Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 setzen wir den Wochenrückspiegel mit einem Interview in Gang, das mit dem israelischen Historiker Moshe Zuckermann über die aktuelle Eskalation in Israel-Palästina, die Beweggründe der Konfliktparteien und den Pakt des israelischen Bürgertums mit Rechtsradikalen geführt wurde – siehe hier.
Auf Platz 9 erfolgt ein kurzer Sprung ins Weltall, und zwar mit diesen drei Artikeln:
Asteroid Mining Bill Introduced In Congress To Protect Private Property Rights – hier;
Time to mine the moon, says European Space Agency – hier;
India’s 1st Mars Mission Celebrates 100 Days and 100 Million Kilometers from Mars Orbit Insertion Firing – Cruising Right behind NASA’s MAVEN – hier.
Auf Platz 8 gibt es eine Auseinandersetzung mit einem FAZ-Artikel, in dem sich die Journalistin Andrea Diener darüber ausließ, “wie gemein doch die Leser mit ihren Kommentaren sind“ – wie Stück für Stück hier nachzulesen wäre.
Mich dünkt allgemein in diesem Kontext auch interessant zu sein, was der Artikel “Land der Phantasten und Affektredner“ behandelt:
“Affektredner, die ungültige Behauptungen nur deshalb aufstellen, weil sie ihnen gefallen oder in den Kram passen, beherrschen die öffentlichen Diskurse in Deutschland. Mehr noch: Sie machen sich als Affekt- und Verlautbarungswissenschaftler an Universitäten breit. Sie alle eint eine Abneigung gegenüber der Realität. Sie interessiert nicht, was ist, sie leben in einem ideologischen Wolkenkuckucksheim, in dem die Realität nur stört.“
Mehr dazu hier.
Ähnlich im Text liest sich dieses auf Geolitico: “Absurde Zahlenspiele der Ökonomen. Sie machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt: Mit billigen Tricks verändern Ökonomen Wachstumswerte, damit die Politik am Ende besser dasteht.“
Weiteres hier.
Auf Platz 7 gibt es eine Erinnerung von Götz Eisenberg an Robert Kurz, “Der Sieg der Ökonomie über das Leben“. Einleitend heißt es:
“Am 18. Juli 2012 starb der Publizist und radikale Kapitalismuskritiker Robert Kurz an den Folgen einer Operation. Er lebte und arbeitete in Nürnberg. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift Krisis und Mitglied der gleichnamigen Gruppe, bis diese an internen Auseinandersetzungen zerbrach. Er mischte sich immer wieder streitbar in linke Debatten ein und schrieb unter anderem die Bücher Der Kollaps der Modernisierung, Schwarzbuch Kapitalismus und zuletzt Geld ohne Wert. Götz Eisenberg erinnert anlässlich des zweiten Todestages von Robert Kurz an einige Aspekte seines Denkens und seinen Mut, gegen mächtige Zeitgeistströmungen daran festzuhalten, dass eine Welt jenseits von Ware und Geld denkbar und möglich ist.“
Der Gedenk-Artikel ploppt hier auf, eine Erwiderung von Jens Berger gäbe es hier.
Auf Platz 6 lesen wir: “Laut einem geheimen Bericht wurde Griechenland infolge systematischer Manipulationen volkswirtschaftlicher Daten in die Arme des IWF getrieben.“ Konkreteres dazu steht unter der Überschrift “Wie Griechenland zum IWF geschickt wurde“ für Sie hier bereit.
Auf Platz 5 halten wir Edward Snowden-Festivitäten ab:
Netzpolitik berichtet über ein Guardian-Interview mit Snowden: “Die Regierung fängt eure intimsten Lebensausschnitte ab”, und fragt: „Schonmal Fotos in der Cloud gespeichert, die niemanden etwas angehen? Schonmal private Skype-Aktivitäten betrieben? Es überrascht wohl niemanden mehr, dass die NSA das alles abfangen kann. Aber es gibt immer neue Ebenen der Anschaulichkeit.“
Die FAZ titelt: “Die Nacktbilder der NSA“, und merkt an: “Edward Snowden hat erstmals Namen amerikanischer Agenten enthüllt und obendrein verraten, was sie treiben. Sollte er dafür ‘in Ketten in Guantánamo landen‘, könne er damit leben, sagt er.“
Und laut Golem empfiehlt Snowden Spideroak statt Dropbox: “US-Whistleblower Edward Snowden vertraut seine Daten einem Dienst an, der mit ‘Zero Knowledge‘ wirbt. Für bestimmte Berufsgruppen sei Verschlüsselung inzwischen unentbehrlich.“
Siehe dazu in der obigen Reihenfolge hier, hier und hier.
Auf Platz 4 kommen wir zu einer rechtlichen Auseinandersetzung in den USA, bei der das US-Justizministerium fordert, dass die US-Firma Microsoft Emails auszuhändigen habe, die im irländischen Dublin gelagert werden. Microsoft dagegen argumentiert, dass die Einhaltung von US-Gesetzen an den Grenzen der Vereinigten Staaten aufhöre.
Weitere Informationen zum Thema warten hier.
Auf Platz 3 werfen wir einen Blick in die Gegenwart, aber noch umso mehr in die Zukunft, insofern eine Studie der New York University namens “Economic scarcity alters the perception of race” von Amy R. Krosch und David M. Amodio zum (erwartbaren) Schluss kommt, dass ein wirtschaftlich schlechtes bzw. schlechter werdendes Umfeld dazu führen kann, dass die Einstellungen der Leute rassistischer geraten.
Einen Artikel dazu gibt es hier (plus ein paar Gedanken zum Thema „Rassismus in den USA“ von einem der intelligentesten, integersten und besten Profisportler aller Zeiten, Kareem Abdul-Jabbar), die Studie selber kann hier aufgefunden werden.
Auf Platz 2 weise ich mal auf eine von meinen Lieblingswebseiten hin: “Windows on Humanity“, wo regelmäßig philosophische Zitate vorgestellt und interpretiert werden – wie hier zum Beispiel anhand der Haltung von Albert Einstein gegenüber Gewalt:
“Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalt und die leidige Vaterländerei, wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg; ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen!“
– Albert Einstein in „Mein Weltbild“ (1931)
Sodann folgen hinterdrein ein paar Gedanken dazu – die Sie sich hier zu Gemüte führen können.
Und auf Platz 1 wird anhand der Beispiele China und Indien aufgezeigt, wie der Zugang zu Energie die Entwicklung von Volkswirtschaften beeinflusst.
“Von einer Bevölkerungs-Perspektive her betrachtet sind China und Indien massiv. China (1,36 Milliarden) und Indien (1,26 Milliarden) stellen kombiniert etwa 37 Prozent der Weltbevölkerung dar. In den letzten 25 Jahren haben beide Länder in vielerlei Weise Wachstum und Modernisierung erlebt, aber in den letzten 15 Jahren ist China mit einer Geschwindigkeit gewachsen, mit der nur wenige wetteifern können. Ein Schlüssel zu Chinas Wachstum ist der Zugang zu Energie.
In den frühen Phasen der Industrialisierung gibt es eine hohe Korrelation zwischen BIP-Wachstum und Energieverbrauch.“
So stieg der Energieverbrauch in China während der frühen 2000er Jahre in einem ähnlichen Tempo wie das BIP. Überhaupt verbraucht China viel mehr Energie als Indien, da die chinesischen Bürger im Gegensatz zu den indischen fast alle Zugang zu Elektrizität besitzen – welche in China vornehmlich durch Kohle erzeugt wird.
“Bedeutsamer ist jedoch die für China erforderliche Energie, um Rohstoffe für den globalen Verbrauch zu produzieren. China produziert die Hälfte des weltweiten Stahls und 57 Prozent des weltweit vorhandenen Zements.
Bill Gates hat vor kurzem darauf hingewiesen, dass China in den letzten drei Jahren mehr Zement verwendet hat, als die USA im gesamten 20. Jahrhundert verwendeten. Diese Anforderungen haben es für China erforderlich gemacht, viel mehr Energie zu produzieren.“
Was den derzeitigen und zukünftigen Energieverbrauch in China und Indien betrifft, so können Sie darüber hier mehr erfahren.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: WESTBAM / ABWÄRTS – Computerstaat.
Sonntag, da ist alles tot
Im Golf von Mallorca, der Weltkrieg droht.
Stalingrad, Stalingrad –
Deutschland Katastrophenstaat.
Wir leben im Computerstaat.
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.