Am vergangenen Montag, dem 19. Januar 2015, erschien im Westend Verlag in Frankfurt am Main ein recht umfangreiches Werk: “Der CIA-Folterreport – Der offizielle Bericht des US-Senats zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA“, herausgegeben von Wolfgang Nešković. Zum Thema CIA & Folter, insbesondere im Zusammenhang mit 9/11, sprach Lars Schall für Jungle Drum Radio mit dem investigativen Journalisten und Buchautor Mathias Bröckers. Ihm zufolge hat die CIA gefoltert, um Legenden zu bilden.
Von Lars Schall
Zum Buch “Der CIA-Folterreport – Der offizielle Bericht des US-Senats zum Internierungs- und Verhörprogramm der CIA“, herausgegeben von Wolfgang Nešković und erschienen beim Westend Verlag, siehe hier.
Von Mathias Bröckers erschienen anlässlich der deutschen Übersetzung des CIA-Folterreports zwei Artikel auf Telepolis: hier “Die Königin der Folter“ und hier “Eine neue Inquisition“.
Hier gibt es ferner ein Interview mit dem Herausgeber der deutschen Übersetzung Wolfgang Nešković in der 3Sat-Sendung “Kulturzeit”.
Das Zitat, das ich im Laufe des Interviews aus meinem im Entstehen begriffenen Buch anbrachte, lautete:
“Sinn und Zweck der Folter, die den al-Qaida-Gefangenen teilhaftig wurde, war nicht so sehr das Verhören und damit das Gewinnen unbekannter Informationen, sondern vielmehr die Konditionierung der Häftlinge, um ihnen bestimmte Aussagen und Verhaltensweisen überhaupt erst einzutrichtern. Diese ‘Konditionierungs-Methoden‘ gründeten auf der Arbeit von Martin Seligman, dem Entwickler der Theorie der ‘erlernten Hilflosigkeit‘. (1) Als ‘erlernte Hilflosigkeit‘ wurde das CIA-Folterprogramm von zwei seiner Hauptarchitekten bezeichnet, Bruce Jessen und James Mitchell. Bei dieser Methode legen es die Folterer darauf an, ‘die Selbstkontrolle einer Person zu brechen, bis sie emotional oder psychisch unfähig geworden ist, ungehorsam zu sein‘.“ (2)
Warum hat die CIA gefoltert?
Das Interview gibt es hier als MP3.
Mathias Bröckers, geboren 1954, ist ein investigativer Journalist und Autor von mehr als zehn Büchern, die meisten davon im Zusammenhang mit Drogen, Terrorismus und Tiefenstaatpolitik. Er arbeitet für die Tageszeitung TAZ und das Webzine Telepolis. Seine jüngsten Bücher sind “JFK: Staatsstreich in Amerika” und “Wir sind die Guten: Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren“ (zusammen mit Paul Schreyer), beide erschienen im Westend Verlag.
Quellen:
(2) Siehe Martin Seligman: “Learned Helplessness”, Annual Review of Medicine, Vol. 23: 407-412, Februar 1972, online abrufbar unter: http://www.annualreviews.org/doi/abs/10.1146/annurev.me.23.020172.002203?journalCode=med&
(2) Vgl. Spencer Ackerman: “Torture victims will bear psychological scars long after CIA report scandal fades”, veröffentlicht auf The Guardian am 13. Dezember 2014 unter: http://www.theguardian.com/law/2014/dec/13/learned-helplessness-enduring-effects-torture-haunt-victims. Die Folterpraxis der CIA post-9/11 wurde maßgeblich von Alfreda Frances Bikowsky angetrieben – beruhend auf dem Memo of Notification vom 17. September 2001, das von Präsident Bush genehmigt worden war. „Nach den Terroranschlägen befürwortete Alfreda Frances Bikowsky die Anwendung von Foltermethoden, gelegentlich beaufsichtigte sie die Grausamkeiten auch selbst, etwa im Fall von Khalid Sheik Mohammed, dem mutmaßlichen Mastermind der Anschläge. Sie war zugegen, als er wieder und wieder simuliertem Ertrinken unterzogen wurde.“ So zum Beispiel gleich beim ersten Verhör von KSM, das in Polen stattfand. Interessant an Frau Bikowsky, die im Jahre 2014 bei der CIA die Abteilung Globaler Jihad leitete, „im Rang vergleichbar einem General der US-Streitkräfte“: Vor dem 11. September 2001 war sie „als Al-Qaida-Expertin der CIA“ unterrichtet, „dass zwei der späteren Attentäter vom 11. September – Khalid al-Midhar und Nawaf al-Hazmi – in die USA eingereist waren. Doch der für die Terrorabwehr zuständigen Bundespolizei FBI teilte sie dies nicht mit.“ Siehe Martin Kilian: „Die ,nicht identifizierte Königin der Folter‘ hat jetzt einen Namen“, veröffentlicht auf Basler Zeitung am 30. Dezember 2014 unter: http://bazonline.ch/ausland/amerika/Die-nicht-identifizierte-Koenigin-der-Folter-hat-jetzt-einen-Namen/story/16154303.