Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 können Sie sich den Anblick von ein paar Photographien gönnen, die von der schwedischen Künstlerin Ulrika Kestere stammen – und zwar hier.

Auf Platz 9 gönnen Sie sich dann eventuell die dem Fußball gewidmeten Zeilen von Eduardo Galeano, die seinem Buch “Soccer in Sun and Shadow“ entnommen sind – nachzulesen hier.

Auf Platz 8 geht’s weiter mit einem Beitrag auf Forbes, der anmahnt, dass die rekordträchtigen Tiefststände des Zinssatzes, mit dem sich Banken untereinander Geld leihen, der LIBOR, zur “LIBOR-Blase“ beitragen – siehe hier.

Auf Platz 7 schreibt Paul Craig Roberts über den Zweiten Weltkrieg als den “unbekannten Krieg“, indem er beispielsweise anlässlich der 70. Jahresfeier der alliierten Landung in der Normandie folgendes aufzeigt:

“(D)ie Rote Armee besiegte Nazi-Deutschland, lange bevor die USA in der Lage waren, sich an dem Krieg zu beteiligen. Die Invasion in der Normandie hat Nazi-Deutschland gewiss nicht besiegt. Was die Normandie-Invasion tat, war, die Rote Armee daran zu hindern, ganz Europa zu überrennen.“

In den USA scheint diese Erkenntnis nicht mit der dort betriebenen Propaganda übereinzustimmen, so dass Roberts etwas weiter zur Erklärung ausholt – wie Sie hier ersehen können.

Auf Platz 6 geht es um die Präsidentenwahlen in Afghanistan:

“Ausgerechnet eine Präsidentschaftswahl, die in westlichen Medien zum Weg aus dem Krieg hochstilisiert wurde, könnte … das Land in den Bürgerkrieg führen. Denn egal wer gewählt wird: ethnische Spannungen und die Destabilisierung des Landes werden zunehmen. Und wem dieses Szenario noch nicht düster genug erscheint: Die Taliban lehnen beide Kandidaten als ‘US-Marionetten‘ ab. Demokratie am Hindukusch ist auch nach diesem Wahlsamstag nicht in Sicht.“

Welche Gefahren im Einzelnen lauern, können Sie hier in Erfahrung bringen.

Auf Platz 5 gibt es eine Analyse aus der Feder der Historikerin Diana Johnstone, der zufolge “(d)ie NATO-Führer gegenwärtig eine bewusste Charade in Europa (veranstalten), um wieder einen Eisernen Vorhang zwischen Russland und dem Westen aufzuziehen.“ Johnstone lässt uns wissen:

“Im September 2013 bezahlte Ukraines reichster Oligarch, Viktor Pinchuk eine Strategie-Konferenz der Elite über Ukraines Zukunft, die in demselben Palast in Yalta auf der Krim gehalten wurde, wo Roosevelt, Stalin und Churchill sich trafen, um 1945 über Europas Schicksal zu bestimmen.

The Economist, ein Elite-Medium berichtete über eine ‘harte Vorführung von Diplomatie‘, wie sie es nannte, und erklärte, dass: ‘Die Zukunft der Ukraine, ein Land von 48 Millionen Leuten, und Europas wurde in Echtzeit entschieden.‘ Zu den Teilnehmern gehörten Bill und Hillary Clinton, ehemaliger CIA-Boss General David Petraeus, ehemaliger US-Finanzminister Lawrence Summers, ehem. Weltbankchef Robert Zoelick, der schwedische Außenminister Carl Bildt, Shimon Peres, Tony Blair, Gehard Schröder, Dominique Strauss-Kahn, Mario Monti, die litauische Präsidenten Dalia Grybauskaite und Polens einflussreicher Außenminister Radek Sikorski. Sowohl der 5 Monate später abgesetzte Viktor Janukowitsch und sein jüngst gewählter Nachfolger Petro Poroschenko waren anwesend.

Der ehem. US-Energieminister Bill Richardson war dort und sprach über die Schiefergas-Revolution, von der die USA erwartet, Russland zu schwächen, indem das Fracking Russlands Naturgas ersetzen soll. Das Zentrum der Diskussionen war das ‘Assoziierungsabkommen‘ (DCFTA) zwischen der Ukraine und der EU, und die Aussicht auf Ukraines Integration mit dem Westen. Der allgemeine Ton war Euphorie über die Aussicht, dass Ukraines Verbindungen mit Russland zerschlagen würden zu Gunsten von Verbindungen mit dem Westen.

Eine Verschwörung gegen Russland? Keineswegs. Im Gegensatz zu Bilderberg waren die Verhandlungen nicht geheim. Gegenüber einem Dutzend amerikanischer VIPs und einer großen Sammlung von Europas politischer Elite stand der Putin-Berater Sergei Glasjew, der Russlands Position glasklar darstellte.“

Auf Englisch gibt es Johnstones kompletten Artikel hier, in deutscher Übersetzung hier.

Auf Platz 4 stehen zwei Interviews. Da wäre zum einen das Gespräch, das NSA-Whistleblower Thomas Drake mit der Berliner Zeitung führte, “Auch Deutschland bräuchte einen Snowden“ – zu finden hier. Und dann wäre da eine Unterhaltung mit dem Verteidigungsanalysten Subrata Ghoshroy, “Zunächst wäre es wichtig, die NATO aufzulösen” – zu finden wiederum hier.

Auf Platz 3 dreht es sich um den Fall von James Risen, einem Enthüllungsjournalisten der New York Times, dem Haft droht, da er gegenüber der US-Regierung den Namen einer seiner Quellen nicht preisgeben will. Anfang Juni folgte der Oberste Gerichtshof der Empfehlung des Justizministeriums, die vorherige Entscheidung des Berufungsgerichts aufrechtzuhalten, wonach Risen zu einer Aussage verpflichtet werden könne.

Mehr dazu erfahren Sie hier.

Auf Platz 2 schauen wir auf die Militarisierung der Polizei, die in den USA vonstatten geht. So landen Offensiv-Waffen, die vom Militär nicht mehr gebraucht werden, in Polizeiwachen – aber wofür? Wird daheim an einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung gebastelt? Das vom Militär gelieferte Gerät ist jedenfalls beachtlich.

Mehr dazu hier bzw. hier.

Und auf Platz 1 erfahren wir, dass Steven Kopits, Geschaftsführer bei Douglas Westwood, davon ausgeht, dass die konventionelle Ölproduktion 2005 den Höhepunkt erreichte und seither nicht gesteigert werden konnte. Vielmehr müsse vermehrt auf unkonventionelle Energieträger wie Schieferöl und -gas zurückgegriffen werden. Der Investitionsanstieg durch die Ölindustrie habe lediglich zu einer Verlangsamung des Angebots geführt.

Die Gesamtausgaben für die Öl- und Gas-Exploration und -Produktion betrugen von 2005 bis 2013 $ 4 Billionen. Davon wurden $ 3.5 Billionen in das konventionelle Öl- und Gassystem gegeben. Doch trotz all dieser Investitionen in die konventionelle Ölproduktion fiel diese um 1 Million Barrel pro Tag. Zum Vergleich: die Investitionen von $ 1.5 Billionen zwischen 1998 und 2005 ergaben einen Anstieg der Ölproduktion von 8,6 Millionen Barrel pro Tag.

Ferner sind die Ölpreise nicht hoch genug, um die steigenden Investitions- und Betriebskosten zu decken. Hohe Ölpreise führen zu rezessiven Bedingungen und einem verlangsamten bis gar keinem Wachstum in der Wirtschaft. Da die Preise nicht schnell genug steigen und die Kosten zunehmen, wachsen die Kosten der unabhängigen Ölkonzerne um 2 bis 3% pro Jahr mehr als ihre Einnahmen. Die nächste Stufe dürfte sein, dass die Investitionsprojekte abgebrochen werden – was darauf hindeutet, dass die Ölproduktion in Kürze beginnen wird, in schnellerem Tempo zu fallen.

Den Beitrag von Steven Kopits, “Global Oil Market Forecasting: Main Approaches and Key Drivers”, können Sie hier finden.

Unterdessen tut sich was in Sachen “unkonventionelle Gasproduktion” in deutschen Landen – ob zum Guten, können Sie hier beurteilen.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: FREDERICK DELIUS – Over the Hills and Far Away.

In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.

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