Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, auf die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestoßen bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf zehn bemerkenswerte Geschichten und Veröffentlichungen präsentieren, über die ich im Laufe der jeweils vorangegangenen sieben Tage via wilder Internet-Klickerei stolperte.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 verschaffen wir uns zunächst einen kleinen Überblick zur international laufenden Anti-Bargeld-Kampagne. Den Überblick verschaffen wir uns in englischer Sprache hier, und in deutscher Sprache besorgen wir ihn uns hier in einem Interview mit Norbert Häring.
Zum Thema Geld erschien dieser Tage ein spannendes Buch von Paul Schreyer, “Wer regiert das Geld?“ – und mehr dazu finden Sie hier.
Auf Platz 9 plant die Börse in Hongkong den Handel von Goldfutures, welche tatsächlich mit Gold gedeckt sind. Die alten Kontrakte lauteten in US-Dollar und konnten mit Cash beglichen werden. Die neuen Kontrakte werden sowohl in Yuan als auch US-Dollar lauten und sehen eine physische Lieferung von Gold vor. Damit will man attraktiver für Anleger aus dem chinesischen Kernland werden.
Dies lesen Sie hier bei “Bloomberg”.
Bei der “Times“ aus London können Sie derweil etwas zur steigenden Anfälligkeit von Gold-Derivaten lesen, und zwar hier.
Der Internationale Währungsfonds befindet ja, dass physisch vorhandene Goldbarren das höchste Reserve-Asset von Zentralbanken sind, und er stuft Gold in diesem Sinne noch höher ein als seine eigenen Sonderziehungsrechte. Der IWF schreibt in einem offiziellen Dokument: “Der Goldbarren-Anteil des monetären Goldes ist der einzige Fall einer Finanzanlage ohne Ausfallrisiko.“ (Siehe hier.) Will heißen: Der Teil des monetären Goldes, der in Form von Goldbarren vorliegt, ist die einzige Finanzanlage ohne jedes Risiko, dass ein Vertragspartner seiner Verpflichtung nicht nachkommt. Wer Gold hat, kann auf dieses Risiko getrost pfeifen…
Ich erwähne dies, da das internationale Zentralbankensystem insgesamt auf Nettobasis nunmehr seit acht Jahren auf Goldeinkaufstour ist – die längste, seit den Tagen des Vietnamkriegs, wie hier zu lesen steht.
Bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der “Zentralbank der Zentralbanken“, schwindet unterdes der Glaube an die “heilenden Kräfte“ der Zentralbanken, was hieraus hervorgehen sollte.
Auf Platz 8 wird endlich bekannt gemacht, was bekannt gemacht gehört:
“Wer das bislang schon als selbstverständlich angenommen hatte, hat sich getäuscht: Wenn man beim ZDF-Fernsehrat eine Programmbeschwerde einreicht, dann erhält man künftig eine Begründung, warum diese abgewiesen oder ihr stattgegeben wurde.“
Derlei prangt hier.
Eine ganze Salve an Programmbeschwerden hätte ich dann für Sie von der “Rationalgalerie“, wo die ARD mittlerweile der Dauer-“Schmock des Monats“ ist – siehe hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Wie Sie feststellen werden bei der Lektüre auf der “Rationalgalerie“: es geht immer wieder irgendwie um Russland. Und um Russland geht es auch in einem Beitrag, der mit den Schlagwörtern “Egon Bahr“, “Karsten Voigt“, “NATO“, “Osterweiterung“, “Sowjetunion“ und “Warschauer Pakt“ ins Netz gestellt wurde, genauer: auf der Website “Das Blättchen“. Dort vermögen Sie sich einen ausführlichen Bericht von Karsten Voigt über die Unterredungen mit Falin usw. zu Gemüte zu führen, von denen Vladimir Putin im Frühjahr den BILD-Redakteuren die Dossiermappe gegeben hat, das aber nur in verschwindenden Spuren in der gedruckten BILD-Auflage Erwähnung fand. Der Bericht enthält noch mehr und teils nicht bekannte Einzelheiten über die Diskussion innerhalb der SPD, mit den Amerikanern und den nur bei Falin und Achromejew richtig wachen Russen über den Verbleib der Bundesrepublik mit DDR in der NATO. Falls Sie das interessiert, so können Sie diesem Interesse hier nachgehen.
Auf Platz 7 wartet ein bunter abc-Artikel-Blumenstrauß auf Sie, bestehend aus:
a) einem Interview-Podcast mit Gregory Copley: “Turkish Commandos & ISIS Fighters Probe Kurdish Syria, Prep for Invasion”, zu hören hier;
b) einem Bericht über Manfred Klag, der wegen Verrat von Staatsgeheimnissen in der Justizvollzugsanstalt Frankenthal einsitzt – aufzurufen hier;
und:
c) einem Gedanken-Einwurf von Shoshana Zuboff zum Überwachungskapitalismus à la Google – anklickbar hier.
Auf Platz 6 gelangen wir nach Washington DC, wo in den USA die Gesetze auf Bundesebene erlassen werden. Ein solches Gesetzespaket war beispielsweise im Jahre 2001 der sogenannte “Patriot Act“. Einige Details, wie dieser “Patriot Act“ zustande kam und verabschiedet wurde, liefert eine Rede, die vor fünf Monaten von Graeme MacQueen an der McMaster University in Kanada gehalten wurde. Der bearbeitete Text der Rede ist nunmehr bei “Truth and Shadows“ erschienen, präzisiert: hier.
Am 29. Februar publizierte das “National Security Archive“ an der George Washington University (www.nsarchive.org) umfangreiche Dokumente im Zusammenhang mit der Arbeit der Rockefeller-Kommission aus dem Jahre 1975, die die Inlandsaktivitäten des Auslandsgeheimdienstes CIA untersuchen sollte. Der abschließende Report der Rockefeller-Kommission wurde vom Weißen Haus unter Gerald Ford signifikant abgeändert. Hauptverantwortlich dafür: der damalige Vize-Stabschef des Weißen Hauses, Richard “Dick“ Cheney.
Unter den Highlights der Veröffentlichung befinden sich als Tatsachen:
dass Beamte des Weißen Hauses der Regierung Ford versuchten, die Rockefeller-Kommission davon abzubringen, die CIA-Pläne für Attentate im Ausland zu untersuchen;
dass die Ford-Regierung den tatsächlichen Report über Attentats-Pläne der CIA unterdrückte;
dass Richard Cheney den Report im Weißen Haus bearbeitete;
und:
dass die Rockefeller-Kommission darüber Stillschweigen wahrte.
Volle Einsicht in die Dokumente und Details zu ihrer Veröffentlichung erhalten Sie hier.
Auf Platz 5 folgt eine profunde China-Analyse von David Goldman, die hier bei “Asia Times“ als “Spengler“-Kolumne erschien, “Chicken Little does China“.
Moody’s hat Chinas Kreditwürdigkeit herabgesenkt – siehe hier. Seine Ansichten dazu äußert hier Uwe Parpart, der Chefökonom bei Capital Link International.
Und “inmitten der eskalierenden Krisen in und um Europa bereitet das außen- und militärpolitische Strategiezentrum der Bundesregierung die deutsche ‘Strategic Community‘ auf einen möglichen nächsten Großkonflikt vor – den Machtkampf gegen China.“
Dazu klicken Sie hier.
Auf Platz 4 schießen wir in den Weltraum zum Abbau wertvoller Ressourcen empor, die sich auf Asteroiden befinden. Weshalb das nicht nur Sinn ergibt, sondern auch in den Bereich des Möglichen rückt, ersehen Sie hier.
Auf Platz 3 rangiert ein Gespräch mit Jürgen Zimmerer, Professor für Globalgeschichte mit Schwerpunkt Afrika an der Universität Hamburg, der über die Nachwirkungen des Kolonialismus in Deutschland forscht. In dem Gespräch, das er mit “Der Spiegel“ führte, findet sich diese Passage:
„SPIEGEL: Ist der Zerfall arabischer Staaten etwa im Norden Afrikas eher eine Folge des Kolonialismus oder ein Scheitern der postkolonialen arabischen Staatlichkeit?
Zimmerer: Es ist beides und auch das Scheitern einer westlichen Politik, die neokoloniale Züge hat. War es nicht abzusehen, dass eine militärische Intervention etwa in Libyen auch zu einer Gegenreaktion führen würde? Man kann die Frage stellen, ob sich die Politik Washingtons und der Nato nach dem 11. September 2001 in neokolonialen Traditionen bewegt hat. Wir im Westen nehmen wohl nicht immer wahr, wie Interventionen ehemaliger Kolonialmächte in den früheren Kolonien ankommen.
SPIEGEL: Hat die Kolonialgeschichte womöglich nie aufgehört? Gibt es mehr Kontinuität als Brüche?
Zimmerer: Wenn man Kolonialismus breiter versteht, auch als das selbst gesetzte Recht, irgendwo Regime zu wechseln; wenn man ihn als ein System ungleicher Beziehungen sieht, dann kann man sagen, dass wir noch in einer kolonialen Welt leben.“
Das komplette Interview steht hier zur Einsicht bereit.
Auf Platz 2 lesen wir, wie mein Freund Pepe Escobar die Flüchtlingskrise in Europa liest, nämlich als “Europe’s Slow Motion Debacle“, hier zu lesen bei “Strategic Culture Foundation“.
Übrigens bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass die “Einführung beschleunigter Verfahren“ zur Genehmigung von Asyl “für Syrien und irakische religiöse Minderheiten“ in Deutschland zum 18.11.2014 geschah – vergleiche hier. Ergo: weit vor Merkels „Willkommens-Kulturoffensive“ vom Sommer 2015 mit all dem Drum und Dran..
Und auf Platz 1 ist es erst einmal so, dass mich meine Freundin auf einen bestimmten Artikel hinwies. Meine Freundin arbeitet mit jugendlichen Flüchtlingen, um sie “ins deutsche Gemeinwesen zu integrieren“. Und meine Freundin meinte, dass der besagte Artikel Gutes leiste, damit man die Situation von Jugendlichen aus Afghanistan verstehend in den Kopf bekommt. Ein Zitat daraus:
“Dem Staat ist es praktisch unmöglich, den Schutz Einzelner zu gewährleisten, da die afghanischen Sicherheitskräfte selbst nicht in der Lage sind, Herr der allgemeinen Sicherheitssituation zu werden. Eine als geheim eingestufte NATO-Bilanz hielt die afghanische Armee im Jahr 2015 für kaum einsatzbereit: Täglich sterben ca. 22 afghanische Soldaten und im Vergleich zum Vorjahr stellt die Zahl von 8.000 getöteten Armeeangehörigen einen dramatischen Anstieg von 42 % dar. Noch gravierender ist die Einschätzung desselben Berichts, dass jedes Jahr ein Drittel der Soldaten die Armee verlassen, u. a. weil viele als Deserteure zu den Taliban überlaufen. (…) Die allgemeine Unsicherheit ist nicht der alleinige Grund zur Flucht, stellt jedoch eine Konstante im Leben vieler Afghanen dar. Der bewaffnete Konflikt verschärft die ökonomische Situation und führt zu einer absoluten Perspektivlosigkeit der jungen Bevölkerung. In der afghanischen Gesellschaft tragen jedoch auch gerade Jugendliche eine große Verantwortung für die Sicherung der Familienexistenz, was umso mehr gilt, wenn der Familienvater im Krieg gefallen, versehrt oder einer der rund 12,6 % erwachsenen drogenabhängigen Afghanen (insbesondere Heroin) ist.“
Weiteres dazu bekommen Sie hier unter “Afghanistan: Gründe der Flucht und Sorgen jugendlicher Rückkehrer“ auf die Augen gedrückt.
Mit dem Stichwort “Heroin“ stoßen wir sodann zu jemandem vor, dem ich große Bewunderung entgegenbringe: Alfred McCoy. Bei McCoy sind wir bestens aufgehoben, so wir uns für das Geschäft mit afghanischem Opium interessieren.
Der Historiker McCoy, Autor des Sachbuchklassikers “The Politics of Heroin“, sieht die Vereinigten Staaten von Amerika nach dem längsten Krieg in ihrer Geschichte am Rand einer Niederlage in Afghanistan stehen. “Wie kann das möglich sein?“, fragt er. Immerhin hätten die USA, noch immer “die einzige Supermacht der Welt“, kontinuierlich seit 15 Jahren am Hindukusch gekämpft, dazu 100.000 ihrer besten Soldaten bereitgestellt und mehr als eine Billion Dollar für ihre militärischen Operationen ausgegeben. Überdies sei ein dreistelliger Milliardenbetrag für den “Wiederaufbau“ des Landes hingelegt und eine afghanische Armee organisiert worden. Und doch befindet man sich im Jahre 2016 von der erwünschten Stabilität in einer der ärmsten Nationen der Welt weit entfernt. So weit, dass US-Präsident Obama einen geplanten weiteren Rückzug von US-Kräften aufgehoben hat und schätzungsweise 10.000 Soldaten auf unbestimmte Zeit in dem Land stationiert lässt.
Die fortdauernde Instabilität führt McCoy auf die Rolle des Schlafmohns zurück, welches in Afghanistan in rauen Mengen angebaut wird. “In jeder Phase der tragischen, turbulenten Geschichte Afghanistans der letzten 40 Jahre – der verdeckte Krieg der 1980er Jahre, der Bürgerkrieg der 1990er Jahre und die US-Besatzung seit 2001 –, hat Opium eine überraschend wichtige Rolle für die Gestaltung des Schicksal des Landes gespielt.“ Heute sei es der “weltweit erste echte Drogenstaat“, ein Land, “in dem illegale Drogen die Wirtschaft dominieren, die politische Entscheidungen definieren und das Schicksal ausländischer Interventionen bestimmen.“
Gehen wir ein wenig zurück in der Zeit und schauen uns einmal an, wie die Situation war, als die Taliban 1996 die Hauptstadt Kabul erobert hatten und weite Teile des Landes kontrollierten. Damals “ermutigte das Taliban-Regime den lokalen Opiumanbau, bot den Schutz der Regierung für den Exporthandel an und sammelte dringend benötigte Steuern sowohl beim produzierten Opium als auch beim davon hergestellten Heroin ein.“ In den ersten drei Jahren ihrer Regierung, erhöhte sich der Opiumanbau auf 4.600 Tonnen pro Jahr, was zu diesem Zeitpunkt 75% Prozent der Weltproduktion entsprach.
Im Juli 2000, inmitten einer Dürreperiode, vollzog sich dann eine Wende, als die Taliban die Opiumkultivierung unter Bann stellten. Dadurch ging die Ernte um 94 Prozent auf 185 Tonnen zurück. Im Oktober 2000 sandten die Taliban eine Delegation nach New York City zum Hauptquartier der UN, um eine diplomatische Anerkennung im Gegenzug für eine fortgesetzte Drogenprohibition zu erwirken. Stattdessen wurde man dort für den Schutz von Osama bin Laden sanktioniert. Die USA reagierten etwas anders: von dort gab es humanitäre Hilfeleistungen im Wert von $43 Millionen. Indem er diese Hilfeleistung im Mai 2001 ankündigte, pries Außenminister Colin Powell das Verbot des Opiumanbaus als ”eine Entscheidung der Taliban, die wir begrüßen”.
Fünf Monate später begannen die USA mit der Bombardierung Afghanistans und traten eine Erhebung lokaler Warlords los. Daraufhin kollabierte das Taliban-Regime in den Worten des New York Times-Reporters R.W. Apple „so plötzlich und so unerwartet, dass Regierungsbeamte und Strategie-Kommentatoren … es schwer zu erklären finden.“ McCoy legt nahe, dass das Opium-Verbot dazu beitrug, da es die Taliban wirtschaftlich ausgeweidet habe. Bis zum Opiumverbot gingen auf den Drogenhandel die mit Abstand meisten Steuereinkünfte zurück, fast das gesamte Exporteinkommen war vom Opiumanbau abhängig, und die meisten Beschäftigten gab es ebenfalls dort zu finden. Eine UN-Untersuchung aus dem Jahre 2001 sprach von einem “schweren Einkommensverlust für geschätzte 3,3 Millionen Menschen“, resultierend aus dem Opiumbann.
Im Oktober 2001 gab die CIA $70 Millionen vor Ort an Cash aus, um bestimmte Warlords gegen die Taliban zu mobilisieren, beispielsweise im Südosten Afghanistans, wo man sich mit Kräften zusammentat, die als Drogenschmuggler aktiv gewesen waren. Die Taliban-Herrschaft brach zusammen und die Warlords begannen mit dem erneuten Opiumanbau. Im ersten Jahr der US-Besatzung erreichte die Opiumproduktion 3.400 Tonnen. Ein Jahr darauf waren 62 Prozent des gesamten Bruttoinlandprodukts Afghanistans vom Anbau und Verkauf illegaler Drogen abhängig.
“In den ersten Jahren der US-Besatzung ‘wies Verteidigungsminister Donald Rumsfeld das Mehren von Anzeichen zurück, dass die Drogengelder an die Taliban geschleust werden‘, während die CIA und das US-Militär ‘bei drogenbezogenen Aktivitäten von prominenten Warlords ein Auge zudrückten.‘“
Das Problem wuchs und Ende 2004, “nach fast zwei Jahren, in denen es nahezu kein Interesse an dem Thema gezeigt hatte“, sondern das Opiumproblem weitestgehend an die Briten und Deutschen abgeben hatte, wurde das Weiße Haus in Washington plötzlich aktiv, um ein von Drogengeld angeheiztes Taliban-Comeback zu verhindern. Nach längeren Verhandlungen mit der afghanischen Regierung wurde vereinbart, dass private Militärunternehmen wie DynCorp afghanische Kräfte trainieren würden, um zur Bekämpfung des Opiumanbaus beizutragen. Bereits 2005 war dieser Ansatz laut New York Times-Korespondentin Carlotta Gall “so etwas wie ein Witz” geworden. Die Opiumernten stiegen in den Folgejahren kontinuierlich an. 2007 betrug die Ernte 8.200 Tonnen. Eine Studie für das U.S. Institute of Peace kam zum Schluss, dass die Taliban ein Jahr später 50 Heroinlabore unterhielten und 98 Prozent der Schlafmohnfelder beherrschten. Mitte 2008 schickten die USA zusätzliche 40.000 Soldaten nach Afghanistan, um den wiedererstarkenden Taliban Einhalt zu gebieten. Das US-Schatzamt gründete zudem die sogenannte “Afghan Threat Finance Cell”, woraufhin 60 dazugehörige Analysten in Kampfeinheiten mitmarschierten, die mit strategischen Angriffen gegen den Dogenhandel beauftragt waren.
Das Problem nahm trotzdem weiter zu, sodass die neue Regierung von Barack Obama eine weitere Truppenaufstockung vornahm. U.S. Commander General Stanley McChrystal standen nun 102,000 Soldaten zur Verfügung. Geholfen hat’s wenig bis gar nichts, und als die Alliierten Zug um Zug wieder Truppen aus Afghanistan zurückzogen, vermochten die Taliban massive Angriffe im Norden, Nordosten und Süden zu landen, um eine Rekordanzahl von afghanischen Militärs und Polizisten zu töten. Die Opiumernte 2015 betrug 5.500 Tonnen. Eine jüngere Untersuchung des UN-Sicherheitsrates befand, dass die Taliban Teil “jeder Phase des Drogenhandels“ geworden seien. Laut New York Times falle es deshalb zunehmend schwerer, “die Gruppe von einem dedizierten Drogenkartell zu unterscheiden“.
Die von mir übersetzten Dinge und mehr finden Sie hier unter “Washington’s Twenty-First-Century Opium Wars“ vermerkt.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: Frederick Delius – Air & Dance.
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.