Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
ich heiße Sie herzlich willkommen zu Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 prangt uns entgegen:
“Das Bundeskriminalamt (BKA) ist an mindestens 17 Maßnahmen der EU-Polizeiagentur Europol beteiligt, die sämtlich die bessere Ausforschung und Kontrolle des Internet zum Ziel haben. So sollen etwa eine ‘Internetauswertungskoordinierungsgruppe‘ gegründet und ‘Maßnahmen gegen inkriminierte Kommunikationsplattformen‘ gestartet werden.
Die Angaben finden sich in der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage. Dort wird allerdings lediglich die Existenz der Projekte bestätigt. Auch werden die TeilnehmerInnen benannt, alle weiteren Details sind aber als Verschlusssache eingestuft.“
Mehr prangt Ihnen dazu hier entgegen.
Ferner empfehle ich Ihnen die Lektüre einer Veröffentlichung auf der Website “Activist Post“ unter der Schlagzeile “The Information War on a Whole New Level: Space“.
Ulson Gunnar schreibt darin, dass das US-Außenministerium Millionen von Dollar für die Entwicklung eines technischen Mittels ausgegeben hat, mit dem Aktivisten untereinander ein Internet aktivieren können, „selbst wenn die Regierung eines Landes, auf das die USA für einen Regimewechsel abzielen, das echte Internet abstellt. Weit davon entfernt, Science-Fiction darzustellen, berichtete sogar die New York Times darüber in ihrem Artikel ‘U.S. Underwrites Internet Detour Around Censors‘.“ Eines der Projekte, das sogenannte “Outernet”, funktioniert mit Satelliten-basierten Übertragungen, die an Empfängergeräte auf der ganzen Welt gesendet werden können. Der Gründer von “Outernet“ ist Syed Karim, welcher zuvor beim Media Development Investment Fund (MDIF) sein Brot verdiente. MDIF finanziert “Outernet“. “MDIF wiederum wird von ehemaligen Angestellten von Open Society geführt”, und “Open Society finanziert MDIF“. Google und Facebook entwickeln ähnliche Pläne zu denen von “Outernet“: “Sie schlagen vor, Drohnen oder Luftschiffe umherzubewegen, die das Internet in der ganzen Welt so wie Outernets Satelliten übertragen. Auch hier befänden sich die Vermögenswerte unter der Kontrolle der US-Regierung und der Unternehmen, und möglicherweise außerhalb der Reichweite von souveränen Staaten“, die mit jenen Übertragungen womöglich angegriffen werden.
Die nächste Stufe im Informationskrieg zündet für Sie hier.
Auf Platz 9 kehre ich zu einem Thema zurück, dem ich immer wieder gerne Platz einräume: das der Goldpolitik der VR China.
Koos Jansen, die Fachkraft schlechthin auf dem Gebiet in Europa, erklärt Ihnen hier die Grundlagen bezüglich der Shanghai Gold Exchange (SGE) und ihr International Board – die Shanghai International Gold Exchange (SGEI).
Lawrence Williams fragt sich, wie hoch wohl der chinesische Goldverbrauch wirklich ist und in welche Richtung er sich bewegt – siehe hier.
Eine interessante Goldkonferenz richteten diese Woche das Official Monetary and Financial Institutions Forum und das World Gold Council aus – wie Sie hier ersehen können.
Lord Meghnad Desai, Vorsitzender des Official Monetary and Financial Institutions Forum, sagte übrigens gegenüber Bloomberg, dass die Special Drawing Rights (SDR) des Internationalen Währungsfonds “ein wenig Gold“ beinhalten sollten, und das werde “ziemlich wahrscheinlich geschehen“.
Das gäbe es hier nachzulesen.
Auf Platz 8 harrt Ihrer hier ein interessanter Finanz-Chart zu China – das “finanzielle Äquivalent zu einem Mondflug“ – und begleitende Überlegungen der US-Finanzanalystin Catherine Austin Fitts.
Pepe Escobar beschäftigt sich derweilen hier mit dem Besuch des chinesischen Außenministers in Moskau.
Auf Platz 7 rangiert ein Interview, das ich mir diese Woche mit dem Journalisten Johannes Grotzky über das Russlandbild in den deutschen Medien anschaute. Grotzky war bis letztes Jahr Programmdirektor Hörfunk beim Bayerischen Rundfunk und hat als Moskau-, Osteuropa- und Balkan-Korrespondent des ARD-Hörfunks herausragende Arbeit geleistet. Wie er aktuell über den Ukraine-Konflikt und über Russland unter Putin denkt, ist seinen Aussagen gegenüber der „Stimme Russlands“ zu entnehmen, die ich für absolut sehens- und hörenswert halte – und zwar hier.
Auf Platz 6 stellt The Times of Israel die Frage, ob die Alliierten die Eisenbahngleise hätten bombardieren sollen, die zum Vernichtungslager Auschwitz führten. Besonders interessant an dem Artikel war für mich, dass er die Tatsache unerwähnt lässt, dass John J. McCloy persönlich 1944 einschritt, damit die US-Luftwaffe die Gleise gen Auschwitz nicht bombardierte. Ohne McCloy würde sich die Frage der Times of Israel heute überhaupt nicht stellen. Aber das wäre wohl zu viel der historischen Wahrheit gewesen (und das vorzeitige Ende für einen Artikel, noch ehe er geschrieben ward…).
Den Artikel “Should the Allies have bombed Auschwitz? A still-incendiary question” finden Sie hier.
Auf Platz 5 fragt sich Kelley Vlahos, was die USA so toll an ihrem Verbündeten Saudi-Arabien finden, und schreibt darüber für The American Conservative hier.
Saudi-Arabien dreht den Ölhahn auf, wie schon seit langem nicht mehr, und der Gesamtölausstoß der OPEC nahm einen Anstieg, wie er ihn seit vier Jahren nicht mehr nahm. Hier können Sie Einschätzungen dazu von der International Energy Agency ausfindig machen.
Auf Platz 4 beschäftigt sich Ex-CIA-Analyst Ray McGovern mit dem, was die Neocons besonders gut können: Chaos schaffen im Mittleren Osten. McGovern verweist darin insbesondere auf eine bemerkenswerte Rede aus dem Jahre 2007 von General Wesley Clark. Clark hatte darin von einem Regimewechsel-Plan des Pentagon gesprochen, der ihm unmittelbar nach 9/11 eröffnet worden sei und die Länder Irak, Syrien, Libanon, Somalia, Sudan und Iran umfasst habe. Des Weiteren erzählte Clark von einer Begegnung, die er Anfang 1991 mit Paul Wolfowitz gehabt habe, dem damaligen Under Secretary of Defense for Policy, der ihm mitteilte:
„Wir hätten Saddam Hussein loswerden sollen. Die Wahrheit ist, eine Sache, die wir gelernt haben, ist, dass wir unser Militär im Nahen Osten benutzen können und die Sowjets werden uns nicht stoppen. Wir haben ungefähr fünf oder 10 Jahre, um diese alten sowjetischen Klientenregime zu bereinigen – Syrien, Iran (sic), Irak, ehe die nächste große Supermacht kommt, um uns herauszufordern.“
McGovern rät, sich von den US-Unternehmensmedien nicht darüber täuschen zu lassen, dass die Neocons alles in allem doch recht erfolgreich bei der Sache sind – siehe hier.
Auf Platz 3 poppt ein Thema auf, das ich vor einigen Wochen schon einmal ganz kurz anriss: einen Report der Physicians for Social Responsibility (PRS), welcher das Fazit zog, dass der “War on Terror” bisher mindestens 1.3 Millionen Tote forderte, eventuell sind es auch bis zu 2 Millionen.
Ahmed Nafeez berichtet nun, dass der 97-seitige Bericht in den englischsprachigen Medien weitestgehend ausgeblendet wird.
Weitere Ausführungen zum Report von Nafeez gibt es hier.
Auf Platz 2 erklärt Ihnen Peter Van Buren, warum der wahre Sieger des Irakkriegs, der 2003 vom Zaune gebrochen wurde, die Islamische Republik des Iran ist.
“Der Iran sollte Amerika einen Fruchtkorb schicken“, um sich für die erwiesene Hilfe zu bedanken – beispielsweise, indem es von den USA langjährige Feinde nicht nur im Irak beseitigt bekam, sondern auch an seiner Westgrenze (die afghanischen Taliban). Seit Saddam Husseins Sturz ist der Iran gut im Geschäft im Irak und zeigt sich nun als Regionalmacht im Kampf gegen den IS, wie neulich in Tikrit, der Geburtsstadt Saddam Husseins. Ähnliches geschieht in Syrien, im Libanon und Jemen. Und dann wäre da noch die Sache mit der Atombombe.
Lesen Sie hier “The Iranian Ascendancy – Twelve Years Later, We Know the Winner in Iraq: Iran”.
Was die iranische Atombombe angeht, so ist diese Zusammenstellung hier von Christian Stork, “The Complete Idiot’s Guide to Iran and the Bomb, Or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Facts”, noch immer so ziemlich das Beste, was meine müden Augen diesbezüglich zu sehen bekamen.
Und auf Platz 1 sagt Richard Lambert, der FBI-Agent, der für die Anthrax-Untersuchung des FBI (AMERITHRAX) verantwortlich war, dass seine Untersuchung vom FBI Field Office in Washington vier Jahre lang behindert worden sei. Auch seien das FBI-Laboratorium, falsche Rechtsentscheidungen und politisch motivierte Kommunikationssperren keine Hilfe gewesen. Gegen den Hauptverdächtigen, Bruce Ivins, habe es bei weitem mehr entlastendes Beweismaterial denn umgekehrt gegeben. Laut Lambert hätte das Beweismaterial zu Lasten von Ivins nicht ausgereicht, um ihn vor Gericht zu verurteilen.
Lesen Sie hier, wie das FBI beispielsweise „die Suche nach einer Übereinstimmung zu einem einzigartigen genetischen Bakterienstamm (beendete), den Wissenschaftler in dem Anthrax gefunden hatten“.
Als exklusive Ergänzung empfehle ich “Die Täter der Anthrax-Angriffe von 2001 sind noch immer auf freiem Fuß“. Dahinter verbirgt sich ein Interview, das ich mit Dr. Graeme MacQueen, dem Gründungsdirektor des Zentrums für Friedensforschung an der McMaster University in Kanada, geführt habe. Thema der Diskussion, die hier aufgerufen werden kann: die Recherchen, die MacQueen für sein Buch “The 2001 Anthrax Deception: The Case for a Domestic Conspiracy” betrieben hat.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: Sammy Davis Jr. / Buddy Rich Orchestra – What The World Needs Now Is Love.
What the world needs now is love, sweet love
It’s the only thing that there’s just too little of
What the world needs now is love, sweet love,
No not just for some but for everyone.
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.