Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 legen wir erst einmal zwei Rückwärtspurzelbäume hin:

Am 1. März diesen Jahres hatte ich auf Platz 2 drei Artikel angezeigt, die sich einer Studie zum grassierenden “Linksextremismus” in D-land widmeten – hier, hier und hier.

Nunmehr las ich einen Artikel namens “Der Extremismus des Mainstreams“, in dem die notwendige Frage aufgeworfen wird: “Was sagt die Studie über den deutschen Linksextremismus eigentlich über die Geisteshaltung des Mainstreams aus?“

Wenn das eine Fragestellung ist, der Sie Beachtung schenken wollen, klicken Sie hier.

Ein weiterer Rückwärtspurzelbaum:

In den letzten beiden Wochenrückspiegeln wies ich auf Veröffentlichungen im Zusammenhang mit der von China angeführten Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) hin.

Diese Woche ist der Höhepunkt der Berichterstattung zu AIIB, trotz der Kürze, eine Wortmeldung des ehemaligen indischen Diplomaten M.K. Bhadrakumar auf der “Asia Times“-Website. Bhadrakumar bringt dar, dass China mit der AIIB und der “Neuen Seidenstraße“ versuche, die Eindämmungsschritte der USA als unwirksam herauszustellen, indem es für die Verwirklichung “Neuen Seidenstraße“ westliche Unternehme anzieht.

Mehr hier.

Auch interessant: “ADB, IMF, World Bank To Cooperate With China-Led Asian Infrastructure Investment Bank, Leaders Say”- wie hier geschrieben steht.

China ist fleißig. Auf der Website des kanadischen Finanzministeriums können Sie sich davon ein Bild in Sachen Internationalisierung der chinesischen Währung machen – und zwar hier.

Auf Platz 9 erschien im Kulturteil der “Welt“ in diesen Tagen der “March Madness“ in den USA ein lesenswerter Artikel über einen der aus meiner Sicht besten Profi-Sportler aller Zeiten: Kareem Abdul-Jabbar. “Mit 38.387 Punkten ist Kareem Abdul-Jabbar der erfolgreichste Basketballspieler der NBA. Als er Profi wurde, konvertierte er zum Islam. Danach wurde er Schriftsteller. Eine amerikanische Geschichte.“

Die gibt es hier auf die Augen.

Eine weitere Geschichte hinterdrein: “Financial Rock ‘n’ Roll”, ein Portrait über Max Keiser, welches Sie sich hier geben können.

Ein aktuelles Interview, das Max Keiser geführt hat, möchte ich Ihnen auch noch empfehlen: in der Episode 734 des “Keiser Reports“ namens “Oppa Ponzi Style!“ unterhält sich MK-Ultra mit Nomi Prins hier ab Minute 12:50.

Auf Platz 8 bringt das österreichische “Wirtschafts Blatt“ ein Interview mit Jean Ziegler: „TTIP ist das Armageddon, der Endkampf“:

“Massaker, Mord und Diktatur: Der prominente Globalisierungsgegner Jean Ziegler spart in seinem neuen Buch nicht mit harscher Kritik an der globalen Finanzoligarchie: ‘Die großen Konzerne haben heute mehr Macht als es Kaiser oder Päpste je hatten.‘ Und: ‘Wenn TTIP in dieser Form durchkommt, ist die entscheidende Schlacht verloren.‘“

Herr Ziegler erklärt seine Positionen hier.

Beim “Tagesspiegel“ hat Jost Müller-Neuhof Beachtenswertes untergebracht: “Eintritt ins Parlament – Der Bundestag hält geheim, welche Lobbyisten er hineinlässt“.

Hereinspaziert, hereinspaziert – und dann hier entlang.

Auf der Website von Dmitry Orlov beschäftigt sich selbiger in bewährt guter Manier mit “Financial Feudalism“ – und so das zu Ihren Interessen gehört, bitte hier den Essay aufrufen.

“Feudalismus“ hat mit “Macht“ zu tun, und den Begriff “Macht“ verwendet Norbert Häring: “Wirtschaftswissenschaft im Dienste der Macht“. Unter dieser Überschrift verlinkt Herr Häring auf einen Vortrag, den er mit dem Titel “Economics as Superstructure“ am 23. März in London hielt – “bei einem Seminar zu Ökonomie und Macht, das Lord Robert Skidelsky in den altehrwürdigen Hallen des House of Lords veranstaltet hat. Dazu, wie der frühere oberste Finanzaufseher Lord Adair Turner dort der Finanzbranche die Leviten las, habe ich in der Ausgabe vom 25.3. im Handelsblatt geschrieben. James Galbraith nahm eine kurze Auszeit von seiner erkennbar aufreibenden Beratungstätigkeit in Athen um über die Rolle der monetär aufgeblähten Vermögensmärkte bei der Zunahme der Ungleichheit zusprechen.

Meine These, die ich in dem Vortrag an Beispielen ausführe, lautet kurz gefasst: Immer wenn sich die Interessen der Mächtigen (Macht nicht notwendigerweise negativ besetzt) geändert haben, hat sich der ökonomische Mainstream angepasst.“

Machen Sie sich hier damit vertraut.

Auf Platz 7 verlinke ich kurz und knapp auf:

“Artificial Intelligence Is Almost Ready for Business”, geschrieben von Brad Power für “Harvard Business Review” – hier,

und:

“DARPA thinks it has a solution to Ebola (and all other infectious diseases)”, geschrieben von Alexis Madrigal für “Fusion” – hier.

Auf Platz 6 kommen wir zum Gold in Verbindung zu China – einem Dauerbrenner in den Wochenrückspiegeln.

Koos Jansen, der westliche Spezialist für das Thema schlechthin, berichtet, dass die Abflüsse physischen Golds an der Shanghai Gold Exchange (SGE) in der Woche vom 16. bis 20. März 53 Tonnen betrugen, ein Anstieg gegenüber der Vorwoche von 3.91 %. Insgesamt kam es für den bisherigen Jahreszeitraum 2015 zu Abflüssen von 561 Tonnen – was im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum 2014 einem Anstieg von 7,3% entspricht und gegenüber 2013 von 33%. Bisher dürfte China bis zum 20. März in diesem Jahr schon 412 Tonnen Gold importiert haben. Mit den 230 Tonnen, die Indien im gleichen Zeitraum bisher importiert hat, sind das 642 Tonnen. “Ich frage mich“, schreibt Koos, “wie lange die Chinesen dieses Tempo des Imports beibehalten können, bevor die physische Lieferung aus westlichen Tresoren versiegt.“

Zur Frage, wann China seine wahre Menge an Goldreserven offiziell macht und wieviel sie tatsächlich betragen, schreibt Koos:

“Wie die meisten Leser, die Interesse an Gold haben, wissen, sind Chinas offizielle Goldreserven klein im Verhältnis zur Größe seiner Wirtschaft und seiner Devisenreserven. Dieser unverhältnismäßigen Position zu entkommen war für China schwierig. Jede leichte Bewegung aus ihrem immensen Bestand an US-Dollar in Gold könnte den Goldmarkt auseinanderreißen und damit den US-Dollar, die Party für alle verderbend.

China ist gezwungen, im Verborgenen zu kaufen. Das letzte Update über die Größe seiner offiziellen Goldbestände stammt vom April 2009“ – und zwar waren es 1054 Tonnen, was wiederum 454 Tonnen mehr waren als die 600 Tonnen, die seit 2003 als die offiziellen Goldreserven Chinas galten. Mittlerweile dürfte China nach den geheimen Zukäufen seit dem Jahre 2009 wenigstens das Zweifache der offiziellen Zahl halten.

Ich werde nächste Woche darauf achten, ob der extrem lange Artikel von Koos Jansen irgendwo in deutscher Übersetzung erscheint und dann im nächsten Wochenrückspiegel noch einmal darauf eingehen. Bis dahin wäre hier die englische Originalversion zu konsultieren.

Eine interessante Geschichte zum Thema der Goldmarktmanipulation erzählt mein Freund Chris Powell von Asien aus, “Gold market manipulation is ‚too inflammatory‘ to be debated at Hong Kong conference” – aufschlagbar hier.

Auf Platz 5 lade ich zum wiederholten Male im Rahmen des Wochenrückspiegels zu einem Podcast ein, den John Batchelor mit Stephen F. Cohen zur Situation rund um den Ukrainekonflikt / USA / NATO produzierte. Dem knapp 40-minütigen Gespräch können Sie hier lauschen.

Mehr in Sachen USA und Militär:

William Hartung, Your Money at War Everywhere”,

und:

Gallup: U.S. Population Highly Militaristic”.

Auf Platz 4 hat Russland wohl mal wieder keiner geflüstert, dass Kalter Krieg herrscht:

Jedenfalls wird dort an einem Superhighway und einer Eisenbahnstrecke via Beringsstraße geplant, die Europa / Russland mit den USA verbinden sollen. Über die Planung sprach der Präsident der Russischen Eisenbahn Vladimir Yakunin auf einem Treffen der Russischen Akademie der Wissenschaften – aber schauen Sie hier selbst.

Auf Platz 3 finde ich hervorhebenswert, dass die Offshore-Bohrungen nach Öl und Gas immer tiefer und immer weiter draußen im Meer vor sich gehen, wie die Projekte Kearl Oil Sands (Kanada), Ichthys (Australien), Stones (Golf von Mexiko) und Kashagan (Kaspische See) zeigen.

Lesen Sie dazu “The Most Challenging Oil And Gas Projects In The World” hier.

Auf Platz 2 vermögen Sie sich Soft Power in Praxis anzuschauen.

Bei Recherchen, die ich zum Thema Massenkommunikation / Rockefeller Foundation / CIA (siehe hier) und dem Council on Foreign Relations (siehe hier) durchführe, stieß ich auf eine Dokumentation, die der Westdeutsche Rundfunk am 26. Mai 1999 unter dem treffenden Titel “Germany made in USA“ ausstrahlte. Sie zeigt, was Soft Power meint.

Aus meinen Recherchen zum Council on Foreign Relations:

(…) George F. Kennan, ein maßgeblicher Stratege des Kalten Kriegs im US-Außenministerium, schrieb im Februar 1948 eine interne Denkschrift (Policy Planning Study 23), die strenger Vertraulichkeit unterlag. „Wir besitzen etwa 50 Prozent des Reichtums dieser Welt, stellen aber 6,3 Prozent ihrer Bevölkerung“, rechnete Kennan darin vor. „In einer solchen Situation werden wir unweigerlich zur Zielscheibe von Neid und Missgunst. Unsere wirkliche Aufgabe besteht deshalb in der nächsten Zeit darin, eine Form von Beziehungen zu entwickeln, die es uns erlaubt, diese Wohlstandsunterschiede ohne ernsthafte Abstriche an unserer nationalen Sicherheit beizubehalten. Dabei können wir uns keine Sentimentalitäten oder Tagträumereien leisten; unsere Aufmerksamkeit muss sich überall auf unsere unmittelbaren nationalen Ziele richten. Wir sollten uns nicht der Täuschung hingeben, dass wir uns heute den Luxus von Altruismus und Weltbeglückung leisten könnten.“ (X)

Umgesetzt werden sollten das Aufrechthalten des Wohlstandsunterschieds zugunsten der USA und das Konzept des Amerikanischen Jahrhunderts nach dem siegreich gestalteten Zweiten Weltkrieg, der Schaffung der Vereinten Nationen sowie den in Bretton Woods initiierten Finanzinstitutionen vornehmlich unter Einsatz der Soft Power der USA: „Unter dem Banner des ,freien Handels’ und der Öffnung bisher geschlossener Märkte in aller Welt würde das Big Business der USA freie Bahn haben, nach dem Krieg neue, bisher unerschlossene Märkte mit billigen Rohstoffen und neue Märkte für den Verkauf amerikanischer Waren zu erschließen.“ Letzteres war das Prinzip der „Politik der offenen Tür“. Dieses Prinzip war im Vergleich zu Hitlers „Drang nach Osten“ eine sehr viel, sagen wir, geschmeidigere Strategie: „Für die Rockefellers und andere weitsichtige Mitglieder des politischen Establishments der USA sollte die weltweite Macht nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in Begriffen wie ‚militärische Kontrolle über Kolonialgebiete’ gemessen werden. Das Britische Empire und andere Kolonialmächte Europas hatten gelehrt, dass ein solches System viel zu teuer und ineffizient war. Macht würde man fortan als wirtschaftliche Macht definieren.“ (X)

(…)

Den konzeptionellen Begriff der Soft Power prägte der Harvard-Gelehrte Joseph Nye, ein ehemaliger Rhodes-Stipendiat, der dem Direktorium des Council on Foreign Relations angehört. Nye berief sich dabei auf Antonio Gramscis Theorie der „kulturellen Hegemonie“, (X) bei der es darum geht, wie eine politisch-intellektuelle Führung (oder auch „herrschende Gesellschaft“ genannt) durch konsensfähige Ideen und eine dominante Kultur Kontrolle über das Volk ausübt und eine Art kollektiven Willen erzeugt, welcher den Interessen der „herrschenden Gesellschaft“ zugutekommt. Der „kollektive Wille“ ist also letztlich nichts anderes als der Wille der „herrschenden Gesellschaft“. Kultur meint bei Gramsci wiederum „eine kohärente, einheitliche und national verbreitete Konzeption des Lebens und des Menschen“, aus der ein gesellschaftliches Verhalten resultiert. (X) Zur Einnahme der Zivilgesellschaft, die dem Ringen um die Hegemonie als Zielvorstellung zugrunde liegt, werden Instrumente wie das Bildungswesen und die Massenmedien eingesetzt.

Eine „Kulturoffensive“ im Sinne der „kulturellen Hegemonie“ übte der Council on Foreign Relations aus, indem er nach dem Zweiten Weltkrieg Schritt für Schritt „fast in allen Staaten der Welt ,Partner‘-Organisationen“ initiierte, in denen er „die Eliten der Nationalstaaten … in exklusive Extra-Netzwerke und Runde Tische“ einband und weiterhin einbindet, „um ihnen das Gefühl besonderer Bedeutsamkeit zu geben. … Das Bauchpinseln der nationalen Eliten ist ein Teil der sanften Ausübung von Macht.“ (X)

Macht wird von Nye als die Fähigkeit definiert, das Verhalten anderer zu beeinflussen, um gewünschte Resultate zu erzielen. „Harte Macht ist die Machtausübung durch militärische oder polizeiliche Gewalt. Oder wenn ein unbequemer Politiker durch Geheimdienste erschossen wird. Die Anwendung harter Macht ist aber immer nur das letzte Mittel in der Pax Americana. Sie wird eigentlich nur angewendet, wenn die Instrumente der sanften Macht nicht greifen. Zum Arsenal der sanften – oder: weichen – Macht“ zählt als Schlüsselelement „die mentale Beeinflussung anderer Völker durch massenmediale Bearbeitung.“ (X)

In den Worten Joseph Nyes: „Sanfte Macht beruht auf dem Vermögen, die politische Tagesordnung auf eine Weise zu bestimmen, welche die Präferenzen anderer formt. Im privaten Leben wissen kluge Eltern, dass ihre Macht über die Kinder größer ist und länger dauert, wenn sie sie mit den richtigen Überzeugungen und Werten erzogen haben, als wenn sie sich auf Hiebe, Taschengeldkürzungen oder die Beschlagnahmung der Autoschlüssel verlassen hätten.“ (X)

Soft Power als Instrument der „kulturellen Hegemonie“ gedieh zur gängigen Praxis US-amerikanischer Elite-Netzwerke, ehe Jahrzehnte später der Begriff dafür von Nye geprägt wurde. „Die mentale Beeinflussung … durch massenmediale Bearbeitung“ zur Herstellung von Konsens läuft daheim wie in Übersee insbesondere über Mittel der Symbolik ab. So schrieb Walter Lippmann in den Anfangstagen des Council on Foreign Relations: „Wenn politische Parteien oder Zeitungen Amerikanismus, Progressivismus, Gesetz und Ordnung, Gerechtigkeit oder Menschlichkeit ausrufen, dann hoffen sie damit Gefühle widerstreitender Fraktionen zusammenzuschweißen, die anderenfalls auseinanderstreben würden, wenn sie anstelle der Symbole aufgefordert werden, ein bestimmtes Programm zu diskutieren. … Denn wenn erst einmal eine Koalition um das Symbol herum hergestellt ist, dann neigt das Gefühl eher zur Einförmigkeit unter dem Symbol als zu einer kritischen Hinterfragung der [ergriffenen] Maßnahmen. … Was Privilegien innerhalb einer Hierarchie bewirken, das bewirken Symbole für das Fußvolk.“ (X)

Wenn es der nicht-rechenschaftspflichtigen Klasse, die „aus unverwundbaren Positionen hinter den Kulissen“ agiert, angezeigt scheint, Formen der harten Macht zur Anwendung zu bringen, dürfen, nein, müssen die Massen geradezu hinters Licht geführt werden, wie Lippmann klarstellte: „Die Notwendigkeit ist häufig eingebildet, die Gefahr künstlich hergestellt. Doch wenn schnelle Ergebnisse das Gebot der Stunde sind, kann die Manipulation der Massen durch Symbole der einzige schnelle Weg sein, eine entscheidende Aufgabe zu erledigen. Häufiger ist es wichtiger zu handeln als zu verstehen. Es ist manchmal wahr, dass die Aktion scheitern würde, wenn jeder sie verstünde.“ (X)

Schauen Sie sich die WDR-Doku “Germany made in USA“ vielleicht einmal unter dem Gesichtspunkt “Soft Power als Instrument der ‘kulturellen Hegemonie‘“ an, verrichtet von der Central Intelligence Agency – und das an dieser Stelle hier.

Als Ergänzung möchte ich auf einen Artikel hinweisen, der im September 2000 vom damaligen Korrespondenten des englischen “Daily Telegraph“ in Brüssel Ambrose Evans-Pritchard publik gemacht wurde, “Euro-federalists financed by US spy chiefs”. Darin berichtete AEP auf der Basis freigegebener US-Regierungsdokumente, dass die US-Geheimdienste eine Kampagne nach `45 fuhren, um eine Dynamik pro Ein-Europa zu bewirken.

“Sie finanzierten und lenkten die europäische föderalistische Bewegung.

Die Dokumente bestätigen den zu der Zeit geäußerten Verdacht, dass Amerika hinter den Kulissen aggressiv daran arbeiten würde, Großbritannien in einen europäischen Staat hineinzudrängen. Ein Memorandum, vom 26. Juli 1950 datierend, enthält Anweisungen für eine Kampagne, um ein voll funktionsfähiges Europäisches Parlament zu fördern. Es wurde von Gen William J Donovan, Leiter des amerikanischen Office of Strategic Services während des Krieges, dem Vorläufer der CIA, unterzeichnet.

Die Dokumente wurden von Joshua Paul gefunden, einem Forscher an der Georgetown University in Washington. Dazu gehören Akten, die von den US National Archives freigegeben wurden. Washingtons Hauptinstrument für die Gestaltung der europäischen Agenda war das American Committee for a United Europe, im Jahr 1948 gegründet. Der Vorsitzende war Donovan, angeblich ein privater Anwalt damals.

Der stellvertretende Vorsitzende war Allen Dulles, der CIA-Direktor in den fünfziger Jahren. Das Gremium umfasste Walter Bedell Smith“, den direkten Vorgänger von Dulles als CIA-Direktor, „und eine Reihe von Ex-OSS-Figuren und -Offizielle, die sich rein und raus aus der CIA bewegten. Die Dokumente zeigen, dass das ACUE das European Movement finanzierte, die wichtigste föderalistische Organisation in den Nachkriegsjahren. Im Jahre 1958 zum Beispiel kam sie für 53,5 Prozent der Geldmittel der Bewegung auf.“

Weitere Begünstigte: der belgische Direktor der European Youth Campaign, Baron Boel, ferner Józef Retinger, der Mitbegründer der transatlantischen Bilderberg-Konferenz, Robert Schuman und Paul-Henri Spaak – sie alle wurden wie “Tagelöhner durch ihre amerikanischen Sponsoren“ behandelt. “Die Rolle der USA wurde als eine verdeckte Operation gehandhabt. Die Finanzmittel des ACUE kamen von den Ford- und Rockefeller-Stiftungen sowie Unternehmensgruppen mit engen Verbindungen zur US-Regierung.“

Lesen Sie’s hier auf der Website des “Daily Telegraph“.

Das erinnerte mich wiederum an Daniel Neun, der sich in der Vergangenheit einmal mit U.S.-Texten über die “Vereinigten Staaten von Europa” aus dem 18. und 19. Jahrhundert auseinandersetzte – namentlich hier nachzusehen.

Und auf Platz 1 verwandelt der “War on Drugs“ den mexikanischen Landflecken auf dem Globus in “Killing Fields“. So urteilt Rebecca Gordon in einem Artikel, der berichtet, dass unter Präsident Felipe Calderón von der Partido Acción Nacional allein im Jahre 2012 mehr als 60.000 Mexikaner im Drogenkrieg zu Tode kamen. “Es war Calderón, der das mexikanische Militär vollständig in die Drogenbekämpfung brachte und eine unwirksame Polizeipolitik in einen umfassenden scharf schießenden Krieg gegen die Kartelle verwandelte. Mindestens 50.000 Militärangehörige wurden eingesetzt.

Neben den normalen Bürgern sind Journalisten und Politiker in diesem Krieg besondere Ziele. Das Committee to Protect Journalists berichtet, dass die Morde an mexikanischen Reportern seit 2006 dramatisch angestiegen sind. Unter denen, deren Mörder positiv identifiziert wurden, starben 69% in den Händen der Drogenkartelle, und mindestens 22% wurden von Regierungs- oder Militärangehörigen ums Leben gebracht.“

Gordon merkt an: „Wie der ‚Krieg gegen den Terror‘ weltweit, hat Mexikos Krieg gegen Drogen endlos neue Vorwände für Repressionen durch die Regierung geschaffen“, spricht von Folter und Foltermethoden, zu denen es in Mexiko kommt, und stellt die Frage: “Wer zahlt für Mexikos Krieg gegen die Drogen? Sie werden vielleicht nicht überrascht sein zu erfahren, dass die Vereinigten Staaten für einen großen Teil der Rechnung geradesteht. Zwischen 2008 und 2014 hat der Kongress 2.4 Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung von Kartellen im Rahmen der Mérida-Initiative freigemacht, ein ‘Sicherheitskooperationsvereinarung‘ zwischen den USA und der mexikanischen Regierung. Das Geld unterstützt einen fehlgeschlagenen Krieg, in dem Zehntausende getötet und Tausende mehr gefoltert wurden.

Das US-Engagement geht jedoch weit über Geld hinaus“, zeigt Gordon auf: ohne Aufsicht. Zustimmung oder Wissen des mexikanischen Parlaments unterzeichneten das US-Justizministerium und die Drug Enforcement Administration (DEA) Geheimabkommen mit den Regierungen der Präsidenten Fox und Calderón. “Dies verstieß offen gegen die mexikanische Verfassung“, urteilt Gordon.

“Unter diesen geheimen Abmachungen trafen US-DEA-Agenten immer wieder mit hochrangigen Mitgliedern besonderer Drogenkartelle zusammen, vor allem von der Sinaloa-Gruppe, um Informationen über die rivalisierenden Organisationen zu erhalten. Informanten dienten als Mittelsmänner bei den Kontakten zwischen der DEA und „El Chapo“ Guzmán, dem Kopf des Kartells. Guzmán wurde im Jahr 2014 von der mexikanischen Regierung verhaftet.“ Den Recherchen der Zeitung El Universal zufolge ermöglichten “Ausmaß und die Auswirkungen dieser illegalen Zusammenarbeit“ es den Kartellen, mit denen die DEA zusammenarbeitete, mit ihrem “Business – und Morden – As Usual fortzufahren.“

2011 zog das US-Außenministerium den Karriere-Diplomaten Earl Anthony Wayne aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ab, wo er als stellvertretender Botschafter der USA diente und an der Abstimmung mit den NATO-Truppen involviert war. „Seine neue Aufgabe, basierend auf seinen Aufstandsbekämpfungserfahrungen? Botschafter in Mexiko.“

Lesen Sie den ganzen Artikel im Englischen hier.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: MASSIVE ATTACK –Unfinished Sympathy (Instrumental).

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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