Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 erfolgen die ersten Schritte diesmal mit dem deutschen Literaturkritiker und Feuilletonisten Fritz J. Raddatz, der Ende Februar in der Schweiz den Freitod wählte. Kurz vor seinem Tod wurde er von “Die Welt“ gebeten, die fünf wichtigsten Bücher seines Lebens vorzustellen. Das Resultat lesen Sie hier.
Auf Platz 9 arbeitet sich die Website “Politik im Spiegel“ an der Frage ab, ob “(d)ie von der Bundesregierung … betriebene Zustimmung der EU zum so genannten ‘Freihandelsabkommen‘ TTIP … den Tatbestand des Hochverrats“ erfüllt oder nicht. “Die Beweisführung dazu führt über die Paragraphen 81-83a des Strafgesetzbuches und den Artikel 20 des Grundgesetzes zum Artikel 79 des gleichen Grundgesetzes, wobei dem Begriff der ‘Staatsgewalt‘ außerordentliche Aufmerksamkeit geschenkt wird. Stellen wir zunächst den Tatbestand klar“ – und das geschieht hier.
Andernorts, auf der Website “Le Bohémien“, befasst man sich mit transatlantischen Netzwerken, die die Demokratie im Visier haben:
“Obwohl über TTIP und Co. zurzeit viel diskutiert wird, fragt zugleich doch niemand nach den Urhebern dieses Programms, nach ihren Motiven, ihrer „Philosophie“, ihrer Taktik und Strategie. Warum eigentlich?“
Falls Sie das interessiert, klicken Sie hier.
Auf Platz 8 heben wir ab in den Weltraum qua eines Artikels, welcher von Kosteneinsparungen der besonderen Art bei der NASA handelt. Die Firmen SpaceX und Boeing wollen 2017 soweit sein, die ersten Astronauten zur internationalen Raumstation ISS zu fliegen. Bis dahin müssen die US-Astronauten mit russischen Raketen an Ort und Stelle gebracht werden. Kosten pro Flug / Astronaut: $71 Millionen. Kosten pro Flug / Astronaut in einer CST-100-Kapsel von SpaceX / Boeing: $58 Millionen. SpaceX bekommt von der NASA $2.6 Milliarden für das Crew-Transportprojekt überwiesen, Boeing $4.2 Milliarden.
Lesen Sie mehr dazu hier.
Auf Platz 7 sind wir bei den Niederungen des Irdischen angelangt. Da wurde in Ferguson im US-Staat Missouri der Rassismus benutzt, um die öffentlichen Kassen auf Vordermann zu bringen. Darauf lässt ein Bericht des US-Justizministeriums schließen, der hier auf der Website “Vocativ“ in einige Tatbestände aufgedröselt wird. (Man nenne es eine neue Form “institutionalisierten Rassismus“ in den US of A, was da zutage tritt.)
Auf Platz 6 zeigt Ihnen Glenn Greenwald auf, wie US-Medien Geschichten herstellen und diese dann für die anschließenden Diskussionen auf ihren Talking-Heads-Plattformen maßschneidern, um die Öffentlichkeit mit falschen und irreführenden Aussagen zu füttern – sehen Sie hier.
Auf Platz 5 lesen wir in neulich veröffentlichten Transkripten der Federal Reserve, dass Ben Bernanke noch am 7. Februar 2009 intern ganz andere Vorhaben in den Raum warf, als dann ein Monat später mit “Quantative Easing“ realisiert wurde – wie hier geschrieben steht.
Apropos Bernanke. Der ehemalige Fed-Vorsitzende spricht sich dafür aus, dass der US-Präsident befugt sein sollte, den wirtschaftlichen Notstand erklären zu können – was Sie hier näher in Betracht zu ziehen vermögen.
Dann las ich ferner, dass Aufsichtsbefugnisse, die bisher bei der Federal Reserve Bank of New York lagen, an ein Kommittee in Washington abgegeben wurden, wie das Wall Street Journal berichtete. Dieses Komitee sei von 2010 an als Reaktion auf die Finanzkrise ‘08 gebildet worden, heiße Large Institution Supervision Coordinating Committee, werde von Fed-Governor Daniel Tarullo geleitet, und verschiebe das Zentrum der Bankenaufsicht nach Washington.
Mehr dazu finden Sie hier.
Auf Platz 4 rangiert die Hochschnellbahn, die die Distanz Moskau-Peking binnen 33 Stunden schaffen soll. Auf dem Krasnoyarsk Economic Forum wurden zwei verschiedene Streckenverläufe vorgestellt, die entweder durch Kasachstan oder die Altai-Region gehen. “Die neue 7.700 Kilometer lange Route wird 240 Milliarden US-Dollar kosten und ein Verbindungsstück der eurasischen Landbrücke werden, die als der New Silk Road Economic Belt bekannt ist“. Durch dieses Großinfrastrukturprojekt soll China mit Zentralasien, Europa und den Mittleren Osten sowie Indien und Südostasien in direkte Verkehrs-, Handels- und Kommunikationsverbindungen gesetzt werden. Außerdem “gibt es auch Pläne für den Bau eines Eisenbahntunnels, um Japan und Korea mit dem System zu verbinden.“ Es wird angenommen, dass die Strecke zwischen Moskau und Peking innerhalb von fünf Jahren fertig gestellt wird.
Die Angaben fand ich hier aufgestellt.
Was Russland angeht, so können Sie hier nachschauen, wie erfolgreich die westlichen Sanktionen sind, wenn es sich um russische Energieexporte dreht.
Und beim Thema Energie wiederum fand ich einen Artikel von Stuart H. Smith interessant, der hier über die Kollaboration zwischen der US-Regierung und BP in Sachen Deepwater Horizon erzählt.
Auf Platz 3 nehmen wir zur Kenntnis, dass die chinesische Diplomatie ungewöhnlich deutlich Stellung bezieht zur Ukrainekrise. “Die westlichen Mächte sollten Russlands legitime Anliegen wegen der Ukraine berücksichtigen“, sagte Qu Xing, Chinas Botschafter in Belgien, der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge. Qu merkte an, dass der Krise ursächlich ein “Spiel” zwischen Russland und westlichen Mächten zugrunde läge. Sollte der Westen seinen Ansatz nicht ändern, würde sich Russland unfair behandelt fühlen.
Weiteres dazu hier.
Auf Platz 2 gibt der Russian Federal Drug Control Service (FSKN) bekannt, dass ISIS / ISIL / IS bis zu 1 Milliarde US-Dollar durch Transitgebühren für Opium und Heroin einnimmt. Der Verkauf dieser Produkte in Europa läuft nach FSKN-Erkenntnissen inzwischen über den Irak. Große Mengen der illegalen Substanzen gehen von Afghanistan aus über Gebiete, die von ISIS / ISIL / IS kontrolliert werden. Der Weiterverkauf der Rauschmittel in Europa bringe bis zu 50 Milliarden USD für die “Gotteskrieger“ ein.
So las ich es hier bei RT.
Und auf Platz 1 widmen wir uns noch einmal etwas genauer der Sache um Peter Oborne, dem politischen Kommentator des Londoner “Telegraph“, der ob der “Telegraph“-Berichterstattung über die Vorgänge bei HSBC zurücktrat. Osborne brachte dar, dass das Traditionsblatt kriminelle Geschäftspraktiken von HSBC nicht beleuchtete, um Rücksicht auf Werbekunden zu nehmen. Osborne machte einen größeren Trend aus, indem er sagte, dass Entscheidungsträger, die aus dem Hintergrund agierten, beschlössen, welche Wahrheiten über die Mainstreampresse transportiert werden könnten und welche nicht.
“Media Lens“ hat eine kritische Auseinandersetzung mit Osbornes Begründung veröffentlicht – und kommentiert:
“In einer freien Gesellschaft würde Obornes mutiges Whistleblowing eine weitreichende Debatte darüber ausgelöst haben, wie gewinnorientierte Medien im Besitz einer kleinen Elite, abhängig von Unternehmenswerbekunden und subventioniert von staatlichen und unternehmerischen ‚News‘, offensichtlich eine Vision von einer Welt produzieren, in der die Herrschaft der Unternehmen als ‘bloß, wie die Dinge sind‘ angesehen wird. Die erstaunliche, verborgene Geschichte der großen Unternehmenskampagnen zur Unterdrückung politischer Entscheidungen, Untergrabung der Demokratie, Kontrolle der Kultur und sogar zur Gehirnwäsche von Kindern würde sich weiter ergossen haben. Stattdessen beugten sich die Köpfe und die Journalisten konzentrierten sich auf den ‚Einzelgänger‘ Oborne, die isolierten Probleme des Telegraph, das spezifische Problem der Werbung, und auf die Verteidigung ihrer Arbeitgeber. Die Wahrheit war wie immer kein Problem.“
Den detailreichen Artikel gibt es in Gänze hier.
Was würde man denn entdecken, wenn man die Hintergründe der HSBC-Geschäfte näher beleuchtete? Der renommierte Autor Nafeez Ahmed liefert mit “Death, drugs, and HSBC“ einige Antworten. Dazu gehört, dass die kriminellen Machenschaften nicht umsonst à la “Too Big to Jail“ eingestuft werden, namentlich dass sie zum wirtschaftlichen Wachstum in Großbritannien beitragen:
“London ist mehr noch als die Wall Street die weltweite Finanzhauptstadt, die die meisten internationalen Transaktionen der Weltwirtschaft beherbergt und damit 400% mehr Geld hält, als Großbritanniens gesamtes BIP. Eine signifikante Menge diesen Geldes – ‘viele hundert Milliarden Pfund wert‘ – stammt aus der kriminellen Ökonomie und wird durch britische Banken und deren Tochtergesellschaften gewaschen. … ‘Was die britische Regierung der Öffentlichkeit nicht sagen kann, ist, dass sich das aktuelle Wachstumsmodell für die britische Wirtschaft um die Unterstützung und den Schutz von Betrug im Finanzsektor dreht.‘“
Lesen Sie mehr dazu hier.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: THE CARDIGANS – Higher.
Take us higher,
Oh, take us higher,
Come take us high above our time…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.