Für Matterhorn Asset Management sprach Lars Schall mit dem amerikanischen Wertpapierrechtsanwalt und Finanzforscher Avery Goodman. Gesprächsthemen waren: Chinas Goldkäufe, Pekings Drang zu den IWF-Sonderziehungsrechten; die Bedeutung von Gold in den internationalen Beziehungen; und die Vermutung, dass es jemand geben muss, der als eine Art “Goldgeber der letzten Instanz“ in den Markt eingreift.
Von Lars Schall
Das nachfolgende Interview wurde für Matterhorn Asset MGMT in Zürich geführt und ursprünglich hier veröffentlicht.
Lars Schall: Mr. Goodman, die chinesische Zentralbank kauft Mengen an Gold. Warum tut sie das, und warum erregt das Ihre Aufmerksamkeit? Ich meine, so etwas gerät normalerweise nicht in den Fokus eines Wertpapierrechtsanwalts, nicht wahr?
Avery Goodman: Nein, das tut es nicht. Ich habe vor einiger Zeit angefangen, mich mit Gold zu beschäftigen, als ich den Verdacht zu hegen begann, dass die US Regierung im Goldmarkt interveniert, und das wurde zu einem meiner Interessenschwerpunkte. Ich denke, dass mir meine Fähigkeiten als Forscher, die ich als Kapitalrechtsanwalt entwickelt habe, bei der Suche nach der Funktionsweise dieses Marktes und der Motivation der verschiedenen involvierten Parteien, einschließlich der USA und Chinas, sehr geholfen haben.
Was nun China betrifft, glaube ich, dass sie Mengen an Gold aus dem einfachen Grund kaufen, weil sie die Bedeutung von Gold als Reserve-Vermögenswert erkannt haben, genauso wie die Tatsache, dass die USA natürlich daran interessiert sind, den Dollar als die Reservewährung zu bewahren, wenn sie jedoch den USA für alle Zeiten erlauben, dies zu tun, macht das ihrer Pläne zunichte, eine der führenden politischen Mächte zu werden. Ich glaube nicht, dass China aufgrund seines politischen Systems die Fähigkeit besitzt, eine Währung zu schaffen, die weltweit so attraktiv ist wie der US Dollar, und deshalb glaube ich, dass sie auf Gold als Möglichkeit gekommen sind, um die Dominanz der USA zu verringern. Gold ist die einzige Währung, die sich mit dem Dollar messen kann. Ich denke, die USA wissen das genauso wie China, und das ist schon einmal ein Vorteil.
Die USA verdienen auch eine Menge daran, dass der Dollar die Reservewährung der ganzen Welt ist, und das gefällt China überhaupt nicht. Vor allem nehmen sie Seigniorage-Einkünfte ein. Dies bedeutet, dass der Wert, der jedes Mal dann geschaffen wird, wenn ein Dollar hergestellt wird, weit höher ist als die Herstellungskosten für den Dollar. In den letzten Jahren haben die USA wahrscheinlich Kaufkraft im Wert von Hunderten Milliarden Dollar gewonnen, indem sie Dollars hergestellt und in der ganzen Welt verteilt haben, und dies ermöglicht es uns, politisch und militärisch viel stärker zu sein, als wir es sonst wären. Die Chinesen wissen das. Wenn sie also zulassen, dass alles so bleibt, wie es ist, d.h. dollarzentriert, dann wissen sie auch, dass dies die Vereinigten Staaten stärkt. Deshalb bleibt ihnen als einzige Alternative, auf Gold zurückzugreifen, und ich glaube, dass sie genau das tun, und das ist die Motivation hinter ihrer Anhäufung von Goldreserven.
LS: Aber glauben Sie den offiziell von den Chinesen angegebenen Zahlen, die Goldreserven betreffend?
AG: Nicht wirklich. Offen gestanden glaube ich nichts, was die chinesische Regierung sagt. Ich denke nicht, dass es irgendeinen Grund gibt, das zu glauben, was sie sagen. Es könnte eine Menge mehr sein, es könnten Zehntausende Tonnen Gold sein, es könnten aber auch vier oder fünf Tausend sein, oder es könnten so viele sein, wie sie behaupten. Es gibt keinerlei Grund, Ihnen zu glauben oder nicht zu glauben.
In der Vergangenheit hatten sie, was die Wahrheit betrifft, keine gute Bilanz vorzuweisen. Deshalb glaube ich, dass alles, was sie sagen, mit Vorsicht zu genießen ist. Es ist eine Tatsache, dass sie Gold kaufen. Das ist für jeden offenkundig, der im Geschäft tätig ist, der irgendetwas darüber weiß, was sie tun und wie viel sie kaufen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand das wissen wird, bis sie bereit sind, es der Welt zu sagen, und ich glaube nicht, dass sie schon so weit sind. Stellen Sie sich einmal vor, was passieren würde, wenn sie der Welt sagen würden, was sie gekauft haben, sagen wir mal, dass sie statt der 1600 Tonnen Gold, die sie zugeben gekauft zu haben, sagen wir, dass sie sagten: “Wir haben 4500 Tonnen Gold”, und dabei stehen sie kurz davor, in den IMF aufgenommen werden zu wollen. Nun ist der IWF aber heutzutage im Grunde eine Anti-Gold-Organisation, seit die USA den Goldstandard aufgegeben haben, und so würde dies im Grund ein direkter Angriff auf die Struktur und Funktion des IWF darstellen, der von den Vereinigten Staaten und Westeuropa dominiert wird, und es würde die derzeitigen Mitglieder, hauptsächlich die Vereinigten Staaten und nachrangig die Westeuropäer, mit der Aussicht bedrohen, dass China viel stärker ist, als sie es gern hätten. Ich denke, sie hielten sich zurück, zum Teil, weil sie wollten, dass der Yuan in die Liste der Reservewährungen des IMF aufgenommen wird, den Sonderziehungsrechten (Special Drwaing Rights, SDR).
LS: Gibt es verschiedene Methoden, die die Chinesen benützen können, um ihr Gold im Wesentlichen zu verbergen?
AG: Ich denke, es ist ziemlich einfach, das Gold zu verstecken. Sie haben in ihrer Regierung jede Menge Unterabteilungen. Zunächst einmal brauchen sie schlicht nicht die Wahrheit sagen, und niemand wird wissen, wie viel Gold sie haben, denn niemand geht in ihren Keller, um es zu zählen.
LS: Es hat keine offizielle Buchprüfung gegeben, richtig?
AG: Ich glaube nicht, dass es jemals eine offizielle Prüfung des chinesischen Goldes gegeben hat.
LS: Ja.
AG: Es hat auch seit den 50er Jahren keine offizielle Prüfung des amerikanischen Goldes gegeben. Wir wissen auch nicht, wie viel da vorhanden ist, und ich glaube nicht, dass es jemals zuvor eine Prüfung des chinesischen Goldes gegeben hat.
LS: Der Yuan wurde kürzlich zu den Sonderziehungsrechten des Internationalen Währungsfonds zugelassen. Was halten Sie davon?
AG: Ja, das stimmt. Ich glaube, dass sie sehr daran interessiert waren, in diese Organisation hineinzukommen, weil es Teil ihres Spiels um Macht ist. Dies alles ist eine Sache von Machtpolitik, und Gold im Kontext von nationalen Reserven ist Teil nationaler Politik. Damit ist dies nur ein weiterer Aspekt ihres Versuchs, in der Welt an Macht hinzuzugewinnen. Wenn sie Sonderziehungsrechte bekommen, ist das ein Zuwachs an Prestige. Dann haben sie mehr Mitsprache bei der Arbeit des Internationalen Währungsfonds, und ich glaube, das ist das, was sie wollen. Ich denke, es ist klar, dass sie das wollen. Ich glaube nicht, dass sie ehrlich und realistisch der Ansicht sind, dass die Sonderziehungsrechte die Reservewährung der Welt werden. Ich denke, dass niemand das zu diesem Zeitpunkt glauben sollte, insbesondere im Hinblick darauf, was gerade mit dem Euro geschieht, weil das dann lediglich ein Super-Euro sein wird, und es wird dasselbe Ergebnis eintreten, wenn sie das tun.
LS: Ja. Ist es für Sie von Bedeutung, dass die Europäer einige Prozentpunkte bei den Sonderziehungsrechten eingebüßt haben, wohingegen die USA lediglich einen sehr geringen Prozentsatz verloren?
AG: Nun, ich denke, dass diese Entscheidung etwas war, worüber wir nie wissen werden, warum diese Dinge genau passieren, die Wahrheit dahinter. Deshalb glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass es wirklich wichtig ist, außer in punkto Prestige. Ich denke, es bedeutet viel für die Chinesen, dass sie das Gefühl haben, angekommen zu sein und Teil des Systems zu sein, während es den Europäern vermutlich nicht besonders viel ausmacht, weil sie wissen, dass diese Sonderziehungsrechte von einem praktischen Standpunkt aus betrachtet nicht wirklich wichtig sind.
LS: Okay, aber sie könnten praktisch genutzt werden, weil die Chinesen anscheinend die Absicht haben, ihre Führungsrolle in den G20 dafür zu nutzen, die Sonderziehungsrechte als Preismechanismus für Rohstoffe zu nutzen. (1) Ist dies ein interessanter Schachzug?
AG: Es ist nur in der Hinsicht ein interessanter Schachzug, dass es den Blick der Welt darauf richtet, etwas Anderes als den US Dollar zu benutzen. Ich denke nicht, dass die Chinesen ernsthaft glauben, dass die SDR’s jemals für die Festsetzung von Preisen für Rohstoffe genutzt werden können, weil sie erstens eine Währung sind, die zwischen Staaten benutzt wird und nicht von privaten Händlern, und zweitens, weil sie wie gesagt nur ein Super-Euro sein würden. Was die Chinesen meiner Ansicht nach wirklich tun wollen, ist, eine Debatte über einen möglichen Ersatz des US Dollars zu entfachen, weil sie mehr Macht in der Welt besitzen möchten. Die Tatsache, dass die USA die dominante Währung besitzen, gibt ihnen enorme Macht gegenüber den Chinesen. Es hilft, das amerikanische Militär zu finanzieren, das sie als Bedrohung ansehen, und ich glaube, dass die Diskussion über die SDR’s eine bloße Fantasie ist, und das wissen sie, aber sie tun das, weil es sich gut anhört und weil es die Diskussion über alternative Mittel, den Preis von Waren festzusetzen, in Gang setzt.
Was die Chinesen wirklich wollen, ist, die Rohstoffpreise in Yuan festzusetzen, und ich glaube, sie werden ihre Dominanz, ihre mögliche Dominanz am Goldmarkt dafür nutzen, den Wert ihrer Währung im Verhältnis zum US Dollar zu bestimmen – mit der Behauptung, dies am freien Markt zu tun. Wenn sie zum Beispiel den Goldmarkt kontrollieren und der Handel mit Rohstoffen genauso in Yuan wie in Dollars bewertet wird, dann können sie durch Gold den Wert des Yuan im Vergleich zum Dollar beliebig neu festsetzen, ohne tatsächlich einen festen Kurs anzugeben. Ich denke, dass ist letztlich ihr Ziel.
LS: Könnten Sie diesen Mechanismus bitte näher erläutern?
AG: Nun, wenn sie den Goldmarkt kontrollieren und wenn der Wert von Gold zum Beispiel sowohl in Dollar als auch Yuan festgesetzt wird – und wenn es dem internationalen Handel zugänglicher Markt ist, was die Börse in Shanghai noch nicht ganz ist, aber gemäß ihren Plänen in nicht allzu ferner Zukunft sein wird –, dann wird der Goldpreis im Verhältnis zum Yuan angeblich durch die Kräfte des freien Marktes festgesetzt, und, der Dollarpreis basiert auch angeblich auf den Kräften des freien Marktes. Wenn die Chinesen also die Macht haben, die Preise am Goldmarkt festzusetzen und sie dann über ihre Staatsbanken beschließen, den Wert des Yuan in Relation zum Gold zu ändern, dann ändert sich augenblicklich auch der Wert des Yuan in Relation zum Dollar. Ich denke, das ist es letztlich, was sie wirklich wollen.
LS: Ist es für Sie von Interesse, dass die chinesische Börse mit tatsächlichem physischem Gold handelt, wohingegen wir bei Comex in New York Papierfordeungen haben?
AG: Ja, das ist von Bedeutung. Ich bin nicht sicher, ob die chinesische ‘Regierung erlauben wird, dass das für immer so weitergeht, weil ich denke, dass sie gerne die gleiche Kontrolle in Papierform über den Goldmarkt besitzen würden wie die amerikanische Regierung, aber einstweilen ist das sehr wichtig, weil es einen gewaltigen Strom von Gold in Richtung China schafft, und wo kommt das her? Ich meine, ich habe in einem meiner Seeking Alpha-Artikel (ich kann mich nicht an den Titel erinnern, aber da habe ich das ausgiebig diskutiert) eine Einschätzung dazu geliefert. (2) Wenn man die Börse in Shanghai betrachtet, dann ist die Goldmenge, die dorthin geliefert wird, so enorm. Wenn man das zusammenrechnet mit dem, was in Indien geliefert wird und mit dem Gold in anderen Ländern der Welt, dann existiert ein gewaltiges Defizit des Goldangebots im Verhältnis zur Nachfrage. In diesem Jahr allein muss es ein Defizit von mindestens 600 Tonnen gegeben haben, und wo kommt dieses Gold her? Der Preis ist nicht gestiegen, also muss es von irgendwoher kommen. Ich vermute, dass es einen geheimnisvollen oder vielleicht auch gar nicht so geheimnisvollen Lieferanten der letzten Instanz gibt, und ich glaube, dass das die amerikanische Bundesregierung ist.
LS: Der Exchange Stabilization Fund?
AG: Ich glaube, dass es wahrscheinlich der Exchange Stabilization Fund ist. Ich möchte nicht in allen Einzelheiten darlegen, wer das amerikanische Gold kontrolliert, weil ich glaube, dass die Unterscheidung zwischen der Bundesreserve, dem Schatzamt und der Unterabteilung des Schatzamtes, nämlich des Exchange Stabilization Fund, in hohem Maße theoretisch ist. Ich denke, dass die Leute sich auf diese angeblichen Unterscheidungen konzentrieren, um das Argument auseinanderzunehmen. Aber ich glaube nicht, dass es von Bedeutung ist, wer es tut oder wer das Gold kontrolliert. Ich glaube, dass diese Entscheidung von den USA getroffen wurde, um den Goldpreis zu kontrollieren, und das ist auch der Grund, warum sie diese Entscheidung getroffen haben. Ich weiß nicht, warum die Entscheidung anscheinend vor 2011 und sicherlich vor 2013 eine andere war. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was sich geändert hat, aber ich weiß genau, dass dieses Gold, das hereinkommt, von irgendwoher kommen muss, und das ist für mich der einzige denkbare Ort, von wo es herkommen kann.
LS: Nun haben Sie erwähnt, dass die Nachfrage nach real existierendem Gold das tatsächliche Angebot übersteigt. Dennoch spiegelt sich dies überhaupt nicht im Preis wider. Warum ist dies kein Thema in den Mainstream-Medien? Warum lese ich nichts darüber?
AG: Wissen Sie, die Mainstream-Medien sind sehr interessant. Ich erinnere mich, dass es vor einem oder eineinhalb Jahren in New York Demonstrationen von Tausenden von Menschen gegeben hat. Ich habe darüber in französischen Zeitungen, in deutschen und russischen Zeitungen gelesen, und in englischsprachigen Zeitungen gab es dazu aber kein Wort, außer in einem einzigen Artikel in der Seattle Post, in dem erwähnt wurde, dass es in New York eine riesige Demonstration gegeben habe – interessanterweise gegen die Medien.
Wie konnte es sein, dass keine einzige Zeitung, nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien, Australien und der gesamten englischsprachigen Welt, darüber berichtete, wohingegen in Europa, dem Mittleren Osten und in China darüber geschrieben wurde? Ich kann das nicht verstehen, und dennoch ist genau das geschehen. Als ich das sah, war ich schockiert und ich begann, meine Sicht dessen, was da vor sich ging, zu überdenken. Ich sah mir die Medien genauer an und fand heraus, dass die gesamten englischsprachigen Medien von fünf großen Unternehmen kontrolliert werden, ziemlich gründlich kontrolliert. Es gibt Ausnahmen, aber überwiegend werden sie von fünf Unternehmen kontrolliert. Es sieht so aus, als ob diese fünf Unternehmen in vielen Bereichen zusammenarbeiten. Ich glaube nicht, dass sie bei Angelegenheiten von geringer Bedeutung zusammenarbeiten, und es gibt wahrscheinlich auch Wettbewerb zwischen ihnen bei Dingen, denen keine Bedeutung innewohnt, aber es scheint mir, dass sie in dieser Angelegenheit keine wirklich ernsthaften Nachforschungen wollen – der Angelegenheit zum Beispiel, die Sie so oft untersucht haben.
LS: Stimmt, aber warum glauben Sie, dass die Tatsache, dass die Nachfrage nach Gold das Goldangebot übersteigt, nirgendwo reflektiert wird?
AG: Weil sie gegenwärtig das Angebot nicht wirklich übersteigt, weil irgendjemand dem Markt diese Vorräte zur Verfügung stellt. Wenn sie wirklich größer wäre als die vorhandenen Vorräte, dann würde man Panik sehen, dann würde man eine Backwardation von gewaltigem Ausmaß sehen, erheblich stärker, als wir sie gerade in London sehen.
LS: Aber könnten wir sagen, dass dies ein verdeckt zur Verfügung gestelltes Angebot ist?
AG: Ja, ich denke, so kann man das sagen. Es ist ein verdeckt zur Verfügung gestelltes Angebot, und meine persönliche Vermutung – obwohl ich keinen Beweis dafür habe, wie es genau gemacht wird –, ist , dass es durch die Überschreibung von Swap Lines an die Bank von England durch die US-Regierung gemacht wird, und dass das Gold tatsächlich aus den Vorräten der Bank von England stammt, wo der größte Teil dieses Goldes gemäß Non-Allocated-Lagerungsvereinbarungen aufbewahrt wird, so dass sie damit machen können, was immer sie wollen. Ich denke, dass die US-Regierung garantiert, dass sie – wenn sie es am Markt verwenden, so wie die US Regierung es verlangt – dafür entschädigt werden, falls es jemals nötig sein sollte, ihren Kunden dieses Gold zurückzugeben. Deshalb glaube ich, dass das Gold, wenigstens der größte Teil davon, von der Bank von England kommt, aber es wird von Swap Lines gedeckt, und ich glaube, dass ein Teil des Goldes direkt aus US-Vorräten kommt, jedenfalls wenn es durch die Comex weitergeben wird.
LS: Aber Sie haben keine Vorstellung, wie das vor sich geht?
AG: Oh, ich glaube schon, dass ich weiß, wie es bei den Comex-Vorräten gemacht wird. Ich glaube, es kommt direkt aus dem Keller der Bundesregierung, aber das ist letztlich alles Spekulation, wo es herkommt. Mir fällt auf, dass immer JP Morgan diejenigen sind, die das Gold an die Comex zu liefern scheinen, obwohl es praktisch unmöglich ist, dass sie diejenigen sind, da die die Short-Kontrakte halten, wenn man einmal von den Positionen der Händler und den Statistiken der involvierten Banken ausgeht.
LS: Stellt es einen Interessenkonflikt dar, dass JP Morgan der Lieferant ist? Ich meine, sie sind Mitglied der Federal Reserve Bank of New York, nicht wahr?
AG: Nun, ich glaube, es ist in keiner Weise ein Interessenkonflikt, weil die US-Regierung ihr wichtigster Kunde ist. Sie haben einen schriftlichen Vertrag, den man tatsächlich finden kann, weil er bei der Bundesregierung aktenkundig ist. Sie haben einen schriftlichen Vertrag, der es ihnen zum Beispiel erlaubt, das gesamte Portfolio der Federal Reserve-Hypothekenanleihen zu verwalten. Ich glaube, dass sie die Agenten sowohl für die Federal Reserve als auch des Schatzamtes am Goldmarkt sind.
LS: Stimmt, und sie sind Primary Dealers.
AG: Sie sind Primary Dealers, und ich glaube, dass sie den Vertrag haben. Gestützt auf das, was ich an der Comex sehe und wer die ganze Zeit liefert, glaube ich, dass sie den Vertrag haben, der nicht öffentlich gemacht wird, wenngleich ihr Anleihe-Kontrakt öffentlich ist. Dieser Vertrag ist geheim, aber ich denke, sie sind als Agenten der US-Regierung am Goldmarkt die Vertragspartner.
LS: Okay,. Das Jahr 2015 geht zu Ende. Was sind Ihre Erwartungen für 2016.
AG: Ich habe Ihnen anfangs von der Diskrepanz für 2015 zwischen der Angebots- und Nachfrageseite beim Gold berichtet, und gestützt auf solides statistisches Material, das ich in einem meiner Artikel – einem kürzlich erschienen Artikel auf Seeking Alpha – zitiert habe, (3) wird diese Diskrepanz 2016 noch viel größer sein, weil die abgebaute und geschürfte Goldmenge geringer sein wird und die Nachfrage etwas zunehmen wird, und deshalb wird nächstes Jahr der mysteriöse oder auch nicht so mysteriöse Lieferant der letzten Instanz von Gold 1300-1400 Tonnen Gold auf den Markt werfen müssen. Ich weiß jetzt nicht, ob die US-Regierung dies zu tun gewillt ist. Ich weiß, dass es auch jetzt schon eine Backwardation in London gibt, was uns zeigt, dass sie nicht bereit sind, das ganze Gold auf einmal abzugeben. Sie teilen es sehr sorgfältig in Partien auf und lassen zu, dass dies geschieht. Meine Vermutung ist, dass sie von dieser Situation Abstand nehmen wollen, dass sie Gold zur Verfügung stellen, und dass sie zulassen werden, dass der Goldpreis 2016 um einiges steigt.
Und dann ist 2016 natürlich ein wichtiges Wahljahr. Wenn ein neuer Präsident gewählt wird, der nicht bereit ist, bei dieser Risikopolitik um Goldpreise mitzuwirken, wie es meiner Ansicht nach geschah, als die Bush Administration das Amt übernahm, welche die Sache verlangsamte – ich denke, wenn der neue Präsident ein Republikaner ist, dann wird er auch dieses Mal den Banken die US-Goldreserven sperren. Dann (wenn und falls dies geschieht), werden die Goldpreise sehr schnell bis zu der Höhe ansteigen, wo sie früher waren oder höher. Wenn es nicht geschieht, wenn zum Beispiel Hillary Clinton zur Präsidentin gewählt wird oder ein anderer Demokrat, der gewillt ist, bei dieser Strategie mitzuwirken, dann wird der Preis weiterhin niedrig gehalten, glaube ich; Sie müssen aber daran denken, dass 1300-1400 Tonnen pro Jahr, sogar 8000 Tonnen Gold, die die USA angeblich besitzen, nicht ewig reichen werden, und es werden nicht jedes Jahr 1400 Tonnen pro Jahr werden. Die Nachfrage wird immer größer werden. Deshalb glaube ich nicht, dass das immer so weitergehen kann. Es wird aufhören, und es hat eine Menge mit der politischen Situation zu tun.
LS: Schon, aber dieses Manipulationsspiel muss noch intensiviert werden, weil die Zentralbanken im Westen, vor allem die Federal Reserve in den USA, nicht wirklich sonderlich erfolgreich mit der Politik sind, die sie nun schon seit Jahren betreiben.
AG: Nun, schauen Sie, sie sind nicht erfolgreich, aber ich glaube nicht, dass sie schon bereit sind, zu kollabieren. Sie werden noch eine ganze Weile weiterkämpfen, bevor der Kongress oder andere nationale Institutionen, die ihnen ihre Daseinsberechtigung geben, beschließen, sie dichtzumachen. Was sie also tun werden, ist so weitermachen wie bisher, was bedeutet, dass sie mehr Geld drucken oder zu hoch-negativen Zinssätzen übergehen werden, und all dies wird den Dollar abwerten, den Euro, wenn er dann noch existiert, den Schweizer Franken, und all diese Nationalbanken, die der Finanzpolitik nach Keynes oder in Quasi-Anlehnung an Keynes folgen, werden ihre Währungen immer weiter abwerten, was bedeutet, dass Gold die einzige Währung sein wird, an der immer noch ein Mangel herrscht. Was passieren wird, ist, dass die Nachfrage immer weiter steigen wird, und es gibt nun einmal nur einen begrenzten Vorrat an Gold in der Welt. Es sei denn, jemand erfindet eine Vorrichtung, die die Schwerkraft aufhebt und die uns billiges Gold aus dem Asteroidengürtel im Weltraum bringt. Ich kann nicht erkennen, dass sie diese Nachfrage abdecken können werden, nicht einmal dann, wenn sie die gesamten US-Goldreserven einsetzten.
Quellen:
(1) Compare: http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-12-06/china-starts-mapping-out-g-20-plan-after-year-of-market-turmoil
(2) Compare: http://seekingalpha.com/article/3247676-did-comex-just-receive-a-physical-gold-bailout-from-the-feds
(3) Compare: http://seekingalpha.com/article/3247676-did-comex-just-receive-a-physical-gold-bailout-from-the-feds
Gold ist wertloses gelbes Metall. Wenn die chinesen das alles kaufen wollen, dann würde ich das denen genau so verkaufen wie man Indianern Perlen verkauft hat.
Gutes Interview! Zu einer Sache hätte ich doch noch eine Frage/Anmerkung:
[…] „Sie müssen aber daran denken, dass 1300-1400 Tonnen pro Jahr, sogar 8000 Tonnen Gold, die die USA angeblich besitzen, nicht ewig reichen werden, und es werden nicht jedes Jahr 1400 Tonnen pro Jahr werden. Die Nachfrage wird immer größer werden. Deshalb glaube ich nicht, dass das immer so weitergehen kann.” […]
Das war doch eine Steilvorlage nach dem deutschen Gold zu fragen?! (offiziell popelig 700 t bis 2020)
ich habe so oft nach dem dt. gold gefragt – ist langweilig u. wenn es sie interessiert, werden sie zum dt. gold in verbindung mit meiner wenigkeit genug finden. sollte für eine halbwegs interessante nachmittagslektüre genügen.
–> Gold ist wertloses gelbes Metall. Wenn die chinesen das alles kaufen wollen, dann würde ich das denen genau so verkaufen wie man Indianern Perlen verkauft hat.
antwort lars schall (oberflächlich, ich weiß):
LS: Yes, and the IMF says that gold, monetary gold, physical bullion gold is the only financial asset with no counterpart risk.
KJ: Yes, with no counterparty risk. This was stated in the balance payments manual number six. Yeah, yeah. I think those things are really significant and, you know.
interview mit koos jansen:
http://www.larsschall.com/2015/12/06/china-is-playing-the-gold-game-very-carefully/