl auch um “politische und wirtschaftliche Spionage“ gehe.

Diesen Report bekommen Sie als PDF-Datei hier.

Ferner will ich Ihnen noch einen Artikel von Peter Van Buren empfehlen, “Surveillance myths debunked”, der sich öffnet, so Sie hier klicken.

Auf Platz 4 macht sich der Chef des US Space Command, General William Shelton, Sorgen darüber, dass US-Militärsatelliten anfällig sind für Angriffe Chinas. Diese Sorge folgt Berichten, wonach China Anti-Satelliten-Waffen entwickelt (siehe Platz 2 des Wochenrückspiegels vom 27. Oktober 2013 – hier).

Shelton verlautbarte, dass US-Satelliten gegenüber Angriffen im Weltall wehrlos seien, und ihre Zerstörung könnten “ein riesiges Loch“ schaffen, so es um die Fähigkeit des Landes gehe, einen Hightech-Krieg zu führen.

Weiteres dazu gibt es hier.

Auf Platz 3 vermeldet eine der ältesten Tageszeitungen Mexikos, El Universal, “dass die US-Regierung von 2000 bis 2012 mit dem Sinaloa Drogenkartell eine informelle Vereinbarung geschlossen hatte. In diesem Rahmen soll die US-Drogenbehörde DEA dem Sinaloa Kartell im Gegenzug zu Informationen über gegnerische Kartelle, Verzicht auf Strafverfolgung und ungehinderten Drogenschmuggel zugesichert haben.

Sinaloal gilt als eines der mächtigsten Drogenkartelle weltweit. Es wird angeführt von Joaquin ‘El Chapo‘ Guzman. Bis zu 80 Prozent der Drogenlieferungen in die Westküste der USA sollen mittlerweile von Sinaloa kommen.“

Falls Sie das interessiert, können Sie hier und hier mehr dazu erfahren. (Außerdem habe ich im September 2010 ein paar Überlegungen zum Drogengeschäft angestellt – mit einem Fokus auf Mexiko -, die Sie hier finden können.)

Auf Platz 2 soll’s um “Rohstoffimperialismus“ gehen, und damit um eine gleichnamige IMI-Studie über “Deutsche und europäische Entwicklungspolitik im Dienste von Wirtschaft und Machtpolitik“. Hier folgt die Zusammenfassung der Studie:

Die materielle Grundlage von Machtpolitik ist seit jeher der Zugriff auf Bodenschätze. Dies gilt auch heute für politische Akteure mit globalen Machtansprüchen wie Deutschland und die Europäische Union. Diese versuchen ihre Politik in den vergangen Jahren verstärkt auf die strategische Sicherung des Zugangs auf die in Entwicklungsländern befindlichen Rohstoffe auszurichten, wobei auch nichtenergetischen industriellen Rohstoffen ein besonderes Interesse vonseiten der Industrie und Politik zukommt. Denn auch diese Rohstoffe waren von den allgemeinen Preissteigerungen der Rohstoffe seit 2002 betroffen. Zur Erhaltung der Tradition eines kostengünstigen globalen Rohstoffzugangs – die spätestens seit Kolonialismus und Imperialismus gepflegt wird – gehen die Weltordnungsmächte zunehmend in die Offensive und bemühen dabei umfassend ihre verschiedenen Politikressorts. Die staatliche Entwicklungspolitik, die sich gerne ihrer hehren Ziele rühmen lässt, unterstützt dabei die von der deutschen und europäischen Außenwirtschaftspolitik forcierten Maßnahmen zur weitreichenden marktwirtschaftlichen Öffnung der rohstoffreichen Entwicklungsländer. Die Folge ist eine Verstetigung der Rolle als weitestgehend industrie- und kapitalfreie Rohstoffexporteure und der hiermit einhergehenden nachteiligen Lage in der weltkapitalistischen Arbeitsteilung. Die hierdurch verursachte Perpetuierung von Armut ist gleichzeitig eine wesentliche Ursache teils gewaltsam ausgetragener Konflikte. Sollten hiervon wiederum wichtige westliche (Rohstoff-)Interessen bedroht werden, so entscheidet sich die „internationale Gemeinschaft“ nicht selten für „friedenserzwingende Maßnahmen“, um diese Interessen zu wahren beziehungsweise durchzusetzen. Selbst hier leistet die Entwicklungspolitik tatkräftige Schützenhilfe, indem sie über das Konzept der Vernetzten Sicherheit zu einem integralen Bestandteil militärischer „Stabilisierungsoperationen“ geworden ist.

Die ganze Studie als PDF-Datei können Sie hier herunterladen.

Auf Platz 1 stehen zuletzt zwei Videos. Zum einen ist das eine angeregte Diskussion von “Boiling Frogs Post“ über alternative / unabhängige Medien – und die wichtige Frage: alternativ zu was und unabhängig von wem? Darüber unterhalten sich Sibel Edmonds, Peter B. Collins, Guillermo Jimenez und James Corbett. Die knapp einstündige Diskussion können Sie sich hier ansehen / anhören.

Zum anderen gibt es den ersten Teil einer neuen Dokumentation über meinen Freund Michael C. Ruppert, Autor des Buches “Crossing the Rubicon“. Mike führt mittlerweile ein einfaches, alternatives “Zurück zu den Wurzeln“-Leben am Fuße der Rocky Mountains in Colorado. Für den ersten Teil von “Apocalypse, Man“, bei dem Andy Capper Regie führte, klicken Sie bitte hier.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: DEEE-LITE – What Is Love?

I think I know what love is.
I think I know.
I think.

In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.

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