Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 kommentiert Frank Meyer die Tatsache, dass das Statistikamt DESTATIS dem deutschen BIP nunmehr auch Umsätze aus Drogenhandel, Zigarettenschmuggel und illegaler Prostitution hinzurechnet. Der Artikel heißt denn auch treffend „In den Aufschwung gekokst“ und kann hier abgerufen werden.

Auf Platz 9 hat Yanis Varoufakis eine Replik auf Klaus Kastner. Letzterer hatte angezweifelt, dass der “Griechenland-Bailout ein neues Versailles“ sei – eine These, die von Varoufakis vertreten wird.

Die Replik führt die Frage “Was Maastricht another Versailles for the German nation?” im Titel und sollte hier aufploppen.

Auf Platz 8 fragt John Butler, Fondsmanager bei Atom Capital in London und Herausgeber des Amphora Reports, ob Russlands Präsident Wladimir Putin die „Gold-Karte“ spielen wird, und stellt fest, dass die Stärkung der russischen Wirtschaft und ihrer internationalen Position durch die Remonetarisierung von Gold an und für sich eine alte Idee ist.

Butlers Kommentar trägt die Überschrift „As the ‚Sanctions War‘ Heats Up, Will Putin Play His ‘Gold Card?’“, ist wirklich lesenswert und kann von Ihnen hier im PDF-Format heruntergeladen werden.

Unterdessen berichtet Koos Jansen, dass die Zentralbank der Niederlande über 120 Tonnen Gold von der Federal Reserve Bank of New York repatriiert hat – wie Sie hier nachzulesen imstande sind.

Schauen Sie mal hier zum Vergleich, was China in den letzten Jahren an Gold aus Australien importiert hat, dem zweitgrößten Goldproduzenten der Welt.

Auf Platz 7 lässt Sie David P. Goldman auf “PJ Media“ anhand eines Artikels von Francesco Sisci wissen, weshalb wohl nicht damit zu rechnen ist, dass China alsbald auseinanderfällt. Ferner macht er auf eine nachdrücklich empfehlenswerte Arbeit der ReOrient Group aufmerksam, an der er mitgewirkt hat, “China’s Two Economies”.

Beides steht hier für Sie bereit.

Marc Chandler hebt hervor, dass sich die wirtschaftliche Vorherrschaft, die die nordatlantische Region in den letzten zweihundert Jahren innehatte, zugunsten der pazifischen Region dreht – was er Ihnen hier aufzeigt.

Apropos Pazifik. Hier zwei interessante Geschichten dazu:

1) Russia shifting foreign policy focus to Asia-Pacific – Kremlin working to realign its sphere of influence,

und:

2) Russia And China To Conduct Joint Naval Exercises In The Mediterranean And Pacific In 2015.

Auf Platz 6 rangiert ein Radio-Feature von SWR 2 namens „Spitzelnde Freunde“:

“Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden“, so lautete ein Begleittext, “ist die amerikanische National Security Agency, kurz NSA genannt, in aller Munde. Sorgsam abgeschirmt, ist dieser Geheimdienst hierzulande mit einem besonders großen technischen Aufgebot und starker Manpower vertreten. Obwohl Deutschland seit 1994 souverän ist, blieben die US-Streitkräfte und ihre Geheimdienste hier weiterhin stationiert. Sie können vom exterritorialen Boden ihrer Kasernen aus handeln, ohne dass die Bundesregierung einen nennenswerten Einfluss darauf hat. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 erklärte sich Deutschland mit den USA solidarisch, deren ‘Krieg gegen den Terror‘ uneingeschränkt zu unterstützen. Entsprechende Geheimverträge folgten. Seitdem führt die NSA unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung einen nachrichtendienstlichen Krieg auch von deutschem Boden aus. Die Aktivitäten des Geheimdienstes haben eine lange Tradition, die er nicht aufzugeben gedenkt.“

Das Feature gäbe es hier auf die Gehörgänge, so Sie mögen.

Auf Platz 5 pfeifen es die Spatzen von den Dächern:

“Crash 2.0: Europa vor der nächsten Krise“ – heißt die Überschrift eines Artikels, der von Klaus Busch auf der “Blätter für deutsche und internationale Politik“-Website erschien.

“Sechs Jahre sind seit der Lehman-Pleite inzwischen vergangen und die Börsen haben sich scheinbar längst beruhigt. Genauer gesagt: Sie feiern wieder fröhliche Aktienrekorde. Doch dabei handelt es sich möglicherweise nur um die Ruhe vor dem Sturm.“

Mehr dazu hier.

Auf Platz 4 folgt Matt Taibbi. Der US-Journalist hatte zuletzt mit einer Veröffentlichung über eine Whistleblowerin für Aufsehen gesorgt. Hierbei steht der Vorwurf im Raume, dass JP Morgan Chase bewusst faule Hypothekenkredite an Anleger verkaufte.

Mit Abby Martin sprach Matt Taibbi nun über den Fall – und zwar hier.

Auf Platz 3 wird‘s dramatisch, denn da lesen wir, dass die USA dem Verbündeten Saudi-Arabien neue Kriegsschiffe zu verkaufen beabsichtigen. Die saudische Marine soll modernisiert werden, und dabei helfen soll eventuell General Dynamics Tochtergesellschaft Bath Iron Works, Hersteller des DDG-51-Zerstörers. Alternativ auch im Spiel: Lockheed Martins Littoral Combat Ships.

Der Iran dürfte die diesbezüglichen Diskussionen zwischen den USA und Saudi-Arabien mit Interesse verfolgen – immerhin mag man diese Marinemodernisierung durchaus gegen sich gerichtet sehen, wie dieser Artikel hier von Bruce K. Gagnon suggerieren möchte, “US Prepares to Sell Saudi Arabia Warships to Help Take Down Iran”

Mindestens genauso interessant ist, dass der Iran die Hilfe der Saudis bei den Atomgesprächen mit dem Westen sucht – wie hier geschrieben steht.

Auf Platz 2 bleibt’s dramatisch: “Das europäische Jahrhundertdesaster“, nennt Wolfgang Bittner seinen Kommentar zum “Kalten Krieg 2.0“.

“Westeuropa und Russland“ schreibt er, “waren auf einem guten Weg friedlicher Nachbarschaft und für beide Seiten fruchtbarer Beziehungen. Das ist nach den Ereignissen in der Ukraine und den damit einhergehenden Wirtschaftssanktionen wie auch der Hetze in den westlichen Medien Vergangenheit. Die USA haben es geschafft, aufgrund einer von ihnen inszenierten Krise, Russland durch einen neuen ‘Eisernen Vorhang‘ von Westeuropa zu trennen, wobei die Gefahr eines dritten Weltkriegs in Kauf genommen wurde und wird.“

Zum ganzen Kommentar bitte hier entlang.

Überdies gibt es zum Ukrainekonflikt hier ein Interview, das John Batchelor mit Stephen F. Cohen geführt hat.

Bei dieser Verlautbarung musste ich dann etwas schmunzeln, als ich den letzten Satz las:

“Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko ist bei der Gedenkfeier des ersten Jahrestages der Maidan-Proteste in Kiew von einer aufgebrachten Menge auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) niedergeschrien worden. ‘Nieder mit Poroschenko‘ und ‘Wo sind die Mörder unserer Kinder?‘ stand auf Plakaten bei dem Gedenken an die mehr als 100 Toten des Aufstandes gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Es ist das erste Mal, dass sich Poroschenko bei einem öffentlichen Auftritt kein Gehör verschaffen konnte. US-Vizepräsident Joe Biden, der als Ehrengast auf dem Maidan erwartet worden war, blieb gleich im Auto sitzen.“

Dergleichen zum Schmunzeln fand ich hier.

Und auf Platz 1 gelangt eine neue Studie von “Fairness & Accuracy in Reporting“ (FAIR) zum Schluss, dass in den US-TV-Medien praktisch keine Anti-Krieg-Stimmen zu Worte kamen, als es um militärische Einsätze in Syrien und im Irak ging. Die Studie betrifft einen zweiwöchigen Zeitraum des vergangenen Septembers und heißt „Debating How — Not Whether — to Launch a New War“. Die Studie erscheint in der November-Ausgabe des FAIR-Magazins “Extra!”.

Nähere Informationen zu den Ergebnissen bringen Sie hier, hier und hier in Erfahrung.

Hierzulande wollen ARD und Süddeutsche Zeitung zur „gelenkten Öffentlichkeit“ übergehen. Was sich dahinter verbirgt, sehen Sie hier.

Und dann scheiterte Zeit-Herausgeber Josef Joffe erneut mit seiner Klage gegen “Die Anstalt” vom ZDF. “Joffe beanstandete ein Schaubild, das in der Satiresendung … Lobbyverbindungen von Journalisten aufzeigte. Das Bild enthalte zwar einen Fehler. Dieser sei jedoch hinzunehmen, so die Richter.“

Schauen’S hier.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: FREDERICK DELIUS – The Song of the High Hills.

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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