Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 wird der Frage nachgegangen: “Was hat den Menschen befähigt, in rasant wachsenden Sozialverbünden zu leben?“, und dies geschieht hier anhand einer Studie, welche die Antwort parat hält: “Die nackte Angst vor göttlicher Strafe.“
Heutzutage hat man sich eher mit anderen Dingen herumzuschlagen – beispielsweise dem Phänomen des “apokalyptischen Spießertums“, über das ich hier etwas vorfand.
Auf Platz 9 äußern sich die Bank of America und JPMorgan Chase. Und zwar sagen leitende Angestellte beider Banken, dass die Zentralbank der USA, das Federal Reserve System, die Zinsen unterhalb von null Prozent setzen könnte, wenn traditionellere Maßnahmen nicht helfen sollten, die US-Wirtschaft aus der Rezession herauszuhalten. Mit Blick auf die Vertreter der Federal Reserve sagte zum Beispiel Mark Cabana von Bank of America in New York, dass diese zwar immer noch Bedenken hegten, “aber nicht mehr sosehr, wie sie es einst taten.“ Michael Feroli von JPMorgan schrieb in einem kürzlich publik gemachten Bericht, dass die Fed den Einsatz negativer Zinsen überlegen könnte, da die fünf Länder, die bisher so vorgegangen seien, keine Schwierigkeiten mit einer verstärkten Bargeldhortung erlebt hätten – ein Risiko, vor dem Kenneth Garbade und Jamie McAndrews, zwei Analysten der New York Fed, im August 2012 gewarnt hatten (siehe dazu hier). Unterdessen geht Bloomberg davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für die Einführung negativer Zinsen in der Zukunft steigt, wie Sie hier ersehen.
Auf Platz 8 werfe ich einen Blick zurück. Letzte Woche machte ich auf dem dritten Platz auf eine Dokumentation von Robbie Martin aufmerksam, “A Very Heavy Agenda“, die sich der Neocons in den USA annimmt. Diesbezüglich erregte ein Radiogespräch mein Interesse, das am 12. September 2001 mit Donald Kagan geführt wurde, dem Vater von Robert Kagan. Dieses Radiogespräch und seine Aufarbeitung sollten Sie sich hier nicht entgehen lassen.
Auf Platz 7 hätte ich ein interessantes “Grill-Video” für Sie im Angebot, in welchem der US-Kongressabgeordnete Sean Duffy die Vorsitzende der US Federal Reserve Janet Yellen auf den Rost legt. Anlass: eine andauernde Untersuchung über die Weitergabe von Insider-Informationen via Medley Global und anderen, bisher nicht identifizierten Kanälen. Im Zuge der Untersuchung wurde von Duffy der Antrag gestellt, bestimmte Dokumente vorgelegt zu bekommen. Dies ist bis dato nicht geschehen, obwohl seither ein Jahr vergangen ist. Frau Yellen, die bestimmt schon nettere Gespräche in Washington geführt hat, wird hier darauf angesprochen.
Auf Platz 6 gehen Experten davon aus, dass in der Sahara weit mehr Menschen, die auf dem Weg nach Europa sind, zu Tode kommen, als auf dem Mittelmeer. “Sind eine Million Flüchtlinge in der Sahara gestorben? Diese Zahl kursiert in der Bundesregierung. Als gesichert darf gelten, dass sich in der Wüste ungezählte Tragödien abspielen. Die Flüchtlingskrise geht einher mit einem Boom der organisierten Kriminalität.“
Mehr dazu hier.
Auf Platz 5 folgt ein Interview mit George Taber über die Bedeutung des Goldes für die Nazis im Zweiten Weltkrieg. In dem Interview, das von der Wharton School of Business der University of Pennsylvania veröffentlicht wurde, sagt Taber, der ehemalige Wirtschaftsredaktionsleiter beim Time Magazine und Autor des Buches Chasing Gold: The Incredible Story of How the Nazis Stole Europe’s Bullion (siehe hier): „Der einzige Weg, wie die Deutschen an die halben Dutzend Kriegsprodukte gelangen konnten, die für ihre Kriegsanstrengungen so entscheidend waren, bestand für sie darin, in Gold oder einer Währung wie dem Schweizer Franken zu zahlen, den die Deutschen damals aus der Schweiz im Austausch für Gold kauften. Gold ist im Laufe der Geschichte ein Medium der Finanzen gewesen, das immer akzeptabel war, weil es auf der ganzen Welt so wenig Gold gibt und es einen so hohen Wert besitzt.“
Das Interview steht unter der Überschrift „The Epic Gold Heists that Financed the War for Hitler“ hier bereit für Sie.
Auf Platz 4 vermögen Sie in Erfahrung zu bringen, was die USA 2016-17 fürs Militär auszugeben gedenken, nämlich hier unter “America’s $1 Trillion National Security Budget“.
Außerdem macht sich das Pentagon fit für “Weltraumkriege“, wie hier ersichtlich wird.
Auf Platz 3 ist’s so: in den USA gibt es so viele Herointote wie noch nie, und in Afghanistan wird so viel Opium produziert wie noch nie, woraus dann Heroin hergestellt wird. In Provinzen, die zuvor als “Mohn-frei“ galten, wächst es nun, und durch den Einsatz moderner Technologie haben die afghanischen Landwirte fast 500.000 Morgen zusätzlich für den Anbau urbar machen können. Um den Anbau und den Verkauf von Opium / Heroin zu verhindern, haben die USA in Afghanistan von 2002 bis 2014 über 7.6 Milliarden US-Dollar ausgegeben (siehe hier).
Bei “Mother Jones“ las ich nun einen Artikel über Edward Follis, der einige Jahre die Anstrengungen der Drug Enforcement Administration in Afghanistan leitete. „Follis sagt, die DEA und die CIA wären in Afghanistan oft aneinandergeraten. … Während er andeutete , dass die CIA manchmal ein Auge beim afghanischen Drogenhandel zudrückte, will Follis nicht ins Detail gehen. In seinem Buch [The Dark Art: My Undercover Life in Global Narco-terrorism] schreibt er: ,Fast überall auf der Welt, wo ich arbeitete, hatte ich Schwierigkeiten mit der CIA. Wir bearbeiten oft das gleiche Terrain, aber mit unterschiedlichen rechtlichen und moralischen Parametern. … Sie existieren völlig aus dem Schatten heraus.’“ Auf seine Jahre in Afghanistan zurückblickend, nennt Follis die Drogenbekämpfungsbemühungen der afghanischen Regierung „einen Witz.“ Das eigentliche Problem bestehe jedoch darin, dass das Produzieren von Opium für viele Afghanen der “bei weitem beste Weg“ sei, „um ihre Familien zu ernähren. Opium verkauft sich für einen hohen Preis und ist relativ leicht zu lagern.“ Oftmals bekämen die Bauern von den Drogenhändlern Saatgut und Geräte, als seien sie deren Pächter. Während der Erntezeit kämen die Drogenhändler dann zurück. ‘Als ich in Afghanistan war, wurde mir sehr schnell klar, dass dies eine Nation von abhängigen Knechten war‘, sagt er. ‘Während wir von einer parlamentarischen Demokratie besessen waren, versuchte das gemeine Volk, jeden Tag Essen auf den Tisch zu bringen.'“
Dies lesen Sie hier.
Auf Platz 2 oute ich mich als der, der ich nun mal bin, nämlich als ein großer Bewunderer von Robert F. Kennedy. Von daher ist es womöglich für Sie nachzuvollziehen, warum ich auf zwei aktuelle Dinge in Sachen Sirhan Sirhan verweise – nämlich hier und hier.
Und auf Platz 1 tauchen Anzeichen dafür auf, dass eine Vorhersage von Albert Einstein bezüglich des unendlichen Raums dort draußen zutreffen dürfte – siehe hier, wenn es beim „Economist“ heißt: “Gravitational waves have been detected for the first time“.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: CURTIS FULLER QUINTET – Love Your Spell Is Everywhere.
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.