Die Initiative zur Veröffentlichung bisher geheimer 28 Seiten zum Nexus 9/11-Saudi Arabien hat ihr Ziel erreicht: die fraglichen Seiten sind seit letzten Freitag weitestgehend freigegeben. Das Resultat erinnert an den griechischen Fabeldichter Äsop, der da formulierte: ῎Ωδινεν ὄρος καὶ έτεκε μῦν” (Ōdinen oros kai eteke myn) – sprich: “Es kreiste der Berg – und gebar eine Maus.“
Von Lars Schall
Äsop ging es um die Schilderung eines Geschehens, bei dem ein irrsinniger Aufwand für einen erdenklich kargen Ertrag betrieben wird.
Die spätere Version des Ausspruchs im Lateinischen stammt von Horaz, der im Vers 139 der “Ars poetica“ schrieb: “Parturient montes, nascetur ridiculus mus.“ Ins Deutsche übertragen: „Kreisen werden die Berge, und geboren wird werden eine lächerliche Maus.“
Horaz ging es um Poeten, die viel versprechen, davon aber wenig bis gar nichts halten.
Nach einer jahrelangen Initiative, die bereits 2003 von mehr als 40 US-Senatoren mitgetragen wurde, (1) um über die Jahre hinweg am Köcheln gehalten zu werden, ehe sie dieses Jahr im April den Siedepunkt erreichte, sind am 15. Juli nunmehr 28 bisher geheime Seiten eines Untersuchungsberichts zweier Ausschüsse des US-Kongresses über die Arbeit der Geheimdienste im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 (Originalbezeichnung: Joint Inquiry into Intelligence Community Activities before and after the Terrorist Attacks of September 11, 2001) weitestgehend freigegeben worden – siehe dazu beispielsweise hier, hier und hier.
Der 9/11-Forscher Kevin Ryan (“Another Nineteen“) hat die Kampagne zur Freigabe der 28 Seiten seit längerem kritisch begleitet, wie etwa hier an diesem Artikel namens “Playing the ‚Get into Saudi Arabia free card’” vom August 2011 ersichtlich wird.
Zur jetzt erwirkten Freigabe (zum Beispiel hier einzusehen) schreibt Ryan, dass dadurch erdenklich wenig neue Informationen enthüllt worden seien. Stattdessen gingen jene Richtungen gestärkt hervor, welche ohnehin untersucht gehörten. Dafür gibt Ryan fünf Beispiele an. Diese sind:
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Die 28 Seiten sagen über zwei Männer viel aus – Omar al-Bayoumi und Osama Bassnan. Die Seiten deuten auf die Überlegung hin, dass Al-Bayoumi und Bassnan, die einige der angeblichen Entführer in den USA sponserten, saudische Geheimdienstler oder Agenten waren. Obwohl das nicht neu ist, erwähnen die Seiten auch, dass beide eng mit der saudi-arabischen Kulturmission (SGKM) zusammengearbeitet haben. Das sollte die Ermittler zurück auf die WTC-Sicherheitsfirma Stratesec bringen, die ihre jährlichen Treffen in SGKM-Büros durchführte.
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Die SGKM war ein Teil der saudischen Botschaft, vom damaligen Botschafter Prinz Bandar geführt. Die freigegebenen Seiten spielen mehrmals auf Bandars Finanzierung von Al-Bayoumis und Bassnans Aktivitäten in den Vereinigten Staaten an. Was vielleicht eine Enthüllung sein könnte ist, dass die Ehefrauen der Männer nicht nur Geld von Bandars Frau erhielten, sondern auch, dass Bassnan 15.000 US-Dollar direkt von Bandars Konto erhielt.
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Die Seiten enthüllen ebenso, dass „mehrere saudische Marineoffiziere in Kontakt mit den 11. September-Entführern standen“. Eine ähnliche Tatsache, die einer genaueren Prüfung bedarf, ist, dass die Science Applications International Corporation (SAIC), die von den 9/11-Verbrechen stark profitierte, zwanzig Jahre lang im Aufbau und in der Ausbildung der saudischen Marine tätig war. Zum Zeitpunkt von 9/11 wurde SAIC von Dick Cheneys Protegé Duane Andrews geleitet, der die sachkundigste Person bezüglich der Schwachstellen der Informations- und Kommunikationsnetze war, die an diesem Tag fehlschlugen.
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Die freigegebenen Seiten stellen auch viele Andeutungen über Abu Zubaydahs „Telefonbuch“ an. Zubaydah war der erste mutmaßliche al-Qaida-Führer, der gefangengenommen wurde. Die 28 Seiten erwähnen wiederholt, dass sein Telefonbuch mehrere Nummern hatte, die mit US-Telefonnummern “verbunden“ werden konnten. Der Leser wird wahrscheinlich nicht wissen, dass die US-Regierung 2009 von ihrem Vorwurf Abstand nahm, dass Zubaydah irgendwelche Verbindungen zu al-Qaida besaß. Dass der 9/11-Kommissionsbericht in starkem Maße von Zubaydahs Foltergeständnissen abhing, ist eine Tatsache, die von den Leitern der Kommission und Geheimdienstbehörden schnell vergessen wurde.
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Der Bericht der Untersuchung gründet weitgehend auf Informationen, die durch das FBI und die CIA zur Verfügung gestellt wurden. Die 28 Seiten zeigen dies deutlich. Was die Leute infrage zu stellen vergessen könnten ist, warum die Untersuchung sich der Untersuchung von Geheimdiensten zuwenden sollte, indem sie schlicht Informationen berichtet, die von diesen Behörden zur Verfügung gestellt wurden. Dieser Widerspruch wurde verstärkt, als die Untersuchungsleiter dem FBI erlaubten, ihre eigenen Panel-Mitglieder einzuschüchtern, indem sie diese untersuchte, während diese das FBI untersuchten. Die Gründe für diese Widersprüche stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Tatsache, dass die Leiter des FBI und der CIA legitime Verdächtige im 9/11-Verbrechen darstellen. (2)
Quellen:
(1) Vgl. Carl Hulse: “Claims Against Saudis Cast New Light on Secret Pages of 9/11 Report”, The New York Times, 4. Februar 2015: http://www.nytimes.com/2015/02/05/us/claims-against-saudis-cast-new-light-on-secret-pages-of-9-11-report.html?_r=0
(2) Kevin Ryan: “Five Revelations From the 9/11 Joint Inquiry’s 28 Pages”, Washington’s Blog, 16. Juli 2016: http://www.washingtonsblog.com/2016/07/five-revelations-911-joint-inquirys-28-pages.html
Grüß Gott,
es muß richtig heissen: „Der Berg kreißte [mit scharfem S!] und gebar eine Maus.“ Der Fehler wird häufig gemacht. Er läßt leider die Mühen und damit verbundenen Lautäusserungen der Gebärenden bei der Geburtsarbeit grammatisch verschwinden. Es heißt ja auch „Kreißsaal“ und nicht „Kreissaal“. Der kreiselt nichts, da wird gelegentlich geschrieen und gekreischt, bis das Kind da ist und im Gesicht der Gebärenden die Sonne aufgeht.
Nix für ungut, und beste Grüße
Petronella