Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 ist zum Start Nudging angesagt:
“Nudging meint, jemandem in seinem eigenen Interesse einen kleinen Schubs zu geben. Die theoretischen Grundlagen liefern die Behavioral Economics: Ökonomen haben beobachtet, dass Menschen im Alltag oft nicht den Modellen der Rational Choice folgen … Die Rationalitätsanomalien des Menschen solle man sich zu Nutzen machen, um Menschen zu ihrem eigenen Glück zu bewegen. Wohlgemerkt bewegen, nicht zwingen. Die Anhänger des Nudging propagieren einen ‘libertären Paternalismus‘. Die Rahmenbedingungen der Entscheidungsfindung nehmen Einfluss auf die getroffene Wahl. Also müsse man die ‘Entscheidungsarchitekturen‘ so zuschneiden, dass Menschen trotz ihrer Verhaltensschwächen die ‘richtige‘ Wahl treffen. Nudging will menschliches Verhaltens also im wohlverstandenen Interesse der Betroffenen manipulieren.“
Hans-Michael Heinig attestiert in seinem Artikel, dass das Nudging “inzwischen längst politische Praxis“ geworden ist, und gibt zu bedenken: “Dass sich die Politik für Nudging interessiert, kann kaum verwundern. Viele Einsichten der Behavioral Economics sind plausibel und das Nudging verspricht eine höchst effektive Verhaltenssteuerung, ohne Widerstände zu provozieren. Ein Traum für Regierungen.“
Mehr zum Stöbern im Thema finden Sie hier.
Auf Platz 9 nehmen wir dann den Fall der “Scharfschützenmorde in Kiew“ unter die Lupe:
“Der kanadisch-ukrainische Politikwissenschaftler Ivan Katchanovski von der Universität Ottawa hat das Kiewer Blutbad des 20. Februar in Eigenregie untersucht. Akribisch wertete er monatelang Zeugenaussagen, Filmmaterial und Funkübertragungen aus, um den Massenmord im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt zu rekonstruieren. Katchanovski belegt, dass auch Oppositionskräfte Scharfschützen einsetzten. Dabei nahmen die Maidan-Schützen nicht nur Polizisten sondern auch die eigenen Leute und Journalisten unter Feuer. Die Spur führt zum Rechten Sektor.“
Die Spur vermögen Sie hier und hier weiterzuverfolgen.
Auf Platz 8 werfen wir einen geschwinden Blick auf “Agenda 2015“, bzw. “Das Politik-Briefing für Deutschland“:
“Die etablierten Medienunternehmen verlieren in signifikanten Teilen der Öffentlichkeit das Vertrauen. Das kann niemand bestreiten, der nicht ernsthaft Verschwörungstheorien zur Erklärung heranziehen will. Wie man das Vertrauen in die eigene Arbeit endgültig ruinieren kann, dokumentierte gestern der Tagesspiegel. So wie dieser seine Tagungen organisiert, stellen sich manche Leute eine Bilderberg-Konferenz vor: Als Kommunikationsberatung für Entscheider-Gruppen.
Zeitungen suchen ein neues Geschäftsmodell. Das betrifft auch den Tagesspiegel aus Berlin. Deshalb haben die Berliner Kollegen etwas entdeckt, was in der Branche mittlerweile groß in Mode ist. Man wechselt als Zeitung in das Fach des Event-Marketing. Beim Tagesspiegel heißt das Agenda 2015. Das Politik-Briefing für Deutschland. … Diese Agenda 2015 als Politik-Briefing ist ein medienpolitisches Desaster, das sich nur Leute ausdenken können, denen … der Journalismus schlicht gleichgültig ist. Er macht aus Vorurteilen gegenüber dem sogenannten Mainstream begründete Urteile. Oder glaubt irgendjemand noch an die journalistische Unabhängigkeit des Tagesspiegel, wenn er sich ansonsten meistbietend an Lobbys verkauft?“
Den besagten Vorgang können Sie hier unter der Überschrift “Wenn Journalismus zur Kommunikationsberatung für Entscheider-Gruppen wird“ in Augenschein nehmen.
Auf Platz 7 gestehe ich frank und frei, dass mich der Fall Edathy eher nur am Rande interessiert. Diese Zusammenstellungen hier und hier zum besagten Fall, bei welchen der NSU eine tragende Rolle spielt, trafen dann aber doch auf reges Interesse meinerseits.
Auf Platz 6 beschäftigen wir uns ein wenig mit dem CIA-Folterprogramm der “erlernten Hilflosigkeit“.
Womöglich ist Ihnen bekannt (wenn nicht, sag ich’s Ihnen dann jetzt), dass wesentliche im 9/11-Kommissionsbericht enthaltene Informationen, die eine Verbindung zwischen Osama bin Laden, al-Qaida und 9/11 herstellen, aus Berichten abgeleitet werden, die über angebliche Verhöre von al-Qaida-Gefangenen angefertigt wurden. Die Mitglieder der 9/11-Kommission trafen die Gefangenen zu keinem Zeitpunkt ihrer Untersuchung, ihnen „wurde nicht gestattet, den Vernehmungsbeamten Fragen vorzulegen, und (sie) konnten einige der Beweise, die den Geständnissen der Häftling zugeschrieben werden, nicht bestätigen. Kean und Hamilton geben zu, dass, wo sie keine bestätigende Informationen finden konnten, ,es dem Leser überlassen wurde, die Glaubwürdigkeit der Quelle zu überdenken – wir hatten keine Gelegenheit dazu.‘ … Laut einem Dokument, das von der ACLU im Jahre 2010 entdeckt wurde, hatten Cheneys Anwalt David Addington, Generalstaatsanwalt John Ashcroft, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und CIA-Direktor George Tenet die Kommission im Januar 2004 davor gewarnt, dass ihre Forderung, al-Qaida-Häftlinge befragen zu wollen, eine ,Linie‘ sei, die sie ,nicht überschreiten sollten‘. 2008 enthüllte die CIA, dass sie drei al-Qaida-Häftlinge gefoltert hatte, einschließlich das angebliche 9/11-Mastermind Khalid Sheikh Mohammed (KSM). … KSM wurde angeblich 183 Mal in einem Monat dem Waterboarding unterzogen, und die CIA drohte, dass sie seine Mutter vergewaltigen und seine Kinder töten würden. Abschriften, die von KSM-Verhören im Juni 2009 veröffentlicht wurden, vermerken, dass KSM zugab, er habe ,Geschichten [erfunden]‘, als er von seinen Entführern gefoltert wurde. Die CIA gab zu, dass sie mindestens zwei Videobänder von Verhören von al-Qaida-Gefangenen zerstört hat, ein klarer Fall von Behinderung der 9/11-Kommission. MSNBC führte eine Untersuchung durch und stellte fest, dass sich mehr als 25% der Fußnoten im 9/11-Kommissionsbericht auf Foltergeständnisse bezogen.“ Signifikanter Weise stehen „die meisten dieser Fußnoten“ im Zusammenhang mit „Kapitel 5 und 7, die die Vorwürfe gegen bin Laden und die Einzelheiten des al-Qaida-Plots enthalten.“
Siehe dazu hier.
Michael Keefer schreibt in seiner Abhandlung „9/11, Torture, and Law“:
„Die Tatsache, dass die ,kritischsten Kapitel‘ des 9/11-Kommissionsberichts, ,die über die Planung und Ausführung der Anschläge‘, auf Folter gründen, wirft ein Problem auf, das über alle Fragen der Legalität hinausgeht: Aussagen, die sich aus Folter ergeben, haben keinen Beweiswert, weil die Intentionalität, die sie ausdrücken, die der Folterer ist.“
Mehr dazu hier.
Dem englischen Guardian entnahm ich nun, dass der Sinn und Zweck der Folter, die den al-Qaida-Gefangenen teilhaftig wurde, in der Tat nicht so sehr im Verhören und damit im Gewinnen unbekannter Informationen bestand, sondern vielmehr in der Konditionierung der Häftlinge, um ihnen bestimmte Aussagen und Verhaltensweisen überhaupt erst einzutrichtern. Diese „Konditionierungs-Methoden “ gründeten auf der Arbeit von Martin Seligman, dem Entwickler der Theorie der „erlernten Hilflosigkeit“. Als „erlernte Hilflosigkeit“ wurde das CIA-Folterprogramm von zwei seiner Hauptarchitekten bezeichnet, Bruce Jessen und James Mitchell. Bei dieser Methode legen es die Folterer darauf an, „die Selbstkontrolle einer Person zu brechen, bis sie emotional oder psychisch unfähig geworden ist, ungehorsam zu sein.“
Lesen Sie dazu den Artikel “Torture victims will bear psychological scars long after CIA report scandal fades” hier.
Zum Thema CIA und Folter hätte ich des Weiteren in petto für Sie:
CIA-Folterskandal: Wenn sich wieder einmal eine Verschwörungstheorie als wahr herausstellt;
„Niemand hat der CIA mehr geschadet als Dick Cheney…“;
Der Spiegel, die Folter und 9/11;
CIA-Folter und die Bundespressekonferenz;
Should Bush, Cheney, Rumsfeld & CIA Officials Be Tried for Torture? War Crimes Case Filed in Germany.
Auf Platz 5 nehmen wir Kunde, dass George Friedman, der Gründer von Stratfor, kürzlich in Russland weilte. Dort ließ er dann die Zeitung “Kommersant“ verstehen, dass die USA hinter dem Staatsstreich in Kiew vom Februar diesen Jahres stünden. “In der Tat war es der offenste Staatsstreich in der Geschichte, betonte der Politologe.
Die Vereinigten Staaten beschlossen infolge der Erfolge Russlands im Nahen Osten, einer Schlüsselregion für die USA, zu handeln. Die Amerikaner sahen, dass die Russen das, was im Nahen Osten geschieht, beeinflussen konnten, sagte Friedman. Die Russen sind eine der vielen Herausforderungen in der Region, vor denen die USA stehen, stellte er fest. Die USA dachten, die Aktivitäten Russlands waren ein Versuch, Washington zu schaden“, sprach Friedman “Kommersant“ in den Notizblock, “und fügte hinzu, dass die Ereignisse in der Ukraine in diesem Zusammenhang gesehen werden müssen.
Die Russen scheinen unterschätzt zu haben, wie ernst die USA auf die Aktivitäten Moskaus in der Region reagieren würden, und dass sie leicht reagieren würden, sagte Friedman. Die USA verstehen, dass das, was Russland als letztes will, Instabilität in der Ukraine ist, setzte er hinzu.
Der Leiter von Stratfor, auch bekannt als ‚The Shadow CIA‘, bestand darauf, dass das Engagement Russlands in Syrien nicht der einzige Grund für die ukrainische Krise sei. Viele in Washington begannen jedoch Russland als Problem wahrzunehmen, sagte der Experte der Zeitung, und fügte hinzu, dass zu dieser Zeit die USA beschlossen, die russische Aufmerksamkeit vom Nahen Osten abzulenken.“
Dies war eine übersetzte Passage aus “Stratfor: Ukraine Coup Plotted by US Over Russian Stance on Syria”, und dieser Artikel ploppt im englischen Original hier auf
In einem Stratfor-Artikel, der am 16. Dezember erschien, nämlich “Viewing Russia From the Inside“ (siehe hier), unterstreicht Friedman unterdes einen Hauptimpuls US-amerikanischer Außenpolitik:
„Ich habe versucht, eine strategische amerikanische Perspektive darzubieten. Die Vereinigten Staaten verbrachten das vergangene Jahrhundert in der Verfolgung eines einzigen Ziels: die Verhinderung des Aufstiegs eines einzelnen Hegemon, der in der Lage wäre, Technologie und Kapital Westeuropas und russische Ressourcen und Arbeitskräfte auszubeuten. Die USA intervenierten im Ersten Weltkrieg im Jahre 1917, um die deutsche Hegemonie zu blockieren, und abermals im Zweiten Weltkrieg. Im Kalten Krieg war das Ziel, eine russische Hegemonie zu verhindern. Die strategische Politik der USA war ein Jahrhundert lang konsequent.
Die Vereinigten Staaten sind konditioniert worden, vor jedem aufsteigenden Hegemon vorsichtig zu sein.“
Eine Frage, die Sie über die besinnlichen Weihnachtstage überdenken könnten: Konditioniert worden von wem?
Auf “German Foreign Policy“ lesen wir unter der Überschrift “Umsturz per Krise“:
“Die Zuspitzung der Wirtschaftskrise in Russland treibt im Westen die Debatte über einen möglichen Umsturz in Moskau voran. Im Zentrum der Planungen stehen dabei die russischen Mittelschichten; Hintergrund ist, dass der Umsturz in der Ukraine, der als mögliches Modell für einen ‘Regime Change‘ auch in Russland gilt, maßgeblich von den Mittelschichten des Landes herbeigeführt wurde. Könne Moskau deren Einkommen und deren Lebensniveau nicht mehr garantieren, könnten sie der Regierung womöglich die Unterstützung entziehen, vermutet eine Expertin von der ‘European Foundation for Democracy‘ aus Brüssel. Allerdings sei keinesfalls klar, ob ein Umsturz ein prowestliches Regime an die Macht bringen werde. Beobachter weisen darauf hin, dass Putin zur Zeit nicht nur außergewöhnlich hohe Zustimmungswerte hat, sondern dass außerhalb der Metropolen auch in den Mittelschichten nationalistische, antiwestliche Vorstellungen dominierten. Ein Umsturz biete keine Erfolgsgarantie für den Westen. Der russische Ex-Oligarch Michail Chodorkowski hat vor kurzem ‘revolutionäre‘ Schritte in Aussicht gestellt – unter Abkehr von einem Machtwechsel ‘auf demokratischem, sanftem Weg‘. Weil der Westen den ökonomischen Druck auf Moskau aber inzwischen so stark erhöht, dass selbst eine Staatspleite nicht mehr völlig ausgeschlossen wird, drohen die Umsturzpläne sich gegen ihre Erfinder zu wenden: Russlands Kollaps träfe europäische Banken, die in Moskau Außenstände in dreistelliger Milliardenhöhe haben, und könnte die Wirtschaft der EU mit in die Krise reißen.“
Weiter ginge es hier im Text.
Alldieweil will die Ukraine Waffen auf Pump kaufen:
“Die vom Staatsbankrott bedrohte Ukraine will Waffen und anderes Militärgerät mit Krediten im Ausland einkaufen. ‘Es besteht Unterstützung und Verständnis bei unseren ausländischen Partnern‘, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko am Samstag Medien zufolge bei einer Sitzung des Sicherheitsrates in Kiew.“
Lesen Sie mehr dazu hier.
Auf Platz 4 zeitigen die Enthüllungen von Edward Snowden sichtlich Wirkung in China. Das Riesenreich im Osten ist fleißig dabei, fremdländische Technologien “in Banken, im Militär, in staatseigenen Unternehmen und staatlichen Schlüsselbehörden“ zu entfernen und mit eigenen Entwicklungen zu ersetzen. Inländische Alternativen wurden erfolgreich in der Stadt Siping im Nordosten Chinas getestet. Statt Windows wird nun ein Betriebssystem namens NeoKylin eingesetzt, ein Linux-basiertes System der chinesischen Firma Standard Software Co., und statt Server von IBM werden nun die von der chinesischen Inspur Group Ltd. verwendet.
Derlei Bemühungen haben Konsequenzen für US-Firmen wie Cisco Systems Inc. (CSCO), International Business Machines Corp. (IBM), Intel Corp. (INTC) und Hewlett-Packard Co., die gegenüber chinesischen Firmen wie Huawei Technologies Co. und ZTE Corp. zunehmend Marktanteile verlieren werden. Um nicht völlig zu verschwinden, müssen die US-Firmen den chinesischen Sicherheitskräften Zugang zu ihren Produkten gewähren und Kerntechnologien teilen, um als sicher und kontrollierbar zu gelten.
Die staatlichen Regulierungsbehörden wiesen im September Banken und Finanzbehörden an, dass ihre Computersysteme bis 2019 mindestens zu 75 Prozent über sichere Technologien verfügen müssen. Die Banken sollen Unternehmen bevorzugen, die ihr Kernwissen und ihre Schlüsseltechnologie teilen. Auf einer Konferenz in Peking, die Ende November auf Einladung des Nachrichtenmagazins “ Caijing“ stattfand, sagte Yan Qingmin, Vize-Vorsitzender der staatlichen Regulierungsbehörde, dass “ungefähr 80 Prozent der Kernserver und -systeme der Banken von fremden Marken hergestellt“ würden. Der Großteil der chinesischen Finanz-IT stamme aus fremden Ländern. “Aus Sicht der nationalen Sicherheit stellt dies mögliche Gefahren für uns dar.“
Weitere Ausführungen zum Thema finden Sie hier.
Auf Platz 3 schauen wir uns ein paar Artikel im Bereich der Finanzen und der Wirtschaft an, die ich aus dem Nachrichtenwust der Woche herauspickte.
Zunächst stellt Bill Holter fest, dass in der Nachrichtenlawine, die tagtäglich darnieder geht, immer wieder Neuigkeiten herauskommen, die jede einzelne für sich zu früheren Zeiten Panik an den Märkten ausgelöst hätte.
Sodann listet Holter in der Veröffentlichung “One Foot On A Banana Peel…The Other In A Grave” “einige sehr hässliche Punkte” auf, welche verbunden gehören: Änderungen bei der Hinterlegung von Sicherheiten bei der Kreditvergabe in China; der fallende Ölpreis; die Erlaubnis des Kongresses gegenüber den Banken, ihre Derivat-Portfolios unter den FDIC-Schirm zu stellen (Wert: über $300 Billionen); Russlands Test einer Alternative zu SWIFT; und die Verlautbarung der CME Group, dass der Edelmetallhandel an der COMEX ausgesetzt wird, wenn sich Gold um $100 oder Silber um $3 bewegt.
Siehe zu alledem hier.
Dann ließ sich neulich Lloyd Blankfein, CEO von Goldman Sachs, zu China aus. Bei einer Rede auf der DealBook Conference in New York stellte Blankfein die weitverbreitete Armut in China als eine Art Wettbewerbsvorteil heraus. Die Armut helfe China dabei, die USA auf ökonomischem Terrain zu überflügeln, und es könne durchaus ein “chinesisches Jahrhundert“ werden, so Blankfein. “Während einige Kommentatoren sagten, dass die Zentralisierung der Macht dem Wachstum Chinas nachträglich ist, glaubt Blankfein, dass Chinas einzigartige ökonomische Herangehensweise dem Land hilft zu wachsen.“
Dieses entnahm ich einem Artikel, der sich nachfolgend der Einwanderungsentwicklung nach China widmet – siehe hier.
Michael Shedlock unternimmt als nächstes den Versuch, den Ölpreisverfall zu erklären. Er sieht für den Vorgang sechs Gründe gegeben – keiner davon ist irgendeiner Art von Verschwörungstheorie verpflichtet. Shedlock reflektiert ferner über einen Artikel von Dieter Helm, macht Gewinner und Verlierer des Ölpreisabsturzes aus und weist auf die Intervention von Zentralbankenseite hin.
Alles das kommt Ihnen hier unter die Augen.
In der österreichischen “Presse“ las ich:
“Dank des billigen Geldes aus der Notenpresse der Fed konnte die amerikanische Ölindustrie enorm ausbauen. Aber der fallende Preis droht nun die Blase zum Platzen zu bringen.
Der Ölpreis sinkt und sinkt – aber traditionelle Ölförderstaaten wie Russland und Saudiarabien sind nicht die Einzigen, denen das zu schaffen macht. Im Gegenteil. Denn gerade, weil die Förderung der neuen Ölsupermacht USA technisch aufwendig und teuer ist, droht der Ölpreisverfall der vergangenen Wochen ausgerechnet in Amerika eine Krise auszulösen.“
Wieso, weshalb, warum – das wird Ihnen hier nähergebracht.
Dann sah ich, dass Australien eine Überprüfung seiner Goldreserven bei der Bank of England vornahm – nämlich hier.
Hier können Sie der Frage nachgehen: “Verkauft Russland Öl für Gold?”
Mit Verkäufen von Gold hat Russland, wie kolportiert worden, derweilen jedenfalls nichts am Hut, ganz im Gegenteil – siehe hier und hier.
Auf Platz 2 steht ein Artikel von Nafeez Ahmed namens “Pentagon preparing for mass civil breakdown”, der schon vor ein paar Monaten erschien, nun aber erst von mir gesichtet wurde. In dem Artikel lesen wir, dass Sozial- und Verhaltensforschungen militarisiert werden können, um gegen Protestbewegungen eingesetzt zu werden. Ahmed berichtet – ich übersetze und raffe zusammen:
“Ein Forschungsprogramm des US Department of Defense (DoD) finanziert Universitäten, um die Dynamik, Risiken und Wendepunkte großer Unruhen in der ganzen Welt zu modelieren, unter der Aufsicht von verschiedenen US-Militärbehörden. Das Multi-Millionen-Dollar-Programm wurde entwickelt, um sofortige und langfristige ‚Warfighter-relevante Erkenntnisse‘ für hohe Beamte und Entscheidungsträger in der ‚Verteidigungspolitik-Gemeinschaft‘ zu entwickeln.“
Das Programm sei 2008 gestartet worden – “dem Jahr der weltweiten Bankenkrise“, wie Ahmed unterstreicht. Bei der sogenannten „Minerva-Forschungsinitiative“ geht das DoD Partnerschaften mit Hochschulen ein, „um das grundlegende Verständnis des DoD von den sozialen, kulturellen, verhaltensbezogenen und politischen Kräften zu verbessern, die Regionen der Welt formen, die von strategischer Bedeutung für die USA sind.“
Da gibt es beispielsweise eine Studie, an der die Cornell University unter dem Management des US Air Force Office of Scientific Research beteiligt ist, “die ein empirisches Modell ‘der Dynamik der Mobilisierung und Ansteckung sozialer Bewegungen‘ entwickeln will. Das Projekt wird „den kritische Massen (-Umkehrpunkt)“ sozialer Ansteckungen durch das Studium ihrer ‘digitalen Spuren‘ bestimmen“, die 2011 bei der ägyptischen Revolution, den russischen Duma-Wahlen 2011, der Kraftstoff- Subventionskrise in Nigeria 2012 und den Gezi-Park-Protesten in der Türkei 2013 verzeichnet wurden.
Ein weiteres Projekt wird von der University of Washington betrieben und „zielt darauf ab, die Bedingungen zu entdecken, unter denen politischen Bewegungen entstehen, die auf großen politischen und wirtschaftlichen Wandel ausgerichtet sind“. Das Projekt, das unter dem Management des US Army Research Office steht, “konzentriert sich auf ‘große Bewegungen, die mehr als 1.000 Teilnehmer in dauerhafter Aktivität einbeziehen“. Insgesamt werden 58 Länder von der Studie abgedeckt werden.
“Im letzten Jahr finanzierte die Minerva-Initiative des DoD ein Projekt, um festzustellen, ‘Wer wird kein Terrorist, und warum?‘, die jedoch friedliche Aktivisten mit ‘Unterstützern politischer Gewalt‘ verschmolz, die sich von Terroristen nur dadurch unterschieden, dass sie selbst nicht zu ‘bewaffneter Militanz‘ übergingen.“
Ferner finanzierte die Minerva-Initiative ebenfalls 2013 ein Projekt der University of Maryland in Zusammenarbeit mit dem Pacific Northwest National Laboratory des US Department of Energy, um das Risiko von Unruhen aufgrund des Klimawandels zu beurteilen. Hierbei werden Unruhe-Risiken in Anbetracht verschiedener Klimaszenarien durchgespielt.
Durch die Minerva-Initiative werden über einem Zeitraum von fünf Jahren über $75 Million für Sozial- und Verhaltensforschung ausgegeben. Offensichtlich geht es führenden Personen im Pentagon darum, “Fähigkeiten zu entwickeln, die schnell verfügbar gemacht werden können“, und zwar in der Form von “Modellen und Werkzeugen, die bei Operationen integriert werden können“.
Laut Prof. David Price, Kulturanthropologe an der St. Martins-Universität in Washington DC und Autor von Weaponizing Anthropology: Social Science in Service of the Militarized State, gibt es das Pentagon-Programm Human Terrain Systems (HTS), in dem es darum geht, Sozialwissenschaftler in militärischen Feldoperationen einzubetten. Hierzu werden routinemäßig Trainingsszenarien in Regionen der Vereinigten Staaten durchgeführt, die eigentlich für Aufstände in Afghanistan und im Irak entwickelt wurden. In den Szenarien wurde die lokale Bevölkerung – d. h. die US-Bevölkerung – “von militärischer Perspektive her als gefährdend für die etablierte Balance der Macht und des Einflusses“ angesehen, eine Herausforderung von “Law and Order“.
“Solche Kriegsspiele“, meint Ahmed, „stehen im Einklang mit einer Reihe von Pentagon-Planungsunterlagen, die darauf hindeuten, dass die Massenüberwachung der National Security Agency (NSA) zum Teil motiviert ist, um sich für die destabilisierenden Auswirkungen der kommenden Umwelt-, Energie- und Wirtschafts-Schocks vorzubereiten.“
Der komplette Artikel von Nafeez Ahmed mit weiteren Details harrt Ihrer hier.
Überdies verweise ich abermals im Wochenrückspiegel auf einen zurückliegenden Artikel von Nafeez Ahmed, der im Guardian in London erschien. Der renommierte Autor ging davon aus, dass der Zweck der israelischen Angriffe auf Gaza darin bestanden habe, die beträchtlichen Gasvorkommen, die auf dem Territorium vorhanden sind, unter Kontrolle zu bringen. (Siehe Wochenrückspiegel vom 27. Juli, Platz 3.) Dann machte ich darauf aufmerksam, dass Ahmed einen Artikel veröffentlichte, in dem er schrieb, dass sein Kontrakt vom Guardian aufgekündigt worden sei; wegen dieser damaligen Story. (Siehe Wochenrückspiegel vom 7. Dezember, Platz 6.)
In einem “Breaking the Set“-Interview geht Ahmed nun noch einmal auf den Sachverhalt ein. Außerdem äußert er sich ausführlich zur fortdauernden CIA-Folterpraxis.
Schau’S dazu hier unter “Why The Guardian Censored One of Its Top Journalists” nach.
Und auf Platz 1 rangiert, nämlich als Gabe von mir an Sie zur Weihnachtszeit, der wohl beste Zeichentrickfilm, der je mit Daffy Duck in der Hauptrolle gedreht wurde, DUCK AMUCK – zu sehen hier. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei!
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: MAYER HAWTHORNE – Christmas Time Is Here.
Christmas time is here
We’ll be drawing near
Oh, that we could always see
Such spirit through the year…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.