Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 unterstellt Thomas Moser dem NSU-Ausschuss in Baden-Württemberg, dass dieser seinen Auftrag verweigere. Denn: “Tod von Florian H. soll ungeklärt bleiben“ – wie Sie hier erfahren.

Auf Platz 9 machen wir weiter mit einem Interview über die Sexualisierung unserer Gesellschaft:

“Ob im Internet oder im Fernsehen, ob in der Pop- oder der Hochkultur: In der Öffentlichkeit ist Sex heutzutage direkter präsent als in früheren Jahrzehnten. Sind die Menschen dadurch aber glücklicher und selbstbestimmter geworden? Die Sexualwissenschaftlerin und Kulturanthropologin Ingelore Ebberfeld kommt in ihrem Buch Der sexuelle Supergau zum gegenteiligen Schluss.“

Klicken Sie für diesen Inhalt hier.

Auf Platz 8 lässt man uns wissen, dass sich zwei Frankfurter Forscher des Phänomens der sogenannten “Leerverkäufe“ annahmen – “mit überraschenden Erkenntnissen“, wie es hier heißt.

Auf Platz 7 swingen wir gen Bosporus. Kennen Sie Sedat Peker? Nicht? Das sollten Sie aber.

Ich gebe Ihnen zur ersten Vermessung des Herrn Peker folgende Links mit auf den Weg:

Ränkespiele in Ankara“;

Wikipedia zu: Sedat Peker“;

Ryan Gingeras: “Heroin, Organized Crime, and the Making of Modern Turkey”;

und:

Türkische Nationalisten in Deutschland: Die unheimlichen Grauen Wölfe“.

Auf Platz 6 swingen wir rüber über die türkische Grenze zu Syrien.

Günter Meyer steht hier der “FAZ“ Rede und Antwort, während Robert Parry hier zum Levante-Konflikt schreibt und sich George Soros wiederum hier zu einem Plan für die Flüchtlingskrise auslässt.

Und dann hat dieser Referent hier für Bad Sooden-Allendorf 19 Minuten lang beinahe ohne Pause bedenkenswerte Ausführungen zur sogenannten “Migrationswaffe“ zu machen – “Who Is Behind Europe’s Refugee Crisis?“ Hm…

Auf Platz 5 drängt’s mich mal wieder zum Gold (Sie kennen das ja).

Einer der herausragenden Analysten auf diesem Gebiet, Koos Jansen in Amsterdam, kommentiert hier die nicht abreißenden Zukäufe des “barbarischen Relikts“ durch Russland und China unter der Schlagzeile „Chinese and Russian Central Banks Continue to Add Gold to Official Reserves: 16 and 31 Tonnes in August“.

Ronan Manly identifiziert hier acht Zentralbanken, welche nicht offenlegen, wo sie ihre Goldreserven aufbewahren – darunter die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Manlys Report trägt die Überschrift „Central Banks‘ Secrecy and Silence on Gold Storage Arrangements“.

Auf Platz 4 wird Donald Trump von Nomi Prins vermessen – und durch ihn nimmt sie zugleich Maß, was den Zustand der USA angeht – nämlich hier.

Auf Platz 3 kommen wir zu Merkel- und West-Vermessungen – und ich bekenne: Noch nie hat mich der Schleimer namens Heinrich August Winkler mit seiner unverrückbaren Monstranz “Westen“ so überrascht wie mit dieser Intervention hier.

Wenn man sich darauf zurückbesinnt, was er für Watsons „German Genius“ (siehe hier) im letzten Kapitel zusammen mit Gauck ex cathedra zu den 68ern als neuer Generation Deutschlands abgesondert hatte, dann ist dieser Beitrag mindestens eine Re-Volte. Bismarck, Brandt, Reinhard Merkel (allerdings mit Bezug auf den albernsten Teil von dessen Polemik) und zuletzt Kennedy; das wirft den Palmerstonschen Westen, dem er bislang trotz aller Bekenntnisse zur amerikanischen Revolution gedient hat, in die Tonne. Und überhaupt finde ich, dass der Westen hier ohnehin besser erklärt wird als in den über tausend Seiten des Geschichtsgräbers Winkler.

Dann muss man weiters Bettina Röhls Stil nicht mögen (ich tue es); aber die guts hat sie von ihrer Mutter geerbt – und das ist gut so. Anders als der Schleimer Winkler, der in seinem Artikel noch eine Prise Aufbegehren hatte, bevor das alles in der unvermeidlichen Talkshow bei Will (siehe hier) in Entrüstung über die CSU verpuffte, zieht Röhl hier die Konsequenz, dass Merkel nicht mehr zu halten ist, weil sie zum Autopiloten der Verfassungsorgane geworden ist und niemandem mehr Nutzen bringt, wo Schaltungen=Entscheidungen notwendig sind. Freilich, eine Entfernung Merkels wäre eine brutale und langwierige Dissipation öffentlicher Energie, aber auch eine Möglichkeit, die Nichtwähler (gemessen an der Wahl 1998, die eine echte Wahl war) als Bewußtseins- und Willensfaktor wieder in den politischen Prozeß hineinzuziehen. Und den politischen Prozeß aus den eurokratischen Verstrickungen wieder herauszuziehen. Nicht wie die meisten Untertanen des UK es wollen, aus der Europäischen Union heraus, sondern durch die Devolution der Lissabon- und EZB-Konstrukte, deren Einschnürungswirkungen der Verfassungsrichter Huber hier einschlägig beschreibt.

Dabei wird man an den meisten der Einwände von Patrick Bahners nicht vorbeikommen, die er hier unter der Überschrift “Der Westen – ein frommer Wunsch“ gegen das späte Geschichts- und Umerziehungsprojekt erhebt. Denn der Westen ist sicherlich ein Wunsch, aber auch eine (nicht einmal fromme) Lüge.

Gleichwohl, wenn man die Aufwertung Winklers in der britisch-deutschen kulturellen Annäherungsdiplomatie seit etwa 2009/2010 als neu entdecktem Mandarin der westlichen Werte in Rechnung stellt, fällt eine Distanznahme gegenüber dem Merkelschen Kermanismus (siehe hier), gleichsam synchron mit den britischen Bedenken, ins Auge; die der nun schon seit Jahren in New York und Washington in den amerikanischen Institutionen herumschnuppernde Bahners zum Anlass nimmt, seine Korrekturen am Geschichtsbild Winklers und all seiner Epigonen vorzunehmen.

Auf Platz 2 vermögen Sie vom “Record U.S. Military Budget“ Kenntnis zu nehmen, und zwar hier durch die Feder von Nicolas Davies bei WarIsACrime.org.

Auf Platz 1 schaue ich auf eine schöne Wochen-Erinnerung zurück. War nämlich so, dass ich Pepe Escobar am Donnerstag und Freitag zeit- und streckenweise bei seinen Spaziergängen durch Berlin begleitete – wovon der brasilianische Kosmopolit hier unter “A Syria/Berliner ensemble“ Bericht für “Asia Times“ in Hongkong erstattet. (Sie dürfen raten, wer der erwähnte „crack financial journalist“ gewesen sein mag…)

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: THE PEDDLERS – On A Clear Day You Can See Forever.

And on that clear day, on that clear day

You can see forever and ever and evermore…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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