Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 leisten wir uns hier zu Anfang Georg Schramm als Oberst Sanftleben: Militärische Lösung der Flüchtlingskrise.

Danach widmen wir uns vergnügt und froh gestimmt dem Thema “Geschichtsschreibung als Grund zum Schmunzeln“ – sprich, wir bleiben beim heiteren Fach, wenn wir nämlich bei “Telepolis“ lesen:

„Kommissar Rex an der Mauer erschossen?

Der erste Mauertote war ein Polizeihund namens Rex, und der Dritte Weltkrieg wurde nur durch Einhaltung des Leinenzwangs für die Wachhunde der NVA-Grenztruppen verhindert. Die wiederum stammen eigentlich von den KZ-Hunden der Nazis ab, können aber nix dafür, denn auch die Hunde litten ja unter der Mauer – sogar viel länger als wir: Für die armen Tiere dauerte die deutsche Teilung schließlich ganze 280 Hundejahre.

Diese Thesen stammen aus einem Vortrag mit dem Titel ‘Der deutsch-deutsche Schäferhund‘, der am 6. Februar 2015 an der TU Berlin gehalten und im Dezember 2015 in der Zeitschrift ‘Totalitarismus und Demokratie‘ veröffentlicht wurde. Sie waren jedoch frei erfunden – ohne dass dies jemandem aufgefallen wäre.

Der Grund dafür war, dass der Text mit den ‘Human Animal Studies‘ (HAS) das Vokabular der neuesten akademischen Mode aufgriff und gleichzeitig altbekannte Rhetorik zum ‘DDR-Unrechtsstaat‘ reproduzierte. Akademische Mode kombiniert mit politischem Konformismus – der Vortrag parodierte zwei klassische Strategien akademischer Ein- und Unterordnung und erschien gerade deshalb als ‘kritisch‘ und ‘innovativ‘. Der folgende Beitrag zeichnet die Geschichte dieser satirischen Intervention nach.“

Für diese Geschichte klicken Sie bitte hier.

Um Geschichte dreht es sich auch in einem Beitrag, den ich auf der Website “WHD“ vorfand. Da wollen nämlich irgendwelche Spitzbuben die drollige Bande der US-Gründungsväter madig machen, und einem Geschichtsschreiber schmeckt das nicht, wie er hier kundtut.

Geschichtsschreibung ist, wer wollte es bestreiten, naturgemäß ein Widerstreit aus “Dichtung und Wahrheit“, und bei Dichtung sind wir bei einem, der in deutschen Landen zu den faszinierendsten “Wertsack“- bzw. “Wertbeutel“-Dichtern gehört, der Wondratschek Wolf.

„Du gehst die Straße entlang, in deinen Absätzen vibriert alles, was nicht in Erfüllung ging…“, ist so ein Satz, der von Wondratschek in Erinnerung bleibt aus legendären Zeiten, als die Luft noch nach Napalm roch und der Tag nicht zuletzt mit einer Schußwunde zu beginnen pflegte.

Jetzt schreibt er: „Geh nicht weg wie jemand, der nicht wieder kommt.“

Wenn Sie der “Wertsack“-Dichter Wondratschek interessiert, kommen Sie hier auf Ihre Kosten.

Auf Platz 9 vermerken wir: Am Dienstag dieser Woche kam es zu einem Treffen wichtiger Ölfördernationen im katarischen Doha, bei dem sich unter anderem die Vertreter Saudi-Arabiens und Russlands darauf verständigten, die derzeitige Ölförderung nicht zu kürzen, sondern die Produktion auf dem gegenwärtigen Niveau “einzufrieren“. Die Ölpreise drehten daraufhin deutlich ins Minus. Zudem ließ der Iran, der nach Aufhebung der westlichen Sanktionen auf den Ölmarkt zurückkehrt, forsch durchblicken, dass er seine Ölproduktion hochfahren möchte, was einer Preisstabilität nach unten hin auch nicht förderlich sein wird.

Im Vorfeld der Entscheidung von Doha sah ich mir ein wenig hier die Aktivitäten auf dem Öl-Terminmarkt an; fand ich interessanter, als was ich hernach zur “Doha-Runde“ selber las…

Anderweitig hat man hier “Das totale Versagen von ‘Quantitative Easing‘ in Zahlen“ für Sie parat.

Unterdessen lässt uns William White, ehemals leitender Angestellter der BIZ in Basel, wissen:

“Alle komplexen Systeme versagen regelmässig, das heisst, sie münden in eine Krise. Die Forschung geht davon aus, dass die Verteilung der Ergebnisse gewöhnlich bestimmt wird von einem Potenzgesetz. Grosse Krisen treten selten auf, kleinere häufiger.“

Siehe dazu hier.

Was White an Behauptungen anhand von mathematischer Analyse ausbreitet, erinnert ein wenig an die Forschung von Benoit Mandelbrot, die er in “Fraktale und Finanzen“ darlegte (insbesondere im Kapitel 5 namens „Verfahren gegen die moderne Finanztheorie“). Worum es geht, finden Sie hier und hier in diesen PDF-Dokumenten aus dem Jahre 2005 einleitend dargestellt. (White unterlässt es natürlich, auf Mandelbrot zu verweisen.)

Norbert Häring befasst sich indes einmal mehr mit Ambitionen zum Verbot von Bargeld und den dazugehörigen Advokaten – und zwar hier und hier.

Auf Platz 8 hat’s mal wieder, so scheint’s, geklappt beim Tiefenstaatsbingo: es gibt einen neuen Todesfall im Zusammenhang mit dem NSU – worauf Sie hier stoßen.

Auf Platz 7 widmet sich Rudolf Stumberger ausführlich in zwei Teilen dem Thema “Lügenpresse“. Im zweiten Teil findet sich ein Satz, der hat was:

“Zeitungen sind nie nur bloße Übertragungsmedien von objektiven Nachrichten, sondern sie sind selbst Spieler im Spiel um die Deutung der Welt, sind selbst an der Konstruktion von Wirklichkeit beteiligt und stehen so für bestimmte weltanschaulich-politische Positionen.“

Lesen Sie hier Teil 1, “Über die neue Wut auf die Medien“, und hier Teil 2, “ Vom ‘Spiegel-Bild‘“.

Auf Platz 6 hat man in China Probleme. Was tut man, wenn man Probleme hat? Man löst sie. Oder man verschleiert sie. Zhou Xin und Wendy Wu berichten hier für die South China Morning Post in Hongkong über einen Fall versuchter Verschleierung, “Sensitive financial data ‘missing’ from central bank report on capital flowing out of China’s slowing economy“.

Die chinesischen Exporte sind übrigens im Januar um 11.2 Prozent gefallen und die Importe gingen auf Jahresbasis gar um satte 18.8 Prozent zurück (siehe hier).

Auf Platz 5 könnte die von Peking forcierte Seidenstraße 2.0 indes einen ersten Höhepunkt erlebt haben. Normalerweise interessieren mich Zugfahrten nicht sosehr, allzumal, wenn es sich um Güterzüge handelt. Im Fall eines Güterzugs, der die Strecke Ost-China-Kasachstan-Turkmenistan-Iran gefahren ist, verhält sich das etwas anders. Warum das so ist, wird hoffentlich ersichtlich, wenn es hier heißt: “First ‘Silk Road’ train arrives in Iran from China“.

Auf Platz 4 präsentiert Liam O’Donoghue hier einige Hintergründe zum Irakkrieg der USA, die nicht ins grelle Scheinwerferlicht von NY Times, Figaro oder Spiegel gezerrt werden (ist ja nicht deren Aufgabe).

Auf Platz 3 sage ich nichts Neues, wenn ich finde, dass Vergesslichkeit eine Gottesgabe ist, wohingegen zu viel Erinnerungsvermögen auf einen Fluch hinausläuft. Aber es gibt Hoffnung für die Verfluchten, wie hier verheißen wird.

Auf Platz 2 inszeniert die BBC den Weltkrieg, auf den viele warten, während ihn andere fürchten: es ist der dritte in der Erfolgsreihe, und hier wurden einige Gedanken dazu angestellt.

Und auf Platz 1 geht die Debatte, die über Negativzinsen im Gange ist, munter weiter. Beim Daily Telegraph in London werden hier kritische Stimmen zum Thema präsentiert, während Russell Napier zumindest die Einführung negativer Zinsen öffentlich vorhersagt, nämlich hier.

Abermals beim Daily Telegraph attestiert man hier, dass die wichtigsten Zentralbanken ihre anderweitigen Zins-Pläne ad acta legen können – siehe hier.

Die Zins-Pläne, die die Fed öffentlich vertritt, seien zunehmend nicht mehr mit der Realität im Einklang, befindet man hier bei Reuters.

Ray Dalio von Bridgewater sieht die Möglichkeit zur Herausgabe von “Helikopter-Geld“, wie man hier zu lesen vermag.

Sollten Negativzinsen eingeführt werden, so dürfte das dem Goldpreis wohltun, ist derweil hier Ross Norman, der CEO von Sharps Pixley Ltd, überzeugt.

Und hier wird die Spekulation aufgestellt, dass eine große Intervention an den Finanzmärkten bevorstehen könnte.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: ALICE IN CHAINS -Them Bones.

I believe them bones are me

Some say we’re born into the grave.

I feel so alone, gonna end up a

Big ol‘ pile of them bones…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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