Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 können Sie sich zum Auftakt ein Informationsangebot anschauen, das mit der Ermordung des früheren russischen Agenten Alexander Litwinenko zu tun hat – siehe dazu hier.

Auf Platz 9 finde ich es immer recht ärgerlich, wenn die Anhänger der “Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ mit den Anhängern des Neoliberalismus in einen Sack geworfen werden. Ein herausragender Vertreter der “Österreicher“, Philipp Bagus, zeigt aktuell hier und hier wesentliche Unterschiede auf.

Auf Platz 8 fragt man sich: “Stürzt die Wirtschaft ab, wenn die Aktienmärkte fallen?“

Weitere Fragen, die man sich stellt: “Wann entstehen Rezessionen? Wann steigt die Arbeitslosigkeit? Haben Abverkäufe bis hin zum Crash an den Aktienmärkten einen nachhaltigen Einfluß auf die Wirtschaft? Ja, sagt ein US-Ökonom: seit 1929 laufen Aktienpreise und Arbeitslosenquote in den USA parallel. Aktienmärkte sind nicht Indikatoren für den Zustand einer Wirtschaft, sondern Treiber für wirtschaftliche Entwicklungen selbst!“

Mehr dazu hier.

Seit geraumer Weile gibt es in den USA eine Diskussion über die Einführung negativer Zinsen durch die Federal Reserve.

Bereits im September 2015, als das Federal Open Market Committee (FOMC) entschied, ihre seit sieben Jahren kontinuierlich bestehende Zinspolitik beizubehalten und die Zinsen bei nahezu null Prozent zu belassen, wurde von einem Mitglied des Gremiums der Vorschlag unterbreitet, die Zinsen während des Jahres 2016 unterhalb von null Prozent zu setzen. Man geht davon aus, dass das nicht namentlich genannte FOMC-Mitglied der Präsident der Minneapolis Fed war, Narayana Kocherlakota. Er ist bekannt dafür, diese Option zu unterstützen. Gleiches vermag über John Williams von der San Francisco Fed gesagt zu werden. Und William Dudley, der Präsident der New York Fed, räumte im Oktober 2015 ein, dass das FOMC das Einführen negativer Zinsen während der Finanzkrise erwogen hätte (siehe hier). In einem Interview, das er zu der Zeit einem US-TV-Sender gab, äußerte Dudley: „Einige der Erfahrungen [in Europa] legen nahe, dass wir vielleicht negative Zinsen nutzen können und die Kosten nicht so groß sind, wie man erwarten würde.“ Er bestätigte, dass die Option von der Federal Reserve unter dem Vorsitzenden Bernanke erwogen worden sei, um schließlich aber abgelehnt zu werden, und zwar “aufgrund einiger Bedenken, dass die Kosten die Vorteile überwiegen könnten.“ (Siehe hier.)

Vor kurzem sagte der Harvard-„Star-Ökonom“ Kenneth Rogoff in Davos gegenüber Bloomberg, dass die Zentralbanken über negative Zinsen nachdenken müssten. Dabei regte er die Herausgabe von Geldscheinen mit größeren Nennwerten an. (Siehe hier.)

Jetzt war William Dudley dahingehend zu vernehmen, dass die Federal Reserve bei ihrer Zinspolitik die Zustände im globalen Finanzsystem zu berücksichtigen habe. Sollte die Entwicklung der Weltwirtschaft zu einem weiteren Anstieg des US-Dollar führen, “könnte dies signifikante Konsequenzen für uns haben“.

Dies sah ich hier vermerkt.

Die Signale für einen Rückzug von einer weiteren Zinsanhebung (ganz zu schweigen von mehreren Anhebungen im Jahre 2016), haben dem US-Dollar derweil in der ersten Februar-Woche einen der größten Kursstürze der letzten 20 Jahre eingebracht. David Bloom, der bei HSBC arbeitet, sagte gegenüber Ambrose Evans-Pritchard vom Daily Telegraph, dass “die blasenschlagende Dollar-Rallye der letzten drei Jahre weitgehend vorbei sei und sich umkehren könne, indem schwache Wirtschaftszahlen in den USA die Fed zwingen würde, von vier lose für dieses Jahr geplanten Zinsanhebungen Abstand zu nehmen.“

Dies las ich hier.

Und dann hat mein Freund Grant Williams für Real Vision Television ein Interview mit Willem Middelkoop geführt, dem Autor von „The Big Reset“. In dieser Konversation erklärt Middelkoop, Gründer des Commodities Discovery Fund, warum er einen „monetären Neustart“ für unumgänglich hält und damit auch das Ende des US-Dollars als Ankerwährung. Middelkoop spricht über die Möglichkeit, Gold wieder in das Geldsystem zu integrieren sowie über die Rolle der Zentralbanken in diesem Szenario.

Falls Sie das interessiert, bitte hier entlang.

Was Gold angeht, so hatte ich letzte Woche vermerkt, dass die Goldbörse in Shanghai nicht mehr die wöchentlichen Goldabflüsse öffentlich machen würde. Es sieht so aus, dass die Abflüsse nunmehr monatlich berichtet werden – worüber Koos Jansen hier berichtet.

Auf Platz 7 bekenne ich frank und frei: dem Lars Schall sein Lieblingsdeutscher, der trägt den stolzen Namen Heinrich Heine. Derhalben  wundern Sie sich bitte nicht, wenn ich Ihnen zum Thema “Die Deutschen und die Obrigkeit“ ein paar Zeilen von Heine verschreibe, und diese finden Sie hier.

Ein paar aufrechte Mohikaner-Liberale haben’s beim “Eingriff in die Privatsphäre von Millionen Menschen“ nicht so mit der Obrigkeit, kann man derweilen hier den Eindruck gewinnen.

Die Obrigkeit manifestiert als Bundesfinanzministerium und Europäische Zentralbank hat zunehmend Schwierigkeiten mit der Existenz von Bargeld – siehe hier und hier.

Der Obrigkeit sind unterdessen ihre eigenen Sicherheiten nicht mehr sicher genug: “Die EU-Kommission will Staatsanleihen in Bank-Bilanzen nicht mehr als risikolos einstufen“, was hieße, dass Banken die gehaltenen Staatsanleihen künftig mit Eigenkapital absichern müssten.

Das wiederum blitzte mir hier entgegen.

Ferner legte die Obrigkeit in Form der EZB ein Geheimdokument vor: “Nationale Notenbanken trieben heimlich eine eigene Geldpolitik neben der EZB und bewegten so eine halbe Billion Euro. Nun wurde der Vertrag veröffentlicht, der das decken soll. Es bleiben Fragen.“

Weiteres dazu hier.

Auf Platz 6 ist’s doch so: “Jeder mag zur aktuellen Migrantenkrise stehen wie er will, dass jedoch seit August letzten Jahres die Bundesregierungen via par ordre du mufti von Angela Merkel Gesetze bewusst bricht und Regelungen als nicht existent betrachtet, ist Fakt. Das dürfte niemand abstreiten, selbst wenn er pro Migration eingestellt ist. Da wir aber in einem – zumindestens bezeichnet er sich selbst so – Rechtsstaat leben, müssen diese pro-Eingestellten auch damit leben können, dass es eben Menschen gibt, die mit der Politik der Bundesregierung in diesem Fall nicht einverstanden sind.“

Diese Nicht-Einverstandenen haben Klage eingereicht – wie ich hier las.

Hier möchte jemand über „die Neue Rechte“ reden.

Währenddessen würde “jeder Vierte auf Flüchtlinge schießen lassen“, was Sie hier nahegebracht bekommen.

Und der IWF hat eine Studie zu wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Flüchtingssituation verfasst, worauf man hier stößt.

Auf Platz 5 bleiben wir quasi beim Flüchtlingsthema – denn dieses ist ja unmittelbar verbunden mit den Kriegshandlungen in Syrien. Ein Schriftstück der RAND Corporation, welches mit “Ein Friedensplan für Syrien“ betitelt ist und Ende 2015 erschien, bringt Erwägungen über ein zukünftiges Syrien zur Sprache. Demnach wird eine komplette Neustrukturierung des Staates befürwortet, aber auch eine Art Existenzberechtigung des Präsidenten Bashar al-Assad und des Islamischen Staates ausgesprochen.

Eine Zusammenfassung des Policy-Paper der RAND Corporation und der Report selber warten hier auf Ihr Vorbeischauen.

Auf Platz 4 steht ein Interview unter der Überschrift “Das Diktat der Quote“, das anlässlich einer Buchveröffentlichung erschien, namentlich “Die Gefallsüchtigen“ von Wolfgang Herles. Dieser “ist sich sicher, dass die Politik nach wie vor Einfluss auf ARD und ZDF nimmt. Der Quotenglaube aber sei viel schlimmer, sagt er in seinem Buch.“

Was er in dem Interview sagt, lesen Sie hier.

Auf Platz 3 empfehle ich Ihnen ein weiteres Gespräch, in diesem Fall mit dem Filmmacher Robbie Martin. Konversationsgegenstand: Martins dreiteiliger Dokumentarfilm “A Very Heavy Agenda”.

Anzusehen wäre das Resultat hier.

Auf Platz 2 gibt es wieder etwas darüber aufzuschnappen, dass das Thema der gestörten Petro-Dollar-Pumpe als wesentliches Standbein der Dollarnachfrage aktuell stark im Kommen ist – wie nämlich hier und hier festgestellt werden kann.

Weiters wäre in Sachen Petro-Dollar hier wahrzunehmen, dass der Iran plant, neue und ausstehende Ölverkäufe in Euro abrechnen zu wollen.

Und auf Platz 1 verlinke ich auf ein Buch des Wirtschaftsgelehrten Andre Gunder Frank, das ich mir demnächst besorgen werde: “ReORIENT – Globalwirtschaft im Asiatischen Zeitalter“, erschienen hier beim PROMEDIA Verlag in Vienna.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: STEELY DAN – Any Major Dude Will Tell You.

Any major dude with half a heart surely will tell you, my friend,

Any minor world that breaks apart falls together again.

When the demon is at your door,

In the morning it won’t be there no more,

Any major dude will tell you…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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