Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 starten wir mit einem Grünen, der gegen Busfahrer mit Thor Steinar-Kleidung zu Felde zieht, wie Sie hier erfahren.
Interessant war folgender Kommentar zu obiger Erzählung:
“Vielleicht wollte der Busfahrer nur zeigen, daß er mit dem Tragen des T-Shirts einer unverwechselbaren Marke gerade seine Verbundenheit mit den islamischen Mächten dokumentieren wollte, gehört doch die Firma Media Tex seit November 2008 dem arabischen Großinvestor Faysal al Zarooni, der mit der ‘Faysal al Zarooni Group of Companies‘ in Dubai sitzt.
Aber Ideologen ändern eben nicht Ihre Ideologie, sondern behaupten stur und unverdrossen weiter: http://www.firmenpresse.de/pressinfo65351/pressemitteilung-der-mediatex-gmbh-thor-steinar.html“
Wenn Sie den beigefügten Link verfolgen, werden Sie eine Kollektion beachtenswerter Unterlassungsklagen in Sachen Thor Steinar entdecken.
Andernorts in D-land müssen wohl Bücher brennen oder aber geschreddert werden, was Ihnen wiederum hier und hier nähergebracht wird.
Auf Platz 9 ist eine vielstimmige “Diskussion“ über eine “Querfront-Netzwerk-Studie“ der Otto-Brenner-Stiftung entbrannt, welche sich „‘Querfront‘ – Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks“ nennt. Dazu sehen Sie sich vielleicht mal dieses hier und dieses hier an.
Die „Debatte“ um die schlampige Untersuchung von Wolfgang Storz für die Otto-Brenner-Stiftung ist eine regelrechte Pingpong-Partie in der Echokammer. Obwohl die Horrorvorstellung von „Querfront“ sozusagen der Auftrag war, bringt der Verfasser überwiegend allerlei Textmasse zu Jürgen Elsässer hervor. Kurios dabei ist, dass er mit seinen Charakterisierungen der beschränkten Definition von Elsässer kein bisschen entrinnt, und letztlich die Querfront nur da finden kann, wo sie webt und schwebt: in Elsässers Kopf. Storz klammert sich daran fest und versucht von dort sein „Netzwerk“ zu flechten. Auch der Kopp-Verlag darf darin nicht fehlen, aber worin besteht die Vernetzung, wenn noch nicht einmal die wenigen Beiträge Elsässers für Kopp erwähnt werden? Und was ist denn genau an den Kopp-Infos „rechts“, außer den Spökenkiekereien des Verlags und mancher Autoren?
Die drei produktivsten Autoren sind dort doch Ulfkotte, Wisnewski und Engdahl, oder? Aber: Bei Ulfkotte beispielsweise war und ist nicht sein Standort entscheidend, sondern es sind seine Verfahren, welche nicht koscher sind und nie koscher sein werden.
Auf jeden Fall hat die „Studie“ den Kreis derer, die nach Anlaufpunkten alternativer Medien suchen, gehörig vergrößert. Nennen wir sie derhalben einmal “paradoxe Reklame“.
Auf Platz 8 schildert Julian Assange hier, dass NSA-Whistleblower Edward Snowden 2013 auf geheimen Weg aus Moskau abreisen sollte – und warum das dann doch nicht geschah.
Ein ehemaliger Berater des damaligen Bundeskanzlers Schröder, Michael Steiner, hat gewichtige Dinge zu erzählen, wenn es um USA-NSA-9/11-D-land geht – siehe hier.
Auf Platz 7 beschäftigen sich Patrick Smith und John Helmer mit der Ukraine. Smith tut das hier für “Salon“, indem er Kritik übt an der Ukraine-Berichterstattung der “New York Times“. John Helmer wiederum befasst sich mit dem Fehl-Management des Internationalen Währungsfonds in der Ukraine, und zwar hier.
Auf Platz 6 werden wir auf eine Studie des National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) an der University of Maryland aufmerksam gemacht. Die Studie betrachtet “souveräne Bürger“ als die größte Gefahr für den Staat und die Gesellschaft.
Mehr dazu hier.
Auf Platz 5 hatte ich (Ironie an:) den Gedanken: Hm, könnte die Immobilienblase in D-land langsam in eine heiße Phase übergehen? Die „Welt“ aus dem Hause Springer berichtete, dass die Bundeswehr deutsche Soldaten in Israel speziell „im Häuserkampf“ trainieren lassen möchte – sehen Sie einmal kurz hier hinein.
Und hier sowie hier sind die Veröffentlichungen, die der obigen Betrachtung zugrunde lagen.
Auf Platz 4 ist’s beim Thema der durch Europa ziehenden Flüchtlinge mal wieder wie beim Thema Griechenland und ähnlichen En Vogue-Erscheinungen: Umso mehr darüber geschrieben wird, desto schwieriger wird’s noch Artikel zu finden, die sich zu lesen lohnen.
Aus dem Material, das ich sichtete, filterte ich für Sie dies hier, dies hier und dies hier als lesbar heraus.
Darüber hinaus scheint es mir angezeigt zu sein, einmal auf die Problematik der “Coercive Engineered Migration” hinzuweisen. Die Studie “Weapons of Mass Migration: Forced Displacement as an Instrument of Coercion”, die 2010 vom Center on Contemporary Conflict (CCC) in den USA veröffentlicht wurde, definiert das Phänomen der durch Zwang herbeigeführten bzw. angetriebenen Migrationen als “‘jene grenzüberschreitenden Bevölkerungsbewegungen, die absichtlich erzeugt oder manipuliert werden, um politische, militärische und / oder wirtschaftliche Zugeständnisse von einem Ziel-Staat oder mehreren herbeizuführen.‘ Die Instrumente, die zur Bewirkung dieser Art von Zwang verwendet werden, sind vielzählig und abwechslungsreich.“
Falls Sie das Gefühl beschleicht, dass das Problem der “Coercive Engineered Migration” eines ist, welches “des Pudels Kern“ in Sachen Irak- und Syrienflüchtlinge betrifft, gleichwohl es in der “Tagesschau“ und in den diversen Polit-Talkshows nie angesprochen wird, können Sie sich die Studie hier als PDF-Datei herunterladen.
Die Studie spielt übrigens auch eine Rolle in diesem offenen Brief hier, der in dieser Woche vom Verleger Jochen Kopp veröffentlicht wurde.
Auf Platz 3 geht es um eine Marineoperation im Mittelmeer, namentlich “EUNAVFOR MED“, der nachgesagt wird, sie diene “primär der Lagebilderstellung zwischen den Küsten Europas und Nordafrikas und als ein(er von verschiedenen) Handlungsrahmen für exekutives Vorgehen. Sie reiht sich damit ein in verschiedene weitere Maßnahmen der EU, ihrer Mitgliedstaaten und Verbündeten, zwischen dem Sahel und Europa eine zusammenhängenden Zone militärisch-geheimdienstlicher Überwachung mit quasi-polizeilichen Befugnisse für ihre Militärs zu schaffen, in der Aufgaben wie die Bekämpfung des Terrorismus und der Mobilität ineinander verschwimmen. Dass die Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen, polizeilichen und militärischen Behörden und Organisationen dabei so reibungslos verläuft, wie es die offiziellen Dokumente suggerieren, ist kaum anzunehmen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass gerade auch in der Konkurrenz unter ihnen die Ursache für das völlig irrationale Ausmaß der Militarisierung der Region zu finden ist, die zugleich eine Entrechtung der Bevölkerung und Milliardengewinne für die Rüstungsindustrie mit sich bringt.“
Wie dieses Fazit zustande kommt, sehen Sie hier.
In der oben umrissenen Region tummeln sich ja viele Flüchtlinge, nicht zuletzt aus Syrien. Ob Russland militärisch in Syrien tätig wird, war eine Frage, die dieser Tage beispielsweise hier, hier, hier, hier, hier und hier erörtert wurde.
Davon abgesehen, würde ich Ihnen beim Fokus Syrien aber speziell eher diesen Artikel hier beim “Independent“ empfehlen, “Turkey duped the US, and Isis is reaping the rewards“.
Bleiben wir beim “War on Terror“, wechseln aber den Schauplatz: “US-Krieg in Afghanistan – Außer Spesen nichts gewesen?“, fragt die Website “Le Bohémien“ und stellt “10 Thesen zum Kriegszweck, seinem Verlauf und seinen trostlosen Resultaten in Afghanistan“ auf.
Diese erscheinen hier.
Auf Platz 2 beantwortet Henry A. Giroux, der an der McMaster University und an der Ryerson University lehrt, ein paar Fragen zum Thema “Global Capitalism and the Culture of Mad Violence“, nämlich hier.
Auf der Website “The Globalist“ gibt es einen guten Artikel zu einem Bollwerk des globalen Kapitalismus, der US Federal Reserve. “Ben Bernanke, the Law Breaker? The Fed’s ’Other’ Rate Dilemma”, nennt Stuart Parkinson seinen Artikel, in welchem er hier einen Blick auf die unkonventionellen Maßnahmen der Fed wirft.
Jürgen Fitschen, Chef der Deutschen Bank, ließ unterdes durchblicken, dass er beim Thema, wie die Deutsche Bank ihr Geld verdient, keinen rechten Durchblick besitzt – was ihnen Norbert Häring hier deutlich macht.
Und auf Platz 1 hatte ein ganzer Haufen „Mediziner“ keinen Durchblick beim Drogengebrauch – und nu‘ ist gegen sie ein Strafverfahren eingeleitet. Ich fand das ziemlich witzig und geradezu nach einer Verfilmung schreiend. Deswegen verzeihen Sie mir bitte, dass solch seichtes Zeugs, wie dieses hier, auf Platz 1 landet…
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: THE VERVE – The Drugs Don’t Work.
Now the drugs don’t work
They just make you worse
But I know I’ll see your face again…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.