Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 zeigt “11 Freunde“ mal wieder, warum das Blatt auch “Magazin für Fußballkultur“ heißt. Auf der “11 Freunde“-Website wurde (wenngleich nicht ganz) ein Artikel online gestellt, der im Spezialheft # 4 bereits im Druck erschienen war, “Sex, drugs & futebol – Er war Brasiliens erster Popstar, doch er verglühte rasch. Ein Flug über das kurze, irre Leben des Heleno de Freitas.“
Ein sehr empfehlenswerter Flug, den Sie hier besteigen können.
Auf Platz 9 musste ich ein bisschen schmunzeln: da will eine Forschergruppe in der Arktis Forschungsarbeiten zur Klimaerwärmung durchführen und mit dem kanadischen Eisbrecher CCGS Amundsen auf Expedition gehen, wird aber daran gehindert, die Forschungsarbeiten durchführen zu können – denn siehe da, die Eisverhältnisse an der östlichen Seite der Hudson Bay sind so schlimm wie schon seit 20 Jahren nicht mehr, so dass die Expedition nunmehr buchstäblich auf Eis gelegt ist.
Mehr dazu hier.
Auf Platz 8 sucht der Generalbundesanwalt der BRD Harald Range noch nach Beweisen. Nach welchen? Weiß er selber nicht so genau (aber dafür habe ich keine stichhaltigen Beweise). Unter anderem meint er wohl noch klären zu müssen, “ob die von Wikileaks veröffentlichten Protokolle von Gesprächen Merkels tatsächlich echt seien und von wem sie stammen. Dabei zähle er auf die Hilfe von Behörden wie dem Bundesnachrichtendienst, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem Verfassungsschutz.“
Diesen gelungenen Witz las ich hier.
Auf Platz 7 werden wir einer beachtlichen Einschätzung eines pensionierten US Army General gewahr, welcher gegenüber Al Jazeera sagte, “dass die Invasion im Irak ein strategischer Fehler war, der direkt zum Aufstieg der extremistischen Gruppe des Islamischen Staates beitrug“. Das meint Michael T. Flynn, unter anderem ehemals Direktor der Defense Intelligence Agency (Juli 2012 bis August 2014). “Wir haben auf jeden Fall Öl in ein Feuer gegossen. Absolut … es gibt keinen Zweifel daran, ich meine … die Geschichte wird nicht freundlich mit den Entscheidungen umgehen, die im Jahre 2003 getroffen wurden.“
Dergleichen steht hier geschrieben.
Auf Platz 6 versucht der britische Investigativjournalist Nafeez Ahmed, jene Geschichte zu korrigieren und zu verbessern, die Seymour Hersh neulich über die Tötungsaktion in Sachen Osama bin Laden im „London Review of Books“ lanciert hatte.
Lesen Sie „The bin Laden death mythology“ hier.
Auf Platz 5 fragt sich Roland Tichy, was denn wohl die Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman und Joseph Stiglitz “zu ihren masslosen Angriffen auf Deutschland“ treibe, wie Sie hier sehen, während Michael Prütz von der “Neuen Antikapitalistischen Organisation“ dagegen ziemlich nüchtern feststellt, dass “eine Linke, die gewinnen will, sich … klar sein“ müsse, “dass das nicht im Rahmen der europäischen Union geht“, wie Sie wiederum hier sehen.
Auf Platz 4 können wir Glenn Greenwald beim Angriff auf die New York Times erleben. Greenwald kritisiert das Gebahren der NYT, nach wie vor anonyme Geheimdienst- und Militärbeamte zu zitieren, um deren Behauptungen zu streuen. Das war ein ganz wesentliches Problem im Vorfeld der US-Invasion des Irak im Jahre 2003 (Stichwort Judith Miller), und das ist heute, so Greenwald, noch immer ein ganz wesentliches Problem – siehe hier.
Auf Platz 3 ist es wohl so: wenn ich den US-amerikanischen Antikriegsaktivisten David Swanson richtig verstehe, dann engagiert sich US-Schauspieler George Clooney (ein “PR-Mitglied“ des Council on Foreign Relations) gegen den Waffenhandel in Afrika, aber auch nur gegen den Waffenhandel in fünf bestimmten afrikanischen Staaten, wobei von den 100 größten Waffenherstellern der Welt kein einziges Unternehmen in Afrika beheimatet ist, wohingegen 40 der größten Waffenhersteller des Globus aus den USA kommen, und zwei der absoluten Branchengrößen schlechthin, Lockheed Martin und Boeing, beides US-Firmen, unterstützen Clooneys Organisation “The Sentry” (über das The Enough Project bzw. das Center for American Progress), mit der dieser wiederum “den Krieg in Afrika beenden“ möchte.
Ist doch toll, wie man Ihnen hier näherbringt.
Auf Platz 2 bekenne ich, dass ich mich sehr selten auf die “Deutsche Wirtschafts Nachrichten“-Website verirre, da sie doch eher “unterirdisch“ beheimatet ist. Gestern jedoch erreichte mich eine Email, in der ich auf ein Interview aufmerksam gemacht wurde, das auf der unterirdischen Website erschien, und zwar mit Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank.
Für mich ist das, was Folker sagt, nicht unbedingt neu, da ich die Affinitäten meines persönlichen Freunds durchaus kenne – und dennoch empfehle ich Ihnen den Gang auf die “DWN“-Website, wenn es hier heißt “Top-Banker: USA werden gegen Achse Moskau – Peking den Kürzeren ziehen“.
Und auf Platz 1 setzt ein anderer Freund von mir, Pepe Escobar, den Iran-Deal in einen größeren geopolitischen Rahmen, der nunmehr Eurasien insgesamt verändert. Der Schlüssel besteht darin, dass Teheran eine einmalige geostrategische Position im Herzen Eurasiens innehat. Die kann es jetzt ausspielen, vor allem im Verbund mit Russland, China und einer Reihe von Schwellenländern.
Hier können Sie Pepes neuesten Artikel auf TomDispatch.com dazu lesen, und hier können Sie ihn zum Thema bei RT sehen.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: DEPECHE MODE – It Doesn’t Matter Two (Instrumental).
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.