Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 starten wir mit einem Blick zurück: letzte Woche verlinkte ich auf einen Artikel des Napoleon-Experten Andrew Roberts, der sich fragte, was hätte sein können, wenn Napoleon nicht geschlagen aus der Schlacht zu Waterloo hervorgegangen wäre.

Eine Reaktion auf diesen Artikel gab es nun auf “Counterpunch“ von Alexander Reid Ross, “The Return of Napoleon Bonaparte”, in dem ein ganz anderes Napoleon-Bild gezeichnet wird – siehe hier.

Dann hatten wir letzte Woche auch in Form eines Artikel von Norbert Häring die Gaga-Geldschöpfung aus dem Nichts durch Geschäftsbanken auf dem Schirm. Ergänzend dazu ein aktuelles Interview mit dem Geldschöpfungsspezialisten (und Erfinder des Terminus “Quantative Easing“) Prof. Dr. Richard Werner zu seiner wissenschaftlichen Arbeit namens “Can banks individually create money out of nothing? — The theories and the empirical evidence“, die hier erhältlich ist.

Das Interview, das leicht verständliche Erläuterungen bereit hält, geht hier in Ihre Hörgänge.

Apropos Geld. Im WDR 3-Literaturmagazin „Gutenbergs Welt“ wird unter anderem ab 26’17“ Christoph Türckes Buch „Philosophie des Geldes“ von Ulrich Teusch vorgestellt – wie Sie wiederum hier unter dem Gesamttitel “Financial Times“ hören können.

Auf Platz 9 ist es mir ein schieres Vergnügen, auf ein Interview mit einem hellen Zeitgenossen hinweisen zu dürfen, bei dem ich jahrelang angenehm-erkenntnisreiche Vorlesungen besuchte: Thomas Meyer, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Dortmund, Mitherausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift “Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte“ sowie Stellvertretender Vorsitzender der Grundwertekommission der SPD.

Meyer, über den ich nur Gutes zu sagen weiß, steht dem ebenfalls geschätzten Journalisten Marcus Klöckner Rede und Antwort zu seinem neuen Buch „Die Unbelangbaren„:

“Wie vielfältig ist die Berichterstattung der großen Medien in Deutschland? Für Thomas Meyer …. sind die Zeiten, in denen Journalisten mit völlig unterschiedlichen Meinungen in ihren Medien Grundsatzdebatten geführt haben, lange vorbei. Im Interview mit Telepolis stellt der Chefredakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift ‘Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte‘ fest: ‘Eine wechselseitige Kritik der Journalisten untereinander, sei es politisch, kulturell, ideologisch, findet nicht mehr statt.‘ In seinem neuen Buch ‘Die Unbelangbaren‘ analysiert er die problematische Entwicklung, dass Journalisten ihre Position immer häufiger nutzen, um in der politischen Arena mitzumischen.“

Das Interview ploppt hier mit der Schlagzeile „Die große Meinungsvielfalt in der deutschen Presse ist Geschichte“ auf.

(Ein Video-Interview meinerseits mit Thomas Meyer ist in Vorbereitung; eine dahingehende Vereinbarung ist bereits eingetütet – stay tuned…)

Auf Platz 8 geht es zu “Geolitico“, wo das “Nudging“ verhandelt wird, und zwar unter Rückgriff auf Beobachtungen von Alexis de Tocqueville, welcher beschrieb, “wie aus Bürgern ‘eine Herde ängstlicher und arbeitsamer Tiere‘ wird. Nudging ist die Vollendung dieser Despotie.“

Wenn Sie dem Beachtung beimessen wollen, vermögen Sie das hier zu tun.

Auf Platz 7 prangt das Zitat der Woche. Es fand sich in der “Zeit“, und es geht so:

„Die Krise erfasst die Bundeswehr ausgerechnet in einem Augenblick, da es auf sie besonders ankommt, auf ihre Tauglichkeit, ihre Einsatzfähigkeit, ihre Effizienz. Denn an der Ostgrenze der Nato schwelt ein extrem gefährlicher Konflikt, vielleicht der gefährlichste seit Jahrzehnten. Doch für dessen mögliche Eskalation sind deutsche Soldaten weder mental noch materiell angemessen ausgerüstet.“

So gelesen in “Das wollen Sie gar nicht wissen“ von Peter Dausend – wie Sie hier nachschlagen können.

Auf Platz 6 kümmern wir uns mal um den Drogengebrauch in Asien. Dort ist Methamphetamin so beliebt, dass das Massenprodukt in weiten Teilen Asiens billiger verkauft wird als ein Whopper-Menü bei Burger King. Im letzten Jahr wurden des Weiteren 270 Million Pillen mit 10 – 20 %-igem Methamphetamin polizeilich beschlagnahmt– womit man jeden Einwohner Kaliforniens für eine ganze Woche im Dauerrausch halten könnte, und jeden Einwohner Floridas gar zwei Wochen lang (bei einem Verhältnis von einer Pille pro Tag und Einwohner). Im Kernland von Südostasien sollen ungefähr 2 Milliarden Pillien hergestellt werden – was ausreichen würde, um jeden Einwohner der USA eine ganze Woche lang in den Dauerrausch zu versetzen. Bei diesen Berechnungen fehlt Crystal Meth, das wesentlich reineres Methamphetamin enthält und um Einiges teurer ist.

Mehr zum Thema hier.

Auf Platz 5 berichtet Koos Jansen von seinen Bemühungen, genaue Details über die Goldreserven der USA in Erfahrung zu bringen. Jansen reichte im Februar 2015 bei den National Archives in Wahington DC eine Anfrage im Rahmen des Freedom of Information Act ein, um die Rechnungsberichte des “Committee for Continuing Audit of the U.S. Government-owned Gold“ in den Jahren 1975, 1976, 1978, 1979, 1982, 1983 und 1984 zu sehen. Die Auskunft, die Jansen erhielt: die Rechnungsberichte sind unauffindbar.

Sehen Sie hier nach, ob Ihnen das etwas seltsam vorkommt.

Darüber hinaus interessierte mich in dieser Woche beim Thema Gold am meisten dieser Artikel hier von Lawrence Williams, “China gold demand holding up well – new record ahead?”

Auf Platz 4 wartet Stephan Goldmann mit einer Polemik auf, “Guter Journalismus braucht mehr Verschwörungstheoretiker“.

“Die etablierten deutschen Online-Nachrichtenmarken versagen derzeit kollektiv bei tiefgehender Berichterstattung“, heißt es in der Einleitung. “Vielleicht weil deren Journalisten keine Zeit mehr haben komplex zu denken?“

Weiter im Text hier.

Ein Paradebeispiel für das Versagen von Mainstreammedien hierzulande präsentiert Mathias Bröckers hier, “Bellingkatzenfotos im Infokrieg“.

Um eine gewisse Art von Versagen der New York Times geht es hier, “War Party Propaganda—-How The NYT And White House Turn The Truth About Ukraine On Its Head”.

Unter anderem zum Thema Ukraine gibt es mal wieder ein aktuelles Interview, das Stephen F. Cohen der “John Batchelor Show“ gab – bitte dazu hier entlang.

Auf Platz 3 gibt es die Audio-Aufzeichnung und das volle Transkript eines Interviews, das in den KPFA Studios in Berkeley, USA stattfand. Der Gast der Sendung: Peter Dale Scott, Autor von “The American Deep State: Wall Street, Big Oil and the Attack on US Democracy“.

Der Diskussion zu Scotts Buch vermögen Sie hier zu folgen. Es lohnt.

Beim Thema Tiefenstaat kann es nicht schaden, mit der Geschichte und dem Erbe des Church Committee vertraut zu sein, einem Komitee des US-Senats, welches ab 1975 illegale Praktiken des US-Geheimdienstapparates untersuchte. Hier können Sie eine Diskussion von Historikern über das Church Committee auf “C-Span“ sehen.

Der amerikanische Tiefenstaat hat vom “War on Terror“ enorm profitiert, und so vernehmen wir mit einem gelangweilten Lächeln, dass Marine General a.D. John Allen gegenüber dem US–Islamic World Forum in Doha, Katar sagte, dass der Krieg gegen ISIS ein generationsübergreifender Konflikt werde – sehen Sie hier.

Die Kosten des “War on Terror“ betragen mittlerweile übrigens $4.4 Billionen – siehe wiederum hier.

Von Michael T. Klare empfehle ich Ihnen hier “Delusionary Thinking in Washington: The Desperate Plight of a Declining Superpower”.

Mike Whitney fragt hier “Why is Obama Goading China?”, während die New York Times hier berichtet: “China Says It Could Set Up Air Defense Zone in South China Sea”.

Auf Platz 2 vermögen Sie hier einer Diskussion über die historisch niedrigen Zinssätze in den USA zwischen den ehemaligen Fed-Offiziellen Richard W. Fisher, Alan Greenspan und Lawrence B. Lindsey unter dem Titel „Paying for the Past: How Will Rising Interest Costs Affect Economic Growth?“ zu lauschen.

Anderweitig las ich Rekordträchtiges: “Sind das die Vorboten einer grundlegenden Zinswende? Eine neue Verkaufswelle schwappte am Donnerstag über die Anleihenmärkte. Viele Großinvestoren werfen ihre Papiere auf den Markt, die Rentenindizes schlagen aus.

Das war ein Novum in der Geschichte des Rentenbarometers Bund-Future. Er bildet die Entwicklung eines Korbes von Bundesanleihen ab. Und mit einer Talfahrt von vier Prozent binnen vier Tagen rutschte er so rasch ab wie noch nie in seiner Geschichte. Gestern Mittag wurden Kurse von 149,79 Punkte notiert, den tiefsten Stand seit acht Monaten.

Im Gegenzug zum fallenden Kurs stieg die Rendite der Staatspapiere rapide an. In der Spitze kletterte sie bei zehnjährigen Bundesanleihen auf 0,99 Prozent. Auch dies eine beinahe geschichtsträchtige Wende, denn noch im April war sie auf ein Rekordtief von 0,05 Prozent gefallen. Staatsanleihen einiger Laufzeiten drohten gar eine negative Rendite aufzuweisen.“

Dieses war hier zu lesen.

Ergänzend wäre hier “ECB Loses Its Grip, Bond Market Comes Unglued” von Wolf Richter zu lesen.

In Sachen Finanzen stolperte ich noch über ein “Working Paper“, das von Stephen G Cecchetti und Enisse Kharroubi für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich geschrieben wurde und von Ihnen hier unter dem Titel “Why does financial sector growth crowd out real economic growth?“ herunterladen werden kann.

Und auf Platz 1 machen wir uns auf in den Weltraum: Brian Fung berichtet für die Washington Post, dass das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten den Space Act verabschiedet hat, mit dem der Ressourcenabbau auf Asteroiden geregelt werden soll. Demnach sollen Unternehmen behalten dürfen, was immer sie auf den Asteroiden vorfinden und abbauen.

Fung leitet davon ab, wie ernst die kommerzielle Weltraumexploration ist. “Die Möglichkeiten hier sind so groß, dass Unternehmen den staatlichen Schutz für große, schwebende Objekte fordern, die sie noch nicht einmal begutachtet haben.“

Die Regulierung kommerzieller Weltraumaktivitäten wird wohl in den Aufgabenbereich der Federal Aviation Administration in den USA fallen, die Lizenzen für kommerzielle Starts und Flüge in den Weltraum gewährt. Der neue Space Act lässt die diesbezügliche Autorität der FAA unangetastet. Stattdessen könnten die Befugnisse, wie Fung hier erläutert, zukünftig noch wachsen.

Auch interessant anlässlich der besagten Space Act-Verabschiedung: “The US has space experts worried about an extra-terrestrial land grab” – aufzufinden hier.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: CULTS – Most Wanted.

What we most want is bad for us, we know…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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