Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, über die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestolpert bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf Geschichten und Veröffentlichungen zu 10 Themenbereichen präsentieren, die mir im Laufe der jeweils vorangegangenen Woche als wie auch immer beachtenswert auffielen.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 setzt sich Philipp Sarasin hier mit der zunehmend vernachlässigbaren “NZZ“ und ihrem “liberalen Feigenblatt“ namens Heribert Seifert auseinander.

Zum Verhältnis des Springer-Konzerns zur Türkei äußert sich derweilen hier Ulrike Simon.

Auf Platz 9 stellen Florian Rötzer und David Swanson hier bzw. hier einige Gedanken zum Permanent-Kriegspräsidenten Barack Obama in den Raum.

Auf Platz 8 ist’s ja immer recht spannend, wenn Angestellte gegen den eigenen Laden und dessen Philosophie aufbegehren. Insofern mag man aufhorchen, wenn es hier heißt: “IWF-Ökonomen rechnen mit dem Neoliberalismus ab“.

Auf Platz 7 betreten wir nach längerer Zeit wieder einmal die Wissenschaftsecke. Dort wartet auf Sie dieses Quintett:

‘Ultracool’ Dwarf Star Hosts Three Potentially Habitable Earth-Sized Planets Just 40 Light-Years Away”;

Inside OpenAI, Elon Musk’s Wild Plan to Set Artificial Intelligence Free”;

Can Artificial Intelligence Create the Next Wonder Material?”;

Should we synthesise a human genome?”;

und:

Zero Zero’s Camera Drone Could Be a Robot Command Center in the Future”.

Auf Platz 6 hat die in London erscheinende Tageszeitung Al-Hayat, die zu den größten arabischsprachigen Zeitungen der Welt zählt, einen Artikel des Rechtsexperten Katib al-Shammari abgedruckt, in dem er vorbringt, dass die USA hinter den 9/11-Terroranschlägen stecken würden, um die Schuld je nach Interessenslage anderen zuzuschieben – erst al-Qaida und den afghanischen Taliban, dann dem Irak unter Saddam Hussein, und jetzt Saudi-Arabien.

Auszüge aus dem Artikel wurden vom Middle East Media Research Institute ins Englische übertragen. Sie können hier in Augenschein genommen werden.

Auf Platz 5 blickte ich für gewisse Buchrecherchen in einen Beschwerdebrief hinein. Dieser stammt von einem Top-Geheimdienstanalysten des US-Militärs, der in der Öffentlichkeit nur unter dem Pseudonym “Iron Man“ bekannt ist, und richtete sich im Mai 2006 an das Büro des Generalinspektors des US-Verteidigungsministeriums. Im darauffolgenden Herbst beantragte “Iron Man“ im Rahmen des Freedom of Information Act (FOIA) eine Veröffentlichung seiner sechsseitigen Beschwerde. Im Sommer 2011 konnte sie dann teilweise geschwärzt von der US-Website “Truthout“ veröffentlicht werden.

Aus dem Brief geht hervor, dass “Iron Man“ einer nachrichtendienstlichen Eliteeinheit angehörte, die 1999 gegründet wurde: die Asymmetric Threats Division, auch DO5 genannt. DO5 war eine Abteilung innerhalb des Joint Forces Intelligence Command (JFIC), die wiederum dem U.S. Joint Forces Command (USJFCOM) unterstand. In seiner Funktion als Terrorabwehranalyst des Naval Criminal Investigative Service (NCIS) arbeitete “Iron Man“ von 1998 bis 2001 für JFIC. Die direkte Zuständigkeit von DO5 und JFIC war die Analyse der Gefahren, die vom internationalen Terrorismus für die USA ausgingen. JFIC zeichnete für die Überwachung von Osama bin Laden und anderen mutmaßlichen Terroristen in Afghanistan zwischen 1998 und 2000 verantwortlich. Zudem war es beauftragt worden, mögliche Angriffsszenarien zu entwickeln, die zukünftig von Terroristen gegen die USA ausgeführt werden könnten.

Der von “Iron Man“ geschriebene Brief charakterisiert die DO5-Einheit als Vorläufer mittlerweile gängiger Fusionscenter. Man habe „zahlreiche Originalberichte“ verfasst, in denen es um die Identifizierung der “wahrscheinlichen und möglichen Bewegungen und Positionen von Osama bin Laden und Mullah Omar“ ging, darunter auch die “vermutliche Identifizierung des Hauses, in dem Khalid Sheikh Mohammed die 9/11-Angriffe angeblich plante“. Die von DO5 geleistete Arbeit zu al-Qaida sei bei verschiedenen Behörden wie DIA, CIA und NSA bekannt gewesen.

Unter den Bedrohungsszenarien, die DO5 entwickelte, befanden sich mögliche Angriffe von al-Qaida auf das World Trade Center und das Pentagon. Zwischen Sommer 2000 und Sommer 2001 sollen hochrangige Gespräche im Verteidigungsministerium über diese DO5-Szenario-Aktivitäten stattgefunden haben. Als wahrscheinlichste Ziele, die DO5 für al-Qaida nannte, galten vorrangig die Gebäude 1 und 2 des World Trade Centers, gleich gefolgt vom Pentagon. In einer Unterredung sei darüber gesprochen worden, dass diese Gebäude “von einem Flugzeug getroffen“ werden könnten.

Nach 9/11 sind die Informationen, die DO5 gesammelt hatte, weder dem Kongress noch der 9/11-Kommission bereitgestellt worden. Stattdessen kam es wiederholt und bewusst zur Verbreitung von Falschinformationen über DO5, und bis heute ist die “zeitige Analyse der Ziele, die von den 9/11-Angreifern tatsächlich getroffen wurden“, nahezu unbekannt.

Den ganzen Brief von “Iron Man“ und den dazu gehörigen “Truthout“-Artikel finden Sie hier.

(Was in dem Artikel nicht geschrieben steht: Im Sommer 2001 wurde D05 unter dem Intelligence Watch Center neuausgerichtet, während JFIC im Jahre 2005 in das Joint Transformation Command Intelligence JTC-1 umgewandelt wurde.)

Auf Platz 4 geht es in dem folgenden Artikel-Mix um den Erdölmarkt und die Saudis, Chinas größer werdenden Einfluss bei der Rohstoffpreissetzung und im globalen Bankengeschäft, und die Einschätzungen Pekings bezüglich des Nummer-Eins-Supermachstatus der Vereinigten Staaten von Amerika.

Wohlan, der Mix:

The Oil World in Chaos”;

Saudi financial crisis ‚could leave oil at $25‘ as contractors face being paid in IOUs”;

China will Dominanz des Westens im Öl-Handel brechen – und erlaubt Ausländern den Zugang“;

China Wants to Set Prices for the World’s Commodities”;

Biggest banks in the world list: China dominates, US fades”;

und:

China: The US will remain the world’s No. 1 power for a long time”.

Auf Platz 3 wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass ich ein gewisses Faible für die Gespräche hege, die Russland-Kenner Stephen F. Cohen mit John Batchelor in New York führt. Diese Woche hörte ich mir ihr neuestes Geopolitik-Audio-Abenteuer an, und zwar hier.

Auf Platz 2 sollten Sie sich Zeit für einen Artikel im “Guardian“ nehmen, der hier die Anstrengungen des Pentagon gegen Whistleblower behandelt.

Das Pentagon hat wie eh und je heftig große Spendierhosen an, was hier Thema ist.

Und auf Platz 1 berichtet ein verwunderter John Pilger über die Atmosphäre der Stille, auf die er in den USA trifft – siehe hier unter “Silencing America as It Prepares for War“.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: AFRIKA BAMBAATAA & THE SOUL SONIC FORCE – Renegades Of Funk.

There were always renegades

Like Chief Sitting Bull, Tom Paine,

Like Dr. Martin Luther King, Malcom X

They were renegades of their time and age…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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2 Responses to “Die Woche im Rückspiegel betrachtet”

  1. Jane Clark sagt:

    Is this website able to be translated into English? Thank you, Jane Clark

  2. Jane Clark sagt:

    Remember, there were puts on „re-insurance with Zurich“ on 911 and that „reinsurance with Zurich covered the WTC complex“

    Any thoughts about these deaths? 3 deaths
    Some mumbling about possible 9/11 connections with Acermann formerly from Deustche Bank. what is going on at Zurich Insurance Company?

    Ex-CEO of Zurich Insurance kills himself 6 months after leaving

    „Martin Senn’s family has informed us that Martin committed suicide last Friday,“ the company said in a statement on Monday, adding it was „stunned and deeply shaken“.
    https://www.zurich.com/en/knowledge/articles/2016/05/martin-senn

    His death follows the suicide of Zurich’s finance chief Pierre Wauthier in August 2013, which brought into sharp focus the pressures facing senior corporate executives in Switzerland and elsewhere.

    Wauthier, 53, killed himself after writing a suicide note addressed „To whom it may concern“ in which he described becoming demoralised by what he called a new, more aggressive tone at Zurich under then-Chairman Josef Ackermann.

    Ackermann, a former head of Deutsche Bank, denied any wrongdoing but quit soon after Wauthier’s death.
    https://www.zurich.com/en/media/news-releases/2013/2013-0829-01
    Josef Ackermann said, “The unexpected death of Pierre Wauthier has deeply shocked me. I have reasons to believe that the family is of the opinion that I should take my share of responsibility, as unfounded as any allegations might be.

    Weeks before Wauthier’s death, Swisscom Chief Executive Carsten Schloter had taken his own life.
    http://www.thelocal.ch/20130820/swisscom-chief-exec-left-suicide-note-report
    http://www.reuters.com/article/us-swisscom-ceo-idUSBRE96M0EA20130723

    Senn had been CEO since 2010 at Zurich, which he joined after stints with Swiss banks in Asia.

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