Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 mache ich Ihnen ein klitzekleines Bildungsangebot. Nehmen Sie sich Zeit, ein Ohr, Stift und Papier – und notieren Sie aufmerksam die Namen jener Individuen, Institutionen und Organisationen, die in zwei Videos erwähnt werden, die ich im Laufe meiner Sichtung der Website “Tragedy and Hope“ aufstöberte. Sie brauchen rein gar nichts von dem glauben, was Ihnen die Herrschaften in den Videos mitzuteilen versuchen, sondern können selbst die Spur aufnehmen, um herauszufinden, was es mit diesen Namen auf sich haben mag – und danach ihre eigenen Schlüsse ziehen. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Sie es im einen wie im anderen Fall bereuen werden.
Die Videos “History…The Last Will of Cecil Rhodes and the Anglo-American Establishment“ und “The Origins of the U.S. Intelligence Agencies“ finden Sie jeweils hier und hier.
Auf Platz 9 kommen wir sodann zur Auslandshilfe der USA an Israel. Normalerweise, so stellt Chase Madar dieser Tage auf Asia Times Online fest, sind die von den USA geleisteten Auslandshilfen generell ein hitzig debattiertes Thema, insbesondere vorgebracht von Kostenkürzungsadvokaten; wenn es aber um die Tatsache geht, dass Israel der größte Nutznießer des US-Auslandshilfebudgets ist – fast alles verwendet fürs Militär –, erhält das wenig Aufmerksamkeit. Israel bezog 2013 $3.1 Milliarden an militärischer US-Hilfe – von Tränengas zu F16-Maschinen, Apache-Hubschraubern und “bunkerbrechender” Munition. Ob das viel Sinn ergibt? Für Madar im Sinne einer Lösung der endlosen Krise in Nahost nicht.
Mehr dazu unter der Überschrift “Truth and dare in US aid to Israel” hier.
Da wir bei Militärhilfe waren: am Mittwoch hieß es einerseits beachtenswerter, andererseits aber auch absehbarer Weise, dass Ägyptens Militärchef Abd al-Fattah al-Sisi „russische Top-Beamte (trifft), um einen $ 2 Milliarden-Waffenhandel zu verhandeln, der die abebbenden Hilfen des alten Verbündeten Washington ersetzen soll.”
Siehe dazu hier.
Auf Platz 8 richtet Daniel McAdams unser Augenmerk auf folgenden Vorgang:
“Ab und zu bekommen wir eine Chance, durch ein Fensterchen einen Blick darauf zu erhaschen, wie ‘Diplomatie‘ hinter verschlossenen Türen betrieben wird. Letzte Woche war das durchgesickerte Gespräch zwischen Diplomaten der Vereinigten Staaten von Amerika, welche den Sturz der ukrainischen Regierung schmiedeten, ein solcher dramatischer Moment.
Einen weiteren gab es gestern, in einem Interview des iranischen Botschafters im Libanon Ghazanfar Roknabadi, das in der angesehenen libanesischen Zeitung Daily Star erschien. In einem mitreißenden Interview diskutierte der Botschafter den kürzlichen Bombenanschlag auf die iranische Botschaft in Beirut und die regionale Gefahr einer steigenden Anzahl von jihadistischen Gruppen in Syrien.
Dann ließ er seine Bombe hochgehen. Roknabadi sagte dem Daily Star, dass die iranische Regierung unter Druck gesetzt wurde, um den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu überzeugen, sich nicht mehr um das Präsidentenamt zu bewerben. Als Syriens einziger Verbündeter in der Region hat der Iran vermutlich einen ziemlich bedeutenden Einfluss auf die Regierung Assad.
Botschafter Roknabadi: [UNO-Unter-Generalsekretär für politische Angelegenheiten Jeffrey] Feltman bat anläßlich eines Besuchs im Iran im vergangenen Sommer Regierungsvertreter, Assad zu überzeugen, nicht mehr bei den Wahlen anzutreten. Die iranischen Regierungsvertreter fragten ihn: ‘Was ist das Problem, wenn er antritt?‘ Darauf antwoertete Feltman: ‘Wenn er antritt, wird er die Wahlen gewinnen.‘“
Den ganzen Artikel von Daniel McAdams, “Die Vereinigten Staaten von Amerika/die UNO befürchten, dass Assad in einer freien syrischen Wahl gewinnt?“, können Sie hier lesen.
Auf Platz 7 schwenken wir zur DARPA, der Defense Advanced Research Projects Agency des US-Verteidigungsministeriums. Aus kürzlich veröffentlichten Dokumenten geht hervor, dass DARPA verstärkt an der Entwicklung von implantierbaren Gehirn-Chips arbeitet. Ziel ist es, ein tragbares, drahtloses Gerät hervorzubringen, das die Gehirnaktivitäten aufzeichnet und stimuliert.
Falls Ihr Gehirn spontan sagt: “Interessiert mich“, so sind Sie hier und hier richtig.
Auf Platz 6 befasst sich Mathias Bröckers auf seinem Blog mit angebrachter Kritik an der Urknall-Theorie – und die weiterführenden Links, die der werte Kollege anbietet, sind es durchaus wert, näher in den Fokus gerückt zu werden.
Bröckers‘ “Bye Bye Big Bang“ erscheint, so Sie die Linse Ihres Internet-Teleskops hierhin bewegen.
Auf Platz 5 geht es um die Ausschreibung der NASA (genau gesagt: Lunar Cargo Transportation and Landing by Soft Touchdown Program, CATALYST), um zusammen mit Privatfirmen “wertvolle Ressourcen wie Helium 3 und Seltene Erdmetalle“ auf dem Mond zutage zu fördern. “Mit einem Skelett-Budget konfrontiert, sucht die Behörde nach innovativen Wegen, mit der Privatwirtschaft zu kooperieren, um die Forschung und Erkundung fortzusetzen“, beispielsweise mit Planetary Resources, einem von Milliardären unterstützten Unternehmen, das anstrebt, auf Asteroiden Bergbau zu betreiben.
Wie schon einmal in einem vergangenen Wochenrückspiegel aufgezeigt worden ist, besteht ein Problem, das das neue “Space Race“ aufwirft, darin, dass es nach dem Weltraumvertrag der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1967 einzelnen Ländern untersagt ist, Eigentumsrechte auf dem Mond geltend zu machen.
Um mehr darüber unter der Überschrift “NASA is now accepting applications from companies that want to mine the moon” zu lesen, können Sie die Linse Ihres Internet-Teleskops hierhin drehen.
Auf Platz 4 empfehle ich einen Gang auf die Ossietzky-Website, um den Artikel “Griechenland am Boden“ von Manfred Klingele in Augenschein zu nehmen. Darin heißt’s zu Beginn:
“Nach dem Blitzkrieg gegen die gewerkschaftlichen Rechte und die sozialen Institutionen im vergangenen Jahr erlebte Griechenland in diesem Jahr eine allgemeine Depression. Die Krise hat eine Dimension erreicht, die nicht mehr mit Begriffen wie Abschwung oder Niedergang bezeichnet werden kann. Die griechische Gesellschaft liegt am Boden.“
Und am Ende heißt’s:
“Die Gefahr einer mehr oder weniger offenen Diktatur (vielleicht durch das Militär mit Unterstützung der Faschisten) ist nicht gering.“
Den Gang auf die Ossietzky-Website können Sie hier wagen.
Auf Platz 3 lassen Sie mich sagen, dass in der vielbesprochenen Affäre Edathy meinerseits unglaublich wenig zu sagen ist – aber ich denke, gelesen werden sollte dies Gesagte hier von Feynsinn, “Spiel über Bande“.
Auf Platz 2 befassen wir uns mit chinesischen Erkenntnissen zum Währungskrieg und dem Krieg ums Öl. Koos Jansen, der den nebligen chinesischen Goldmarkt mit einer Prise Spürsinn und vor allem Sprachkenntnis verfolgt, hat mal wieder ein paar interessante Worte ausgegraben, die im Reich der Mitte fielen. Diese lauten:
„…Die Vereinigten Staaten beabsichtigen, Gold zu unterdrücken, um die Dollar-Dominanz zu gewährleisten, der Rückgang des Goldpreises war vorsätzlich und ein Teil des Währungskriegs.
…Das heißeste Thema im Moment ist Öl und Gold. Der Bodenkrieg, den wir auf der ganzen Welt sehen, ist, denke ich, ein Krieg um Öl, während Gold der Währungskrieg ist.
…Die USA schulden Deutschland so viel Gold, aber anstatt es sofort zurückzuzahlen, setzen sie eine Frist bis 2020, um das Gold zurückzugeben. Von diesem Beispiel und Verfahren sowie einigen typischen Faktoren ist dies ein blanker Währungskrieg, um die US- Dollar-Hegemonie durch den Sieg über alle anderen Währungen aufrechtzuhalten.
…Gold leidet nunmehr unter einer „Nebelwand“, die von den US entwickelt wurde, die 74% der weltweiten offiziellen Goldreserven aufbewahren, um andere Währungen herunterzusetzen und die US-Dollar-Hegemonie zu pflegen. Zur Quelle gehend, wurden der Anstieg des US-Dollars und des britischen Pfunds und später der Euro-Währung, um aus einer Währung eines einzigen Landes zu einer globalen oder regionalen Währung zu werden, von ihren riesigen Goldreserven unterstützt.
…In der globalen Finanzkrise sehen wir einmal mehr deutlich, dass Goldreserven eine wichtige Funktion für die Finanzstabilität haben und ein „Anker“ für die nationale wirtschaftliche Sicherheit sind.
…Wir müssen eine klare nationale Gold-Strategie entwickeln, die Goldreserven weiter wachsen lassen, und schrittweise eine ‘Goldreserve‘-Nation werden, die im Einklang mit der wirtschaftlichen Stärke des Landes steht.
…Um diese Probleme grundlegend zu lösen, muss der Staat Gold zu einer gleichen strategischen Ressource wie Öl und Energie erhöhen.
…Weil darüber hinaus die individuelle Investitionsnachfrage ein wichtiger Bestandteil von Chinas Goldreserven-System ist, sollten wir die individuelle Investitionsnachfrage nach Gold fördern. Die Praxis zeigt, dass der Goldbesitz von Bürgern eine wirksame Ergänzung zu nationalen Reserven ist, und sehr wichtig für die nationale finanzielle Sicherheit.“
Sagt wer? Sagt der Präsident der China Gold Association, Sun Zhaoxue.
Das heißt, „Wirtschaftskreise“ in China sehen den prekären (Un-)Gleichgewichtszustand der $-Weltfinanz von einem anderen archimedischen Punkt aus als beispielsweise die City of London – aber mindestens genauso volatil. Wie nun aber chinesische Krieger im Währungskrieg die Trockenschwimmübungen unserer Bundesbank beurteilen, die Eigentum an physischem Gold in Anspruch nehmen möchte, das sie nie physisch in Besitz hatte, entzieht sich freilich meiner Kenntnis, ich schätze jedoch, dass der Vorgang als weiteres Kaufsignal interpretiert werden dürfte (“Jetzt erst recht!“).
Jansen macht ferner darauf aufmerksam, dass die chinesische Goldnachfrage im Januar so hoch war wie noch nie: 247 Tonnen – siehe hier.
Das ist alles insofern interessant, insoweit mir der Autor des Buches “Currency Wars: The Making Of The Next Global Crisis“, James G. Rickards, in diesem Interview hier im Januar Folgendes zum chinesischen Goldankauf sagte (ich belasse die Passage im gesprochenen Englischen):
LS: One big buyer of physical gold is the People’s Bank of China. How much gold do you think has China’s central bank by now in its vaults?
JR: Well the People’s Bank of China actually doesn’t buy it. The party that buys it is another sovereign wealth fund run by the Chinese Communist Government called SAFE, which is the asset management arm of the Chinese Government. SAFE stands for the State Administration of Foreign Exchange. So they manage China’s foreign exchange reserves more so than the central bank. No one knows exactly how much they’re buying. We have some export figures from Switzerland. We have some import figures from Hong Kong. We have some mining output figures, it’s a little opaque of all the gold that China gets their hands on through imports and mining, you know how much is going to the government, how much is going to private investment, to individual citizens – China certainly has a large appetite for gold.
It’s a little bit of guesswork, but I have worked on that and others have as well, and it seems that the official Chinese gold position is going up at least a thousand tons a year approximately and that’s been true since 2010. So you would have to add probably 3,000 tons to the official number. So, if China is officially at about 1,000 tons which is what they admit to and you add 3,000 tons on top of that, then now we put their gold reserves at 4,000 tons, which would make them the second largest gold holder in the world after the United States. They actually have more than Germany, France, Italy or the IMF at that point. So, they are buying gold, they’re doing it through this SAFE (Safe Administration of Foreign Exchange), they’re using some means that we can detect and covert means using military and intelligence assets. Putting it all together they have some number, but we don’t know exactly what it is, but at this point it’s probably north of 4,000 tons a year — sorry, not 4,000 tons a year, but 4,000 tons in total acquired approximately a 1,000 tonnes a year.
LS: So this will blow some minds when the Chinese reveal the real official numbers finally.
JR: I think it will make it very difficult for those who disparage gold or those who insist that gold has no role in the international monetary system. Then you consider to put the question to them, which would be, „Well, if gold has no role in the monetary system why did China buy 3,000 tons or 4,000 tons? Are they stupid or do they know something you don’t?“ Well, the Chinese are not stupid. They’ve made a number of very smart moves, so my inference would be that they know something the rest of the world doesn’t, which is we’re getting closer and closer to a collapse of the international monetary system and a reset that would be, if not a full gold standard, which it could be but at least with some reference to gold, and that, when the time comes to restructure the international monetary system, the people with the biggest seat at the table will be the people with the most gold, and of course individual investors can be along for that ride.
Zur Goldnachfrage Chinas machte sich diese Woche auch Alasdair Macleod von GoldMoney so seine Gedanken – wie Sie hier geschrieben finden.
Apropos Gold. Mark O’Byrne wies in dieser Woche in einem erwähnenswerten, mit Charts gespickten Goldmarkt-Kommentar auf der Website von GoldCore auf einige bullish-stimmende Fundamentaldaten hin und teilte seine Beobachtung mit, dass Gold aus westlichen Zentralbanktresoren in zunehmendem Tempo gen Asien fließt, insbesondere in Tresore, die sich in Singapur befinden.
O’Byrnes Kommentar trägt die Überschrift “Gold’s Technicals Support Positive Fundamentals – 9 Key Charts„, und befindet sich zum Nachlesen hier.
Und apropos Währungskrieg. Dazu merkt der werte Kollege Nikolaus Jilch (Die Presse) an, dass dieser wieder aufflammt – wie Sie hier nachschauen können.
Unterdessen scheint Island in Währungsfragen einstweilen auf die Nutzung einer Kryptowährung zu setzen – siehe hier.
Und auf Platz 1 steht ein Artikel, der von Stephen F. Cohen auf The Nation erschien, “Distorting Russia – How the American media misrepresent Putin, Sochi and Ukraine”. Ein paar übersetzte Auszüge daraus:
“Der Niedergang der amerikanischen Mainstream-Presseberichterstattung zu Russland, einem Land, das noch immer wichtig für die nationale Sicherheit der USA ist, ist über viele Jahre im Schwange gewesen. Falls der Tsunami schändlich unprofessioneller und politisch aufhetzender Artikel in führenden Zeitungen und Zeitschriften – besonders über die Olympischen Spiele von Sotschi, die Ukraine und, unermüdlich, Präsident Wladimir Putin – ein Indiz ist, ist diese Medienfehlleistung omnipräsent und die neue Norm.
Es gibt Ausnahmen, aber es hat sich ein generelles Muster entwickelt. Selbst in den ehrwürdigen New York Times und Washington Post halten Nachrichten, Leitartikel und Kommentare nicht mehr rigoros traditionelle journalistische Standards ein, oftmals darin versagend, wesentliche Fakten und Kontexte zu liefern; eine klare Unterscheidung zwischen der Berichterstattung und Analyse zu machen; wenigstens zwei unterschiedliche politische oder „Experten“-Blicke zu den wichtigsten Entwicklungen zu verlangen; oder widersprechende Meinungen auf ihren Kommentarseiten zu veröffentlichen. Im Ergebnis sind die amerikanischen Medien zu Russland heute weniger objektiv, weniger ausgeglichen, konformistisch und kaum weniger ideologisch, als sie über die Sowjetunion während des Kalten Krieges berichteten.
Die Geschichte dieses Niedergangs ist auch klar. Sie begann in den frühen 1990er Jahren, nach dem Ende der Sowjetunion, als die US-Medien Washingtons Erzählung übernahmen, dass fast alles, was Präsident Boris Jelzin tat, ein ‘Übergang vom Kommunismus zur Demokratie‘ war, und damit im besten Interesse der USA. Dazu gehörten seine wirtschaftliche ‘Schocktherapie‘ und die oligarchische Plünderung von wichtigen Staatsvermögen, die Dutzende von Millionen von russischen Leben zerstörten.“
Als dann Putin die Macht in Russland übernahm, begannen die US-Medien, so Cohen, flugs eine andere Narration zu verfolgen: aus dem “idealen“ russischen Präsidenten Jelzin, der Putins Machfülle von heute überhaupt erst vorbereitete, wurde ein Präsident ohne jedwede legitimen Interessen daheim wie im Ausland. Und dazu zählten auch jene Interessen in der Ukraine. Dass die Probleme des heutigen Russlands vielfach ins Russland von Jelzin zurückreichen, wird beflissentlich unterschlagen. „Ihm (Putin) wird auch nicht gutgeschrieben, eine desintegrierende Atommacht zu stabilisieren, die US-Sicherheitsbemühungen von Afghanistan und Syrien bis hin zum Iran zu unterstützen, oder die Gewährung von Amnestie im Dezember für mehr als 1.000 inhaftierte Gefangene, darunter Mütter mit kleinen Kindern. …
Seit Wochen hat sich diese toxische Berichterstattung auf die Olympischen Spiele in Sotschi und die sich verschärfende Krise in der Ukraine konzentriert. Schon vor Beginn der Spiele erklärte die Times den neu errichteten Komplex zur „Dystopie sowjetischen Stils“, und warnte in einer Überschrift: ‚Terrorismus und Spannung, nicht Sport und Freude‘. Am Tag der Eröffnung fand die Zeitung Platz für drei Anti-Putin-Artikel und einen Leitartikel, ein Kunststück, mit dem die Post konkurriert. Fakten spielten kaum eine Rolle. Praktisch jeder US-Bericht bestand darauf, dass eine rekordhafte $ 51 Milliarden-‘Verschleuderung‘ von Putin für die Sotschi-Spiele beweise, dass sie ‘korrupt‘ seien. Aber wie Ben Aris von Business New Europe hinwies, könnten so viel wie $ 44 Mrd. ausgegeben worden sein, ‘um die Infrastruktur der gesamten Region zu entwickeln, Investitionen, die das gesamte Land braucht.‘ …
Die Sotschi-Spiele werden bald vorbei sein, triumphal oder tragisch, aber die möglicherweise verhängnisvolle ukrainische Krise nicht. Eine neue Kalte Kriegs-Kluft zwischen West und Ost könnte sich jetzt vielleicht entfalten, nicht in Berlin, sondern im Herzen der russischen historischen Zivilisation. Das Ergebnis könnte eine permanente Konfrontation voller Instabilität und der Gefahr eines heißen Krieges sein, weit schlimmer als die in Georgien 2008. Diese Gefahren wurden in hochselektiven, parteilichen und aufhetzenden US-Medienberichten allesamt ignoriert, die den „Partnerschafts“-Vorschlag der Europäischen Union wohlwollend als Chance für die Ukraine für Demokratie, Wohlstand und die Flucht von Russland portraitieren, der nur von einem ‘mobbenden‘ Putin und seinen ‘Kumpanen‘ in Kiew vereitelt werde. …
Dass es in der Ukraine zur derzeitigen Konfrontation gekommen ist, schreibt Cohen nicht Janukowitsch oder Putin zu, sondern dem “rücksichtslosen Ultimatum der EU“, das im vergangenen November gestellt worden war. “Aber die wichtigste Medien-Unterlassung ist Moskaus vernünftige Überzeugung, dass der Streit um die Ukraine ein weiteres Kapitel des andauernden, von den USA angeführten Marschs des Westens in Richtung des post-sowjetischen Russlands ist, der in den 1990er Jahren mit der NATO-Osterweiterung begann und sich mit US-finanzierten politischen Aktivitäten von NGOs innerhalb Russlands fortsetzte, einem US-NATO-Militärposten in Georgien und der Raketenabwehranlagen in der Nähe von Russland. Ob diese langjährige Politik von Washington und Brüssel weise oder leichtsinnig ist, sie – und nicht Putins finanzielle Angebot vom Dezember, die kollabierende Wirtschaft der Ukraine zu retten – ist hinterlistig. Die ‘zivilisatorische‘ Vorschlag der EU umfasst beispielsweise ‘Sicherheitspolitik‘-Bestimmungen, über die fast nie berichtet wird, die die Ukraine der NATO unterordnen würden.
Alle Zweifel an den wirklichen Absichten der Obama-Regierung in der Ukraine sollten durch die kürzlich enthüllte Bandaufnahme eines Gesprächs zwischen einer Top-Beamtin des Außenministeriums, Victoria Nuland, und dem US-Botschafter in Kiew ausgeräumt worden sein. Die Medien fokussierten sich vorhersehbar auf die Quelle des ‘Lecks‘ und auf Nulands verbalen ‘Ausrutscher‘ – ‘Fuck the EU‘. Aber die wesentliche Offenbarung war, dass hochrangige US-Beamte den Plot schmiedeten, der Geburtshelfer einer neuen, anti-russischen Regierung der Ukraine durch Verdrängung oder Neutralisierung ihres demokratisch gewählten Präsidenten zu sein – das heißt, einen Staatsstreich.”
Der ganze Artikel von Stephen Cohen öffnet sich Ihnen hier.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: BOARDS OF CANADA – Alpha and Omega.
In dem Sinne, ganz der ihre,
Lars Schall.