Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 geht’s in gewisser Weise zurück zum Platz 1 von letzter Woche. Dort machte ich auf eine bizarre Geschichte aufmerksam, die auf der Website von Bloomberg erschien. Der US-Ökonom Paul Craig Roberts nahm die Geschichte für bare Münze. Daraufhin erreichte unter anderem mich am 1. Juli eine Email von Peter Boehringer, der die Angelegenheit eigentlich schon richtiggestellt hatte – allein, Roberts hatte davon keine Notiz genommen.
Boehringer schrieb dazu:
Paul C. Roberts äußert sich seit vielen Jahren zu allem und jedem – und tut im absolut selbstbewussten Ton oft so, als sei er (auch 30 Jahre nach seiner aktiven politischen Zeit unter Reagan) noch immer Insider. So leider auch beim deutschen Gold. Sein englisches Geblubber der vergangenen Tage (“The entire German gold at the Fed is gone!“) habe ich öffentlich ignoriert, denn er ist zwar ein Dampfplauderer ohne Belege, aber man kann nicht alle englischen Berichte dementieren – der Bloomberg-Müll zum Thema war schon schwierig genug einzufangen:
Head Of German Gold Repatriation Initiative Responds To Bloomberg Story About Repatriation Halt.
Da nun aber leider auch deutsche Übersetzungen von Paul C. Roberts gehypten und im Netz breit verlinkten KWN-Interview auftauchen und auch im deutschen Netz prominent verlinkt werden (etwa heute 8:00 Uhr hier http://www.hartgeld.com/goldmarkt.html) , folgendes Statement dazu, das ich inzwischen mind. 10 Lesern senden musste. Meine Bitte um Abdruck, soweit Sie den Roberts auch verlinkt haben.
(Haben wir zwar nicht, aber bitte…)
Paul C Roberts ist ein elender Wichtigtuer. Er blubbert seit Jahrzehnten zu fast allen Themen viel, wenn der Tag lang ist. Und zum deutschen Gold ebenfalls schon seit Jahren ohne Ahnung oder Insights bzw Belege zu haben. Insider ist er seit seinen Zeiten bei Reagan in den 1980ern (!) nicht mehr.
Er mag im ERGEBNIS hier durchaus RICHTIG liegen (“Das dt. Gold bei der Fed ist weg“). BELEGE hat er aber einfach nicht, weswegen seine pseudo-wissende Art und seine Aussagen im überzeugtesten Indikativ (“Das Gold ist weg, kein Zweifel möglich, denn ich, Paul C Roberts, muss es ja wissen!“) einfach unangebracht ist.
Im Übrigen ist er aus unserer Sicht auch TAKTISCH falsch gepolt: Selbst wenn das Gold wirklich weg wäre (gut möglich – vermutlich ist es allerdings eher mehrfach verliehen und buchhalterisch mehrfach eingebucht in x anderen Bilanzen – aber das kapiert Roberts nicht): Die Fed könnte und müsste es dann einfach im freien Markt zurückkaufen – das kann bei 1500 Tonnen (oder ggf. mehr falls mehrfach eingebucht!) nur gut für den POG sein!
Leider hat Roberts gerade WEGEN seiner sensationsheischenden Aussagen seine Fans. Aber ich mag Leute nicht, die sich als Insider aufspielen, ohne es zu sein. Solche Behaupter diskreditieren die seriöse Aufklärungsszene. Die Roberts´ der Welt nerven, weil das Unterstützung unseres Kampfes mit unseriösen Methoden ist.
Soweit Peter Boehringer für die Aktion „Holt unser Gold heim“ (www.gold-action.de).
Meinem Eindruck nach schlägt Boehringer hier den falschen Blubberer, wenn ich so sagen darf, denn PCR beruft sich eigentlich doch nur auf den Gespensterbericht bei Bloomberg und diesen Verstärker hier, dem auch Zero Hedge aufsaß. Alle, von Krieger über ZH bis PCR, sind mehr als fahrlässig unterwegs.
Meiner Meinung nach dreht es sich hier, wer immer das Bloomberg-Stück konzipiert hat, um einen wesentlichen Punctum Saliens des US-amerikanischen Sanktionsimperialismus. Diesen Sanktionsimperialismus als Form der Kriegführung immer auch gegen die untergeordneten Verbündeten und Vasallen praktizieren die Vereinigten Staaten nunmehr seit der Aufkündigung von Bretton Woods und der dann nachgefolgten sogenannten Ölkrise. In Bezug auf Deutschland kulminierte das in der Oktroyierung der „Nachrüstung“ und dem Angebot an die UdSSR, sich in einer Nuklearkrise doch an Mitteuropa schadlos zu halten.
Nun kommt aber zum Sanktionsimperialismus noch eine Intensitätssteigerung hinzu, die zeigt, wie tief es doch mit der Grande Nation gekommen ist. Der Fall BNP ist die gewaltigste und vollkommen rechtswidrige Finanzkriegshandlung des US Treasury sowohl gegen Frankreichs Finanzstruktur als auch indirekt gegen die Eurozone. Mit einem Satz hat es die NZZ auf den Punkt gebracht:
“Die Großbank hat die 8,83 Mrd.$ akzeptiert, die die USA als Wiedergutmachung fordern. Die Bank wird beschuldigt, zwischen 2002 und 2009 Handel mit Staaten wir Iran, Sudan und Kuba betrieben zu haben. Öl- und Gaslieferungen wurden von dem Geldinstitut in Dollarwährung abgerechnet, was gemäß US-Sanktionen verboten ist. Die vereinbarte Summe ist die höchste, die je eine ausländische Bank an die USA zahlen musste. Der Vergleich erspart der Bank zwar einen öffentlichen Prozess, doch muss sie offenbar noch explizit ihre Schuld eingestehen.“
Siehe hier.
Ferner hatte ich auf Platz 1 von vergangener Woche ganz kurz Philipp Mißfelder erwähnt. Der bekam diese Woche in der FAZ einen langen Artikel gewidmet, der Demontage und Hintergrundwissen zugleich lieferte. Dem Abschnitt “Gebeten, nicht mehr zu kommen“ geht eine immens aufwendige Verpackung voraus. Aber die Person/Situation trifft die Kamera der FAZ aus anderem Winkel genauso wie die Charakterisierung, die Sie auf besagtem Platz Nummer 1 finden können.
Der FAZ-Artikel “Ein Mann will nach Osten“ öffnet sich Ihnen hier.
Auf Platz 9 steht ein Artikel von Lawrence Wilkerson, vormals Colonel der US Army und Stabschef von US-Außenminister Colin Powell. Wilkerson rechnet darin mit Richard Cheney ab, dem ehemaligen Vizepräsidenten der USA. Kurz zusammengefasst ist laut Wilkerson alles, was für Cheney zählt, Reichtum und Macht – wie Sie hier nachlesen können.
Auf Platz 8 gelangen wir zum “ganz normalen Wahnsinn“, welcher sich wie folgt äußert:
“Der Drang deutscher Politiker nach politischer Normalität für Deutschland scheint unerschöpflich. Buchstäblich von allen Seiten hagelt es politische Selbstbekenntnisse über den Krieg als letztes Mittel der Politik und der deutschen Verantwortung, endlich wieder mitzumischen. Endlich wieder normal sein, das wäre es doch.
Die Ironie, die darin steckt, deutsche Normalität ausgerechnet als Rückkehr zum Krieg als Mittel der Politik zu definieren, scheint der politischen Klasse dabei vollständig zu entgehen.“
Mehr dazu hier.
Auf Platz 7 wird gefragt: “Sind die USA ein gescheiterter Staat?“, denn “(g)eht es nach den Untersuchungen des ‘Fund for Peace‘, dürfen sich die USA zu den Top 10 der ‘meist fragilen Staaten‘ zählen. Die Organisation selbst bezeichnet ihren ‘Fragile State Index‘ (FSI) selbst gerne auch als ‘Failed State Index‘, da dieser die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Erosion misst.“
Sollte Sie das interessieren, sind Sie hier richtig.
Auf Platz 6 werden wir gewahr, dass das sogenannte Privacy and Civil Liberties Oversight Board (PCLOB) in einem 196-Seiten-Bericht, der am Dienstag in den USA vorgelegt wurde, das NSA-Spähprogramm Prism für rechtmäßig erklärte. Prism sei „eindeutig durch das Gesetz gedeckt“ – wie Ihnen hier nahegebracht wird.
Einem Dokument zufolge, das die “Washington Post“ Anfang der Woche publizierte, erlaubt das US-Geheimgericht FISC der NSA übrigens, in 193 Ländern schnüffeln zu dürfen – siehe hier.
Der ehemalige NSA-Crypto-Mathematiker William Binney wiederholte auf RT unterdessen, was er schon des Öfteren in der Vergangenheit zu Protokoll gab: die US-Geheimdienste kontrollieren das gesamte Cyber-Netzwerk des Planeten Erde – wie Sie hier sehen und hören können.
Auf der Website des Deutschen Bundestags können Sie lesen, was Binney zur NSA-Aktivität, nach Möglichkeit sämtliche verfügbaren Daten des Globus einzusammeln, sagte – und zwar hier.
Bezüglich der im Laufe dieser Woche bekanntgewordenen BND-Spionage-Affäre mutmaßt der NSA-Whistleblower Thomas Drake, dass es sich um keinen Zufall handele: „Die deutsche Regierung soll bloßgestellt werden“ – wie hier geschrieben steht.
Der neue Chef der NSA, Admiral Michael S. Rogers, nennt den Schaden, der durch die Enthüllungen von Edward Snowden entstand, “handhabbar“. Wieso, weshalb, warum er dieser Meinung ist, wird Ihnen hier verraten.
Auf Platz 5 bringt der australische Ökonom Steve Keen vor, weshalb Europas Sparpolitik-Experiment scheitern dürfte. Keens Argumente sind hier auffindbar.
Auf Platz 4 erkennt Michael Buback in einem Interview mit Marcus Klöckner bestimmte “Parallelen zwischen der Aufarbeitung in Sachen NSU und der Aufarbeitung im Mordfall seines Vaters“, des im Jahre 1977 getöteten Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Zum Interview geht es hier entlang.
Auf Platz 3 befasst sich mein Freund Dr. Joseph P. Farrell mit einer Presseerklärung der renommierten Firma GeoResonance, die ich ihm diese Woche per Email geschickt hatte. Dabei ging es um den Phantomflug MH370. Farrells Gedanken dazu stehen hier bereit, die Presseveröffentlichung hier.
Auf Platz 2 hätte ich noch zwei Artikel in petto, die sich mit dem “Öl- und Gas-Boom“ in den USA befassen, der womöglich doch nicht so nachhaltig ist, wie uns interessierte Kreise immer wieder suggerieren wollen – siehe einmal hier, und einmal hier.
Und auf Platz 1 sage ich mal so: rund 70 Prozent aller Gelder, die von der US-Regierung für Geheimdienstarbeiten ausgeben werden, wandern zu Privatfirmen wie Booz Allen Hamilton. Booz Allen Hamilton befindet sich mehrheitlich im Besitz der Private Equity-Gesellschaft Carlyle Group. Und diese Carlyle Group hat nun die JFK-Bibliothek akquiriert. Weshalb das etwas merkwürdig anmutet, bringt Ihnen der US-Enthüllungsjournalist (und Autor des exzellenten Buchs „Family of Secrets„) Russ Baker hier nahe.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: GARY NUMAN – Me! I Disconnect From You.
If you were me what would you do?
Me, I disconnect from you…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.