Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Da ich an diesem Wochenende in Zürich weile, was mit einem Video-Interview zu tun hat, das ich mit William S. Kaye aufnehme, habe ich heute leider nicht die nötige Zeit, um 10 Veröffentlichungen bzw. Themen en Detail vorstellen zu können – das gilt insbesondere für Übersetzungen aus dem Englischen. Ich bitte um Nachsicht. Und was das Interview mit William S. Kaye angeht: Stay tuned

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 setzen wir zu Anfang “The Bretton Woods Committee” von JC Collins. Wenn Sie des Englischen mächtig sind und ein Interesse für unser monetäres System hegen – hier kann Ihnen geholfen werden.

Auf Platz 9 lesen wir auf Heise, wie die US-Heimatschutzbehörde Medien auswertet, und zwar nachvollziehbar durch das offizielle Handbuch der Überwacher von Nachrichten und Social Media, veröffentlicht auf der Website Muckrock.

„Das US-Ministerium für Heimatsicherheit (Department of Homeland Security, DHS) überwacht laufend Medienberichte und soziale Netzwerke. Es sucht Informationen über Terrorismus, Abschiebungen, illegale Grenzübertritte Naturkatastrophen, große Unfälle, Protestkundgebungen und so weiter. Nach Anfragen auf Grundlage eines Informationsfreiheitsgesetzes musste das DHS nun interne Leitfäden dazu herausgeben. Sie wurden auf der Website Muckrock.com veröffentlicht und zeigen ein eigentümliches Verständnis der Vertrauenswürdigkeit von Quellen.

Ein 88 Seiten dickes Dokument legt die ‘Standard Procedures‘ fest, ein 58 Seiten langes Handbuch enthält konkrete Handlungsanweisungen für die Mitarbeiter.“

So Sie das interessiert, klicken Sie hier.

Auf Platz 8 schlendern wir rüber zu German Foreign Policy, um uns mit der “Europäisierung der Ukraine“ vertraut zu machen:

“Mit der Unterzeichnung des politischen Teils des EU-Assoziierungsabkommens hat letzte Woche die Übernahme der Ukraine in das deutsch-europäische Hegemonialsystem begonnen. Dem Land, dessen aktuelle Regierung in einem nicht demokratisch legitimierten Umsturz an die Macht gekommen ist, steht nun die Anpassung an EU-Standards auf allen Ebenen bevor. Neben der Angleichung an das Brüsseler Normensystem geht es zunächst um die Einbindung in die deutsch-europäische Außen- und Militärpolitik; an EU-Battle Groups und EU-Militäreinsätzen nimmt die Ukraine bereits teil. Zudem streben westliche Energiekonzerne, darunter deutsche, die Eroberung der ukrainischen Erdgasbranche an. Dies erstreckt sich auch auf umstrittene ‘Fracking‘-Methoden, die zum Einsatz kommen sollen, um den russischen Erdgas-Einfluss auf Kiew zu schwächen. Schließlich steht dem Land eine krasse Verarmungspolitik à la Griechenland bevor – „extreme Austerität“, wie Experten urteilen. Dies könne, heißt es, ‘die gerade erfolgte politische Wende in der Ukraine torpedieren‘.“

Mehr davon gibt’s hier aufs Auge.

Unterdes können Sie auf “Financial Sense“ einen gelungenen Artikel von Gary Dorsch in Augenschein nehmen, “Cold War ‘Lite‘ – The Battle Over the Russian Rouble“, und zwar hier.

Außerdem hat mein Freund Jim Sinclair, mit dem ich demnächst ein Video-Interview zu führen hoffe, sich dahingehend geäußert, dass Russland den Petrodollar versenken könnte – siehe hier.

Anlässlich der Ukraine-Krise traf sich Ken Jebsen zu einem sehenswerten Gepräch mit Willy Wimmer – aufzufinden hier.

Und Arne Kuster |meint, dass “deutsche Journalisten Opfer ihrer eigenen Propaganda“ würden, insofern sie “einige(n) verzerrte(n) Vorstellungen“ über den Zustand der russischen Wirtschaft aufsäßen – wie hier gesehen werden kann.

Russland bekommt übrigens trotz der verhängten Sanktion militärisches Gerät von den USA zum Nulltarif – was hier geschrieben steht.

Auf Platz 7 lesen wir, dass die City of London nach dem Willen der Zentralbanken Chinas und Englands zu einem Zentrum für den Handel chinesischer Investitionen werden soll – siehe hier.

Zum gleichen Thema hätte ich auch dieses hier für Sie im Angebot.

Auf Platz 6 steht ein Radiobeitrag der BBC zum Werk des Ökonomen Hyman P. Minsky, der sich der Frage widmet, warum dieses Werk von Belang ist – was Sie sich hier anhören können.

Auf Platz 5 machen wir uns ein wenig Platz (und vielleicht auch locker), indem wir uns in die Weiten des “Outta Space“ hinauf schwingen. Dort aber – sieh an! – steht Arbeit an, sagen wir, die Ausbeutung von Asteroiden. Was wiederum Herausforderungen mit sich bringt, wie hier nachzulesen ist.

Der Mega-Rüstungskonzern Lockheed Martin arbeitet an der Überwindung einer solchen Herausforderung, und das, so macht es den Anschein, erfolgreich – siehe hier.

Unterdessen warnte kürzlich U.S. Navy Admiral Cecil Haney bei einer Anhörung des Armed Services Committee des US-Senats vor Gefahren, die den USA im Weltraum durch manch andere Nation dräut. Mit der Sorge ist er nicht allein auf weiter Flur – wie hier festzustellen wäre.

Interessante Überlegungen gibt’s zu genau diesem Artikel von meinem Freund Dr. Joseph P. Farrell zu lesen, und zwar hier.

Falls Sie im Übrigen mal eine seriöse UFO-Unterhaltung hören wollen, sind Sie bei der Investmentberaterin Catherine Austin Fitts und dem Historiker Richard Dolan („UFOs and the National Security State„) richtig – was hier zu überprüfen wäre.

Auf Platz 4 beschäftigt sich Albrecht Müller von den “Nachdenkseiten“ mit der “Gleichschaltung wichtiger Leitmedien“ in deutschen Landen. Das tut er anhand eines Buches, das ich letztes Jahr kurz nach Erscheinungsdatum las (und für gar zu excellent befand): “Meinungsmacht: Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“ von Uwe Krüger.

Anlass für Herrn Müller, sich mit dem Buch zu beschäftigen, ist das mediale Schüren eines “neuen Kalten Kriegs“ – und um diesen derzeit zu beobachtenden Vorgang besser zu verstehen, empfiehlt sich, wie Albrecht Müller völlig zu Recht nahelegt, ein Griff zu Krügers Buch.

Auf den Artikel stoßen Sie hier.

Wenn Sie das interessiert, dürfte Sie dieses hier wohl auch interessieren.

Auf Platz 3 geht’s zur “Rationalgalerie“ weiter, wo attestiert wird, dass das EU-Freihandelsabkommen mit den USA namens TTIP auf eine “Wirtschafts-NATO“ hinausläuft.

Ein Auszug:

“Es sind zumeist namenlose Vertreter von Großkonzernen und wirtschaftlichen Interessengruppen, die über das TTIP beraten und fast 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistungen damit regeln wollen. Man muss davon ausgehen, dass sich die Regeln in einem Wort ausdrücken lassen: Profit. Dafür stehen auch zwei der wenigen bekannten Gesichter im Kuhhandel um noch mehr Freiheit für die Wirtschaft. Der Chefunterhändler für die USA ist Ron Kirk. Neben einer mäßigen politischen Karriere zeichnet ihn seine Partnerschaft in der texanischen Anwaltskanzlei Vinson & Elkins aus, eine der üblich-üblen amerikanischen Lobby-Läden. Noch ein wenig übler ist der europäische Chefunterhändler: Karel De Gucht. Dass der Mann als Minister der belgischen Bundesregierung des Insiderhandels im Fall der drohenden Insolvenz der Fortis Bank beschuldigt und wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde, gehört wahrscheinlich zur Grundausstattung des freien Händlers.

Aus den geleakten europäischen Leitlinien für das TTIP-Abkommen weiß man, dass die Handelsfreiheit auf ‘die beiderseitige Liberalisierung des Handels mit Waren und Dienstleistungen‘ abzielt und erschauert: Liberalisierung, die Zerschlagung staatlicher Regelung der Wirtschaft hat unmittelbar zu dem Desaster jener brutalen Finanzkrise geführt, deren Folgen immer noch nicht beseitigt sind. Und deren Rücknahme Jahr für Jahr versprochen und gebrochen wird. Jetzt also noch mehr Freiheit für Banken, Hedge-Fonds, Zocker? An keinem Beispiel der angestrebten Handelslibertinage ist der irre Charakter des TTIP besser zu erkennen als am ‘Investitions-Schutz‘“.

Mehr zum TTIP von Ulrich Gellermann hier.

Den besagten Investitions- bzw. Investorenschutz will unterdes, so ist zu lesen, ausgerechnet Ex-Weltbankchef Robert Zoellick im Freihandelsabkommen kippen – siehe hier.

Die Deutsche Welle kommt unter der Überschrift “Transatlantischer Handel lebt wieder auf“ zum Schluss:

“Ein Gewinner der Krim-Krise steht bereits fest: die transatlantische Partnerschaft. Selten haben Washington und die EU so mit einer Stimme gesprochen. Nun hat das Freihandelsabkommen TTIP wieder eine Chance.“

Dies können Sie hier weiterverfolgen.

Auf Platz 2 vollführe ich einen Rückwärtssalto zum Wochenrückspiegel von vor sieben Tagen, insofern ich auf einen beachtenswerten Einwand gegen die Argumente hinweisen möchte, die letzte Woche an dieser Stelle auf Platz 5 zu lesen waren – die Auffassungen von David Graeber bezüglich eines Papiers der Bank of England zum Thema Geldschöpfung. Der Einwand kommt von Detlev Schlichter, ein von mir geschätzter Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor (“Paper Money Collapse: The Folly of Elastic Money and the Coming Monetary Breakdown“ bzw. “Das Ende des Scheins: Warum auch unser Papiergeldsystem zusammenbricht“).

Der in Betracht zu ziehende Artikel eines ”deutschen Österreichers” in London, “Incredible confusions Part 3: David Graeber asks, why ‘austerity’ if we can just print the money?“, ist hier ausfindig zu machen.

Und auf Platz 1 rangiert diese Woche ein längerer Artikel zu den Wurzeln dessen, was sich “Neoliberalismus“ nennt: “Die Saat geht auf“. Dieser Artikel ist Teil einer ganzen Reihe zum Thema auf der Website “Le Bohémien“ (samt und sonders mit weiterzuverfolgenden Quellenangaben) – evtl. nehmen Sie diesen Hinweis also als eine Art Schnupperangebot.

Der Schnuppereinstieg zu “Die Saat geht auf“ wäre dieser:

“Ende der 1960er-Jahre erhält der Neoliberalismus Einzug ins Denken konservativer Eliten und in die Programmatik ihrer Parteien. Eine strategische Voraussetzung für die neoliberale Konterrevolution, die kurz darauf begann.“

Weiterschnuppern ließe sich hier.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: BECK – Heaven Hammer [AIR-Remix].

Something always takes the place of missing pieces
You can take and put together even though
You know there’s something missing.

In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.

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