Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 starten wir beschaulich, und zwar mit einem Video des American Museum of Natural History, dem der Digital Universe Atlas zugrunde liegt, der von Astrophysikern erstellt wird. Warum das Video sehenswert ist, können Sie hier erblicken.
Auf Platz 9 begeben wir uns zu den Niederungen auf Erden, in diesem Fall auf den Grund des Golfs von Mexiko:
“Es war eine Umweltkatastrophe gigantischen Ausmaßes: Nach der Explosion auf der ‘Deepwater Horizon‘ des Ölkonzerns BP im April 2010 (Artikelbild), bei der 11 Menschen ums Leben kamen, strömten insgesamt fast fünf Millionen Barrel (umgerechnet fast 80 Millionen Liter) Öl in den Golf von Mexiko. Jetzt haben Wissenschaftler von der University of California und der Woods Hole Oceanographic Institution im Bundesstaat Massachusetts herausgefunden, dass sich zwei Millionen Barrel auf dem Meeresboden abgelagert haben.
‘Unsere Analyse legt nahe, dass das Öl zunächst in tiefes Wasser abgesunken ist, ehe es sich auf dem darunter befindlichen Meeresboden ablagerte‘, heißt es in der Studie.
Mehr zum Thema, das für BP noch einigermaßen teuer werden dürfte, hier und hier.
Auf Platz 8 sehen wir, was in den USA kurz vor den Wahlen besonders interessiert – gemessen an dem, worüber per Twitter gesprochen wird, worüber Werbung geschaltet wird, und worüber von den Medien geschrieben wird. Zu sehen gibt es das hier.
Auf Platz 7 macht sich der zurückliegende Bankenstress breit. Hierzu habe ich zwei Fundamentalkritiken für Sie im Internet herausgekramt; zum einen diese hier beim “Oeconomicus“, und zum anderen diese hier auf dem “Spiegelfechter“.
Auf Platz 6 las ich was über die Auswüchse der Mainstream-Medien, welche „vordergründig eine Chance für die Alternativen, die wirklich Unabhängigen und meist Unbezahlten“, darstellen. “Ihre Kritik am ‘Mainstream-Journalismus‘ war wichtig und richtig. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man das heute noch sagen kann. Obwohl viele inzwischen wissen, dass vieles von dem, was früher als Verschwörungstheorie galt, sich als wahr herausgestellt hat, wird die Kritik am Mainstream nicht präziser, im Gegenteil: Es tummeln sich so viele Spinner und Hetzer im Pool einer angeblichen Medienkritik, dass durch die Rostlöcher im Mainstream nicht klares Wasser, sondern braune Brühe einsickert.“
Von der “Ernte der Mainstream-Medien“ las ich hier.
Auf Platz 5 heißt es: “Britischer Inlandsgeheimdienst spionierte über Jahrzehnte prominente Historiker aus“. Dies geht aus “umfangreiche(n) Akten zur Überwachung von prominenten Akademikern“ hervor, die der britische Inlandsgeheimdienst MI5 neulich freigab. Demnach standen der Historiker Eric Hobsbawm (1917-2012) und Christopher Hill (1912-2003) als kommunistische Sympathisanten unter Beobachtung
Falls Sie das interessierte, wären Sie hier und hier richtig.
Apropos britische Geheimdienste. Agenten der Joint Threat Research and Intelligence Group (JTRIG) haben Dokumenten zufolge, die Edward Snowden bei der National Security Agency mitgehen ließ, besondere “schmutzige Tricks“ entwickelt, um sie gegen “Nationen, Hacker, Terrorgruppen, verdächtige Straftäter und Waffenhändler“ ins Felde zu führen.
Um welche Tricks es sich dabei handelt, erfahren Sie hier.
Sodann möchte ich ferner noch nachdrücklich ein langes Gespräch Snowdens mit Katrina van den Heuvel und Stephen F. Cohen empfehle. Ich erstaune mehr und mehr über Wissen und Klugheit Snowdens und finde nachgerade, dass Ströbele neben ihm doch eher wie ein Pausenclown wirkt.
Das Interview, das Snowden „The Nation“ gab, steht hier für Sie bereit.
Auf Platz 4 fragt “Die Propagandaschau“ bezüglich BND-Chef Gerhard Schindler und MH17: “Nur ein Dummschwätzer oder ein Krimineller?“
Erst einmal das Grundsätzliche:
“Was soll man zum BND noch sagen? Dass er von Nazis gegründet wurde ist bekannt. Dass er so demokratisch legitimiert ist wie die Gestapo ist auch bekannt. Dass er so wenig demokratisch kontrolliert wird, wie die HVA, daran dürfte auch niemand ernsthaft zweifeln. Dennoch wollen deutsche Politik und Medien den Eindruck erwecken, es handele sich um eine demokratische Institution eines Rechtsstaates.
Tatsächlich ist der BND ein von der Gesellschaft komplett isoliertes und unkontrolliertes Werkzeug der Macht, von dem man nicht einmal sagen kann, wer es eigentlich öfter und erfolgreicher in seinem Sinne nutzt: deutsche oder ausländische Mächte?“
Warum Schindlers Aussagen mit Vorsicht zu genießen sind, wird daraufhin hier spezifiziert.
Auf Platz 3 hätte ich Grant Williams‘ “Things That Make You Go Hmmm…” für Sie in petto. Diesmal beschäftigt sich Williams auf seine humorige, nichtsdestoweniger präzise Art mit dem Schweizer Volksreferendum, das am 30. November über das Schweizer Goldvolksvermögen ansteht – siehe hier.
Auf Platz 2 macht man sich bei “Konjunktion“ Sorgen angesichts der Tatsache, dass die US-Öffentlichkeit “derzeit einen Artikelsturm (erlebt), was die Möglichkeit eines weiteren großen Terroranschlags in den USA betrifft. (D)ie willfährige Berichterstattung der ‘Qualitätsmedien‘ und die ‘Meldungen‘ von einigen Politdarstellern bzgl. einer eventuellen Terrorgefahr sollte uns alle nachdenklich und vor allem achtsam machen.“
“Konjunktion“ hat zum Thema eine beachtliche Artikel-Sammlung aufgestellt, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten, und zwar hier.
Und auf Platz 1 stellt Marin Katusa, Chief Energy Investment Strategist bei Casey Research, ein paar Überlegungen zum Tod von Christophe de Margerie an, dem Chef von Total. Die Frage, wer aus dem “Unfall“, der vor einiger Zeit zum Tode von Christophe de Margerie auf dem Moskauer Flughafen führte, einen Nutzen ziehen könnte, schreibt Katusa:
De Margerie war einer der wenigen Geschäftsbosse, die sich gegen die Isolation Russlands aussprachen. Auf seiner letzten Reise nach Moskau schimpfte er gegen die Sanktionen und Hindernisse für russische Unternehmen, um an Kredite zu kommen.
Er war auch ein ausgesprochener Unterstützer von Russland Positionen“ in Sachen Energie vis-à-vis der Ukraine, und sagte “Reuters in einem Interview im Juli, dass Europa seine Abhängigkeit von russischem Gas nicht verringern sollte, sondern sich eher darauf konzentrieren solle, die Lieferungen sicherer zu machen.
Aber was de Margerie insgesamt zu einer Belastung gemacht haben könnte, ist Totals Engagement an den Plänen, eine Erdgas-Verflüssigungs-Anlage auf der russischen Yamal-Halbinsel in einer Partnerschaft mit Novatek zu bauen“, mit der die Lieferung riesige Mengen an Flüssiggas über die Arktis nach China erleichtert werden soll. Total plante seinen Anteil an dem Yamal-Projekt in Euro, Yuan, Rubel, und jeder andere Währung zu entrichten, nur nicht in US-Dollar.
Hat dies de Margerie einige mächtige Gegner beschert?
Katusa jedenfalls legt nahe, dass wenn Total die Finanzierung für das Yamal-Projekt nicht abschließt, “dann werden wir wissen, dass jemand eingeschritten ist, um einen Angriff auf den Petrodollar zu verhindern“.
Und dann fragt er:
“Wie viele andere westliche Führungskräfte, die es wagen, Russland bei der Umgehung der Sanktionen zu helfen – und es in ein Energiekraftbündel zu verwandeln -, werden unter verdächtigen Umständen sterben?“
Das sei eine mögliche Zen-Meditations-Frage, und die entnahm ich diesem Artikel hier.
Ansonsten können Sie sich hier über das Buch von Marin Katusa informieren, “The Colder War“, in dem die Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA dargestellt wird, die um die Energie-Vorherrschaft auf Erden vor sich geht (ich las bisher nur Positives über das Buch).
Und hier steht überdies noch ein ganz aktuelles Interview mit Katusa auf The Daily Bell online.
„IS“ sind ja auch Ölverkäufer – und so sei noch auf ein Video auf dem YouTube-Kanal von Boiling Frogs Post hingewiesen, „The BFP Roundtable Takes on the Islamic Terror Hype“ – zu sehen hier.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: WILLIS JACKSON –Swimmin‘ Home, Baby (Fruitcake).
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.