Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 geht’s zunächst um die Militärinspekteure, die sich über eine Woche lang in der Gewalt prorussischer Separatisten in der Ost-Ukraine befanden. So hieß es auf German Foreign Policy:
“Massive Unstimmigkeiten begleiten die Affäre um die festgehaltenen deutschen Militärbeobachter in Slawjansk. Wie ein führender OSZE-Funktionär bestätigt, waren die Militärbeobachter entgegen fortdauernden Falschmeldungen nicht im Auftrag der OSZE in der Ukraine unterwegs, sondern im Auftrag der Bundeswehr und auf Anforderung des Kiewer Umsturzregimes. Die Tätigkeit der parteilichen Gruppe, die sich offiziell auf das ‘Wiener Dokument‘ beruft – eine Rüstungskontrollvereinbarung -, wurde in der Bundeswehr schon vor dem Zwischenfall in Slawjansk als ‘ungewöhnlich‘ und ‘in dieser Form noch nicht vorgekommen‘ eingestuft. In der Tat operierten die Bundeswehrsoldaten nicht nur in einem gefährlichen Konflikt, sondern auch auf dem Gebiet eines Nachfolgestaates der Sowjetunion; für diese Länder hatte der Westen Moskau einst zugesagt – um das militärische Gleichgewicht in Europa zu wahren -, dort keinerlei militärische Stationierungen vorzunehmen.“
Mehr dazu können Sie hier unter die Lupe nehmen.
Gegen die Art der Berichterstattung des NDR über die Ereignisse in der Ukraine samt und sonders den festgesetzten Militärbeobachtern wurde mittlerweile vom Journalisten Volker Bräutigam Beschwerde wegen Verletzung des NDR-Staatsvertrags erhoben – siehe hier.
Auf Platz 9 durfte sich der von mir sehr geschätzte Bazon Brock, emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung, bei 3sat zum Thema “Putin-Schröder-Männerfreundschaft“ äußern. Von der Moderatorin des Interviews wurde an Brock herangetragen: “Dem Schröder, dem ging‘s doch nur um Geld, der Putin habe ihn reich gemacht! Wo, so darauf Brock, gehe es im Westen nicht nur ums Geld? Und er zitierte Beispiele von inner-westlicher Politkorruption. Aber sei es nicht empörend, wie sich Schröder da mit Putin getroffen habe? Nö, meinte Brock, empörend sei die Heuchelei des Westens, Putin zum Diktator zu erklären, wenn einer wie Berlusconi jahrzehntelang hofiert wurde: Warum soll Putin schlimmer sein als Berlusconi? Das wusste Mendelsohn auch nicht. Doch wie Schröder da mit Putin Champagner trinke, wo die Menschen so leiden in der Ukraine! Quatsch, meinte Brock, im Westen würde doch auf alles Champagnergläser gehoben, was solle die Heuchelei?“
Falls der kleine Auszug Interesse auf mehr weckte, so klicken Sie denn hier bzw. hier.
Auf Platz 8 wird auf dem NZZ-Medienblog via einer kleinen Geschichte die Entfremdung behandelt, die zunehmend zwischen Journalisten und ihren Rezipienten auftritt.
“Einige Medienschaffende blenden diese Tatsache durch Ignorieren aus, andere hinterfragen ihre Rolle als souveräne Interpreten der Welt und entdecken den Leser als ernstzunehmenden Kunden. … Die Frage ist allerdings, ob die Internet-Kommunikation eine Kluft sichtbar machte, die es bereits in der Ära des Papiers gab und die im digitalen Milieu erst manifest werden konnte, oder ob sich Journalisten und Leser auseinandergelebt haben. Ebenso wenig wissen wir, wie repräsentativ die zahlreichen dissidenten Leserstimmen sind. Wir tappen im Dunkeln. Hier öffnet sich ein interessantes Feld für Datenjournalisten: Sie könnten beispielsweise aufzeigen, welche User wie oft und wo und mit welchem Anliegen im Unterleib der Medien aktiv sind.“
Die dazugehörige Geschichte, die mit Akif Pirinçcis neuem Werk “Deutschland von Sinnen“ zu tun hat, öffnet sich hier.
Auf Platz 7 befasst sich Wall Street on Parade mit den merkwürdigen Selbstmorden, die in letzter Zeit in Bankerkreisen auftreten – und zwar hier.
Auf Platz 6 unterbreiten Ansgar Belke und David Gros die Ansicht, dass die Bekämpfung der “Deflationsgefahr in der Eurozone durch unkonventionelle Geldpolitik (z.B. ‘Quantitative Easing‘)“ nicht klappen dürfte, im Gegenteil: “Es besteht gar die Gefahr einer Deflationsspirale.“
Wieso, weshalb, warum das Autoren-Duo dieser Ansicht ist, siehe unter der Überschrift “Kontraproduktive unkonventionelle Geldpolitik? oder: Wie das Gespenst der Deflation nicht zu vertreiben ist“ hier an dieser Stelle.
Auf Platz 5 veröffentlicht Willy Wimmer einen äußerst beachtenswerten Brief, den er im Mai 2000 an den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder geschickt hatte. Diesen Brief sollten Sie durchaus einmal zur Kenntnis nehmen – was hier geschehen mag.
Auf Platz 4 schreibt Max Keiser, dass die USA in ihrem Lande eine Art Real-Remake des Films “Goodbye Lenin“ erleben – siehe dazu hier.
Auf Platz 3 gibt es eine Antwort auf die Frage: “Was macht denn die NSA so?“ Die Antwort lautet: “Noch mehr Krieger für den Cyberspace ausbilden.“ Wie das vonstatten geht – jedenfalls soweit die Öffentlichkeit das wissen darf -, erfahren Sie hier.
Auf Platz 2 weist Forbes darauf hin, dass der Dritte Weltkrieg seinen Anfang im Weltraum nehmen könnte, wie Sie hier nachlesen können.
Und dann gibt es hier noch das Contingency Planning Memorandum No. 21 vom Center for Preventive Action des Council on Foreign Relations (CFR), das gewisse Weltraum-Herausforderungen für die USA aufzeigt.
Und auf Platz 1 schreibt Mohssen Massarrat, u. a. Autor des (von mir gelesenen) Buches “Amerikas Weltordnung: Hegemonie und Kriege um Öl“, über das Thema “Wie die USA sich zu Lasten der übrigen Welt bereichern – Der Dollar-Imperialismus“.
Diesen Artikel gibt es hier.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: PUBLIC IMAGE LTD – Rise.
I could be wrong I could be right
I could be black I could be white
I could be right I could be wrong
I could be white I could be black.
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.
Sehr geschaetzer Lars Schall,
ihr Rueckspiegel ist fuer mich immer wieder der lesenswerte Hoehepunkt der Woche, danke sehr dafuer.
Viel Glueck und weiterhin erfolgreiches Wirken fuer Sie.