Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
ACHTUNG: Die Hyperlink-Funktion meiner Website streikt derzeit, so dass ich die Link-Adressen lediglich einfügen kann, ohne dass Sie direkt auf die jeweiligen Webseiten gelenkt werden. Ich hoffe, das Problem alsbald behoben zu haben. In der Zwischenzeit: Pardon.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 will ich Sie auf eine Buchbesprechung aufmerksam machen, und zwar zu “Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs“, das Ernst Wolff geschrieben hat und im Tectum-Verlag erschienen ist. In der Besprechung von Sabine Feininger heißt es:
“Ernst Wolff widmet sein Buch ‘den Menschen, die es nicht lesen können, weil der IWF ihnen den Besuch einer Schule verwehrt hat‘. Bereits auf den ersten Seiten weist er nach, dass die Gründung des IWF nicht etwa, wie von vielen behauptet, der Errichtung und Stärkung eines gesunden globalen Währungssystems diente. Vielmehr stand dieser ganz im Zeichen der Neuordnung der Welt nach dem zweiten Weltkrieg. Hauptziel seiner Errichtung war es, die Dominanz der neuen Weltmacht USA zu zementieren. …
Die Stärke des Buches liegt vor allem darin, dass der Autor sich nicht damit zufrieden gibt, historische Ereignisse chronologisch aneinanderzureihen. Wolff bemüht sich intensiv, die Hintergründe und Triebkräfte für das Wirken des IWF aufzuspüren. Er macht auf diese Weise klar, dass es sich bei dem Fond nicht um eine in die Irre geleitete Organisation unter inkompetenter Führung handelt. Vielmehr ist sein Wirken die Konsequenz der Entwicklung des weltweiten Finanzsystems, das – beginnend in den Siebziger Jahren – immer stärker dereguliert wurde und die Realwirtschaft inzwischen als stärkster ökonomischer Sektor überflügelt hat.“
Mehr dazu hier:
http://antikrieg.com/aktuell/2014_09_29_ernstwolff.htm
Auf Platz 9 gibt es von Martin Hantke “Zehn Anmerkungen zur Kriegs- und Eskalationspolitik der deutschen Bundesregierung“ dargereicht. Die zehn Punkte sind:
1. Krieg gegen den IS
2. Verantwortungslose Außenpolitik
3. Entfesselung
4. Großmachtpolitik
5. Das Transatlantische Bündnis
6. Geschichtspolitik
7. Störendes Russland
8. Tabubruch Ukraine
9. Mobilmachung
10. Aufgabe der Friedensbewegung
Was Hantke zu den Punkten zu sagen hat, siehe hier:
Zehn Anmerkungen zur Kriegs- und Eskalationspolitik der deutschen Bundesregierung
ISIS / IS betreffend könnte Sie darüber hinaus dieses:
http://www.washingtonsblog.com/2014/09/turkey-israel-directly-supporting-isis-al-qaeda-syria.html,
dieses:
http://consortiumnews.com/2014/09/29/neocons-noses-into-the-syrian-tent/,
und dieses:
http://ceasefiremagazine.co.uk/fighting-isis/
interessieren, wer weiß.
Auf Platz 8 befassen sich die “Propagandaschau“ und die “Rationalgalerie“ mit Kai Gniffke, Chefredakteur der ARD-Tagesschau, ARD-Aktuell und der Tagesthemen – wie Sie hier:
http://propagandaschau.wordpress.com/2014/09/30/ard-kai-gniffke-zieht-zwischenbilanz-der-ukraine-propaganda/,
und hier:
http://www.rationalgalerie.de/home/kai-gniffke-und-der-gebuehrenzahler.html
nachlesen können.
Auf Platz 7 folgt “Die emotionale Mobilmachung“. Darin schreibt der Wirtschaftspublizist und Medienberater Gunnar Sohn über die Masterarbeit von Miliana Romic, in der “sich empirische Belege (finden), mit welchen Mitteln diese ‘emotionale Mobilmachung‘ von Regierungspolitikern umgesetzt wird, um die öffentliche Meinung zu manipulieren und gefügig zu machen für ‘neue‘ Aufgaben.“
Den Artikel dazu finden Sie hier vor:
http://www.theeuropean.de/gunnar-sohn/9061-wie-medien-von-der-nato-beeinflusst-werden
Auf Platz 6 will ich Sie auf einen Artikel verweisen, den Michael Snyder auf ZeroHedge veröffentlichte. Darin schreibt er, dass es in den USA nunmehr fünf Banken gibt, die Derivate von über 40 Billionen US-Dollar in den Bilanzen halten:
JPMorgan Chase
Total Assets: $2,476,986,000,000 (about 2.5 trillion dollars)
Total Exposure To Derivatives: $67,951,190,000,000 (more than 67 trillion dollars)
Citibank
Total Assets: $1,894,736,000,000 (almost 1.9 trillion dollars)
Total Exposure To Derivatives: $59,944,502,000,000 (nearly 60 trillion dollars)
Goldman Sachs
Total Assets: $915,705,000,000 (less than a trillion dollars)
Total Exposure To Derivatives: $54,564,516,000,000 (more than 54 trillion dollars)
Bank Of America
Total Assets: $2,152,533,000,000 (a bit more than 2.1 trillion dollars)
Total Exposure To Derivatives: $54,457,605,000,000 (more than 54 trillion dollars)
Morgan Stanley
Total Assets: $831,381,000,000 (less than a trillion dollars)
Total Exposure To Derivatives: $44,946,153,000,000 (more than 44 trillion dollars)
Mit Derivaten von über 75 Billionen US-Dollar führt freilich die Deutsche Bank.
Schauen’S hier:
http://www.zerohedge.com/news/2014-09-25/5-us-banks-each-have-more-40-trillion-dollars-exposure-derivatives
Auf Platz 5 passt dann recht gut dazu, dass Steven Jakobsen, Chef-Ökonom bei Saxo Bank, für die USA, China und Europa voraussieht, dass sie sich dem ‘‘Minsky-Moment“ nähern, was einen Zusammenbruch der Vermögenspreise im großen Stil nach sich ziehen würde. Jakobsen: “Wir sind noch immer nicht klug genug zu verstehen, dass unser gegenwärtiges Model ein ‘Schneeball‘-System ist, das sich seinem unvermeidlichen ‘Minsky-Moment‘ nähert.“ Laut Jakobsen werde die geballte Schuldenlast den nächsten Crash verursachen.
Nach dem US-Ökonom Hyman Minsky (1919 – 1996) führen Perioden der Spekulation und des nicht-nachhaltigen Wachstums zu immer größeren und immer gewagteren Finanzierungen. Als “Minsky-Moment“ bezeichnet man die Phase, in der die Banken von der weiteren Kreditvergabe entschieden Abstand nehmen.
Wenn Sie das interessiert, was der Niederländer Steven Jakobsen in diesem Sinne vorbringt, öffnen Sie diesen Link hier:
http://www.cnbc.com/id/102035634?__source=yahoo|finance|headline|headline|story&par=yahoo&doc=102035634#.
Auf Platz 4 rangieren “10 Projektionen für die globale Bevölkerung im Jahre 2050“, die ich beim Pew Research Center las. Dazu zählen:
Die globale Bevölkerung wird älter, die globale Bevölkerung altert schneller als jene in den USA, und Indien überflügelt China als bevölkerungsreichstes Land der Welt.
Weitere Informationen samt und sonders Graphiken können Sie hier aufrufen:
http://www.pewresearch.org/fact-tank/2014/02/03/10-projections-for-the-global-population-in-2050/
Auf Platz 3 zitiere ich dieses:
“Die Überwachungsprogramme der NSA basieren mehrheitlich nur auf Regelungen von US-Präsident Ronald Reagan aus dem Jahr 1981. Das geht aus bislang geheimen Akten hervor, deren Herausgabe die American Civil Liberties Union (ACLU) und die MFIA der Yale Law School erreicht haben. Dass Reagans präsidiales Dekret 12333 eine juristische Säule der Überwachung ist, war bekannt, aber im Zuge des NSA-Skandals war ihm bislang die mit Abstand geringste Aufmerksamkeit zuteil geworden. …
Da das Dekret 12333 direkt vom US-Präsidenten stammt und auch von der Exekutive implementiert wurde, gebe es so gut wie keine Kontrolle durch das Parlament oder die Gerichte, schreibt die ACLU. Stattdessen sei es im Geheimen ausgelegt worden und dadurch habe sich eine Art Geheimgesetz etabliert, das der Massenüberwachung durch die NSA zugrunde liege. …
Insgesamt unterstreichen die veröffentlichten Dokumente die Aussagen von John Napier Tye, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-Außenministeriums. Der hatte Ende Juli erklärt, das Dekret 12333 müsse als Grundlage für die weltweite Überwachung herhalten und unterliege keinerlei demokratischer oder juristischer Kontrolle.“
Der ganze Artikel zum Sachverhalt ploppt hier auf:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Geheimgesetz-NSA-Ueberwachung-basiert-auf-Reagan-Dekret-2405517.html
Auf Platz 2 entleihe ich den “Goldseiten“ eine Zusammenfassung eines Artikels, den der frühere Fed-Vorsitzende Alan Greenspan auf Foreign Affairs publizierte, dem Journal des Council on Foreign Relations.
“Wenn China einen Teil seiner Währungsreserven über 4 Billionen US-Dollar in Gold investieren würde, so könnte das Reich der Mitte im heutigen globalen Finanzsystem in ungeahntem Maße an Macht gewinnen. … Dies wäre zwar durchaus mit gewissen Risiken verbunden, aber immerhin könnte China auf diese Weise die USA im Hinblick auf die Zentralbank-Goldreserven von der Spitze verdrängen. Für den Rest der Welt bedeute dieses Szenario einen steigenden Kurs, auch wenn der Preis des Edelmetalls aller Wahrscheinlichkeit nach wieder sinken dürfte, sobald China dieses Ziel erreicht hätte.
Gold habe eine Vielzahl von Eigenschaften, die keine andere Währung, außer Silber, für sich beanspruchen könne, erklärt Greenspan. Für immerhin mehr als zwei Jahrtausende sei Gold praktisch problemlos als Zahlungsmittel akzeptiert worden, da es niemals der Kreditgarantien eines Dritten bedürfe, anders als unsere heutigen Fiatwährungen, die nicht mit einem Sachwert hinterlegt sind, sondern auf Versprechungen beruhen – Versprechen, die in Krisenzeiten nicht unbedingt eingehalten werden.
Und aus ebendiesem Grund würden die Zentralbanken Gold halten, obwohl es keine Rendite mit sich bringt und darüber hinaus noch Lagerkosten verursache. Von den 30 Industriestaaten, die dem Internationalen Währungsfonds Bericht erstatten, würden gerade einmal vier kein Gold als Teil ihrer Reserven halten. Im Schnitt entfielen gut 10,3% aller internationalen Reserven dieser Länder auf das gelbe Metall.
Eine Zentralbank, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch ihre massiven Goldkäufe auffiel, ist die Zentralbank Chinas. Zum Ende letzten Jahres verfügte diese über die fünftgrößten staatlichen Goldbestände der Welt, nach den USA, Deutschland, Italien und Frankreich.
Dass das Reich der Mitte in absehbarer Zeit tatsächlich Ernst machen könnte und die USA im Hinblick auf die Goldreserven überholt, hält Greenspan allerdings für unwahrscheinlich. Eine derart konformistische Politik, wie wir sie in China vorfinden würden, lasse hierfür schlicht zu wenig Raum für Innovation und ebendiese bräuchte es, um die Vereinigten Staaten von der Spitze zu verdrängen.“
Die Zusammenfassung der “Goldseiten“ gibt es hier:
http://www.goldseiten.de/artikel/220990–Alan-Greenspans-Goldene-Regel~-Warum-Peking-Gold-erwirbt.html,
und das englische Original aus der Greenspan’schen Feder hier:
http://www.foreignaffairs.com/articles/142114/alan-greenspan/golden-rule,
während es auf “The Daily Bell“ hier:
ein paar Gedanken gibt, warum Greenspan den Artikel eventuell überhaupt geschrieben hat.
Unterdessen berichtet Koos Jansen, dass Song Xin, der Präsident der China Gold Association und General Manager der China National Gold Group Corporation, gesagt habe, dass China einen Goldhort von 8,500 Tonnen akkumulieren solle – mehr als den USA offiziell zur Verfügung stehen. Siehe dazu hier:
https://www.bullionstar.com/article/china%20aims%20for%20official%20gold%20reserves%20at%208500t
Und auf Platz 1 haben wir einen Artikel von F. William Engdahl stehen, in dem er sich neu geschlossenen Energiehandelsübereinkommen zwischen Russland und China widmet. Engdahl schreibt u. a.:
“In ihrer Gesamtheit, zusammen mit anderen Maßnahmen, die von Russlands Putin zur Vertiefung der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zu China und den anderen Nationen Eurasiens ergriffen wurden, besitzen die neuesten Energieabkommen das Potenzial, die globale geopolitische Karte zu verwandeln, etwas, das Washingtons Kriegsfraktion nicht bereitwillig begrüßen wird.
Die Welt, wie ich schon erwähnte, befindet sich inmitten einer grundlegenden Transformation, wie sie nur alle paar Jahrhunderte geschieht. Eine Epoche geht zu Ende. Die einst unangefochtene globale Hegemonie der Atlantischen Allianz-Länder der USA und der EU zerbröckelt schnell.“
Den kompletten Artikel von Engdahl, “China and Russia in New Strategic Energy Deals”, gibt’s hier auf die Augen:
http://journal-neo.org/2014/09/28/china-and-russia-in-new-strategic-energy-deals/
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: Julian & Roman Wasserfuhr Quartet – You Are A Friend Of Mine.
https://www.youtube.com/watch?v=P5BECo6z3_M
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.
Fehlerkorrektur zu #6 (derivate der Deutschen Bank)
Der Artikel von Zerohedge zur Deutschen Bank enthält eine fundamentalen Fehler (wie viele andere , z.B. mmnews.de …):
In der Jahresbilanz von 2013-12 weist die DB UMSÄTZE in Derivaten (Nennwert) von 55.000 Mrd. Euro auf, der Bestand per Ultimo betrug nur ca. 500 Mrd Long und 500 Mrd Short, solch ein Fehler hätte bei Finanz-Seiten nicht passieren dürfen!
Nichtsdestotrotz sind offene Derivate im Nennwert wvon 1000 Mrd Euro bei 36 Mrd.Euro Börsenkap. erstaunlich.
Mehr dazu unter
http://finanzcrash.com/forum/read.php?1,140020,140020